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Predigt zum Jahrestag am 25. Juni 2018 von Pfarrer Miljenko Steko

Liebe Brüder und Schwestern, ich grüße Sie alle herzlichst zum 37. Jahrestag des Phänomens von Medjugorje, das die Kirche und die Welt berührt hat.

Maria als Urbild der Kirche
Heute wünsche ich mir, dass wir alle das Herz und die Seele für unsere selige Jungfrau Maria weit öffnen, unserer Muttergottes, der Gospa, die im Himmel ihre mütterliche Rolle fortsetzt. Im Lukasevangelium heißt es: „Siehe, die Mutter meines Herrn.“ Sie ist durch ihre gnadenvolle Führung und Fürsprache mit uns und der Kirchenlehre verbunden. Wir haben Richtlinien für ihre Verehrung; man sagt, dass sich die Gemeinschaft mit ihr besonders in der Hl. Messe verwirklicht, wie auch, dass die Gestalt Mariens im Geheimnis Christi und der Kirche verstanden werden muss. Von Christi Herrlichkeit hat sie empfangen; dem was uns allen verheißen ist. Sie wurde zum Urbild der Kirche in ihrer ewigen Vollendung und deshalb ist sie dem pilgernden Volk ein untrügliches Zeichen, eine Quelle des Trostes.

Die Schönheit Mariens durch die Mutterschaft mit Jesus
Als Hauptzelebrant dieser Hl. Messe darf ich über die selige Jungfrau Maria predigen. Das ist nicht einfach, denn was kann ich über sie sagen? Sie, die voll der Gnade ist. Was soll man von dieser besonders Auserwählten Gottes predigen? Diese Schönheit der Schönheiten, diese Güte über jeder Güte. Wie soll ich predigen, damit meine Rede sie nicht vernebelt, verringert oder sogar ihre Größe demütigt? Nämlich die Größe, die Gott in Mariens Wesen hineingelegt hat, damit Sie zum würdigen Tabernakel Seines Sohnes wurde, mit dem sie untrennbar verbunden ist: Durch ihr Wesen und ihre Aufgabe an uns Menschen ist sie die Verkünderin ihres Sohnes.
Deshalb wird jede ungeeignete Darstellung von Maria in Wort oder Schrift, in Bild, Skulptur oder musikalischen Werken oder auf andere Art und Weise, nicht nur ihre Größe, ihren Wert verringern, sondern auch ihre Schönheit und ihre Rolle der Verkünderin des lebendigen Jesus in der Welt verschleiern.

Welche Beschreibung wird Maria gerecht?
Aber es gibt auch eine würdige Darstellung. Wenn ihr fragt welche, dann seid ihr alle hier die Antwort! Ihr, die ihr Maria als Mutter Jesu liebt und verehrt und die auch meine geistige Mutter ist. Ein Mensch, der eine Person mag und liebt, hat das Bedürfnis, es ihr selbst und allen anderen auf die bestmögliche Art und Weise zu sagen. Deshalb ist die Liebe zur Muttergottes von der Notwendigkeit der besonderen sohnschaftlichen Liebe zu ihr getragen.
Ein Pfarrer schrieb dazu Folgendes: Da ich nur ein einfacher Pfarrer bin, kleide ich meine Achtung für sie in einfache Worte und nutze das Lukasevangelium, in dem Marias Cousine Elisabeth sagt: „Gesegnet bist Du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.“ – Da ich auch nur ein einfacher Franziskanerpater bin, verlasse ich mich, wie der erwähnte Pfarrer, ausschließlich auf die Worte der Hl. Schrift. Dazu nehme auch ich das Lukasevangelium: „….und sei gegrüßt du Begnadete …“ und später „…denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut, voll der Gnade.“ Für die Worte des Engels „voll der Gnade“ verwendet Lukas das griechische Wort…….goheri domine. Aber das Wort sei so inhaltsvoll, erläuterte ein Professor, dass man es in anderen Sprachen nicht mit einem Wort übersetzen könne, sondern nur mit mehreren. Es käme ungefähr dem gleich: Auf diese Person wurde die ganze Gnade ausgegossen, die ganze Liebe, all das Gute und sie wurde getränkt mit dieser Gnade, dieser Liebe und darin gebadet, denn Gott hat Maria als Mutter Seines Sohnes vorhergesagt, so dass in diesem auserwählten Wesen eine Qualität im höchsten Maße; in der gesamten Fülle entstand. Genau deshalb kann man über Maria nicht viel sagen, weil sie immer größer ist, als irgendeine unserer Beschreibungen.

Gott erwählt Maria und sie vertraut ihm ihr Leben an
All die Tugenden in ihr mussten in vollem Maße und vollkommen sein: Die drei göttlichen, die vier Kardinalstugenden bis hin zu den Alltagstugenden. All das spürt Maria als eine reine Gabe Gottes; sie lobt sich nicht selbst und sagt: ‚Es kommt all dies aus mir, nun ich bin gnädig, schaut doch wie gut ich bin, freundlich und rein‘, weil das nicht stimmt. All das ist einzig ein Geschenk Gottes an sie. Wenn wir also Maria verehren, ehren wir Gott, der Maria so schuf und uns als Fürsprecherin, Vorbild und Mutter gab.
Aber es gibt hier noch etwas sehr Wichtiges, was wir Mariens Geschenk an Gott nennen könnten, weil sie von Gott so viel Empfangen hat. Maria bat Gott, dass sie mit all diesen Gaben Ihm und den Menschen diene und, was am wichtigsten ist, sie gab Gott aus völlig freier Entscheidung und völlig bedingungslos ihren freien Willen, damit durch sie der Wille Gottes verwirklicht würde, unabhängig davon, was dieser Wille von Ihr verlangte.
Heute Abend können wir nicht ohne den Satz Mariens aus dem Evangelium gehen, denn auch hier in Medjugorje werden wir nicht nur von Gott gesehen, nein, Gott schaut uns an! Gott sieht anders als die Menschen. Wenn Er jemanden ansieht, überflutet Er Ihn mit Seiner Liebe, Er ruft ihn, wählt ihn für etwas Besonderes und deshalb dieser Satz, dass Gott auf die Niedrigkeit seiner Magd Maria geschaut hat, das bedeutet die Erwählung Mariens, für etwas Großes.

Erwählen auch wir Gott?
Aber was ist mit uns, wo sind wir in alledem? Was bedeutet das für uns? Das Heil der Menschheit, die Menschwerdung Gottes, wurde erst möglich, als Maria auch Gott erwählte. Das ist Mariens Größe in der Heilsgeschichte und daraus kommt für uns diese wunderbare und errettende Belehrung: wir alle sind Auserwählte Gottes, jeden von uns hat Er für eine Aufgabe erdacht. Die Frage ist, ob wir auch Gott gewählt haben? Gott tut nichts für den Menschen, ohne sein Einverständnis und die Zusammenarbeit mit ihm, außer dass Er ihn ohne zu fragen erschaffen hat. Alles andere geschieht mit dem Angebot Gottes und durch das Annehmen des Menschen. Nun möge, niemand von uns, Brüder und Schwestern, von dieser Hl. Versammlung gehen, bevor er nicht die Entscheidung gefällt hat, dass er neben all den Angeboten dieser Welt, Gott definitiv und unwiderruflich an erster Stelle wählt. Dies geschieht, indem man bewusst und freiwillig den Willen Gottes akzeptiert und auswählt, immer und überall, unabhängig davon, wieviel es uns „kosten“ wird.

Medjugorje – das katholische Epi-Zentrum
Die Geschehnisse seit 37 Jahren haben hier alles verändert. Sie haben den spirituellen Boden dieser Welt, mit ihrem Epi-Zentrum in Bijakovici, erbeben lassen und mit dem Schoßmantel der Königin des Friedens hat sich die Gnade ergossen, die der neue Impuls für den Menschen, die Pilger und für dieses Leben ist.
Die ruhige Gewissheit unseres Glaubens, die uns sagt, dass Maria als Hilfe der Christen immer anwesend und tatkräftig in unserem Leben ist, schafft hier einen neuen und existenziellen Impuls für die Frömmigkeit. Mit diesen Geschehnissen von Medjugorje strömt auf der ganzen Welt die spirituelle Erfrischung und Ermutigung. Und das berührt auch uns heute hier und es hat die Notwendigkeit der Evangelisierung so immens gestärkt: Es offenbart sich neue Glut in den Herzen, der Glauben, die geschenkte Gnade in so vielen Bekehrungen erreicht die unvorstellbare Dimension bis hin in alle Himmelsrichtungen. Medjugorje sammelt all die Schmerzen und Freuden seiner Kirche und der Welt. Nun das geschenkte besondere Privileg ist, dass es trotz diesen und jenen Widrigkeiten nicht aufhört, die Umkehr und die Hoffnung zu verkünden.
Medjugorje: inmitten einer Welt von Lärm lenkt es die Aufmerksamkeit darauf, dass wir stehen bleiben, den Rosenkranz zu beten beginnen, das Allerheiligste anbeten, zum Sakrament der Beichte gehen, die Hl. Messe mit reinem Herzen feiern, so dass wir mit unseren Worten wie ein Echo der Berge in der Welt erklingen. – Aber leider gibt es hier zu wenige Beichtväter.
Der heilige Johannes Paul II. sagt, dass die Mutterschaft Mariens unaufhörlich in der Vermittlerrolle der Fürsprecherin für uns bei Gott weiter existiert - in all diesen Tagen und Jahren, in dieser felsigen und rauen Landschaft von Medjugorje. Sie goss den Balsam auf so viele Wunden und zeigte so vielen Seelen den Trost. Sie empfängt uns alle, all die Glücklichen und Unglücklichen, die Reichen und Armen, die Kranken, die Verlassenen und die Hungrigen die sie sättigt und jene die satt sind vom Unnötigen, die hungern nach dem Notwendigen.

Der Friede von Medjugorje – Balsam für die Wunden der Menschheit
Während Dutzende von harten Kriegen, sogar die schrecklichen in unseren Gebieten, wüteten, änderte sich die Botschaft von Medjugorje nicht: Frieden! Und dieser Frieden der hier auf besondere Art und Weise erhalten wird, wird zur wahren Quelle der Evangelisierung; ein Balsam auf unsere Wunden aber auch auf die Wunden der ganzen Welt - Wir bringen sie und lassen sie hier verbinden.
Medjugorje ist wahrhaftig ein Ort, an dem wir, wie sonst nirgendwo, den Schmerz der modernen Menschheit spüren können, ihr leiden, ihr verloren sein, hier in Medjugorje auf dem Stein dieser Berge. Schon seit Jahren gibt es sichtbare Spuren der Sehnsucht nach verlorenem Frieden im Herzen; auf den sichtbaren ausgetretenen Wegen unserer Berge, wo Millionen von Menschen seit Jahren den verlorenen Mittelpunkt Ihres eigenen Seins suchen. Das Zeugnis sind verlorene Werte zwischen den Menschen und Gott, deren Verlust schmerzhaft sichtbar ist in den zerstörten menschlichen Beziehungen zwischen Ehefrau und Ehemann, Vater und Sohn, Mutter und Tochter, ehemaligen Freunden und Bekannten. Und diese gezogenen Wege auf unseren Bergen bezeugen die Einsamkeit des Menschen und seine Müdigkeit, von der Verfolgung des Gewissens. Aber auch das Bedürfnis, dass in dieser Welt der Hoffnungslosigkeit, erneut wieder Hoffnung geschieht. Das von neuem die Liebe geboren wird im Paradox der Welt, in der einerseits die Armut und andererseits die Fülle gelebt werden. Die Armut auf der ganzen Welt, ist das Ergebnis menschlicher Nachlässigkeit, Böswilligkeit und Eigensucht.

Entfliehen der menschlichen Hilflosigkeit durch die klare Entscheidung für Maria und Gott
Aus diesem Kreis der menschlichen Hilflosigkeit kann man sich nur mit der Kraft der Liebe befreien. Der Mensch kann nirgendwo die Liebe und den Frieden finden, als im Schoße der Mutter. Wir als Pfarrgemeinde, als Pilger, fühlen, dass wir der mütterlichen Liebe geschenkt wurden, wir im Schoße der Mutter, auch wir als Priester ganz besonders. Ihr geschenkt, die den Egoismus menschlicher Herzen und die materialistische Einstellung besiegt, Vergeltung nicht mit gleichem Maße wünscht, ihr, die immer von neuem nicht misst, sondern liebt. Der allmächtige Gott hätte sich verkörpern können, wie auch immer er wollte, aber er wählte nicht Macht, Kraft, Stärke, Majestätisches; Er wählte ein kleines schwaches Kind und seine Mutter, die beide fest an den Plan Gottes glauben, auch dann wenn ihr Herz einmal zerstreut ist oder zersprungen in unzählige, nie wieder gefundene Stücke, wie dort auf Golgota. Durch das Kreuz von Golgota hat uns Christus mit Gott versöhnt. Aber vergessen wir nicht: auf diesem Holz des Kreuzes sah Maria ihren Sohn, den sie mehr als sich selbst liebte. Mit der gleichen Liebe begleitet sie dein Leben, weil du ihr Kind bist, weil du das fühlst,  bist du auch hier. Wenn du verstehst dass dich die himmlische Mutter, deine geistige Mutter geheimnisvoll an ihr Herz geschmiegt hat, hab‘ keine Angst mehr vor deinen schmerzhaften Wunden, deinen Tränen, sie sind wohltuend. Beginne frei vor ihr zu weinen. Denn alles was sie dir sagen möchte ist, Gott vergibt dir, Er ist die Barmherzigkeit selbst und Er liebt dich unermesslich.
Liebe Gemeinde, liebe Pilger, wandelt heute Abend diese unerklärliche Wärme und Sehnsucht nach Gott durch die Fürsprache der Muttergottes, in eure Entscheidung um: Gott, ich gehöre dir, Gott Ich liebe dich mit meinem ganzen Herzen. Maria, du unsere Vermittlerin, du unsere Fürsprecherin, versöhne uns mit deinem Sohne, empfehle uns deinem Sohne, gib uns deinem Sohne hin,
Amen.



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