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Nachruf auf Axel Weidinger

Am 28. Oktober 2010 starb Axel Weidinger, einem langjährigen Medjugorjepilger und Organisator von Pilgerfahrten und Hilftansporten, nach langer und schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie.

Axel wurde 1940 in Traunstein geboren, 1961 schloss er seine Ausbildung als Revierförster ab.
Abgesehen von den Jahren 1970-72, wo Axel in Chile tätig war, übte er seinen Beruf bis zu seiner Pensionierung in verschiedenen bayerischen Forstämtern aus.
Von Medjugorje hörte Axel bereits 1985 und nichts davon haltend fuhr er dennoch dorthin und erlebte eine Gotteserfahrung, die ihn fortan prägte und seine katholische Haltung immer mehr verinnerlichen ließ. Axel war der erste, welcher auf einem Tonbanddienst die Botschaften der Königin des Friedens in deutscher Sprache verbreitete. Er organisierte Wallfahrten nach Medjugorje und dann vermehrt auch nach Schio.

1991, nach Ausbruch des Krieges im ehemaligen Jugoslawien organisierte Axel zunächst Medikamenten- und Nahrungstransporte in das Kriegsgebiet. Bei seinen verschiedenen Besuchen sah er auch die Not der Menschen, deren Häuser zerstört waren. Er erkannte, dass damit sehr schnell das soziale Gefüge eines Orte brechen kann. So organisierte er mit der Aktion „Bauern helfen Bauern“ Holz von seinen Waldbauern, transportierte es nach Jugoslawien und konnte damit über 100 kleine Holzhäuschen bauen lassen. Damit ermöglichte er vielen Menschen wieder ein Dach über dem Kopf und stärkte den menschlichen Zusammenhalt der Dorfbewohner. Während dieser Zeit wurde er von seinem Arbeitgeber, dem bayerischen Forstministerium, bei vollem Bezug seines Gehaltes für ein halbes Jahr freigestellt.
Wenn Axel etwas begann, dann mit ganzem Herzen und vollem Einsatz und ohne sich selbst dabei zu schonen. So war sicher die schwierigste Situation, als er im Dezember 1995, noch während des Krieges einen Hilfskonvoi nach Zentralbosnien begleitete und dann plötzlich der Rückweg abgeschnitten war. Am 20. Dezember sollte er zurück sein. Bis zum Heilig Abend bangte seine Familie um ihn, nicht wissend ob er noch lebt. An diesem Abend endlich kam der erlösende Anruf von Axel aus Tuzla/Bosnien, von wo aus es im endlich gelang, eine Telefonverbindung nach Deutschland zu bekommen. Tatsächlich konnte Axel am 25. Januar 1996 mit Hilfe der UNO zurückkehren.
Ich habe Axel, seine Frau Lissy und seine 4 Töchter 1989 kennen lernen und über zwei Jahrzehnte hinweg eine tiefe und innige Freundschaft mit ihnen erleben dürfen. An Axel habe ich immer seine Konsequenz bewundert, mit welcher er Dinge umgesetzt hat. Ohne Rücksicht auf sich selbst und manchmal auch auf seine Familie. Axel hat den Glauben vehement verteidigt und die klare katholische Position bezogen ohne ein Jota Abstrich.
Axels Haus in Oberaudorf war ein offenes Haus. Die besondere Atmosphäre der Gastfreundschaft, die Axel und seine Familie verbreiteten, verbunden mit der Hausmusik, war für alle spürbar. Man ging bereichert wieder fort.
Seine Bereitschaft alle Dinge aus der Hand Gottes anzunehmen, kam in besonderer Weise in den letzten zwei Jahren zum Ausdruck, seit ihm die Diagnose der ALS Krankheit gestellt wurde. Eine unheilbare Krankheit, bei welcher die Nerven langsam absterben und man bei vollem Bewußtsein nach und nach gelähmt wird und am Ende erstickt.
Direkt nach Erhalt der Diagnose pilgerte Axel mit Lissy nach Medjugorje, um dort Kraft für seinen schweren Weg von der Gospa zu erbitten.
Seine Krankheit verglich er mit einem Weg zum Gipfelkreuz auf dem er immer weniger atmen konnte, da die Luft mit der Höhe immer dünner wird; Er nahm diese Krankheit als sein Kreuz an, in der tiefen Überzeugung, dass Gott kein Kreuz zulasse, ohne auch die Kraft zu geben, dieses zu tragen. Und dass im Annehmen und Tragen des Kreuzes ein Sinn liegt und daraus Segen erwächst.
Daher war er völlig erstaunt über die Frage eines jungen Besuchers, der meinte, jetzt habe ihn der Herrgott aber ganz schön im Stich gelassen. Er haderte überhaupt nicht. Axel betonte immer, dass er seine Flügel nicht hängen lassen würde, weil ihn die Familie und so viele Freunde im Gebet tragen und ihm Aufwind geben würden.
Besonders beeindruckend für mich war gerade dieser letzte Abschnitt in Axels Leben, wo er alles lassen musste, was ihm wertvoll und wichtig erschien. Das Gebet des Hl. Klaus von der Flühe, das auch auf seinem Sterbebildchen zu lesen war: „Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir was mich hindert zu Dir. Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu Dir. Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir“, hat sich in Axels Leben verwirklicht.
Ein grossartiges Zeugnis war auch seine Beerdigung. 16 Priester und Diakone gaben ihm das letzte Geleit, darunter auch Pater Ivan Landeka, ehemaliger Pfarrer von Medjugorje. Die grosse Kirche von Oberaudorf war bis auf den letzten Platz gefüllt und 800 Sterbebildchen reichten nicht aus. Über eine Stunde dauerte die Kondulation am Grab, während ein Bläserquartett die friedliche und getragenen Stimmung untermalte.
An dieser Stelle möchte ich besonders seiner Frau Lissy und den Kindern danken, die sich in der Zeit der Krankheit vorbildlich und aufopferungsvoll um Axel gekümmert haben. Möge er in Gottes Frieden sein.

Hubert Liebherr
04. November 2010