Ich will euch führen, ermutigen, lehren und trösten
Interview mit Ivan Dragicevic anlässlich des 33. Jahrestages der Erscheinungen der Gottesmutter in Medjugorje.
Ivan, wie vereinbaren Sie Ihr Apostolat und das Gebet mit Ihren familiären Verpflichtungen? Sie haben vier Kinder in verschiedenem Alter: Das älteste, Kristina, bereitet sich gerade auf die Universität vor, und das jüngste, Matej, beginnt heuer mit der Schule.
Ich kann es nicht akzeptieren, wenn jemand sagt, dass er keine Zeit für das Gebet hat. Das ist weder eine gute Entschuldigung, noch eine gute Ausrede. So lehrt es uns auch die Gottesmutter. Wir haben Zeit für wen oder für was wir lieben und keine Zeit für wen oder was wir nicht lieben. Das heißt, dass mit Liebe alles möglich ist. So ist es auch in meinem Leben und mit meiner Berufung. Meine Frau und ich haben vieles vor der Eheschließung gemeinsam besprochen und uns klar gemacht, was meine Mission ist, wie wichtig das Familiengebet ist und wie wir die Kinder erziehen wollen. Auch was später sein wird, wenn die Kinder erwachsen sind. Meine Familie hilft mir sehr viel und unterstützt meine Mission, die Botschaften der Gospa zu verbreiten. Sie ist für mich eine große Stütze, meine Kraft. Ohne ihr Verständnis könnte ich absolut nicht das tun, was ich heute mache und ich könnte nicht so viel reisen und von zu Hause abwesend sein. Wir versuchen gemeinsam, unser Ehe und unser Familienleben als Sakrament bewusst zu leben und das auch täglich mit unserem Leben zu bestätigen.
Sie reisen sehr oft und treffen viele Menschen. Wie erleben Sie die „Früchte“ von Medjugorje in der Welt?
Wenn man nur hier in Medjugorje ist, kann man sich überhaupt nicht vorstellen, welche Früchte das Kommen der Gospa weltweit bewirkt hat. Ich durfte auf der ganzen Welt unzählige Gebetsgruppen besuchen, die während dieser 33 Jahre entstanden sind. Für mich ist das größte Zeichen von Medjugorje diese weltweite geistliche Erneuerung. Wenn ich das sage, dann denke ich wirklich an die Menschen, die sich durch Medjugorje vollkommen zu Gott bekehrt haben. Sie haben Gott wirklich an die erste Stelle gestellt, in dem sie die Heilige Messe regelmäßig besuchen und wieder beichten gehen. Sie sind richtige Werkzeuge in den Händen Gottes geworden. So sind auch die Priester, die hierher kommen. Sie gründen in ihren Pfarren und Gemeinschaften Gebetsgruppen. Viele von ihnen haben monatlich einen Medjugorje - Gebetsabend, an dem sie die Botschaften der Gottesmutter lesen und gemeinsam längere Zeit beten. Bei diesen Gebetstreffen sind auch öfters Bischöfe dabei. Wenn ich es nicht selber gesehen hätte, könnte ich mir nicht vorstellen, dass es so viele Früchte von Medjugorje gibt.
Immer wieder hören wir auch von körperlichen Heilungen. Wie verstehen Sie diese Heilungen?
Es gibt keine körperliche Heilung ohne einer geistigen. Es ist sehr wichtig, das zu betonen. Ohne Vergebung ist eine Heilung nicht möglich. Die Gospa lädt uns zur Versöhnung ein. Damit diese vollkommen wird, müssen wir dafür immer wieder beten. Für eine körperliche Heilung muss zuerst unsers Seele gesund werden.
Was ist das Wesentliche, wozu uns die Gospa einlädt?
An dieser Stelle möchte ich besonders an bestimmte Botschaften als kleine „Bausteinchen“ erinnern. Da ist vor allem die Botschaft des Friedens, die Botschaft der Bekehrung und Rückkehr zu Gott, die Botschaft über das Gebet des Herzens, über das Fasten und die Buße. Dann der Aufruf zum Glauben und die Botschaft der Hoffnung, die Botschaft über die Eucharistie und die Einladung zum Lesen der Heiligen Schrift, der Ruf zur Versöhnung.
Viele Fragen sich, wieso die Gospa so lange bei uns bleibt. Und viele denken, dass der Jahrestag der Erscheinungen, den wir gerade gefeiert haben, ein besonderer ist. Die 33 Jahre weisen auf das 33jährige Leben Jesu auf der Erde hin. Ich selbst konnte solche Bemerkungen von den Leuten hören. Viel Menschen, auch Priester und Bischöfe fragen, warum die Gospa so lange zu uns kommt. Was verlangt sie, was möchte sie von uns? Sie sagen, wir haben doch die Kirche und die Sakramente, wir haben die Bibel…, warum spricht sie schon so lange Zeit und warum wiederholt sie sich so oft? Warum sagt sie uns nichts Neues?
Ja, es ist wahr, dass die Gospa schon sehr lange kommt und das bereits Bekannte wiederholt. Wir wissen nämlich alle aus der Kirchentradition, was wir zu tun haben, als Christen und Katholiken. Wir haben die Heilige Messe, wir haben die Sakramente. Dennoch stellt uns die Gospa eine Frage: „Liebe Kinder, lebt ihr das alles in eurem Leben?“ Wir kennen schon alle Botschaften, die uns seit 33 Jahren gegeben werden. Woher kennen wir diese Botschaften? Wir kennen sie aus der Tradition der Kirche, weil sie uns die Kirche so lehrt. Aber wir leben sie nicht. Die Gospa lädt uns ein, im Einklang mit ihren Botschaften zu leben.
Ich erinnere mich, wie die Pfarre am Anfang der Erscheinungen die Botschaften aufgenommen hat. Man konnte der Gospa ansehen, dass sie darüber sehr froh war. Heute betet die Gospa sehr viel für die Pfarre… Und das mit Recht. Die Gospa erwartet mehr von der Pfarre, weil sie auserwählt ist. Deswegen kommt die Muttergottes zu uns und ihr Kommen ist ein Wendepunkt, für uns und die ganze Welt. Von uns hängt es ab, ob wir auf dem Weg der Vergänglichkeit bleiben, oder uns auf den Weg der Gospa begeben. Werden wir uns für Gott entscheiden und ihm entgegen gehen? Wollen wir uns für unvergängliche Werte entscheiden? Wollen wir das Evangelium, das Wort Jesu, annehmen und danach unser Leben orientieren und so teilnehmen an der geistlichen Erneuerung der Welt? Denn ohne geistliche Genesung der Familien und jedes Einzelnen gibt es keine Heilung der Gesellschaft und der Menschheit.
Ivan, können Sie uns etwas sagen, wie sie die Erscheinungen erleben?
Wir bereiten uns für jede Begegnung mit der Gospa vor. Ich kann vorher nie wissen, ob die Gospa kommt oder nicht. Deshalb bete ich den Rosenkranz und bereite mich für ihr Kommen vor. Je mehr sich die Zeit ihrer Ankunft nähert, desto intensiver spüre ich ihre Anwesenheit in meinem Herzen. Gleich nach dem Rosenkranz beten wir Seher als unmittelbare Vorbereitung das Gebet der Sieben Vaterunser, Gegrüßt seist du Maria und Ehre sei dem Vater. Während diesem Gebet kommt die Gospa und wir beten mit ihr das Vater unser und Ehre sei dem Vater. Das Licht ist das Zeichen vor ihrem Kommen. Das ist kein irdisches Licht, sondern ein paradiesisches Licht. Sie bringt ein Stück Himmel mit. Wenn die Muttergottes kommt, sehe ich nichts anderes um mich herum. Ich sehe nur sie, umgeben vom Licht. Ich nehme weder Raum noch Zeit wahr. Es beginnt ein Gespräch mit der Gospa, das sie mit den Worten beginnt: „Gelobt sei Jesus Christus, meine lieben Kinder!“ Während der Erscheinung schwebt die Gospa auf einer Wolke und berührt die Erde nie. Nur selten durfte ich ihre Füße sehen.
Mirjana, Ivanka und Jakov haben schon zehn Geheimnisse erhalten und damit sind ihre täglichen Erscheinungen zu Ende gegangen. Marija, Vicka und Ihnen wurden bisher neun Geheimnisse anvertraut. Sie wissen wahrscheinlich nicht, wann Sie das 10. Geheimnis anvertraut bekommen werden?
Ja, es ist so, dass Mirjana, Ivanka und Jakov schon alle zehn Geheimnisse bekommen haben und wir drei nur neun. Wir wissen auch nicht, wann wir das zehnte bekommen werden. Und wir wissen auch nicht, ob wir danach noch weitere Erscheinungen haben werden. Das können wir nicht voraussehen.
Würden Sie am Ende unseren Lesern gerne etwas sagen?
Ich würde sie alle einladen, Verantwortung zu übernehmen. Das, was wir bekommen haben, ist ein immens großes Geschenk Gottes für die Pfarre und die Welt. Wir müssen alle die Talente, die uns der liebe Gott gegeben hat, nützen. Ich hoffe, dass wir alle antworten darauf, wozu uns die Gospa einlädt. Und ich hoffe, wir werden ihre Botschaften annehmen und zu Mitgestaltern einer neuen Welt werden. Dennoch müssen wir uns für das Gebet entscheiden und das leben, was uns die Gospa sagt. Wir sollen für die Evangelisation der Welt beten, weil sie so notwendig ist. Die Evangelisation soll zuerst unsere Familien erreichen und dann die ganze Welt. Wir brauchen nicht die äußerlichen Zeichen suchen, denn das bedeutet, etwas zu sehen oder zu tasten, das uns hilft, uns erst zu überzeugen… Die Gospa möchte, dass wir und unsere Pfarre, die Pilger und die ganze Kirche zu einem lebendigen Glaubenszeichen werden. Die Muttergottes betet mit uns und ist unter uns. In einer Botschaft sagt sie, dass ihr Sohn ihr erlaubt hat so lange mit uns zu bleiben, weil sie uns führen, ermutigen, lehren und trösten möchte. Das sagt die Gospa. Deswegen nehmen wir das an, wozu uns die Mutter aufruft. Leben wir nach ihren Botschaften und werden wir zum lebendigen Glaubenszeichen.
Danke, Ivan, für das Gespräch.
Das Interview wurde in der Zeitschrift "www.medjugorje.hr/hr/glasnik-mira/" veröffentlicht. Deutsche Übersetzung für die OASE (Ausgabe 2014.8): Mag. Marija Stelzer
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