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Die Liebe leben

Während des Medjugorjepilgertreffens im November 2012 in Pfaffenhofen begeisterte Pater Marinko Sakota, Ortspfarrer von Medjugorje, die Anwesenden mit seinem Vortrag "Wie Liebe leben":

Es geht in unserem Leben darum, die Liebe zu leben, - dass die Liebe in uns ist. Der hl. Paulus sagt: “Die Liebe ist in eure Herzen eingegossen!” Die Liebe Gottes ist in uns! Nun gibt es nur ein Problem, dass diese Liebe in uns nicht zum Ausdruck kommen kann, weil etwas anderes in uns stärker ist. Und das, was stärker ist, wirkt in uns oder bestimmt mein Verhalten, bestimmt mein Sehen - von mir beeinflusst. Es bestimmt meine Worte, meine Reaktionen usw.. Deshalb müssen wir immer wieder überprüfen, was in mir ist, was in mir wirkt. Ob das die Liebe ist, oder negative Gedanken und Gefühle.
Gestern haben wir darüber gesprochen, wie wir uns von diesen negativen Gefühlen befreien können und sollen - durch die Vergebung.

Durch die Vergebung kommt man zum Frieden
Vergebung und Versöhnung ist nicht dasselbe. In der Vergebung befreie ich mich von diesen negativen Gefühlen, ich erlaube nicht, dass sie mich leiten, dass sie mich steuern. Versöhnung ist, sich versöhnen. In der Versöhnung ist das Wort Sohn enthalten - oder natürlich auch Tochter, Mitmensch, Bruder, Schwester. In ihm erkenne ich den Bruder, die Schwester, den Menschen etc.. So könnte man das auch deuten. Ich erkenne ihn, versöhne mich mit ihm, und nehme ihn damit an. Und er/sie ist wieder das, was er/sie sein soll. Und dem Bösen ist es nicht gelungen, dass er uns zu Feinden macht. Es geht darum, dass man das Böse besiegt, durch die Versöhnung, durch die Vergebung. Das Böse möchte uns trennen, das ist seine Absicht, das ist sein Wille.
Der Wille Gottes ist es, dass wir uns versöhnen, dass wir eins sind, dass wir miteinander reden, dass wir miteinander leben. Den Menschen annehmen, wie er ist, geduldig sein, alles annehmen, so kommt man zum Frieden. Durch die Vergebung kommt man zum Frieden in sich. Das ist ein Weg, wie man zum Frieden kommen kann. Den Menschen anzunehmen, wie er ist, ist eine andere Weise, wie man zum Frieden kommt. Wenn man einen Menschen nicht annimmt, ist man nicht im Frieden mit ihm und mit sich selbst. Es stört mich etwas, ich habe ihn nicht angenommen, mit ihm kann ich nicht leben.

Ändere deine Wahrnehmungsfähigkeit, dann ändert sich deine Reaktion!
Ich bestätige das immer öffentlich durch meine Beziehungen in meiner Ordensgemeinschaft, mit meinen Mitbrüdern. Ich sage das offen, weil es wahr ist, weil das so ist. Ich erkenne da negative Sachen an Mitbrüdern, das stört mich und schon ist ein miteinanderleben nicht mehr möglich. Aber wenn ich ihn annehme, durch das Gebet und die Liebe, gibt Gott mir Liebe zu diesem Mitbruder, dann öffnet sich etwas in mir. Dann gibt es in mir mehr Raum für ihn. Dann öffnen sich meine Augen - die Liebe heilt meine Seele und ich werde fähig, das Gute in ihm zu sehen. Ändere deine Wahrnehmungsfähigkeit, dann ändert sich auch deine Reaktion. Du reagierst dann anders, weil du das Gute in ihm siehst.
Ihn ihm, meinem Mitbruder und natürlich auch in anderen Menschen. Da ich mit vielen Menschen in Kontakt komme, sehe ich plötzlich: Er ist anders geworden. Er schaut anders aus. Aber eigentlich hat nicht er sich verändert - er ist gleich geblieben, -  ich habe mich verändert. Mein Sehen hat sich verändert - und er hat sich verändert - aber nur durch die veränderte Sichttweise. Und das ist die Veränderung der Welt!
Eine andere Weise, wie man das tut, eine Hilfe dazu, ist das Danken. Die Muttergottes ruft uns oft auf zu danken. Schaut, wie einfach ihre Botschaften sind, wie einfach ihre Aufrufe, ihre Methoden sind. Ganz einfach: Annehmen! Aber alles stammt aus dem Evangelium. Jesus sagt: “Nimm dein Kreuz an!”
Annehmen, das erleichtert mein Leben, das bringt mich zum Frieden u.s.w., aber auch das Danken. Das Danken ist eine große Hilfe, wie sich die Liebe in mir befreit. Wie sie zum Ausdruck kommen kann.

Der Weg zur Unzufriedenheit
Pater Slavko war für mich ein besonderer Mensch und deshalb war ich sehr aufmerksam, wenn er gesprochen hat. Einmal hat er gesagt: “Adam und Eva haben den Fehler gemacht, dass sie nicht gedankt haben, und dass sie nicht gefastet haben!” Weil sie sich an alles, was sie hatten, gewöhnt haben, konnten sie es nicht mehr sehen. Und der Teufel hat ihnen die Augen geöffnet, für das, was sie nicht haben dürfen - und das war nur eine Sache - alles andere konnten sie haben. Und diese eine Sache hat sie unzufrieden gemacht und hat ihre Beziehungen zu Gott, untereinander und später auch zu Kain und Abel zerstört - denn Unzufriedenheit breitet sich aus, wir wissen das! Wir wissen das auch aus unseren Beziehungen, aus unserem Leben, wie wenn ein Gedanke unzufrieden macht, weil ich nur sehe, was ich nicht habe, was aber andere haben. Das ist der sichere Weg, zur Unzufriedenheit, wenn man sieht, was man nicht hat, und wenn man nicht sieht, was man hat. Durch das Danken öffnen sich unsere Augen für das, was wir haben: “Herr ich danke Dir ....”
Bei uns gibt es eine Anekdote: Ein Pfarrer hat in eine andere Pfarrei gewechselt und beim Weggehen ist er einer Frau begegnet, die sagte: “Gehen sie nicht, Herr Pfarrer, denn es könnte noch ein schlimmerer kommen!" Sie hatte das nicht so gemeint, sie wollte ihm danken, aber es ist ihr so herausgerutscht.
Humor, Lachen und Fröhlichkeit, wie ich es hier finde, ist wunderschön.
Was mir an den Botschaften der Gottesmutter in Medjugorje besonders gefällt, ist diese Freude. Die Muttergottes sagt oft: “Freut euch!” oder “Habt Freude im Gebet und im Leben!” Freude hat man, wenn man Gutes sieht, wenn man Gründe dafür finden kann. Wir können immer einen Grund dafür finden, unzufrieden zu sein: Wenn wir den Mangel sehen, schlechte Eigenschaften in anderen Menschen und so, aber wir können immer Freude finden wenn wir das Gute sehen, z.B. gute Eigenschaften der anderen. Wir können immer Gründe für die Freude finden. Zum Beispiel kann ich eine Blume sehen - aber ich muss sie nicht sehen! Es hängt davon ab, was in mir ist, in welchem Zustand ich gerade bin. Deswegen ist das Fasten wichtig. Weil wir uns an die Dinge gewöhnen und sie gar nicht mehr sehen.
Die Muttergottes erzieht uns und zeigt uns, wie wichtig das Fasten ist. Denn in diesen ein oder zwei Tagen übe ich, einfach in der Wüste zu sein. Auf etwas zu verzichten, um etwas anderes entdecken zu können. Es gibt ein jüdisches Sprichwort, das sagt: “Nur in der Wüste kann man den Geschmack des Wassers kosten!” In der Wüste! Sonst gewöhnen wir uns an alles. Dann sind wir unzufrieden, obwohl wir keine Gründe dafür haben.

Sei zufrieden und dankbar!
Meine Mutter hat an dem Tag, an dem ich ins Priesterseminar gegangen bin, einige Worte zu mir gesagt, die sich in mein Herz eingeschrieben haben und die für mich so wichtig und bestimmend waren - es ist so etwas wie ein Sprichwort: “Merke Dir, Zwiebel und Brot, aber sei zufrieden!” Das heißt, wenn du im Leben nur Zwiebeln und Brot hast, einfache Dinge, und wenn du nur das hast - sei zufrieden! Ich erinnere mich, als ich damals in der jugoslawischen Armee war, konnte ich Vieles aushalten, auch z.B nur wenig Essen etc., denn es gab nicht viel. Auch diese Worte meiner Mutter haben mir dabei geholfen.
Es gibt verschiedene Weisen, wie wir die Liebe in uns befreien können. Sie ist in uns, aber sie ist manchmal gehindert. Sie kann nicht wirken. Danken ist gut. Herr ich danke Dir! Ich danke Dir, dass ich sehen kann.
Oft, wenn ich Menschen frage: “Wofür dankt ihr?”, sagen sie: “Für die Gesundheit!” Das ist in Ordnung, ist gut! Aber was ist, wenn ich nicht gesund bin? Es gibt solche Situationen im Leben! Aber auch dann kann ich glücklich sein!
Besonders die Medien bewirken, dass wir oft Vorstellungen vom Leben haben, die unser Glück stören können. Zum Beispiel, wenn ich mir vorstelle, dass ein glückliches Leben so aussehen muss: Ich muss gesund sein, jung sein. Ich muss schön sein, und muss diese und jene Kriterien erfüllen? Die Schultern müssen z.B. 50 cm sein, die Hüfte so und so. Ich muss diese Kriterien, die jemand aufgestellt hat, erfüllen, und wenn ich nicht so bin, dann muss ich mich operieren lassen, damit ich so aussehen kann und dann bin ich glücklich?
Kennt ihr die Geschichte von Pater Svetozar Kraljevic? Er ist Leiter des Mutterdorfes und er ist ein sehr interessanter Mann. Und er erzählt diese Geschichte: Eine junge Frau kam zu ihm mit Problemen. Sie hatte Probleme, weil sie sich am Gesicht operieren hat lassen, da sie sich nicht annehmen konnte, wie sie war. Sie hatte sich bereits dreimal einer plastischen Operation unterzogen, war aber immer noch zutiefst unglücklich darüber, weil es nicht so geworden ist, wie sie es sich vorgestellt hat und sie kam mit der Frage zu dem Pater: "Was soll ich jetzt tun? Ich bin total unzufrieden.” Er antwortete: “Mein liebes Mädchen, schau mich an! Ohne Haare, total kahl, krumme Nase, objektiv bin ich nicht schön, aber ich sehe mich nur einmal am Tag an, und zwar morgens, wenn ich mich gut wasche. Sonst schauen mich andere Menschen an - tagsüber - und wenn sie Probleme mit meinem Aussehen haben, mögen sie sich ihre Augen operieren lassen. Ich werde meine Gesicht nicht operieren lassen!”
Was heißt sich annehmen? Man kann so und so aussehen oder auch behindert sein. Aber wenn man sich annimmt, dann kann man auch andere Menschen annehmen. Wenn ich mich nicht annehme, nehmen mich auch andere Menschen nicht an. Deshalb ist es so wichtig, sich anzunehmen und alles anzunehmen - auch Krankheiten. Wenn man das annimmt, dann ändert sich etwas in mir. Dann reagiere ich anders - und trage eine Krankheit oder ein Problem anders! Und sogar das Immunsystem wird dadurch gestärkt.
Zurück zum Danken. Das Danken ist wirklich sehr wichtig. “Oh Herr ich danke Dir, dass ich sehen kann, dass ich hören kann, dass ich reden kann, ich danke dir für das was ich habe. Ich habe etwas anzuziehen. Danke für die Nahrung, die ich habe. Ich werde nicht verhungern. Ich habe ein Dach über dem Kopf. Ich kann zufrieden sein, ich habe alles, was man zum Leben braucht. Wenn ich mehr habe, ist das in Ordnung - aber das ist nicht wichtig für die Zufriedenheit.
Ich kann auch ohne diese Sachen zufrieden sein. Natürlich kann ich mehr tun, wenn ich mehr habe. Die Quantität ist überhaupt nicht wichtig. Es muss nicht zu einem Problem werden, wie viel ich habe. Es hängt von mir ab, von meiner Haltung, wie ich das sehe. Ich habe soviel, muss mich aber nicht damit identifizieren, was ich habe! Ich kann auch Dinge weg geben. Aber ich bin nicht reich - ich bin nicht mein Geld! Ich kann von meinem Reichtum anderen geben, weil dieser Besitz nicht meine Identität ausmacht. Ich kann meinen Besitz gebrauchen, bin aber nicht von Ihm abhängig.

Quellennachweis: Zeitschrift "medjugorje aktuell"