Gott hat mein Herz in Liebe berührt
Mehr als 50 Wallfahrten hat Alfred Heck aus Köln bereits nach Medjugorje organisiert, obwohl er seine erste Reise in die Herzegowina damals, im April 1987, eher unfreiwillig angetreten hatte. Von seiner Liebe zur Gospa und seinen Erfahrungen bis zum heutigen Tag gibt er in seinem berührenden Bericht Zeugnis.
Karwoche 2014 in Medjugorje: Die zahlreichen Pilger, die sich am Palmsonntag zur Einstimmung auf das Pascha-Mysterium an diesem Gnadenort versammelt hatten, kehren wieder gestärkt nach Hause zurück und werden es dort dankbar erleben: Wer die Kartage bewusst begeht, kann auch mit Freude in das Gloria der Osternacht einstimmen.
Nur noch vergleichsweise wenige deutschsprachige Pilger bleiben in Medjugorje zurück. Unsere Gruppe hält dort am Gründonnerstag, im Anschluss an ein besonders gestaltetes „Abendmahl“, am Lagerfeuer eine Gebetswache, entsprechend Jesu Aufruf in Getsemani, “Eine Stunde zu wachen und zu beten.“ Und meine Gedanken gehen 27 Jahre zurück, doch mir ist, als wär's erst gestern gewesen:
Es ist der 13. April 1987; Montag in der Karwoche: Meine Frau hat es also doch geschafft, mich mit in den Bus nach Medjugorje zu bekommen - ganz entgegen meinen eigenen Vorstellungen! Denn eigentlich, so meinte ich, geht es mir auch ohne Gebet und Wallfahrt ganz gut. Und wenn es denn schon nach Medjugorje gehen sollte, dann bitte allenfalls im privaten PKW, wo ich mein eigener Herr gewesen wäre, aber doch nicht in einem Bus, gemeinsam mit "alten Frauen" und mit Rosenkranzbeten! Es ist 09.00 Uhr, gleich beginnt die deutschsprachige Hl. Messe und es drängt mich - entgegen meiner Gewohnheit - ganz vorne in die Kirche. Die Hl. Messe fängt an, eine Gruppe von Pilgern aus Salzburg gestaltet den Gottesdienst. Ich knie vor den Altarstufen und beginne zu weinen! Das habe ich noch nie erlebt! 39 Jahre alt, körperlich und psychisch scheinbar gesund, habe ich seit meiner Kindheit eigentlich nicht mehr geweint. Und nun das: Eine ganze Stunde lang fließt der Tränenstrom - nur kurz unterbrochen für die Dauer der Hl. Kommunion.
Im Nachhinein lässt sich klar erkennen: Es ist eine Gnadenstunde, in der ich spüre, fühle, erkenne: Es gibt einen Gott. Und dieser Gott hat mein Herz in Liebe berührt!
Ist es Trauer? Nein! Ist es Freude? Vielleicht. Ich kann es zunächst nicht recht einordnen. Zu überraschend und gewaltig ist das, was da mit mir geschieht. Es ist wohl mehr eine Reinigung, Befreiung: All das Ungute, das sich in vielen Jahren an Hartherzigkeit, Verstocktheit, an Verwundungen und Verfehlungen in einem „Leben ohne Gott“ angesammelt hat, bricht sich in diesem Moment Bahn. Im Nachhinein lässt sich klar erkennen: Es ist eine Gnadenstunde, in der ich spüre, fühle, erkenne: Es gibt einen Gott. Und dieser Gott hat mein Herz in Liebe berührt! Bis dahin war es nur die Furcht vor dem strafenden Gott, die mich über viele Jahre hinweg zumindest hin und wieder zur Kirche gedrängt hatte.
Warum dieses Erlebnis ausgerechnet in Medjugorje? Warum ausgerechnet in der Hl. Messe? Ich weiß es nicht. Die schönen Lieder allein können es nicht gewesen sein, auch nicht die Predigt, von der mir nichts in Erinnerung geblieben ist. Gott allein weiß es!
Aber ich weiß, dass ab diesem Moment ein neues Leben begonnen hat. Nach mehr als 20 Jahren finde ich den Weg zum Beichtstuhl, und eine Art Sehnsucht nach der Eucharistie, nach dem Wort Gottes und nach dem Beten stellt sich ein; nicht schlagartig und - bis heute - verbunden mit Höhen und Tiefen.
Doch eines begleitet mich seitdem: Es ist eine Freude. Sicherlich ist es auch eine Freude an weltlichen Dingen, die mir geschenkt werden: eine Frau, die weiterhin zu mir hält, zwei zusätzliche Kinder, die wir - nach langen Ehejahren - wirklich nur noch auf „wunderbare Weise“ bekommen konnten und nicht zuletzt eine sichere Arbeitsstelle.
Aber es ist noch mehr: eine Freude an Gott, an der Hl. Eucharistie, an seinem Wort und nicht zuletzt auch am Gebet. Auf dem täglichen Weg zur Arbeitsstelle sollten seitdem über viele Jahre hinweg im Auto Lobpreislieder statt „Allerweltsnachrichten“ erklingen und zu Hause sollte über viele Jahre hinweg einmal in der Woche der Halbkreis vor dem Fernseher einem Gebetskreis vor dem Kreuz und der Marienstatue weichen. Inzwischen ist es nicht mehr der Gebetskreis zu Hause, sondern die Eucharistische Anbetung in der nahe gelegenen Pfarrkirche.
Apropos „Kirche“: Es ist auch die Freude an der großen, wunderbaren katholischen Kirche, in die ich hineingetauft wurde und die mit ihren unermesslichen, von Gott geschenkten Schätzen so vielen Menschen Heil und Heilung bringen möchte. Dies wird auch nicht gemindert durch das menschliche Versagen einzelner in dieser Kirche.
Aber auch „nach Medjugorje“ gilt: Nicht jedes Gebet lässt das Herz gleich höher schlagen, oft überwiegt die Mühsal; denn die Probleme des Alltags sind geblieben, und zuweilen scheint es, als ob die Dornen die gute Saat ganz ersticken möchten. Aber gerade in diesen Momenten gilt die Botschaft der Gospa vom 25. Januar 2001: „Betet. .. bis euch das Gebet zur Freude wird.“
Und so hat sich bei allem Ringen, allem geistlichen Kampf und auch bei jedem Fallen, von dem ich weiterhin nicht verschont bleibe, doch eine tiefe, bleibende innere Freude eingeprägt. Es ist die Freude darüber, dass der Weg, auf den seit 33 Jahren die Menschen durch das Rufen der Gospa geführt werden und auf dem sie auch mich jetzt schon seit genau 27 Jahren an der Hand nimmt, ein guter Weg ist; dass es ein Weg ist, auf dem ihr Sohn Jesus mit mir geht und an dessen Ende, auch wenn ich ihn nicht aus eigenem, freiem Willen verlasse, der Vater mich mit ausgebreiteten Armen empfängt und in die bleibende Freude führt.
Ein Letztes, gleichsam als Zeichen für den Humor Gottes: Im Anschluss an die erste, mehr unfreiwillige Busfahrt nach Medjugorje „mit alten Frauen und dem unvermeidlichen Rosenkranzbeten“ durfte ich inzwischen mehr als 50 weitere Busfahrten als Pilgerleiter dorthin durchführen: freiwillig, mit Freude im Gebet und mit vielen lieben Frauen, die mir jeden Tag jünger und schöner erscheinen.
Quellennachweis: www.oasedesfriedens.at/
Mai 2014