Gott hat mein Leben berührt!
Zeugnis von Mary aus Irland, beim Jugendfestival 2013
Mary wurde beim Weltjugendtag in Madrid 2011 von einem Taxi angefahren. Ihr größter Wunsch, Primaballerina zu werden, war dadurch zerstört, da sie seit dem Unfall im Rollstuhl saß. Was Gott aber machen kann, wenn man Ihm vertraut, das ist eine andere Geschichte.
Es ist für mich so ein Segen, diese Woche in Medjugorje zu sein, damit ich euch sagen kann, wie sehr Gott mein Leben berührt hat. Mein Name ist Mary Falland, ich bin 21 Jahre alt und komme aus Irland. Ich wurde im Glauben erzogen und in der Gewissheit, dass Gott und der Glaube sehr wichtig ist. Als Kind haben meine Eltern mich gelehrt, dass Gott mein Freund ist - und ich habe wunderschöne Erinnerungen an die Gebete und Gespräche mit Ihm. Diese ersten Jahre waren sicher die glücklichsten. Aber als Teenager war der Glaube nichts, was modern oder interessant in meiner Generation war. Ich fühlte mich unter Druck, mich so zu benehmen und auf die Art und Weise anzuziehen, wie sie, aber ich bin weiterhin jeden Sonntag zur Hl. Messe gegangen - aber auch, wenn ich physisch anwesend war, waren mein Herz und meine Seele ganz woanders. Ich bin jede Woche zur Hl. Messe gegangen - aber es war irgendwie automatisch und eine langweilige Verpflichtung.
Ich wollte die beste Primaballerina werden, die die Welt je gesehen hat!
Wichtig war für mich das Tanzen. Ich habe leidenschaftlich getanzt - das war für mich natürlich. Von klein auf habe ich davon geträumt, eine Primaballerina zu werden. Und ich war überzeugt davon, dass es der Sinn meines Lebens ist, die beste Primaballerina zu werden, die die Welt je gesehen hat. Ich habe geglaubt, dass mich der Erfolg zum Frieden und zur Zufriedenheit führen würde. Aber dann habe ich verstanden, dass mein Herz eigentlich leer ist, und dass ich diese Leere nicht mit Hochmut, Erfolg und Geschenken erfüllen kann. Mir war nicht bewusst, dass in diesem Mosaik Gott fehlte.
Als ich 17 Jahre alt war, bin ich nach Afrika gegangen, um als Lehrerin in den Slums von Nairobi zu helfen. Dort habe ich die neue Freude und Zufriedenheit des Lebens gefunden: Sich ganz für den anderen hinzugeben. In den Worten von Mahatma Gandhi heißt es: Der beste Weg, dich selbst zu finden, ist, sich im Dienst für die anderen zu verlieren.
Nach dieser Erfahrung der Demut und der Einfachheit kam es mir so vor, als würde ich mich endlich wieder selbst finden. Diese Zeit in Afrika, das, was ich gegeben habe, war wie ein Tropfen im Ozean, ein Tropfen der Armut, aber ich wollte mehr geben - jenen, die unglücklicher waren als ich. Und ich habe verstanden, die Beste, die Populärste und die Erfolgreichste zu sein, das ist überhaupt nicht wichtig.
Die Reise, auf der ich mich selbst erkannte
Im Sommer 2011 habe ich beschlossen, auf eine neue Missionsreise nach Portugal zu gehen, um mit den Armen in den Slums zu arbeiten. Zum Abschluss waren wir auf dem Weltjugendtag in Madrid. Ich hatte keine Ahnung, dass diese Wallfahrt zur Reise wird, auf der ich mich selbst erkenne, und die diese große Wendung in meinen Leben bewirken wird. Volunteer in Portugal zu sein, war etwas, was ich niemals zuvor in meinem Leben gemacht hatte. Wir haben den Armen kein Geld gegeben, und sie auch nicht genährt. Was wir getan haben, war wertvoller, als ein Haufen Geld - wir haben uns den Menschen gewidmet, waren mit ihnen zusammen.
Ein Tag der alles verändert hat!
Einer von diesen intimsten Momenten in Portugal, war das Versammeln der Pilger zum Morgengebet. Wir haben uns an den Händen gehalten, unsere Augen geschlossen und das Vaterunser gebetet. Das Vaterunser habe ich von Kindheit an gebetet - auch jeden Tag bei der Hl. Messe, habe ich dieses Gebet ausgesprochen. Aber beim Aussprechen der Worte mit den Menschen aus allen Teilen der Welt - und indem ich gesehen habe, wie ein Gebet die Menschen vereint - habe ich gelernt die Worte wirklich auszusprechen und zu verstehen. Das hat mich fasziniert. Nach all den Jahren, in denen ich das Vaterunser ausgesprochen hatte, habe ich erst jetzt begonnen, es wirklich zu beten. Diese Erfahrung von Portugal hat mich zum tiefen Verstehen unseres Glaubens geführt. Und Madrid hat mich gelehrt, dass es im menschlichen Glauben keine Grenzen gibt. Madrid war eine mächtige Erfahrung. - irgendwie ähnlich wie das Jugendfestival hier in Medjugorje. Ich war so berührt vom Glauben der jungen Menschen, und diese große Freude hat mich berührt und angerührt. An einem Mittwoch in dieser Woche, nach einem Tag mit meinen Freunden, sind wir zusammen über die Straße gegangen, zu dem Platz, an dem wir zuvor waren. Ich höre immer, wie die Muttergottes in meinem Herzen sagt: "Warte, halte und höre!" Und als typischer Lehrer habe ich es auf mich genommen, meinen Freuden über diese Straße zu helfen. Ich habe meine linke Hand gehoben - ich hatte gar keine Zeit zu atmen - da kam ein Taxifahrer auf mich zu. Ich habe gesehen, er wird es nicht schaffen zu halten und ich werde es nicht schaffen noch wegzurennen. Ich stand dort - und ich stand im Glauben dort. Es waren einige langsame Sekunden, die an mir vorbeizogen. Wenn ich jetzt meine Augen schließe, kann ich immer noch Teile der Sekunden erleben, wie sie waren. Das Taxi hat mich an der linken Seite angefahren. Ich flog durch die Luft und ich wusste, ich darf nicht erlauben, dass mein Kopf als erstes den Boden berührt. Ich war nicht bereit zu sterben. Und ich habe gesagt: "Ich werde alles tun, damit das nicht geschieht!" Ich weiß bis heute nicht, wie es ging, aber es war als würde ich in die Luft eintauchen und eine 180 Grad-Wendung machen. Ich kam auf den Füßen auf. Die Wissenschaftler können über die Gravitation sprechen, aber für mich geht es auf die Rechnung Gottes. Irgendwie habe ich es geschafft die Straße zu überqueren und dann war ich in den Händen eines mir fremden Mannes. Eine ganze Gruppe, darunter auch meine Freunde, stand um mich, und auch wenn ich starke Schmerzen hatte, und nicht klar denken konnte, als ich diese Masse der Menschen um mich gesehen habe, habe ich in ihren Gesichtern Gott gesehen. Nachdem der Notarzt mich dann ins Krankenhaus gebracht hatte, kam ich auf die Intensivstation, wo ich sechs Stunden lag. Ich konnte nicht mit den spanischen Ärzten und Krankenschwestern sprechen. Ich war mir nicht sicher, ob ich sterben werde oder nicht und wollte nur meiner Familie sagen, dass ich sie liebe. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Ich brauchte den Trost der Mutter
Dann habe ich meine Augen geschlossen und gebetet. Ich erinnere mich, dass neben mir ein Jesuit war, der mir die Krankensalbung gegeben hat. Es war mir nur wenig Kraft geblieben. Spontan habe ich begonnen, ein "Gegrüßet seist du Maria" zu beten. Es war sehr berührend. Von all den Gebeten, die man aussprechen konnte, habe ich in diesem Moment, in dem ich gedacht habe, es ist mein letzter, mich an das "Gegrüßet seist du Maria" erinnert. Wenn ein Kind hinfällt, ist die wichtigste Sache in diesem Moment ein Kuss von der Mama. Und in diesem Moment war alles, was ich gebraucht habe, der Trost der Mutter. Das war wahrhaftig ein großer Trost für mich, weil ich wusste, dass die Muttergottes in diesem dramatischen Moment bei mir ist, als ich die Worte ausgesprochen habe "jetzt und in der Stunde unseres Todes! Amen!"
Ich habe gespürt, wie über meinen ganzen Körper Frieden kam. Ich war überschüttet von Frieden und ich hatte das Vertrauen, wenn ich jetzt sterbe, dann ist es der Wille Gottes. Diesen gleichen Frieden spüre ich hier, in diesem wunderbaren Land. Man sagt, man ist daheim, wo deine Mama ist. Und unsere himmlische Mutter können wir wahrhaftig hier spüren. Jedesmal, wenn ich hierher komme, fühle ich mich daheim.
Das Gebet und die Menschen haben mich durch diese Zeit getragen!
Am nächsten Morgen, in der früh, haben sie mir gesagt, dass ich viele Brüche habe: In den Beinen, im Knie, im Rückenmark. Auch wenn die Ärzte und Krankenschwestern nicht englisch konnten, sie sprachen lauthals jedes Wort aus. Die Herzlichkeit dieser Menschen werde ich niemals vergessen und auch nicht das Gebet der vielen Pilger und der vielen anderen. Ich wusste nicht, woher meine Eltern und ich die Kraft hätten schöpfen können - hätten die Menschen uns nicht durch diese schwere Zeit getragen. Als ich dann zuhause in Irland im Krankenhaus war, haben mir die Menschen Geschenke gebracht, Postkarten, Süßigkeiten. Sie haben nicht verstanden, dass es gar nicht wichtig ist, was sie bringen, dass sie selbst die Gabe für mich sind. Nach sechs Wochen haben sie mich in eine andere Stadt gebracht und mich für die Operation vorbereitet. Aber der Chirurg hatte eine andere Meinung und schickte mich wieder nach Hause. Meine Eltern hatten die Resultate gesehen und zweifelten an dieser Entscheidung. Aber diese kurze Zeit in der Stadtklinik hat mir die Augen für das Leiden der Menschen geöffnet, für das wahre Leiden. Jeder muss sich mit den eigenen Schmerzen konfrontieren. Ich war im Zimmer mit fünf älteren Frauen. In den vier Nächten, die ich dort im Krankenhaus verbrachte, haben sie mich mit Hoffnung erfüllt. Sie haben mich davon überzeugt, dass ich mit meinem Leiden nicht alleine bin. Ich hatte die Ehre, mit so wunderbaren Menschen in Kontakt zu sein und ich werde immer Kraft daraus schöpfen, wie diese fünf älteren Frauen ihr Kreuz getragen haben. Ich denke das Leben ist wie eine Reise, wir wissen niemals, wie sich der Weg öffnen wird in der Zukunft. Aber wir müssen Vertrauen in den Plan Gottes für uns haben. Mein Weg bis heute war nicht leicht, und er verlief auch nicht gerade. Es gab viele Schläge auf dem Weg und überraschende Situationen. Und dann, nach 1 ½ Jahren im Rollstuhl, musste ich wieder laufen lernen. Das war eine Herausforderung, die oft sehr schwer war. Es gab Momente in denen ich gedacht habe, ich werde niemals wieder laufen können, niemals wieder tanzen können. Mit den Worten von Katharina von Siena: „Wenn du bist, wie Gott dich möchte – frei und voller Liebe –, wirst du die Welt mit Gottes Liebe entzünden.".
Ich kann alles, durch den, der mir Kraft gibt!
Ich bin ich, mit meinen Verletzungen und all den schmerzhaften Erinnerungen. Und diese Erfahrungen schenkt mir ein mächtiges Gefühl der Sendung. Ich glaube ganz fest, dass es einen Grund dafür gibt. Ich betrachte das Kreuz als Gabe, die mir ermöglicht, anderen zu helfen, zu Gott zu kommen. Und ich lerne ständig weiter. Letztes Jahr zu dieser Zeit, als in Irland der 50. Eucharistische Kongress vorbereitet wurde, saß ich im Rollstuhl und konnte gerade so laufen. Aber jetzt stehe ich vor euch, ohne Rollstuhl! In diesem Jahr bin ich in Belfast 9 Meilen gerannt. Und ich bin auf die zwei höchsten Berge in Irland gegangen. Ich konnte nicht glauben, dass der Tag kommen würde, an dem ich so etwas tun würde. Das erinnert mich an ein Wort aus der Bibel: "Ich kann alles durch den, der mir Kraft gibt!" Gott hat mir die Kraft des Leibes und der Seele gegeben. Und Er hat mir eine der schwersten Erfahrung gegeben, aber eine reiche Erfahrung. Ich bin so dankbar, dass ich diese Woche hier sein kann. Ich werde immer diese Narben von all meinen Erfahrungen mit mir tragen, aber ich glaube auch, dass diese Narben nicht alles sind. Denn sie zeigen diese innere Kraft, die sich in jedem menschlichen Wesen befindet: die Kraft, die nur von Gott kommt! Das ist die Kraft, die ermöglicht, das wir all die Hindernisse überwinden können. Ich trage meine Narben wie Trophäen und ich laufe aufwärts und gehe vorwärts.
Quellennachweis: Zeitschrift "medjugorje aktuell" Heft 95