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Jelenas Erfahrung mit der Gebetsgruppe

Jelena Vasilj-Valente ist eine Seherin der 2. Generation. Sie hat mit Marijana Vasilj-Juricic die Gebetsgruppe in Medjugorje gegründet.

„Wenn ich an meine Erfahrung von Medjugorje zurückdenke, erinnere ich mich am besten an die Freude, die ich spürte, als ich zum ersten Mal hörte, dass die Muttergottes in Medjugorje erschien. Nach dieser Freude erinnere ich mich an die Zweifel und Besorgnis, die mir von seiten der Zweifelnden aufgedrängt wurden, aber das dauerte nicht lange, weil sich in meinem Leben bereits etwas verändert hatte. Ich war gänzlich von dem Gedanken an Maria ergriffen, und horchte mit meinem ganzen Wesen, ob ich Sie in irgendeinem Zeichen erkennen würde. Mein Glaube festigte sich immer mehr. Es war jener Glaube des hl. Jakobus, der den Glauben durch Werke belebt. Das Fasten und das Gebet wurden ein täglicher Teil meines Lebens. Auch heute sehe ich, dass dieselbe Regel gilt, um sich der Gnade zu öffnen: das Fasten, das uns leert, und das Gebet, das uns erfüllt.
Eineinhalb Jahre nach dem Beginn der Erscheinungen begann die Muttergottes auch in meinem kleinen Herzen zu sprechen. Es war eine Einladung zum Gebet, besonders zum gemeinsamen Gebet. Bald schlossen sich mir Marijana und nach ihr auch die anderen an.
Meine erste Erfahrung war mit einem Engel am 15. Dezember 1983. Sie dauerte bis zum 29. desselben Monats, als mir der Engel Maria vorstellte. Meine weiteren Erfahrungen waren mehr oder weniger mit Maria und manchmal auch mit Jesus.
An das, was nachher geschah, kann ich mich nicht so genau erinnern und es ist mir nicht möglich, alle Geschehnisse in chronologischer Reihenfolge wiederzugeben. Deshalb muss ich mich auf die Erfahrungen, die ich heute lebe begrenzen, weil sie ein Teil von mir sind.

Das Gebet mit dem Herzen

Die Gabe, die ich erlebt habe, ist sicherlich keine Erscheinung, aber man kann sagen, dass sie vom gleichen Geist kommt. Denn der Geist ist ein und derselbe, nur die Gaben sind unterschiedlich. Die Erfahrung beinhaltet sowohl inneres Reden – auf lateinisch locutio interna - als auch eine innere Art des Sehens. Zusammen ergeben sie eine mächtige Anwesenheit einer Person, die immer Frieden bringt. Dieses innere Reden nennt man auch locutio cordis, weil der Ort des Treffens eigentlich im Herzen ist.
Die Bibel und die Tradition bezeichnen das Herz als die Tiefe des menschlichen Wesens, den Ort, wo Gott wohnt. Ein Psalm sagt: ,Du bist mir näher als ich mir selbst.’ Das ist der Ort der Entscheidung, der Ort des Glaubens, der Ort des Bundes zwischen Israel und Gott und auch der Ort des Neuen Bundes und des neuen Gesetzes des Geistes.
Es ist als ob die Muttergottes dies besonders ausdrücken wollte, als Sie uns schon ganz am Anfang zum Gebet mit dem Herzen eingeladen hat. Sie sagte: „Betet nicht aus Verpflichtung, betet nicht, um etwas im Himmel zu verdienen, sondern um im Gebet, in der Begegnung mit dem lebendigen Gott glücklich zu sein.“ Deshalb sagt die Muttergottes ‚horcht’, was sicherlich das, was Sie sagen möchte, besser beschreibt, denn es ist nicht leicht zu horchen. Es beansprucht viel mehr, als zu hören und vielleicht nicht zu hören. Wer hört ist passiv, aber jener, der horcht, macht sein ganzes Wesen zu einem Sinnesorgan für Gott.
Natürlich ist die Muttergottes nicht an Semantik interessiert. Dieser andere Terminus könnte vielleicht dem Betenden helfen zu verstehen, dass das Gebet nicht passiv ist, dass es ein Fortschreiten ist, und dass die Gnade eigentlich ihn persönlich und seine Entschlossenheit braucht. Einerseits ist Gott so sanft und drängt sich nie auf. Die Freiheit, die Er uns gibt, erleichtert wiederum die Reife unserer Entscheidung für Ihn. Gott hält uns nicht an einer Leine, sondern Er will wahrhaftig, dass wir wunderbare, freie Wesen werden, so vollkommen wie unser himmlischer Vater. Die Aufgabe des Gebets ist gerade diese stete Befreiung, die innere Erschaffung und das unaufhörliche Streben, Gott immer ähnlicher zu werden.
Das aktive Gebet hat ein Ziel: die Betrachtung des Geheimnisses Gottes, von dem jede Gnade kommt. Man darf nicht vergessen, wie wichtig diese Verbindung zwischen den Lippen und dem Herzen ist, damit die ganze Person beten kann. Ich würde sagen, dass das Herz diese Ganzheit verlangt; das heißt, nicht nur mein Hirn, meine Gedanken oder Gefühle, die ein Motor im Gebet sein können, nicht nur mein Körper, der vielleicht im Moment des Gebets niederkniet, sondern mein ganzes Wesen opfert sich Gott auf.
Je mehr ich Gott suche, desto mehr verstehe ich auch mich selbst. Im Gebet wird Gott zum Spiegel, in dem ich mich auch widerspiegle. Und das ist ein weiterer Schritt im Gebet: das Suchen nach Gottes Willen für mich.“

Das Gebet der Hingabe

„Eine Frage, die oft gestellt wird, ist: Wie betet man wirklich? Wie sieht ein solches Gebet aus? Alle Gebete führen zur gleichen und größten Form des Gebets zurück: zur heiligen Messe. Es ist interessant, dass die Muttergottes bereits vor langer Zeit dem Gebet den gleichen Verlauf wie der heiligen Messe gegeben hat.
Wie jede hl. Messe, so beginnt auch jedes Gebet mit der Befreiung des Herzens von der Sünde. Natürlich kann uns auch Müdigkeit beim Beten stören, ebenso Zerstreutheit. Das gilt besonders für die Jugendlichen, deren Gefühle stärker sind. Was die Sinne betrifft, so müssen wir versuchen, unsere Integrität zu bewahren, damit auch unsere Gefühle uns auf dem Weg zu Gott dienen und uns nicht von Ihm trennen. Hier muss man die Wahrheit von der Unwahrheit unterscheiden. Das heißt, viele unserer Bedürfnisse stellen sich als wichtig dar, aber in Wirklichkeit sind sie eine Frucht unserer Unreife und Sünde. Um die wahre innere Armut kennenzulernen, muss man beginnen zu fasten. Dann werden wir verstehen, wie wenig wir eigentlich brauchen, um Jesus folgen zu können. Durch das Fasten brechen wir uns selbst und, indem wir auf jeden Exzess verzichten, befreien wir uns selbst für die Fülle Gottes.
Übertriebenes Verlangen offenbart sich normalerweise in Traurigkeit, wenn dieses Verlangen nicht befriedigt wird. Der hl. Thomas nennt diesen Zustand acedia oder geistige Trägheit. Man soll nicht vergessen, dass dieser Zustand auch eine Versuchung sein kann, besonders wenn Satan weiß, dass das unsere Schwäche ist. Es ist wahr, dass wir verwundet sind und deshalb Hilfe brauchen, aber wir brauchen uns nicht vor der Heilung und Entwicklung zu fürchten, um so mit der Gnade Gottes erfüllt zu sein. Wir brauchen uns nicht zu fürchten, unsere Sünde in unserem Verwundetsein zu erkennen, weil Jesus uns sagt, dass Er nicht gekommen ist, um uns zu richten, sondern um die Schuld auf Sich zu nehmen. Wer seine Sünde bekennt, wird nicht verurteilt; seine Sünde zu bekennen, heißt eigentlich, sich zu ändern. Wer seine Sünde nicht eingesteht, spürt nicht das Bedürfnis, sein Benehmen zu ändern, weil er überzeugt ist, nichts Falsches zu tun. Eine derartige Überzeugung hindert den Menschen in seinem geistigen Wachstum. Auch soll man Gefühle nie negativ betrachten. Die Muttergottes hat uns nie gelehrt, stoisch zu sein, d.h. uns so zu benehmen, als ob uns nichts interessierte und wir für nichts verantwortlich wären, weil das überhaupt kein christliches Ideal ist. Es genügt, das Leiden und das Kreuz Jesu zu betrachten, um zu verstehen, wie unser Glaube mit Gefühlen erfüllt ist. Alles, was Gott erschafft, ist gut. Je mehr uns Gott von der Versklavung unserer Gefühle befreit, desto freier werden wir für das Gebet. Man soll immer in das Gebet mit dieser Armut und mit der Hoffnung hineingehen, dass uns Gott mit der Wahrheit erfüllen wird.
Natürlich ist Selbstsucht nicht das Einzige, was uns vor Gott verschließen kann. Die häufigste Ursache unserer Verschlossenheit und die Ursache aller Sünden ist der Hochmut, der entsprechend seiner Natur die Verschlossenheit zum anderen und zum Leben ist und uns von innen her zerstört. Der alte Mensch in uns ist nie so lebendig wie im Augenblick des Hochmuts. Wir verschließen uns, weil uns die anderen das Leben schwer machen, weil die anderen unser Leben nach ihren Plänen ändern möchten. Das geschieht auch zwischen Gott und uns, d.h. wir verschließen uns vor Ihm wenn wir spüren, dass Er unser Leben ändern möchte.
Wenn wir durch unseren Hochmut verführt werden, brauchen wir eigentlich das Gebet überhaupt nicht, weil wir uns nicht erneuern möchten. Wir verzichten auf unser Kindsein. Ein hochmütiger Mensch ist wirklich unglücklich, solange er nicht vergibt; er wird von seinen eigenen Ambitionen gekreuzigt. Es scheint als ob hier auch die Angst, das eigene Leben zu verlieren, geboren wird, obwohl uns das Evangelium etwas ganz anderes sagt: sich selbst zu verlieren, um das Leben zu finden. Sich selbst zu verlieren, heißt nicht, die eigene Würde zu verlieren oder zu erlauben, dass uns jemand mit Füßen tritt, sondern sich vollkommen zu öffnen und sich bereitwillig in das Leben des anderen - Jesus Christus - zu werfen. Als der Engel zu Maria sagte: ,Fürchte dich nicht!’ folgte sein Gruß kecharitomene- ,voll der Gnade’ dem Versprechen, dass Sie voll vom Leben Gottes sein werde. Sie antwortete: „Hier bin ich, ich bin die Magd des Herrn.“ Das ist ein wahrhaftiges Beispiel für das Hineingehen in das Gebet, das eigentlich ein Hineingehen in das Leben Gottes bedeutet.
Die Einladung, uns nicht zu fürchten, ist nicht nur eine Einladung, sich nicht vor der Angst oder überhaupt vor dem Gefühl der Angst zu fürchten, sondern eigentlich ein Aufruf, uns nicht uns selbst zuzuwenden und um unser eigenes Leben besorgt zu sein. Es ist ganz klar, dass jede Sünde eine Flucht vor Gott ist, und das heißt wiederum, für das Leben Gottes und Seinen Eingriff in unser persönliches Leben verschlossen zu sein.
Man muss sich seiner persönlichen Armut vor Gott bewusst sein. Dieses Bewusstsein hilft uns, uns für das Ausgießen der Gnaden zu öffnen, die wir in den Sakramenten der Beichte und der hl. Messe empfangen.“

Das Wort Gottes lesen und betrachten

„Das ist der Moment, wenn das Gebet seine konkrete christliche Form annimmt. Jeder Mensch fühlt sich gut, wenn er verzeiht, weil das zugleich der Anfang des Friedens ist. An diesem Punkt hören viele zu beten auf. Alle Ebenen des Gebets sind miteinander verwoben, aber die Vergebung ist trotzdem die Voraussetzung für jeden weiteren Schritt. Das ist der Zustand, über den die Muttergottes spricht, wenn Sie sagt, dass ein Herz für das Gebet vorbereitet ist. Es genügt nicht, die Sünde zu lassen, zu bereuen und zu versprechen, nicht mehr zu sündigen, um den Frieden zu spüren. Erst hier beginnt der Weg der Nachfolge Jesu: wenn Jesus uns einlädt, alles zu verlassen und Ihm zu folgen.
Viele haben ihr Leben mit Jesus auf eine rein moralische Ebene reduziert. Das ist zwar unumgänglich, aber es genügt nicht. Wenn wir beginnen, Jesus zu folgen, beginnt eigentlich unsere Freundschaft mit Ihm.
Gewöhnlich wird in diesem Teil des Gebetstreffens das Evangelium gelesen, das beginnt in den Herzen zu wohnen von wo alle anderen Gebete ausgehen. Wenn wir die Erde schon gut vorbereitet haben, wird das Wort Gottes auf fruchtbaren Boden fallen und Leben bringen. Es ist sehr wichtig für uns zu wissen, dass unser Gebet einen besonderen Inhalt hat und dass Gott uns wirklich mit ihm erfüllen möchte.
Das ist sicherlich der geheimnisvollste Moment des Gebets. Es besteht die Gefahr, dass wir Gott überhaupt nicht begegnen, und es kann leicht geschehen, dass uns das ganze Geheimnis nicht offenbart wird, besonders wenn wir gewohnt sind, Gott mit bestimmten Maßstäben zu betrachten. Es ist ein Moment der Geheimnisse und des Lichts, es ist ein Moment der physischen und der inneren Stille. In diesem Augenblick ist unser Herz offen und wir begegnen dem lebendigen Gott. Nur ein innerlicher Vorgang ist wichtig - der der Liebe, der des Heiligen Geistes. Das Ziel dieses Gebets ist, Christus zu empfangen und Ihm ähnlich zu werden. Deshalb beginnt hier die Betrachtung des Geheimnisses des Lebens Christi, besonders Seines Leidens und Seiner Auferstehung.
Man kann mit dem aktiven Gebet des Rosenkranzes beginnen, das an sich die Katechese unseres Glaubens ist und uns in das Geheimnis Christi hineinführt. Aber auch dieses aktive Gebet soll uns zum Herzen führen.
Hier beten wir für alle unsere Bedürfnisse, besonders für die Kirche und all jene, die uns in der Kirche leiten. Wir beten auch für die Familien, für die Armen und Kranken. So vereinen wir uns mit Jesus, und durch Ihn, mit Ihm und in Ihm bringen wir all diese Bedürfnisse dem Vater dar.
Danach folgt die Danksagung. Dieses Gebet ist wirklich die Frucht des tiefen Gebets, welches wiederum die Frucht der Begegnung zwischen Gott und dem Menschen ist. Das beste Beispiel dieses Gebets ist das Magnificat Mariens. Es ist die Würdigung der großen Dinge, die Gott für uns getan hat. Es ist zugleich unsere Erwiderung und die Anbetung dessen, der groß ist. Dieses Gebet enthüllt das wahre Gesicht des Menschen, der nicht nur die Größe Gottes sieht, sondern auch seinen eigenen Zustand als Geschöpf, dessen wahre Dimension in der Demut liegt: „Und was ist der Mensch, dass du dich an ihn erinnerst?“
Am Ende folgt das Segnungsgebet. Das ist das Gebet Elisabeths: Gott in allem und in allen zu erkennen und Ihn in jedem Moment und in jeder Person zu segnen. Jeder von uns soll auch ein Träger eines solchen Lebens sein. Wie anders wäre diese Welt, wenn wir alle Menschen so wie Christus und mit Seinen Augen sähen. Dann gäbe es weder Verurteilungen noch Verurteilte, sondern nur jene, die ihr Kreuz angenommen haben, es freudig tragen und den anderen helfen, ihr Kreuz geduldig zu tragen.
Ich glaube, dass wir in dem, wozu uns die Muttergottes aufruft, am treuesten sind, wenn wir selbst Friede sind und den Frieden bringen. Diese Kraft, diese Liebe und diese Klugheit können nur durch das Gebet und das Fasten erhalten werden.“
Mehr Info zu den Gebetsgruppen.

Quellennachweis: Buch "Betet gemeinsam mit frohem Herzen" von Pater Slavko Barbaric.