Die Liebe erzieht
1. "Liebe Kinder! Ich danke euch, daß ihr eure ganze Mühe Gott gebt; auch jetzt, wenn Er euch durch die Früchte prüft, die ihr gerade erntet. Wißt, liebe Kinder, Er liebt euch, und deshalb prüft Er auch. Opfert immer alle Lasten Gott auf und seid nicht besorgt! - Danke, daß ihr meinem Ruf gefolgt seid!" (11.10.1984)
2. Die Gebetsgruppe, die sich um den Seher Ivan sammelt, verrichtet ihre Gebete vorwiegend im Freien auf dem Erscheinungsberg oder dem Krizevac. Meistens wird mit dem Beten ab 21 Uhr begonnen. Manchmal treffen sich die Mitglieder der Gruppe aber auch erst um Mitternacht, um gemeinsam zu beten. Die Gottesmutter ruft uns auf, zu jeder Tages- und Nachtzeit, unter allen Witterungsbedingungen, sei es im Sommer oder Winter, bei Regen oder Kälte zu beten. Sie erscheint während des Gebetes dem Seher Ivan. Sind auch andere Seher anwesend, so erscheint sie auch ihnen.
Eines kalten, stürmischen Abends fragte ich Ivan, wie es denn möglich sei, daß die Gottesmutter an solch einem Abend zum Gebet auf den Krizevac ruft. Es wird doch behauptet, sie sei eine besorgte Mutter und doch ruft sie so spät in der Nacht und bei dieser Kälte zum Gebet auf. Wäre es in diesem Falle nicht viel vernünftiger, zu Hause im Warmen zu bleiben? Meine Frage konnte den Seher von seinem Vorhaben nicht abhalten. Er wunderte sich nur, wie man so eine Frage überhaupt stellen kann und meinte: "Wer dich liebt und um dich besorgt ist, muß auch den Mut haben, etwas von dir zu fordern!"
Weder die Gruppe der Betenden noch die Seher fragen nach dem Wieso und Warum. Sie folgen dem Aufruf und befolgen, was ihnen aufgetragen wird.
3. Mich machte die Antwort des Sehers sprachlos, und ich dachte bei mir: "Wenn ihr es in Ordnung findet, so werdet glücklich dabei"! Langsam dämmerte mir aber doch, welch tieferen Sinn sich hinter dieser Aufforderung verbirgt: Die Liebe will nicht verzärteln und uns dadurch zu Schwächlingen machen, sie wendet weit effektivere Mittel an, um uns zu erziehen. Liebe ist fordernd, aber auch bereit, sich für den anderen zu opfern. Sie will den einzelnen nicht vor einem Opfer oder einer Versuchung, dem Kreuz oder der Krankheit bewahren, sondern sie will ihn befähigen, sein Leben zu meistern. Wer geliebt wird, ist in der Lage, Liebe weiter zu verschenken. Seine Liebe wird immer reifer und größer. Man denke nur an eine liebende Mutter, deren Kind krank ist. Die Mutter wird als erste spüren, wann der Zeitpunkt gekommen ist, um ihr Kind ins Spital zu bringen, damit es operiert wird und wieder gesund werden kann. Sie schreckt vor dem Schmerz nicht zurück, da sie ja seine Gesundheit will. Wer seinen Garten liebt, wird ihn nicht unbestellt lassen. Er wird das Unkraut jäten und den Boden auflockern, damit er reiche Früchte ernten kann. Darin liegt der Sinn aller Prüfungen und allen Ausharrens.
4. "Als er auf Erden lebte, hat er mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte, und er ist erhört und aus seiner Angst befreit worden. Obwohl er der Sohn war, hat er durch Leiden den Gehorsam gelernt; zur Vollenung gelangt, ist er für alle, die ihm gehorchen, der Urheber des ewigen Heils geworden..."(Hebr. 5,7-9)
Die Liebe strebt danach, den Gliebten zu erleben
1. "Liebe Kinder! Ihr seid ein erwähltes Volk, und Gott hat euch große Gnaden gegeben. Ihr seid euch nicht jeder Botschaft, die ich euch gebe, bewußt. Jetzt möchte ich nur sagen: Betet, betet, betet! Ich weiß nichts anderes zu sagen, weil ich euch liebe und weil ich wünsche, daß ihr im Gebet meine und Gottes Liebe erkennt. - Danke, daß ihr meinem Ruf gefolgt seid!" (15.11.1984)
2. Wer liebt, steht immer in persönlichem Kontakt mit der gliebten Person. Die Liebe konzentriert sich nicht auf eine unpersönliche Menschenmasse, sondern kennt jeden einzelnen und verschenkt sich an jeden einzelnen. Das ist das wahre Wesen der Liebe. Wer sich nicht an einen anderen Menschen persönlich verschenkt, der liebt nicht. Die Liebe verschenkt sich an die geliebte Person und findet darin ihre Verwirklichung. Der Liebende und der Geliebte reifen, wachsen und werden fähig, noch inniger zu lieben und noch mehr Liebe zu verschenken. Die Liebe versiegt nie, denn Liebende erwidern Liebe immer mit Gegenliebe. Die Liebe währt ewig und der Himmel besteht im Schenken von Liebe und im Annehmen der Liebe. Lieben heißt daher, immer mehr danach zu streben, den Geliebten noch intensiver zu erfassen. Wer Gott liebt, erlebt Ihn immer mehr und liebt Ihn auch immer mehr.
3. Die göttliche Liebe, die sich durch Maria offenbart und die zu ihrer eigenen Liebe wird, erlebt der Mensch im Gebet, denn das Gebet ist eine Kommunikation mit Gott. Beim Beten reift und wächst die Liebe zu Gott und zur Mutter Maria. Was man nicht kennt, das liebt man auch nicht. Der Mensch wächst und reift, indem er die Liebe Gottes erkennt, sie annimmt und auf die Liebe Gottes mit seiner Liebe antwortet. Auf diese Weise besiegt das Leben den Tod, denn Liebende akzeptieren den Tod nicht. Wo aber keine Liebe herrscht und Liebe nicht erlebt wird, herrschen Tod, Finsternis, ewige Verdammnis und Verderben.
Maria weist uns den Weg. Der Mensch soll beten, und er soll für das Gebet freiwillig entscheiden. Wenn uns das Beten schwerfällt und wir nach Gründen suchen, um das Gebet zu umgehen, sind wir geneigt, uns selbst und auch anderen etwas vorzumachen. Wer zum Beten keine Zeit hat, liebt Gott nicht und wird Ihn auch nicht erleben können. Wenn beim Beten Schwierigkeiten auftauchen, muß das nicht unbedingt als schlechtes Zeichen ausgelgt werden. Es kann auch als neuerlicher Beweis dafür dienen, daß wir lieben und trotz aller Schwierigkeiten eben bestrebt sind, in unserer Gotteserkenntnis zu wachsen.
4. "Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe." (Joh 10, 11.14.15.)
Der Liebe fähig sein oder der Liebe unfähig sein
1. "Liebe Kinder! Nein, ihr könnt nicht lieben, und ihr könnt nicht mir Liebe die Wort hören, die ich euch gebe. Seid euch bewußt, meine Lieben, daß ich eure Mutter bin, um euch zu lehren, aus Liebe zu gehorchen, aus Liebe zu beten, und nicht, weil ihr durch das Tragen eures Kreuzes dazu gezwungen werdet. Im Kreuz wird Gott durch jeden Menschen verherrlicht. - Danke, daß ihr meinem Ruf gefolgt seid!" (29.11.1984)
2. Viele Menschen fragen sich: "Warum gibt es überhaupt Erscheinungen? Warum gibt es sie ausgerechnet in Medjugorje, und warum gibt es sie täglich?" Diese Fragen haben sicher ihre Berechtigung und sind auch der Grund dafür, daß so viele Menschen die Erscheinungen in Zweifel ziehen. Man kann aber niemandem eine Antwort aufzwingen, und daher kann man nur empfehlen: Stellt die Fragen voll Liebe und sucht voll Liebe nach einer Antwort!
Eine liebende Mutter hat einzig und allein das Glück ihrer Kinder im Sinn. Weder wir Menschen sollen einander zu etwas zwingen, noch will die Mutter von uns etwas erzwingen, denn Liebe und Zwang können nicht nebeneinander bestehen. Sie widersprechen einander wie Licht und Finsternis, wie Wahrheit und Lüge. Der Zwang versperrt der Liebe den Zugang, er verschließt die Lippen, die Ohren, das Herz und das Wesen des Menschen. Die Liebe dagegen spricht, hört zu, gibt Antwort, bietet sich aus freien Stücken an und wartet auf eine freie Antwort. Wer sich von den inneren und äußeren Zwängen befreit, wird frei und fähig, zu lieben. Es ist sicher schwer, die inneren Zwänge abzubauen, die sich aus der Abhängigkeit von Besitztümern, aus falscher Selbsteinschätzung, aus der Fehleinschätzung der anderen und dem Machtstreben entwickeln. Wenn jedoch der Mensch frei von inneren Zwängen und somit wirklich frei wird, können die äußeren Zwänge nur dazu dienen, daß sich die innere Freiheit äußern und die persönliche Entscheidung durchsetzen kann.
3. Die Welt ist voll von Abhängigen, von versklavten Seelen und geknechteten Herzen. Die einen werden vom Egoismus, der Eitelkeit, den körperlichen Gelüsten und der Geldgier versklavt, die anderen vom Alkohol, dem ausschweifenden Leben oder dem amoralischen Verhalten sich selbst und anderen gegenüber. Viele unterliegen auch der direkten Einwirkung des Satans, die sich in ihrem Tun als Sünde auswirkt. Die Angst vor dem Leiden unterjocht uns aber in besonderer Weise.
Einmal fragte ich die Seherin Jelena Vasilj, wie sie die Stimme der Gottesmutter von der Stimme des Satans unterscheiden könne. Jelena meinte: "Wenn die Guttesmutter spricht, habe ich genügend Zeit, ihr zu antworten. Ich fühle mich frei, meine Seele ist weit geöffnet und ich kann mich frei entscheiden..." Wenn der Satan spricht, ist der Mensch in seiner Entscheidung eingeengt, es bleibt ihm keine Zeit zum Antworten und zum Nachdenken. Der Satan will dem Menschen in den Rücken fallen und ihn überlisten. Der Mensch fühlt sich total in die Ecke gedrängt...
4. "Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe! Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort zusammen gefaßt: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!" Wenn ihr einander beißt und verschlingt, dann gebt acht, daß ihr euch nicht gegenseitig umbringt." (Gal 5, 13-15)
Quellenangaben: Text aus dem Buch "Schule der Liebe" von Pater Slavko Barbaric. Das Buch können Sie gerne bei der www.gebetsaktion.at/shop/pater-slavko-barbaric-schule-der-liebe/ bestellen.