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Gebetszentrum in Ruanda

Durch den Einsatz von Diözesanbischof Jean Damascène Bimenyimana aus Cyangugu und seiner Priester entstand in Ruanda ein Gebetszentrum zu Ehren der Königin des Friedens. "Wollen wir einen weiteren Genozid verhindern, so müssen wir auf die Königin des Friedens hören"

Bericht von Edeltraud Schröttner aus Graz.

Vor drei Jahrzehnten wurde in unserer Pfarre Graz-Karlau der „Arbeitskreis Weltkirche“ ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit mit MISSIO Austria werden seither weltweit junge Seminaristen gefördert, die ohne finanzielle Unterstützung nicht studieren könnten.
Einer der angehenden jungen Priester war Ubald Rugirangoga in Ruanda. Anlässlich seiner Priesterweihe wurde er von unserem Pfarrer Karl Thaller, der sein Studium finanziert hat, und einigen Mitgliedern unseres Arbeitskreises in Ruanda besucht. Als P. Ubald Pfarrer von Nyamasheke wurde, entstand eine Partnerschaft zwischen unseren beiden Pfarren, die bis heute besteht.
Während des Genozids in Ruanda im Jahr 1994, bei dem in nur drei Monaten nahezu eine Million Menschen umkamen, verlor P. Ubald 84 Mitglieder seiner Familie. Mit Hilfe seines Bischofs konnte er im letzten Moment fliehen und kam nach einem langen Irrweg in unsere Pfarre nach Graz. Die Ereignisse hatten ihn derart erschüttert, dass er an seiner Priesterberufung zu zweifeln begann. Während einer Lourdes-Reise vernahm er bei der 2. Kreuzwegstation die innere Stimme: „Ubald, nimm auch du dein Kreuz auf dich!“
Gedrängt von diesem Ereignis, kehrte er nach Ruanda zurück. Eindrucksvoll verkündete er nun den Menschen den Frieden, der nur von einem versöhnten Herzen ausgeht.
Er selbst besuchte den Mörder seiner Familie im Gefängnis, verzieh ihm und nahm sich dessen Kinder an, deren Mutter inzwischen verstorben war. Noch heute finanziert er ihnen das Universitätsstudium.
Sein Wunsch, in Ruanda ein Zentrum zu errichten, von dem der Friede zu vielen Menschen ausstrahlen und Täter und Opfer wieder miteinander versöhnen würde, wurde von Anfang an von seinem Bischof, Jean Damascène Bimenyimana, tatkräftig unterstützt. Der Bischof hatte schon zweimal Medjugorje besucht und dort um Frieden für sein Volk gebetet. Seine Besuche in Medjugorje haben in ihm das Bewusstsein neu geweckt, als Bischof nicht nur für die Gläubigen verantwortlich zu sein, sondern vor allem für seine Priester in den Pfarren ein Vorbild zu werden, ihnen gläubig voranzugehen und mit ihnen gemeinsam um den Frieden zu beten. So wie er in Medjugorje vor der Abendmesse Teile des Rosenkranzes in seiner Muttersprache vorgebetet hat, so betet er nun mit seinen Priestern, wo immer dies möglich ist, den Rosenkranz.
Nach seiner Rückkehr nach Ruanda wurde ich von seinem Kanzler angerufen und gefragt: „Traude, was habt ihr mit unserem Bischof gemacht? Er ist total verändert zurückgekommen und betet nun jeden Tag mit uns den Rosenkranz. Er meint, wollen wir einen weiteren Genozid verhindern, so müssen wir auf die „Königin des Friedens“ hören und ihre Botschaften, das Gebet, Fasten, die Eucharistie, die Umkehr und das Lesen der Bibel in unser Leben umsetzen."
Über diese Aussage habe ich mich sehr gefreut, denn Bischof Jean Damascène hat die Gnade von Medjugorje nach Ruanda gebracht.
Durch seine Begeisterung ist auch Pater Ubald nach Medjugorje gekommen und fand dort sein Bemühen um ein Friedenszentrum bestätigt. Weinend kniete er vor dem Kreuz, auf dem Platz, wo die Gottesmutter gleich zu Beginn der Erscheinungen der Seherin Marija zugerufen hatte: „Friede, Friede, Friede und nur Friede. Zwischen Gott und Mensch soll wieder Friede herrschen. Der Friede soll auch unter den Menschen sein.“, und flehte dort um Frieden für sein Volk und bat die Gottesmutter innig, auch nach Ruanda zu kommen.
Bald wurde mit unserer Hilfe ein etwa 28 Hektar großes Grundstück für das künftige Friedenszentrum gefunden und erworben. Umgehend wurde dort ein provisorisches Marienheiligtum errichtet, wo Pater Ubald mit tausenden Menschen um Versöhnung und Frieden gebetet hat.


Um den Menschen in unserer Partnerpfarre zu helfen, haben wir im April 2012 in unserer Pfarre einen Container mit Hilfsgütern vorbereitet. In dieser Zeit erreichte mich der Anruf von Pater Ubald, der mir am Telefon mitteilte, dass am 13. August 2012 in dem neuen Friedenszentrum ein Versöhnungsgottesdienst stattfindet, zu dem etwa 25.000 Menschen erwartet werden. Die gesamte Zeremonie wird auch von Radio Maria aufgenommen werden. Dazu brauche er dringend eine lebensgroße Statue der „Königin des Friedens“ aus Medjugorje. Da er wusste, dass wir gerade einen Containertransport vorbereiteten, schien es ihm einfach, eine solche Statue mitzusenden. Aber wie kann ich in dieser kurzen Zeit - in fünf Tagen sollte der Container abgeschickt werden - eine Statue von Medjugorje nach Graz bringen? In meiner Not rief ich Dr. Anton Gölles an, der sich „zufällig“ mit einer kleinen Gruppe, aber einem großen Bus auf der Fahrt nach Medjugorje befand. Auf wirklich wunderbare Weise brachte er mir nach einigen Tagen, in einer großen Kiste verpackt, die lebensgroße Statue der „Königin des Friedens“, so dass wir sie noch rechtzeitig in den Container verpacken konnten, der kurz darauf nach Ruanda verschifft wurde.
Weil wir im Rahmen des „Arbeitskreises Weltkirche“ jährlich unserer Partnerpfarre Nyamasheke einen Besuch abstatten, um unsere Projekte zu überprüfen, kam auch ich Anfang August dort an. Inzwischen war auch der Container eingetroffen. Es bedurfte jedoch der Unterstützung des dortigen Bischofs, dass die Madonna rechtzeitig vom Zoll freigegeben wurde.
Schon zeitig am nächsten Morgen wurde die Madonna in einem Autokonvoi zum Friedenszentrum gebracht. Unzählige Menschen, sie wurden auf etwa 25.000 geschätzt, erwarteten die Gottesmutter mit frenetischem Jubel und Tanz. Das ganze Plateau des Friedenszentrums war von einer vor Freude taumelnden Menge besetzt. Ihr Ruf „Maria, Maria, Maria“ war sicher weit über das riesige Gelände hinaus zu hören, und der vom Tanz aufgewirbelte Staub lag wie Nebel über der feiernden Menge. Nach der Segnung der Statue und einer würdigen Feier der Heiligen Messe durch Bischof Jean Damascène hat nun die Statue der „Königin des Friedens“ unter einem Behelfsdach bis zur Errichtung einer Kirche einen fixen Platz gefunden, um von der Bevölkerung verehrt zu werden. Tag und Nacht knien die Menschen zu ihren Füßen und bitten um Fürsprache in ihren Sorgen.
Möge SIE dieses kleine Land und seine Bewohner schützen und zur Versöhnung und zum Frieden führen. Pater Ubald und sein Priesterfreund, Pater Roger, haben in unserem Beisein im September 2012 eine Wallfahrt nach Medjugorje unternommen, um der Gottesmutter zu danken und weiterhin um Segen für ihr Land zu bitten.
„Als ich in Medjugorje ankam, war ich überzeugt davon, daß Gott hier gegenwärtig ist. Es ist ein Ort des Gebetes, der Buße, ein Ort, an dem außerordentliche Möglichkeiten des Gebetes geboten werden. Wir haben in Ruanda den Völkermord erlebt und wir müssen für Frieden und Versöhnung in Ruanda beten.“


Bischof Jean Damascène Bimenyimana aus Ruanda verbrachte im April 2014 einige Tage in Wien.
Das Interview führte Dr. Ignaz Hochholzer:

Exzellenz, Herr Bischof, wir freuen uns, dass Sie in Österreich sind, gerade zu der Zeit, wo wir an den Völkermord in Ruanda vor 20 Jahren denken. Könnten Sie uns etwas über sich und Ihr Land erzählten?

Ich bin seit 17 Jahren Bischof der Diözese Cyangugu. In dieser Diözese leben 300.000 Katholiken. Es gibt hier 3 Volksgruppen:  Tutsi, Hutu und Twa.
Meine Eltern waren schon Christen, als ich geboren wurde. Mein Großvater war Katechet. Ich wurde nach der Grundschule ins Knabenseminar geschickt und bin anschließend ins Priesterseminar eingetreten. Am 6. Juni 1980 wurde ich zum Priester geweiht. Nach vier Jahren als Kaplan wurde ich zum Bibelstudium nach Rom geschickt und war anschließend Professor am Priesterseminar in Ruanda. Am 18. Jänner 1997 wurde ich zum Bischof ernannt.
In Ruanda waren seit 1959 die Hutus an der Macht. Die Tutsis wurden zunehmend verfolgt und die meisten gingen ins Ausland. Schon seit 1963 gab es immer wieder Auseinandersetzungen. Im Jahr 1994 kam es zum furchtbaren Völkermord (Genozid): 800.000 bis 1 Million Menschen wurden ermordet.

In Ruanda gab es in der Diözese Gikongoro Marienerscheinungen. Wie sehen Sie diese, Exzellenz? Sind diese anerkannt, und in welchem Jahr waren sie?
Ja, sie sind anerkannt. Sie waren von 1981-1983. Die Botschaften der Mutter Gottes waren Bekehrung, Gebet, Buße und das Annehmen des Kreuzes als Heilmittel für die Menschen.
Die Gottesmutter zeigte sich als "Jvlaria, Mutter des Wortes". So ehren wir Sie als "Mutter des Wortes". Maria unterstreicht den Sinn des Leidens und des Kreuzes. Maria ist in Ruanda die "Mutter des Wortes" - Sie will alle trösten und die Täter zur Bekehrung rufen.
Bei den Erscheinungen ging es immer wieder um das Leiden. Die Mutter Gottes kam in Ruanda zuerst zum Trost für die Menschen, die viel gelitten haben, dann auch zur Bekehrung der Täter.
Der Ortsbischof gründete eine Kommission, die 20 Jahre lang gearbeitet hat. Die Ergebnisse wurden nach Rom geschickt. Erst nach der Anerkennung von Rom hat der Ortsbischof die Erscheinungen der drei Mädchen für echt erklärt.
Ein Mädchen war schon verheiratet und ist mit ihrem Gatten im Genozid verstorben. Sie hieß Marie Claire.
Das zweite Mädchen heißt Nathalie. Sie wohnt in Kibeho, ist allein und nicht verheiratet. Die Mutter Gottes hat sie darum gebeten, das Studium zu unterbrechen und in Kibeho zu bleiben.
Das dritte Mädchen, Alfonsine, lebt zurzeit in Frankreich. Sie ist verheiratet.

Sie waren schon wiederholt in Medjugorje. Wie kam es dazu?
Dies ist eine sehr lange Geschichte. Ich war schon dreimal mit meinen Bekannten, die in Graz wohnen, in Medjugorje. Zuerst 2008, dann 2010 und 2012. Frau Traude Schröttner aus Graz hat mich eingeladen.
Die Pfarre Karlau in Graz ist eine Partnerpfarre der Pfarre Nyamasheke in meiner Diözese. Frau Schröttner organisiert diese Reisen nach Medjugorje. Ich wusste vorher nichts von Medjugorje, bis mich Frau Traude eingeladen hat.
Was mich in Medjugorje berührt hat, ist vor allem der Glaube, der dort gelebt wird. Vor allem, dass so viele Menschen zur Beichte gehen. Es wird viel gebetet, besonders der Rosenkranz, die Anbetung und der Kreuzweg. Sehr berührt hat mich auch das Werk von Sr. Elvira. Was sie da geleistet hat, ist großartig - Cenacolo, Schule des Lebens!

In Ruanda waren die Erscheinungen vor dem Genozid, in Medjugorje vor dem schrecklichen Balkankrieg. Wie denken Sie darüber, Exzellenz?
Maria ist eine Mama, eine Mutter, und wenn sie spürt, dass ihre Kinder in Gefahr geraten - dann ruft sie zur Vorsicht, zur Bekehrung zu Gott und zum Glauben an Jesus Christus! Krieg ist gegen den Willen Gottes, ist gegen die Liebe, ist gegen das Evangelium!

Sie errichten gerade ein Friedenszentrum in Ruanda. Können Sie uns etwas darüber sagen?
Die Menschen benötigen nach dem Genozid einen Ort, wo sie beten und zusammenkommen können, um aufs Neue den Frieden zu erfahren, aber vor allem auch, um angehört zu werden, besonders jene, die durch den Völkermord verwundet wurden. Viele Menschen haben durch den Genozid schwere innere Verletzungen erlitten. Die Heiligste Eucharistie und die Mutter Gottes stehen im Zentrum. Die Menschen kommen, um zu Jesus zu beten, und auch, um die Gottesmutter anzurufen. Dieses Friedenszentrum befindet sich in meiner Diözese und muss sich noch entwickeln.
Es soll ein Exerzitien-Haus gebaut werden und ein Gebäude für ältere Priester, die dort Beichte hören. Neben der Kirche gibt es einen großen Platz für Jugendtreffen und Großveranstaltungen.
Das Zentrum liegt am Rande des Kivusees. Es ist geeignet dafür, sich zu erholen und Frieden zu finden.
Das Projekt ist noch nicht fertig. Die Statue der Gospa, die wir von Medjugorje erhalten haben, steht schon am Platz. Jeden 13. des Monats kommen viele Menschen, die meisten schon am Abend davor. Sie beten die ganz Nacht und feiern am Morgen die Heilige Messe mit Heilungsgebet und einer Prozession mit dem Allerheiligsten.
Verantwortlich für dieses Projekt ist Pater Ubald Rugirangoga. Er hat ein besonderes Charisma der Heilung. Beim Völkermord hat er einen Großteil seiner Familie verloren und den Tätern vergeben. Daraus kam seine Gabe der Heilung. Es geht hier um Heilung der vielen und schweren Verletzungen nach dem Völkermord. Pater Ubald war schon zweimal in Medjugorje. Er ist auch Exorzist unserer Diözese. Die Heilungen geschehen vorwiegend bei der Prozession mit dem Allerheiligsten.

Exzellenz, bitte noch ein persönliches Wort für unsere Leser
Mein Wunsch ist, dass die Botschaften der Muttergottes von Medjugorje durch die Kirche, durch die Kirchenbehörde wirklich anerkannt werden. Natürlich ist es gut, dass dort auch eine Unterscheidung der Geister gemacht wird. Aber es passiert in Medjugorje so viel Schönes, was für die ganze Kirche gut ist.
Ich danke für die Gastfreundschaft, dass Sie mir geholfen haben und dass ich hierherkommen durfte. Ich freue mich auch, dass Sie nach dem Friedenszentrum gefragt haben. Wir hoffen auf viel Hilfe von vielen Menschen für viele Menschen. Für Ruanda bedeutet das sehr viel.

Quellennachweis: www.oasedesfriedens.at/ - März und Mai 2014