Eine gute Tat oder Tugend
- Eine angebotene Liebestat macht eine Lieblosigkeit wieder gut -
Eine angebotene Liebestat macht eine Lieblosigkeit wieder gut
Mitten im Wald begegnete ihr eine alte Frau. „Ich dachte: ‚Die ist sicher schon über hundert Jahre alt.‘ Als ich sie freundlich grüßte, sagte sie: ‚Warum grüßen Sie mich? Mich grüßt niemand mehr!‘ Ich tröstete sie: ‚Sie sind doch des Grußes wert wie jeder andere auch!‘ Da fing sie zu klagen an: ‚Niemand denkt so über mich. Kein Mensch gibt mir etwas zu essen, und ich muss auf der Straße schlafen.‘ - ‚Das gibt es doch nicht‘, dachte ich, ‚sie ist halt nicht mehr ganz klar im Kopf.‘ Ich versuchte ihr zu erklären, dass das nicht stimmen könne.
‚Aber ganz gewiss!‘, erwiderte sie. Ich überlegte: ‚Wenn sie lästig ist, müsste man sie nicht lange haben, weil sie ja schon so alt ist‘, und lud sie ein, bei mir zu essen und zu schlafen. ‚Ja, bitte, aber ich kann nichts bezahlen!‘ - ‚Das macht nichts, aber Sie müssen es nehmen, wie ich’s hab’. Ich bin nicht eingerichtet auf Gäste. Aber besser noch so, als auf der Straße schlafen.‘
Darauf dankte sie erleichtert: ‚Vergelt‘s Gott. Jetzt bin ich erlöst!‘, und verschwand. Bis dahin hatte ich gar nicht bemerkt, dass es sich um eine Arme Seele handelte. Offenbar hatte sie im Leben jemanden abgewiesen, obwohl sie verpflichtet gewesen wäre zu helfen.“ Maria Simma konnte also durch ihre angebotene Liebestat genau jene Lieblosigkeit wiedergutmachen, wofür die Arme Seele einer Läuterung im Fegefeuer bedurft hatte.