Schule der Muttergottes
Vortrag von Pater Marinko Sakota vor den deutschsprachigen Pilgern am 14. Oktober 2011 in Medjugorje
Wir haben angefangen mit dem Gebet. Maria unsere himmlische Mutter lehrt uns hier in Medjugorje wie wir beten sollen und was im Gebet geschehen soll. Oft denken wir, es soll im Gebet etwas geschehen, wenn wir für unsere Anliegen und Nöte beten. Nur manchmal vergessen wir die Liebe im Gebet - wir sollten in erster Linie Gott suchen - Sein Reich, denn Gott muss der König in mir sein. So haben ja auch die Jünger Jesus gebeten: "Herr, lehre uns beten" - und Er lehrt sie das Vater unser. Was beten wir da:
Wir sprechen Gott an mit Vater, das heisst wir sollen zuerst Gott suchen, mit Ihm in Verbindung treten, Seinen Namen heiligen. Dann soll Sein Reich kommen - in mich hineinkommen, Sein Wille soll geschehen. Dies ist entscheidend, so kann ich Jesus kennen lernen, Ihn, der gekommen ist den Willen des Vaters zu erfüllen.
Es ist wichtig, dass wir Jesus kennen lernen, immer tiefer und nicht, dass wir Ihm einfach nur etwas sagen. Darum sagt uns die Muttergottes: "Betet mit dem Herzen", das heisst, betet tiefer, betet mit Freude. Oft bleibt das Gebet an der Oberfläche. Wir sind da, wir reden und hören Worte, aber nichts geschieht. So wie es im Gleichnis von Jesus heisst, dass der Same auf steinigen Boden fällt und somit keine Früchte bringen kann. Wenn der Same auflockere Erde fällt, das heisst eben tiefer, dann können wir Früchte erwarten. So ist es auch mit dem Gebet. So ist es auch mit der Eucharistiefeier. Es gibt ein Vorher und ein Nachher und nichts geschieht, alles bleibt wie es war, nichts ändert sich. Die Muttergottes wünscht, dass sich unser Inneres ändert - dies ist das Wichtigste. Nicht das Äussere, sondern das Innere macht unser Wesen aus. Glaube, Hoffnung und Liebe müssen stark in uns sein, nur so können wir uns auf alles in unserm Leben einlassen.
Die Muttergottes spricht aus Erfahrung. Sie selber hat erfahren, dass die Arbeit am Herzen das Wichtigste in unserm Leben ist. Das Herz, der Glaube müssen stark sein. Dazu brauchen wir das Gebet, das Fasten, die hl. Messe, damit wir stark im Innern werden. Wir müssen Jesus kennen lernen wie Seine Mutter dies tat. Der Vater selber hat auf dem Berg Tabor gesprochen: "Hört auf meinen Sohn." - "Tut was Er euch sagt", so sprach auch Maria bei der Hochzeit zu Kanaa. Sie will uns deshalb lehren auf Jesus zu schauen und von Ihm zu lernen. Sie selber musste lernen. Bei der Verkündigung: "Ich erkenne keinen Mann, aber der Wille Gottes geschehe" - sie hat sich geöffnet. Oder bei der dreitägigen Suche nach Jesus, als sie Ihn im Tempel fand: "Kind, wir haben Dich gesucht" - auch da musste sie erkennen, sich dem Willen des Vaters öffnen, um zu verstehen. Wir müssen deshalb lernen mit den Augen Jesu zu schauen, versuchen Seinen Gedanken zu folgen, das heisst sich öffnen. So sollte unser Gebet sein.
Petrus hat, nachdem er Jesus verleugnet, in die Augen Jesu geschaut und ist dort Seiner barmherzigen Liebe begegnet. Dieser Liebe begegnen, das ist Gebet, das Gesicht Jesu, Sein Schauen, Seine Meinung kennen lernen. Nach dem Gebet, nach der hl. Messe dürfen wir nicht mehr die gleichen sein wie vorher - daran müssten uns die andern erkennen.
Wir bitten zum Beispiel Gott um Verzeihung im Gebet in der hl. Messe, aber selber sind wir nicht bereit zu vergeben, d. h., wir sind die gleichen geblieben. Vielleicht denke ich während der Messe, dass ich Gott brauche, aber schon nach der Messe denke ich mit meinen Gedanken, d. h. ich lerne nicht wie Er zu schauen. Pater Slavko hat einmal gesagt: "Die hl. Messe feiert Jesus für dich und nachher musst du fortfahren für die andern zu feiern (dich hinzugeben, verzeihen usw.). Jesus sagt: "Was für dich gut ist, das tu auch für den Nächsten."
Bin ich wirklich bereit mich hinzugeben für die andern? Blicke ich auf die Menschen mit meinen oder mit den Augen Jesu? Gebet ist immer mit den Augen Jesu zu schauen. Gott schenkt sich mir in der hl. Messe, im Gebet, deshalb müssen wir danach immer glücklich sein. Das ist eine Frucht des Gebetes und der hl. Messe: Glücklich sein!
Manchmal sehe ich eine Person negativ oder sogar als Feind. Schau auf Jesus, es ist wichtig wie er diese Person sieht. Bei Judas sehen wir wie es ist, nur mit den eigenen Augen zu schauen - er verzweifelt. Hingegen sehen wir bei Petrus dass er es wagt, nach der Verleumdung in das Angesicht Jesu zu schauen und wie er dabei die Erfahrung der Barmherzigkeit erleben darf.
Natürlich hat jeder seine eigenen Gedanken, aber lassen wir Jesus in uns leben, so wie Paulus sagt: "Jesus lebt in mir."
Jesus betete am Kreuz: "Vater vergib ihnen." Er zieht sich selber zurück, Er schaut wie der Vater denkt. Das ist Eucharistie und Gebet; sich immer wieder erinnern wie Jesus schaut und denkt und Ihn nachahmen.
Vergebung heisst sich befreien, damit die Liebe weiter in mir leben kann. Es ist immer eine Gefahr da, dass das Böse oder sogar Hass in mir das entscheidende Wort hat. Vergebung hat nichts mit Unrecht zu tun. Ich muss mich befreien von diesem Druck. Ich lebe, aber Jesus soll in mir leben, damit ich dem Bösen nicht erlaube die Oberhand in mir zu übernehmen. Wir müssen uns auch schützen und manchmal ist es sogar gut auf Distanz zu gehen. Wenn ich keine Kraft habe zu vergeben, dann bete ich um diese Kraft. Die Liebe ist dann gebunden und so bete ich um die Befreiung der Liebe. Die Liebe Jesu muss sich in mir bewegen. Es ist ein Prozess. Jesus sagt 7 x 70 Mal sollst du vergeben, d. h. immer. Bete um die Liebe zu der Person, die dich verletzt hat. Unsere Liebe ist oft schwach, darum beten wir, dass die Liebe in uns wächst.
Die Muttergottes möchte, dass wir ganz normale Menschen sind, die auf zwei Beinen stehen. Wir vergessen aber oft unser Inneres zu pflegen, darum sind wir unstabil. Wenn wir z. B. eine äussere Wunde haben, verbinden wir diese sofort oder gehen zum Arzt, aber die inneren Wunden tragen wir oft jahrelang mit uns herum. Wenn wir diese Wunden mit uns herumtragen, können wir keine Frucht bringen, können oft nicht im Frieden sein. Das Ziel der Vergebung ist der Friede.
Oft sagen Menschen, ich habe vergeben, aber ich kann nicht vergessen. Da können wir uns an der Bibel orientieren. Sie erinnert an alles, auch an das Negative, aber es ist geheilt. Nur ein geheilter Mensch kann so darüber sprechen. Die Narbe ist noch da, aber sie schmerzt nicht mehr.
Es geht um die innere Hygiene, um die Hygiene der Seele. Darum sagte die Muttergottes einmal in einer Botschaft: "Arbeitet an euren Herzen so wie ihr auf den Feldern arbeitet." Wir wissen was wir auf den Feldern zu tun haben: säen, schneiden, Unkraut entfernen etc. Genau so soll es in unserm Leben sein.
Unser Lebensglück, der Friede, unser Verhältnis zum Kreuz, das wir im Leben tragen, alles hängt vom Innern ab. Mein Schauen wird im Innern geboren. Dort entstehen auch meine Worte, und dies kann je nach positiven oder negativen Gedanken meine Begegnung mit einem Mitmenschen blockieren oder mein Kreuz schwerer oder leichter ertragbar machen. Die Muttergottes möchte, dass wir wieder erweckt werden für das Wichtige in unserm Leben. Das ist im Sinne der Propheten - sie will uns aus dem Schlaf erwecken. Eigentlich wissen wir ja alles, aber wir tun es nicht. Ich weiss, das heisst, ich kenne das wichtigste Gebot, aber liebe ich Gott? Liebe ich meinen Nächsten? Liebe ich mich selbst? - Ja die äussere Hygiene, das muss sein, ich ernähre mich ich wasche mich etc. Aber liebe ich auch meine Seele? Tue ich etwas für sie? Ernähre ich sie? Aber mit welcher Nahrung? Reinige ich meine Seele, werfe ich den Müll weg? Behandle ich die Wunden? Trage ich sie nicht oft zu lange herum? Mein eigenes Sehen ist oft begrenzt. Wie Jesus mich sieht, so bin ich. Auch wenn ich Fehler mache - Jesus liebt mich.
Ich muss auch mir selber verzeihen können, denn wenn ich das nicht tue, kann dies aus Hochmut sein. Gott möchte uns verzeihen, aber wenn ich mir selber nicht verzeihe, heisst das, dass ich nicht an die Verzeihung Gottes glaube. Ich muss mich auch selber lieben, weil Gott mich liebt, denn sonst bin ich nicht fähig Gott und die Mitmenschen zu lieben.
Für eine Operation gehe ich ins Krankenhaus - zwar nicht gerne, aber ich weiss es wird mir helfen. Für meine inneren Wunden habe ich auch ein Krankenhaus - das Sakrament der Versöhnung, die Beichte. Es ist dies die Umarmung mit der Barmherzigkeit und Gnade Gottes. Es geht nicht darum, dass ich keine Fehler mache, sondern, dass ich meine Fehler erkenne, sie sehe und mich freue, dass ich sie korrigieren darf. Es ist wie im Garten wo ich froh bin, wenn ich ein Unkraut oder einen Wurm entdecke, die ich entfernen kann, damit der Rest zum Blühen kommt. Darum bittet die Muttergottes: Betet, fastet mit dem Herzen, mit Freude und immer tieferer Liebe, damit ihr Früchte bringt.
Wir sind hier in der Schule der Muttergottes. Sie erzieht uns von Monat zu Monat, damit wir in der Liebe, im Glauben und der Hoffnung wachsen, damit wir immer mehr lernen zu tun was Er uns sagt, damit Sein Reich und Sein Friede sich ausbreitet.
Quellennachweis: www.medjugorje-schweiz.ch/