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Vorwort zur Zeitschrift Oase des Friedens von Dr. Christian Stelzer

„Erkennen – Erklären – Handeln“. Der medizinische Dreierschritt von Ignaz Semmelweis, dem „Retter der Mütter“, hat bis heute Gültigkeit bei der Behandlung von Seuchen. Semmelweis erkannte, dass die Ursache des Kindbettfiebers Bakterien sind, die von Ärzten übertragen wurden, wenn sie gebärende Frauen, ohne Desinfektion ihrer Hände, nach Leichensektionen untersuchten. Die Reaktion seiner Kollegenschaft auf diese bahnbrechende Entdeckung – sie nannten ihn einen Nestbeschmutzer – findet heute im englischen Sprachraum seinen Niederschlag im Begriff des „Semmelweis-Reflexes“. Er beschreibt die unmittelbare Ablehnung einer wissenschaftlichen Entdeckung ohne weitere Überlegung oder Überprüfung des Sachverhaltes.

Die vehemente Ablehnung seiner Erkenntnis angesichts des sinnlosen Müttersterbens stürzte Semmelweis, den Pionier der Krankenhaushygiene, in tiefe Depressionen. Kollegen brachten ihn in die Landesirrenanstalt Döbling bei Wien, wo er zwei Wochen später mit nur 47 Jahren unter mysteriösen Umständen verstarb. Beim Exhumieren seiner sterblichen Überreste hundert Jahre danach fanden sich an Händen, Armen und am Brustkorb zahlreiche Knochenbrüche, die Rückschlüsse auf einen gewaltsamen Tod gaben.

Es ist heute wieder eine Seuche, die uns und diesmal die ganze Welt im Griff hält. Gemeinsame Anstrengungen von Forschung, Industrie und Politik haben zu raschen Erkenntnissen und detailliertem Erklären der Ursachen der Pandemie geführt. Jetzt hoffen wir alle auf konkretes Handeln, auf einen Impfstoff oder ein Medikament, das Leid ersparen hilft und uns endlich wieder die gewohnte Freiheit zurückschenkt. Das Virus hat die Verletzlichkeit unseres Daseins drastisch aufgezeigt, uns Angst vor überfüllten Krankenhäusern und überlasteten Intensivstationen gemacht.

Wenn diese Krise überwunden sein wird – worauf wir alle hoffen -, wie müssen wir uns künftig verhalten, um weitere krisenhafte Situationen dieses Ausmaßes zu vermeiden?

Durch die Europäische Gemeinschaft ist eine große Friedenszone in Europa mit hohen sozialen Standards und großem Wohlstand für die Bewohner vieler Länder entstanden. Die EU ist zum Traumziel für Vertriebene und Zufluchtsuchende aus vielen Teilen der Welt geworden. Wo liegen ihre Grenzen und Schwachstellen, die blinden Flecken der Wahrnehmung von Problemen, die dieses Friedensprojekt verwundbar machen könnten?

Wird die Würde des Menschen genügend gewahrt, die Natur nachhaltig geschont und die Klimaentwicklung berücksichtigt, wird die Korruption effektiv bekämpft und der immense Gewinn Einzelner zum Wohl aller entsprechend besteuert?

Es sind Fragen der Gerechtigkeit, mit denen sich die Kirche und ihre Päpste intensiv in Lehrschreiben auseinandersetzen, nach Lösungen ringend im Licht des Evangeliums, einen Gott vor Augen, der in seiner barmherzigen Liebe allen Menschen das tägliche Brot schenken will.

Die Adventzeit könnte eine Einladung für uns werden, die eine oder andere Enzyklika zur Hand zu nehmen. Ich persönlich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, wie sie meinen Horizont weit machen, weil sie das Leben in Fülle für alle Menschen im Blickwinkel haben, selbst jener an den entlegensten Orten der Erde.

„Dies ist die Zeit der Liebe, der Wärme, des Gebetes und der Freude“, überrascht uns die Gospa, die Königin des Friedens, inmitten der Coronapandemie mit einer hoffnungsvollen Botschaft. Um dann fortzufahren: „Meine lieben Kinder, betet, dass der kleine Jesus in euren Herzen geboren wird.“

Lassen wir uns in diesen Wochen vor Weihnachten nicht den Frieden im Herzen nehmen. Tauchen wir ein in die Haltung der Erwartung, an die uns der Advent erinnert. Das Kommen des Retters der Welt in der hilflosen Gestalt eines kleinen Kindes inmitten der äußersten Armut des Stalls von Bethlehem kann die Welt verändern, wenn wir ihm Raum geben und im Herzen erkennen, ihn den Menschen verkünden, erklären und nach seinem Wort handeln.

In dieser OASE laden uns Dr. Reinhard Pichler und seine Tochter Maria ein, mit ihnen die Worte der Gospa vom 25. November d.J. zu betrachten.

Wir bringen ein Gespräch mit Marija Pavlovic-Lunetti und Pater Livio Fanzaga, Programmdirektor von Radio Maria Italien, über diese besondere Adventsbotschaft der Königin des Friedens.

Trotz Pandemie fand im Oktober eine Wallfahrt von Kranken und Menschen mit besonderen Bedürfnissen aus der Gegend von Split nach Medjugorje statt. Wir berichten über bewegende Momente während dieser Pilgerreise.

Einige Personen – Ärzte, Lehrer, Studenten, Cenacolo-Burschen – haben wir nach dem Grund ihrer Hoffnung in dieser besonderen Zeit gefragt. Ihre Antworten finden Sie auf den folgenden Seiten.

Einen gesegneten Advent und frohe Weihnachten wünscht Ihnen
Christian Stelzer

Oase des Friedens Dezember 2020