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Seid konkret

Brüder und Schwestern, wir haben uns in der Kirche des heiligen Jakobus in Medjugorje am Vorabend des Hochfestes der Gottesmutter Maria am Ende des Jahres 2010 versammelt, um Gott für das vergangene Jahr zu danken, wie auch für all das Gute, dass wir von Gott und den Menschen erhalten haben. Dankbar zu sein bedeutet, ständig die Geschenke und deren Geber zu entdecken, gute Dinge und gute Menschen entdecken. Die Dankbarkeit erzieht uns dazu, dass auch wir selbst für andere Geber sind, dass wir bereit sind anderen auch das zu geben, was manchmal nicht selbstverständlich ist. Heute Abend werden wir in die Hände Jesu das neue Jahr legen, welches vor uns ist: alle unsere Sehnsüchte, Pläne, Ziele, Wünsche und Ihn um Segen und Frieden bitten. Damit wir dies auch tun können, lasst uns all unsere Sünden bereuen, dass wir dann würdig diese heiligen Messgeheimnisse begehen können.

Eine Geschichte erzählt, wie zwei Jäger ein kleines Flugzeug und einen Piloten gebucht haben, um an einen bestimmten Ort weit im Norden Alaskas gebracht zu werden und dort in einer Woche wieder abgeholt zu werden. Zur besprochenen Zeit kam der Pilot, nahm die Jäger und ihre Ausrüstung ins Flugzeug und war bereit loszufliegen. „Warten Sie kurz“, sagte ein Jäger, “was machen wir mit dem gefangenen Hirsch und dem Fell?“ „Es tut mir leid“, sagte der Pilot, „wir haben schon das maximal erlaubte Gewicht.“ „Aber letztes Jahr hat der Pilot alles was wir gefangen haben geladen und sein Flugzeug war genauso groß wie dieses.“ „Wirklich?“, fragte der Pilot, der nicht wollte, dass sie böse auf ihn werden. Dann können wir es auch versuchen.“ Sie luden den Hirsch und die restlichen Sachen, gingen zum Ende des Sees, um einen besseren Start zu haben, starteten die Maschinen, begannen sich langsam zu bewegen und mit großer Mühe, über die Bäume steigend, erhoben sie sich endlich über den See. Der Pilot hatte recht. Sie waren wirklich mit Last überfüllt und stürzten nach einigen Minuten ab. Beide Jäger fielen in Ohnmacht und kamen etwa zur gleichen Zeit zum Bewusstsein. Der erste Jäger erblickte Teile des Flugzeuges und die restliche Ausrüstung, die um sie herum lag. „Wo sind wir?“, fragte er seinen Partner. „Ungefähr 50 Meter weiter von dem Ort, wo wir letztes Jahr abgestürzt sind“, antwortete dieser.
Brüder und Schwestern, wenn sich die schlechten Gewohnheiten, die wir jedes Jahr wiederholen, in uns verwurzeln, ist es notwendig, einmal im Leben halt zu machen, mit der alten Lebensweise aufzuhören, sich für Jesus zu entscheiden und ein neues Leben anzufangen. Solch eine Entscheidung ist notwendig, damit für uns das neue Jahr erfolgreich, glücklich und gesegnet wird. Jesus sagt im Evangelium nach Matthäus: “Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet”. (Mt 7,7) Das Gebet ist die Kraft, die alles mit Erfolg, Gesundheit und Frieden erfüllt. Es ist wichtig den ersten Schritt zu machen, der nächste wird dann leichter sein. Das bedeutet im praktischen Leben: wenn du nicht gebetet hast, fang an zu beten; wenn du den anderen gehasst hast, entscheide zu verzeihen anstatt dich ständig zu rechtfertigen; wenn du nicht zur heiligen Messe gehst, entscheide dich im neuen Jahr jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, sei konkret, gehöre zu Gott, sei heilig.   
Jedes neue Jahr ist ein Geschenk, das mit der Absicht in unsere Hände gelegt wurde, Gutes zu tun, indem wir Frieden verbreiten und aus Liebe handeln. Dieses Geschenk sollen wir bewahren und vermehren, indem wir Tag für Tag die Seiten unseres Heils schreiben, die durchdrungen mit Glauben und gefärbt mit Hoffnung sind. Die Zeit, die vor uns liegt ist die Zeit der neuen Anfänge und der Feier des Lebens. Das neue Jahr ist wie ein ungeöffnetes Buch mit 365 leeren Seiten. Das wird ein bunt geschriebenes Buch sein, wie es auch unser Leben ist. Dort wird es fröhliche Augenblicke geben, doch genauso Langeweile, Verluste, Geschichten über Liebe und Leiden, über Geburt und Tod, über Gewinne und Niederlagen. Obwohl alles vergänglich ist, wird das Gute, das wir anderen getan haben, unberührt bleiben. Es werden das Glück und die Liebe, die wir anderen bringen und die andere mit uns teilen werden, aufgeschrieben bleiben. Wir werden uns erinnern an das Lachen, die Freude, anstrengende Arbeit, aber auch an die Tränen.
Am achten Tag nach Weihnachten, wenn das neue bürgerliche Jahr beginnt, stellt uns die Kirche die größte Auszeichnung Marias vor Augen: ihre Gottesmutterschaft. Maria wurde durch das Wirken des Heiligen Geistes zur Gottesgebärerin. Bei der Ankündigung der Geburt Jesu, sagte der Engel zu ihr: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.“ (Lk 1,35) Wenn wir die Ikonen betrachten, sehen wir, dass Maria nie allein ist, sie hält in ihren Händen immer Jesus. Sie besteht nur wegen Ihm und zeigt Ihn der Welt. Sowie Maria umarmt auch die Kirche Jesus und zeigt Ihn der Welt. Hier ist unser Ruf Christ zu sein: Jesus in unser Herz, in unsere Hände annehmen und Ihn der Welt zu zeigen, zu schenken. Wer Jesus sucht, sollte Ihm in uns, die wir nach Gottes Ebenbild geschaffen sind, begegnen. Auch dieses neue Jahr werden wir unter dem Schutz Mariens beginnen, wie Kinder, Maria`s Hand annehmen, damit sie uns den Weg entlang führt, der ins Reich Gottes führt. Marias Offenheit für Gottes Heilsplan ist ein Ruf an uns Christen - uns Katholiken -, dass wir über das Geheimnis des Heils nachdenken, welches sich durch Jesus Christus ereignet. Das Evangelium von heute Abend berichtet uns, wie Maria alle Ereignisse in sich bewahrte und im Herzen über sie nachdachte. Die Hirten haben es eilig, doch Maria bleibt in der Stille: sie schaut, denkt nach und bewahrt alles in ihrem Herzen. Maria denkt nach über das, was sich ereignet, wie Gott wirkt, was er ihr getan hat. Alle Ereignisse aus dem Leben Jesu haben sich in ihr Gedächtnis eingegraben und sind für immer in frischer Erinnerung geblieben. Maria, erleuchtet vom Heiligen Geist, hat deren Sinn begriffen und auf sie geantwortet. Indem sie alle diese Ereignisse in sich bewahrte, wurde Maria zum Vorbild jedes Gläubigen, der eingeladen ist, lebendiger Tempel Gottes zu sein. Das Hochfest der Heiligen Gottesmutter Maria gibt uns die Gelegenheit, dass wir unsere Anbetung vor dem neugeborenen König des Friedens erneuern, dass wir wieder die frohe Botschaft des Engels hören (Lk 2,14), dass wir inbrünstig zu Gott beten und konkrete Lebensentscheidungen treffen.
Seid konkret!
Das heißt: Falls du der Mann in der Familie bist, entscheide dich im neuen Jahr besser zu deiner Frau und deinen Kindern zu sein, jeden Abend mit der Familie im gemeinsamen Gebet zu sein, denn jeder richtige Mann, Ehemann und Vater zeigt mehr durch Taten als durch Worte; falls du die Frau, Ehefrau und Mutter bist, entscheide Dich, zärtlicher und achtsamer zu deinem Ehemann und deinen Kindern zu sein, indem du sie mit all ihren Vor- und Nachteilen akzeptierst; falls du ein junger Mann oder eine junge Frau bist, entscheide dich im neuen Jahr in vorehelicher Reinheit und authentischer Liebe zu leben, indem du dich für die Ehe, den wichtigsten Schritt in deinem Leben, vorbereitest; dein Hochzeitsgeschenk soll die Hingabe an deinen Ehepartner sein. Das ist nicht leicht, doch je größer das Opfer, desto größer wird die Liebe sein, die sich bis zum Ende hingibt und die Glück gebärt. Falls du ein Priester oder eine Ordensschwester bist, erneuere im neuen Jahr deinen Bund mit Gott, um wieder Sein brennender Busch zu sein, der aus Liebe brennt aber nicht verbrennt. Brüder und Schwestern, das alles ist nur dann möglich zu verwirklichen, wenn der Mensch mit dem wahren Geist des Gebetes durchdrungen ist, denn der Mensch kann sich nur mit einem vertrauensvollen und gesammelten Gebet Gott öffnen. Das Gebet ermöglicht uns ein neues Leben zu leben. Wir Christen sind für die Welt in der wir leben verantwortlich, denn wie soll ich mich retten, wenn mein Bruder oder meine Schwester verloren gehen, wenn mein Volk wegen der Unwissenheit viele Leben verliert oder wenn die Welt zu der wir gehören zum Atheismus oder Untergang führt. Das Gebet für andere ist besonders wirkungsvoll, denn dadurch zeigen wir lebendige Liebe für andere, d.h. Gottes Liebe, die in uns ist. Durch das Gebet wird sich Gott jener erbarmen für die wir beten, und wir bekommen einen besonderen Segen und das was wir notwendig haben, weil wir selbstlos unser Gebet anderen geschenkt haben. Möge uns die Königin des Friedens in unseren edelmütigen Bemühungen helfen und möge sie für uns Fürsprache halten. Amen. Gelobt seien Jesus und Maria!  

Predigt zu Neujahr 2011 in Medjugorje
Pater Danko Perutina, Kaplan in Medjugorje