Sie stellte sich als Königin des Friedens vor
Als Kind hat Jelena Vasilj-Valente zu Beginn der Erscheinungen in Medjugorje Einsprechungen Mariens vernommen. Für sie sind es besonders die christlichen Familien, an die die Botschaften der „Gospa“ gerichtet sind. Jelena ist verheiratet, vierfache Mutter und lebt in Rom.
Könnten Sie zu Beginn Ihre ganz persönliche Beziehung zu Medjugorje schildern?
Ich wurde in Medjugorje geboren. Ich war gerade erst neun Jahre alt, als die Erscheinungen dort begannen. In meinem Herzen fühlte ich sofort, dass die „Gospa“ anwesend war. Dieses Bewusstsein füllte mein Herz mit großer Freude und ich fühlte mich sehr zu unserer Jungfrau hingezogen. Ich versuchte, nach ihren Botschaften zu leben, die meiner Seele Nahrung gaben, und so wurde die „Gospa“ zu einer wahren Mutter für mich. Genauso war es natürlich für viele Leute in unserer Gemeinde. Jeder von uns ist auf eigene Art und Weise Zeuge ihrer Liebe geworden. Sie wurde zu einer Mutter und Lehrerin für alle von uns. Und selbstverständlich führte sie uns zu Jesus. Sie führte uns zum Kreuz, so wie sie damals mit Johannes und den Frauen ihrem Sohn auf den Golgatha gefolgt war. Und so erscheint sie tatsächlich in Medjugorje auch auf der anderen Seite des Erscheinungs-Hügels, auf dem Berg „Križevac”, wo die Gemeinde bereits 1933 in Erinnerung an die Erlösung, die Jesus für uns bewirkt hat, ein großes Kreuz aufgestellt hatte. In der Mitte des kleinen Dorfs steht die Pfarrkirche vom Heiligen Jakob, in der wir die Eucharistie feiern, die meiner Meinung nach der Kern der Botschaft Mariens ist. Alle Gebete des Dorfes schwirren am Abend der kleinen Kirche entgegen. Die „Gospa“ erscheint um 17.40 Uhr, zwanzig Minuten vor der Messe, während die ganze Kirche das Magnificat betet. Die Gospa wird so zu einer ianua coeli, da sie die Tür des Himmels für uns öffnet und uns in ihr Leben und das ihres Sohnes einweist. Viele Leute wissen wahrscheinlich nicht, dass sie, als sie das erste Mal auf dem Erscheinungs-Hügel, dem „Podbrdo“, erschien, ein Jesuskind in ihren Armen hielt und es den Kindern zeigte. Kurz danach sagte sie zu ihnen: „Ich bin gekommen, um Euch zu sagen, dass Gott existiert“ - eine Tatsache, die zweifellos das Leben jedes Menschen vollkommen verändert.
Kennen Sie die Seher von Medjugorje persönlich? Warum hat von ihnen niemand den Weg einer geistlichen Berufung eingeschlagen?
Ich kenne die Seher persönlich. Einer von ihnen ist ein guter Freund von mir. Ich glaube, dass unsere Jungfrau vielleicht eine Botschaft insbesondere für die Familien in Medjugorje hat. Ich für meinen Fall habe den Glauben von meinen Eltern. Sie sind für mich immer noch ein Vorbild des Glaubens und der Weisheit, auch wenn ich bereits meine eigene Familie habe. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Familie ein sehr geeignetes Instrument der Heiligkeit sein kann, auch im Leben der Seher. Dies können wir auch am Leben vieler Priester oder Päpste sehen, die oft vom Glauben der Mutter oder des Vaters beeinflusst waren, was dann für sie die Quelle ihrer Gottesliebe war.
Auch wenn es schwer zu beschreiben ist:
Wie haben Sie persönlich diese Einsprechungen der Gottesmutter erhalten, die dazu führten, dass Sie einen marianischen Gebetskreis für Jugendliche gründeten?
Es ist wichtig zu sagen, dass ich keine Seherin bin und dass das Geschenk, das mir von Unserer Lieben Frau geschenkt wurde, ein wahres Geschenk des Glaubens ist, das sich im Herzen des Gläubigen in ein inneres Licht der Seele verwandelt. Dennoch sind wir alle Kinder Gottes. Im Prolog des Johannes-Evangeliums ist dies die wichtigste Botschaft, die er uns gibt. So sind wir die Wohnstatt Gottes. Ich war noch ein Kind, als dies stattfand, und möglicherweise lässt einen das Vertrauen eines Kindes auf ein offenes Herz stoßen, und Gott kann in einem solchen Herzen einfacher wirken.
Ich glaube, das ist der Grund, warum Unsere Liebe Frau den Jugendlichen beibringen wollte, wie man betet oder - mit anderen Worten - wie man in Gottes Gegenwart sein kann. Sie sagte, dass die Jugendlichen ihre Hoffnung seien, weil sie wisse, wozu ihre Herzen fähig seien. Also wenn wir unsere jungen Leute lieben, bringen wir ihnen das Beten bei und geben ihnen dadurch den Schlüssel zur Freude im Leben.
Hat sich Ihnen damals die Muttergottes als „Gospa“ von Medjugorje zu erkennen gegeben?
Die „Gospa“ stellte sich als die Königin des Friedens vor.
Was hat sich in Ihrem Leben durch diese Erfahrung verändert?
Mein Leben hat eine tiefere, wahre Bedeutung bekommen. Mein Glaube ist lebendiger. Aber wir sind immer noch auf unserer Pilgerreise zum Himmel, wir sind noch nicht da. Ich muss auch noch wachsen und es seinem Wort und seiner Gegenwart erlauben, mein tägliches Leben zu ändern.
Was würden Sie den Skeptikern von Medjugorje raten?
Medjugorje ist ein Geschenk und Leute sind frei, Geschenke zu erhalten. Ich persönlich glaube, dass die „Gospa“ die Leute hierhin ruft, und die Medjugorje-Pilger beweisen das, wenn sie kommen.
Und was würden Sie den leidenschaftlichen Anhängern von Medjugorje raten?
Ich hoffe, dass sie die große Liebe und Frieden, den sie hier erfahren haben, nicht vergessen und ihn mit anderen teilen werden. Meiner persönlichen Erfahrung nach gibt uns Gott mehr, je mehr wir geben. Dies kann geschehen, indem er uns zeigt, wie man das macht, vielleicht sogar auf eine Weise, die nur für ihn erkennbar ist.
Seit 1981 warten die Seher von Medjugorje auf ein „großes Zeichen“, das die „Gospa“ geben würde. Hat es dieses Zeichen gegeben? Wenn nicht, was könnte es sein?
Dieses Zeichen ist ein Geheimnis. Ich glaube, dass nur die Seher es wissen.
Brauchen die Welt und die Kirche von heute Medjugorje? Was ist Ihre ganz persönliche Meinung zu der Frage, warum es dieses Phänomen überhaupt gibt?
Für viele Leute bedeutet Medjugorje eine Veränderung im Leben. Leute lernen dort zu beten – und das Gebet ist die Seele der Kirche. Unser Heiliger Vater sagt dasselbe – ohne die marianische Spiritualität –, aber in dem Sinne, dass es ganz einfach heißt, Gott verfügbar zu sein, denn der „Aktivismus“ überwiegt in der Kirche. Sie bringt uns bei, dass alle Gnaden von Gott kommen. Ich glaube, dass die „Gospa“ als Mutter und Lehrerin sehr gebraucht wird. Sie ist Teil des göttlichen Plans. Sie ist das letzte Zeichen im Buch der Offenbarung. Dies ist ihre Zeit und unsere Zeit mit ihr. Sie hilft uns, die großen Taten Gottes unter uns und in uns zu erblicken, da sie Gottes Barmherzigkeit ist, die durch uns strömt.
Während meiner Studien der Heiligen Schriften habe ich gelernt, dass für die Juden das Wort Gottes immer heute kommt. Ich glaube, dass auch heutzutage das Wort Gottes durch Maria von Medjugorje zu uns kommt, als Teil des ewigen Gebens der Liebe, das niemals endet. Ich weiß nicht, was es heißt, ohne diese Barmherzigkeit zu leben. Sie ist ein Teil von mir seit meiner Kindheit. Zu den Leuten, die noch nicht da waren, würde ich sagen: Kommt und kostet. Ich bin mir sicher, dass die „Gospa“ euch nicht mit leeren Händen gehen lässt.
Von Guido Horst
Zeitschrift Vatican Magazin 2010
Fe-Medienverlag, Kisslegg