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Medjugorje ist mein Schicksal

Kaum ein anderer Franziskanerpater hat so lange in Medjugorje gewirkt, wie Pater Tomislav Pervan. Er hat unzählige theologische Beiträge über das Phänomen Medjugorje geschrieben. Jahrzehnte lang konnte man Pater Pervan immer in Medjugorje antreffen. Er ist den vielen internationalen Pilgern als einer der wahren Seelsorger von Medjugorje in Erinnerung. Heute wirkt er in Medjugorje besonders als Beichtvater. Für die Gebetasaktion hat ihn MMag. Ivan Lukač besucht und das folgende Interview gemacht.

Pater Tomislav, wir wissen, dass die Muttergottes in den 80er-Jahren auch an einigen anderen Orten erschienen ist. Können Sie diese Ereignisse mit den Erscheinungen in Medjugorje vergleichen?

Maria führt ihre Kinder als Mutter. Außer in Medjugorje hat Maria ihre Nähe auch in anderen Ländern und anderen Kontinenten gezeigt. Im Herbst1981, einige Monate nach dem Beginn der Erscheinungen in Medjugorje, begann Maria in Kibeho in Ruanda zu erscheinen. Ich habe einige Aufnahmen gesehen,  und wie auch hier in Medjugorje wird es einem, wenn man den Gesichtsausdruck der Seher sieht, klar, dass das nicht von dieser Welt ist. Die Ähnlichkeit besteht auch darin, dass in den 90er-Jahren in Ruanda ein Krieg ausgebrochen ist, wie auch in unserer Gegend hier. Bei der Erscheinung am 15. August 1982 hat Maria den Sehern in Ruanda ermöglicht, dass sie wie in einem Film die Gräuel sehen, die in den 90er- Jahren in diesem afrikanischen Staat geschehen werden. Die Kinder haben von blutigen Strömen berichtet, von Körpern, die niemand begraben wird können, aber damals war niemandem klar,was die Kinder da erzählen. Auch in Medjugorje hat die Gospa zum Gebet und Fasten eingeladen, damit der Krieg verhindert werden kann, aber alle dachten, dass der Krieg woanders sein wird. In Medjugorje waren es von Anfang sechs Seher, während in Kibeho die Anzahl der Seher gewachsen ist. In Ruanda haben die Erscheinungen von 1981 bis 1988 gedauert. Als sich 12 Jahre später bewahrheitet hat, was die Kinder gesagt haben, war es für die Kirche im Jahr 2001 nicht  schwer, die Echtheit der Erscheinungen der drei Seher von Kibeho anzuerkennen.

Wie  waren  die  ersten  Reaktionen des  Klerus  auf  die  Erscheinungen  in Medjugorje?  Waren  auch  Sie  Pater Pervan am Anfang skeptisch?

Die Reaktionen waren verschieden. Ein Teil des Klerus hat  sich um die Nachricht über die Erscheinungen nicht allzu sehr gekümmert, während ein anderer Teil Interesse gezeigt hat. Die Kinder waren von Anfang an sich selbst überlassen.
Pater Jozo Zovko hat in den ersten Tagen der Erscheinungen während des Gebetes in der Kirche eine  klare Stimme gehört: „Geh hinaus und beschütze die Kinder.“ Da begann der ausdrückliche Schutz der Kinder durch Pater Jozo. In den ersten Tagen war ich skeptisch.  Aber als ich einige Tage nach der ersten Erscheinung, am 29. Juni 1981, nach Medjugorje gekommen bin, habe ich meine Meinung geändert. Ich habe gespürt, dass hier Gott selbst am Werk ist.

Wie war es für sie, in den ersten Jahren der Erscheinungen in Medjugorje Pfarrer zu sein? Wir wissen, dass diese Jahre im Hinblick auf das noch immer gegenwärtige kommunistische Regime sehr delikat waren.

Ich war Pfarrer von 1982 bis 1988. Die Gläubigen, wie auch wir Priester, haben Medjugorje als Antwort auf unsere Gebete erlebt, dass das kommunistische Regime abgeschafft wird. Die Kommunisten, auf der anderen Seite, haben Medjugorje als Drohung und Bedrohung ihrer Interessen erlebt, und sie haben alles getan, um es abzuschaffen. Am Anfang haben sie verboten, dass man den Ort überhaupt betritt, alle Fremden haben sich bei der Polizei melden müssen, sobald sie das Gebiet der Gemeinde Čitluk betreten haben. Die Medien des Regimes aus Sarajevo „Borba“, „Oslobođenje“ haben mit Karikaturen und Artikeln bei der Beschmutzung von Medjugorje, von den Priestern und den Sehern um die Wette geeifert. Trot all dieses Handelns des Regimes war es unmöglich, die Menschenströme aufzu halten, die sich über Medjugorje ergossen haben. Am Fest Mariä Himmelfahrt 1981 waren mehr als 50.000 Menschen in Medjugorje.

Wie reagierte der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, der heutige Papst emeritus Benedikt XVI.?

Kardinal Ratzinger hat vom damaligen Bischof einen Brief bekommen, in dem verlangt wurde, dass Rom alles, was in seiner Macht ist, tun solle, um den Schaden aufzuhalten, der geschieht, indem das Märchen von angeblichen Erscheinungen verbreitet wird. Nicht lange nach den ersten Erscheinungen hat sich Kardinal Ratzinger in einem Interview indirekt auch auf die Erscheinungen in Medjugorje bezogen und gesagt, dass Gott  mit Seiner Gnade wirkt, wann und wie Er will, und dass man es zulassen sollte, dass die Dinge ihren Lauf nehmen.

Welches Kriterium müsste man in Betracht ziehen, wenn man über die Echtheit der Erscheinungen von Medjugorje diskutiert?

Völlig sicher ist es, dass man die Früchte, die Medjugorje bringt, in Betracht ziehen müsste. Niemand kann so viele Bekehrungen leugnen, so viele, die sich mit Gott versöhnt haben und nicht zuletzt auch die Heilungen. Ich würde die Reaktion des Volkes Gottes betonen. Das Volk erkennt die Dinge gut, und es hat auf die Ereignisse von Medjugorje nicht zufällig positiv reagiert. Auch wenn es im gleichen Zeitraum in Kroatien Erscheinungen gab, in Bošnjaci in Slawonien und in Gala bei Sinj, könnte man sagen, dass es dort kleine Quellen waren, während es sich in Medjugorje um eine große Quelle handelt, die mit aller Kraft aus dem Felsen hervorgekommen ist und nicht mehr aufzuhalten ist, wie  auch jene Menschenströme, die jährlich nach Medjugorje kommen, um an dieser Quelle zu trinken.

Pater Tomislav, wir wissen, dass Sie einer der angesehendsten Beichtväter in Medjugorje sind. Können Sie uns die Meinung der Priester bekräftigen, die sagen, dass die Gnade Gottes auf besondere Weise  in der Beichte in Medjugorje gegenwärtig ist?

Medjugorje  ist  mein  Schicksal, da bin ich mit meinem ganzen Wesen gebunden und ich sehe hier jeden Tag, wie Gott wirkt, wie Gott barmherzig ist. Wenn man in Medjugorje Beichte hört, begreift man, dass die Beichte das größte Geschenk von Jesus an die Menschheit ist. Der Mensch erkennt, dass er zu seinem Gott geht und dass der Priester nur Vermittler ist. Die Erfahrungen, die ich bei den Beichten erlebt habe, kann man nicht mit Worten beschreiben, und ähnliche  Erfahrungen haben auch alle übrigen Priester gemacht, die hier Beichte gehört haben. Ich war Zeuge von vielen Wundern bei der Beichte. Für mich ist das größte  Wunder, wenn sich jemand nach Jahren, die er in der Sünde gelebt hat, mit seinem Gott versöhnt und sich entscheidet, sein Leben zu ändern. Das, was Lourdes in der Frage der physischen Heilungen ist, das ist Medjugorje in der Frage der geistlichen Heilungen. Hier lassen die Menschen ihre Traumata, Ängste und Sünden zurück. Hier werden durch die Kraft des Heiligen Geistes, Geist, Seele und Körper, geheilt. Hier kommt es zur Methamorphose, zur Umwandlung des alten Menschen in eine neue Schöpfung.