Die Hochzeit von Jelena Vasilj
"Brüder, übt die Liebe" (hl. Augustinus)
Jelena Vasilj-Valente, Seherin der 2. Generation - Interview durch Stefania Consoli.
Durch Anrufung der Heiligen im Singen der Litanei begann die Hochzeitsfeier von Jelena Vasilj und Maximilian Valente am 24. August 2002 im Heiligtum der Königin des Friedens in Medjugorje. Mehr als 500 Gäste, der Grossteil davon aus dem Ausland, füllten zusammen mit den Pfarrangehörigen die Jakobskirche. Mit der Antiphon "Es schütze euch der Herr von seinem Heiligtum aus, vom Zion aus stütze er euch. Er erfülle die Wünsche Eures Herzens und bekräftige voll euer Vorhaben" eröffnete der Zelebrant, Fra Dragan Ruzic, die Hochzeitsmesse.
Sie war begleitet durch eine ausserordentlich gepflegte Liturgie sowie von grossartigen Stimmen eines italienischen Chores aus Vicenza und mehreren Solisten, die beigetragen haben, die Stimmung noch feierlicher und geheiligter werden zu lassen. "Wein und Harfe erfreuen das Herz, doch über beiden die Liebe zur Weisheit; Flöte und Harfe verschönern das Lied, doch über beiden eine reine Stimme; Freund und Gefährte, die kommen zur rechten Zeit, doch über beiden Mann und Frau..." (Sir 40, 18-27). Dieses Bewusstsein erfüllte die Herzen des Brautpaars. Mit der Wahl dieses Textes aus Jesus Sirach wollte das Hochzeitspaar den Gästen den Wert einer heiligen Ehe in Erinnerung rufen, ganz ausgerichtet auf Gott und seine Gnade; eine Verbindung, die gerade weil auf Gott gegründet, verantwortungsvoll und zu tiefst alles beiläufige zurückweist: "Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist die Liebe (1 Joh 4, 7-21), so Johannes in der zweiten Lesung.
Die Liebe war das Leitmotiv, das die ganze Liturgie durchdrang: "Wie mich der Vater geliebt hat, so liebe ich euch. Bleibt in meiner Liebe" ermunterte Jesus im Evangelium; so war auch die Predigt eine direkte Einladung an die Brautleute, "unaufhörlich die Qualität eurer Liebe zu prüfen, die, wäre sie auch stark und rein wie ein Kristall, mit Sicherheit zerbrechen würde... Prüft eure Beziehung indem ihr den Hymnus an die Liebe des heiligen Paulus (vgl. 1 Kor 13,1) wieder und wieder lest" - fährt P. Dragan fort - "und stellt an die Stelle des Wortes 'Liebe' eure Namen: Jelena ist geduldig, Maximilian ist grosszügig, Jelena ist nicht eifersüchtig, Maximilian bläht sich nicht auf...". Das Lächeln auf ihren strahlenden Gesichtern bewies, dass sie freudig den Auftrag, eine neue Familie zu gründen, begrüssten und ihn in Verantwortung auf sich nahmen.
Trauzeugen waren die Seherin Marija Pavlovic und ihr Gatte Paolo, die der baldigen Geburt ihres vierten Kindes entgegen sehen.
"Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm" (1 Joh 4,16).
Dies ist der Text des Evangeliums, den Jelena Vasilj gewählt hat, um das Wichtigste hervorzuheben: Gott ist Liebe. Diese Gewissheit muss an der Basis jeder Berufung sein, damit sie Früchte der Heiligkeit trägt. In einem Interview erzählen Jelena und Maximilian wie sie sich gerufen fühlten, die Nächstenliebe im Gründen einer Familie zu leben.
Ein dauernder Ruf zur Nächstenliebe - Interview vor der Hochzeit
Jelena, du befindest dich vor einem wichtigen Ereignis in deinem Leben, das einen Anfang und eine Entwicklung hatte und sich jetzt dem Ziel nähert: Die Ehe. Wie bist du diesen Weg gegangen?
Jelena: Es gab einen Moment in meinem Leben, bevor ich Maximilian begegnet war, wo ich nicht genau wusste, in welche Richtung ich gehen sollte. Zuerst war ich sicher, dass ich heiraten wollte. Darauf folgte eine Zeit der Überlegung, wo ich auch ein Ordensleben in Betracht zog. Ich möchte festhalten, dass beide Berufungen sehr schön sind, und die Tatsache, die Berufung zur Ehe gewählt zu haben, nicht bedeutet, dass ich nicht auch die Faszination des Ordenslebens sehe. Ich glaube, dass wir uns in jedem Fall Gott weihen müssen, als Einzelperson wie als Paar, und in der Ehe führt man nicht ein Leben, das uns weniger in die Pflicht nimmt als ein Orden. Beide Berufungen verlangen die Selbsthingabe. Diesen Weg zu entdecken, war auch für mich selbst eine Überraschung.
Als du den Anfang deine Berufung zur Ehe entdecktest, wie hast du sie reifen lassen?
Jelena: Vor allem spürte ich die Gegenwart Maximilians, dieser so besondern Person, die mir half, zu wachsen. Es ist, als hätte in meinem Leben etwas an Wachstum gefehlt, denn wenn man allein ist, kann man auch in einem gewissen Sinn das Wachstum behindern; während man als Paar entweder wächst oder die Beziehung wird unmöglich. Es geht um einen dauernden Ruf zur Nächstenliebe, zur Selbsthingabe. Aber während wir zusammen des Wegs gingen, spürte ich, dass mich diese Berufung zu persönlicher Reife hin bewegte.
Welche Bausteine hast du zu diesem Wachstum gebraucht?
Jelena: Ich will sehr offen sein. Vor allem das Gebet, besonders das persönliche. Es gibt etwas, das nur Gott uns durch das Gebet geben kann. Manchmal trieb mich mein Egoismus, mich an Maximilian anzulehnen in der Hoffnung, dass er mir helfe, meine Probleme zu lösen, mich von meinen Ängsten zu befreien. Aber er ist auf meine Erwartungen nicht eingegangen, und so habe ich verstanden, dass ich wachsen musste. Wenn das Gebet fehlt, verkümmert die Beziehung unweigerlich, wir benutzen und verbrauchen uns gegenseitig als Krücken: er wird Krücke für mich und ich für ihn, und am Ende gehen wir auf krummen Beinen.
Das Gebet ist auch der einzige, wahre, persönliche Freiraum. Oft meinen die Frauen heute, sie müssten einen freien Raum für sich aussparen, um mit Freundinnen ausgehen zu können, während sie den Mann nur als eine Person betrachten, von der man abhängt, jemanden, der ihre Probleme löst. Auf diese Weise suchen die beiden sich zu verschmelzen, statt einander zu begleiten, und am Ende ersticken sie sich gegenseitig: die Beziehung zerbricht. Das Gebet ist ein persönlicher aber auch ein gemeinsamer Weg. Es ist für die Eheleute wichtig, unablässig das Leben Gottes anzurufen; denn es ist dieses Leben, das sie weitergeben werden. Ich glaube auch, dass die Reinheit ein wichtiger Schlüssel dazu ist, denn wenn wir allein unseren Sinnen nachleben, gemäss unserm Vergnügen, sind wir der Unstimmigkeit, dem Streit ausgesetzt. Der Schutz der Reinheit ist nicht ein Ziel, d.h. eine Pflicht, sie aufrecht zu erhalten bis zur Hochzeit, er ist Ausgangspunkt. Satan kann sich bei demjenigen, der sich rein hält, nicht einschleichen, und so lebt er in Frieden.
Der Teufel nutzt die Begierde, als eine Möglichkeit das Paar anzugreifen. Dies heisst nicht, in die Sünde der Unreinheit zu fallen, aber ich denke, dass auch andere Sünden eine Folge dieser Schwäche sein können.
Die heilige Schrift spricht von der Seele wie von einer Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. Deine Seele hat immer an der Einheit mit Gott als dem Bräutigam festgehalten; heute gleicht er konkret dem jungen Mann, den du heiratest. Wie lebst du diese Bräutlichkeit?
Jelena: In Wirklichkeit gibt es nur einen Bräutigam, Christus, und nachher den Gatten. Meine Seele ist an Christus gebunden und so auch die Seele Maximilians. Genau dafür gibt es das Sakrament, denn es ist Christus, der uns bindet, Christus, der uns vermählt. Vielleicht werde ich nach der Trauung besser auf diese Frage antworten können, aber ich spüre schon, dass dieses Sakrament eine besondere Gnade enthält, die mich noch tiefer in das Geheimnis Gottes einführen wird. Alles ist Teil im Heilsplan Gottes, und die Ehe ist nicht ein Anhängsel sondern eigentlicher Teil im Herzen des Heilsgeheimnisses, so sehr, dass jedes Paar der Heiligsten Dreifaltigkeit, die die volle Einheit lebt, ähnlich ist. Es ist gefährlich, an die Ehe so zu denken, als gehöre sie nur uns beiden, denn so vergisst man, dass in Wirklichkeit Christus es ist, der einen zum andern hinzieht.
Gott hat dir ein Geschenk für die Menschheit verliehen, dass du stets den andern zur Verfügung gestellt hast. Wie denkst du, dass dieser Reichtum nach deiner Trauung für alle weitergehen kann? Viele fürchten, dass, einmal verheiratet, die Seher sich in ihr Haus einschliessen könnten ...
Jelena: Mein erster Pilger ist Maximilian. Die Liebe bleibt immer gleich, es ist unmöglich, sie auszuüben gegenüber den Pilgern und denjenigen auszuschliessen, der an meiner Seite ist. Unsere einzige Aufgabe ist zu lieben. Ich denke nicht, dass sich etwas ändern wird ab dem Augenblick, wo auch mein Mann dieselbe Liebe erhält, die ich jenen gebe, die auf mein Zeugnis hören. Ich glaube, es ist eine Art Schizophrenie zu denken, dass es nur eine öffentliche Sendung gibt, die eine verborgene und fruchtbare Sendung ausschliesst.
Maximilian, willst du uns sagen, wie du deine Begegnung mit Jelena erlebt hast, wie du euern gemeinsamen Weg und den neuen Lebensabschnitt siehst, der euch erwartet?
Maximilian: Als wir uns kennen lernten, geschah etwas ganz besonderes. Auch ich, ausgehend von meiner Bekehrung vor zehn Jahren, habe über meine kommende Berufung nachgedacht. Jedoch haben wir entdeckt, dass wir uns gegenseitig im geistlichen Leben begleiten können, ohne den Ruf Gottes auszuschliessen. Unser Ausgangspunkt ist sehr verschieden, gezeichnet von ungleicher Spiritualität, die jedoch auch eine gewisse Ergänzung zwischen uns gefördert hat. Jelena war fundamental wichtig für mein persönliches geistliches Wachstum; wenn ich denke, wie ich vor einigen Jahren im Vergleich zu heute war, kenne ich mich kaum mehr, und das ist positiv.
Teilst du Jelenas Ansicht über die "Bausteine der Verlobungszeit", wie sie sie eben beschrieb?
Maximilian: Ja, aber vielleicht ist es ungerecht, ihnen einen Standard zu geben. Ich möchte jedoch einen anfügen, der mir auf dem Weg als Paar grundlegend scheint: es ist der, dass man sich nicht nur auf sich selbst verlässt sondern auch auf einen guten geistlichen Berater. Ich anerkenne, wenn wir ihn nicht gehabt hätten, würden wir zu dieser Stunde vielleicht nicht hier sein. Damit ist nicht gesagt, dass Glaubende und Betende nicht zu erkennen vermögen, dass ihre Schwierigkeiten Folgen von gegenseitigem Egoismus sind.
Macht es dir nichts aus, eine Frau, die in der Öffentlichkeit steht, als Privatperson zu erleben?
Maximilian: Für mich ist Jelena hauptsächlich eine "private Angelegenheit". Ihre Öffentlichkeit berührt mein Leben am Rande und meine Anteilnahme ist relativ. Es ist sicher mehr eine unterstützende Funktion in schwierigen Momenten, aber ich halte fest, dass diese Gaben allein nicht genügen. Es ist unmöglich zu denken, dass diese Gaben, einmal gegeben, ohne ein Leben in Gebet und Glauben genügen könnten, und das gilt auch für das Ehepaar. Die Jelena von Gott anvertraute Sendung befreit nicht davon, in der Tugend zu wachsen. Angesichts ihrer Gabe suchte ich immer, ihr beizustehen, aber auch realistisch zu bleiben, denn diese darf in keiner Weise Anlass zu einer Flucht vor dem werden, was die gegenseitige Liebe erfordert.
Jelena, du hast immer den Wert der Kontemplation andern weitergegeben, wie kannst du das mit den familiären Pflichten vereinbaren?
Jelena: Die Versuchung gegenüber den Verpflichtungen existiert, wenn wir meinen, wir seien nur Leib. Aber wenn wir uns Rechenschaft darüber abgeben, dass wir Leib und Geist sind, benehmen wir uns anders. Ich muss zugeben, dass es in meinem Leben auch Phasen gab, wo ich wenig betete, und Gott sei Dank, ich habe sie überwunden. Heute merke ich, dass ich mich schlecht fühle, wenn ich nicht bete; ich hoffe, dass wir beide die Notwendigkeit des Gebetes immer spüren können. Nur das Gebet wird uns die Kraft geben, wahrhaft zu lieben. Ohne die Hilfe Gottes stellt man sich immer an den ersten Platz, und das ist ein Unglück. Hören wir auf zu beten, sind wir verloren.
Ausser den Gästen wird zu Eurer Trauung auch der Himmel geladen sein. Welches sind die Heiligen, denen ihr euch an diesem Tag nahe fühlt?
Jelena: Vor allem der Madonna, unserer wahren Mutter. Sie ist es, die uns führt, und in diesen Tagen spüre ich ihre Gegenwart sehr stark. Aber auch ganz konkret sind die Heiligen anwesend, sie machen uns sogar Geschenke! Der hl. Augustinus schenkte uns den Chor, Padre Pio den Fotografen... ich spüre, dass sie nicht nur in unserem Gebet anwesend sind sondern gerade und vor allem in diesen aussergewöhnlichen Augenblicken unsres Lebens.
Maximilian: Sicher die heilige Franziska von Rom. Ihre Berufung war, sich durch die Ehe zu heiligen und gleichzeitig den Oblaten-Orden zu gründen. Ein weiterer Diener Gottes, Umberto Mori, Familienvater, der sich besonders in der Arbeitswelt als Christ ausgezeichnet hat. Sodann kann ich nicht den seligen Escrivà del Balaguer, den Gründer des Opus Dei, übergehen, der für meine Bekehrung und christliche Bildung sehr wichtig war. Seine Schriften helfen zu verstehen, wie die Heiligung sich auf unseren Lebenswegen im Alltag verwirklichen lässt.
Quellennachweis: www.medjugorje.ws