„Private“ Offenbarung und Medjugorje
Pater Ljudevit Rupcic, OFM, 1995
Einleitung
Der Begriff „Privatoffenbarung“ ist schon seit einiger Zeit ein allgemeiner Begriff in der Theologie. Ihm gegenüber steht der Begriff der „öffentlichen Offenbarung“. Die öffentliche Offenbarung wäre diejenige, die in der Bibel steht, und die private Offenbarung wäre die außerbiblische. Es wäre aber richtiger von biblischer und außerbiblischer Offenbarung zu sprechen. Es gibt keinen richtigen Grund, der biblischen Offenbarung mehr Wert und Sinn zu geben, als der privaten, denn - wenn beide wahr sind, wenn beide von Gott kommen - dann sind beide göttlichen Ursprungs und gleichwertig. Beide sind von Gott für die Menschen gedacht und Er will, dass beide angenommen werden. Sonst hätte Er keinen Grund überhaupt zu sprechen. Wenn auch gerechtfertigte Unterschiede zwischen den beiden bestehen, dann ist es keinesfalls in dem Sinne, dass die eine verpflichtend wäre und die andere nicht. Beide sind verpflichtend. Für jeden, den sie erreicht haben, und der genügend Gründe und genügend moralische Sicherheit betreffend ihrer Echtheit hat, sind beide gleicherweise verpflichtend.
Die Offenbarung, die in der Bibel enthalten ist, heißt „Kanon“ - Glaubensregel. Sie ist das Maß der Echtheit jeder anderen Offenbarung. Erstens: Alles was sich dieser Offenbarung widersetzte, wäre unwahr, d.h. falsch. Die biblische Offenbarung garantiert so die Echtheit durch ein negatives Verfahren: Sie sagt, dass eine entgegengesetzte Offenbarung falsch wäre. Im weiteren ist die Echtheit der biblischen Offenbarung durch das Magisterium der Kirche garantiert, dem Christus den Heiligen Geist gegeben hat um diese Offenbarung zu bewahren und mit Unfehlbarkeit auszulegen. Betreffend der außerbiblischen Offenbarung hat das Magisterium keine direkte, sondern eine indirekte Autorität. Dies bedeutet: Wenn es feststellen würde, dass eine außerbiblische Offenbarung der Bibel widerspräche, wäre es sicher, dass sie nicht von Gott kommt. Denn „Wer euch aber ein anderes Evangelium verkündigt, als wir euch verkündigt haben, der sei verflucht, auch wenn wir selbst es wären oder ein Engel vom Himmel.“ (Gal 1,8) Wenn das Magisterium eine außerbiblische Offenbarung auch anerkennen würde, wären die Gläubigen noch immer nicht gezwungen, sie anzunehmen: Wenn man eigene Gründe hat, muss man sie fide divina annehmen, wenn aber nicht, kann man sie zurückweisen oder daran zweifeln. In diesem Fall ist man fide catholica nicht daran gebunden.
Die Geschichte der Kirche bezeugt, dass es außerbiblische Offenbarungen immer gegeben hat. Nach ihrer Struktur oder Form sind sie der biblischen Offenbarung ähnlich und sind gewöhnlich mit Erscheinungen oder Visionen verbunden. Gewöhnlich handelt es sich um Erscheinungen von Jesus, der Engel und der Heiligen. In der letzten Zeit ist es meistens die Selige Jungfrau Maria.
Die Lokutionen (auditiones) sind mit den Visionen verbunden. Dies bezeugen die neuzeitlichen Erscheinungen der Muttergottes in La Salette, Lourdes, Fatima und Medjugorje. Die Seher sehen die Muttergottes und hören ihre Botschaften, die gewöhnlich zur Bekehrung, zum Gebet (besonders zum Rosenkranz) und zur Buße auffordern. Sie zielen auf die Erneuerung und das Aufblühen des Kirchlichen Lebens und nicht auf eine Offenbarung neuer Glaubenswahrheiten.
Niemand kann Gott zum Schweigen bringen. Er hat sein Gespräch mit den Menschen und seine Offenbarung nicht beendet. In der Kirche und in der Welt fahren diese auf verschiedene Weisen fort. Die Sprache Gottes, im weiteren Sinne, nimmt die Form von Visionen an; das kann man nicht bestreiten. Deswegen sind außerbiblische Offenbarungen nicht nur möglich, sondern auch wahr. Der Geist Gottes, den Christus der Kirche gegeben hat, erinnert sie fortwährend an die Worte Jesu und führt sie zur ganzen Wahrheit. (Joh 16,13) Er tut das nicht nur durch die Hierarchie, sondern auch durch die Charismen der Personen, die sie empfangen haben, denn die Kirche ist nicht nur hierarchisch, sondern auch charismatisch. Der Heilige Geist ist nicht an die Hierarchie gebunden, sondern die Hierarchie an den Heiligen Geist. Er ist frei und weht, wo Er will. Durch die Charismatiker gibt Er der Kirche seine Anregungen und führt sie. Weder die Hierarchie noch die Charismatiker können für sich selbst das ausschließliche Recht in Anspruch nehmen, im Namen des Heiligen Geistes zu sprechen und zu handeln. Ihre Ministerien haben ihren Ursprung im selben Heiligen Geist und sollen harmonisiert werden. Deswegen dürfen weder die Hierarchie noch die Kirche selbstgefällig sein und sollen den Visionen, Erscheinungen und Offenbarungen gegenüber nicht gleichgültig sein. Die Hierarchie darf sie nicht zurückweisen, auch nicht nur tolerieren, sondern muss sie annehmen und fördern. Sonst würde sie den Heiligen Geist selbst zurückweisen.
Visionen und Offenbarungen gehören zu dem der Kirche unentbehrlichen prophetischen Charisma: nicht weil wir - nachdem wir die biblische Offenbarung empfangen haben - eine neue Doktrin oder eine neue Wahrheit brauchen würden, sondern weil wir ein neues Licht, ein besseres Verständnis der Doktrin und der Wahrheit brauchen, und besonders weil menschliches Handeln immer einen neuen Richtungspunkt und einen neuen Schwung benötigen.
Durch die ganze Geschichte hindurch wurde eine mehr oder weniger kritische Position gegenüber der außerbiblischen Offenbarung ausgedrückt. Ausführlichere und zahlreichere Diskussionen begannen mit dem Anfang der modernen Zeiten, gemäß welchen das beste Zeichen der Echtheit einer außerbiblischen Offenbarung und Vision darin besteht, dass sie in Übereinstimmung mit der biblischen Offenbarung steht. Wenn dies einmal festgestellt wird, sehr zugunsten der außerbiblischen Offenbarung spricht der Inhalt, der weit über die Fähigkeiten der Seher hinaus geht. Die geistige und körperliche Gesundheit des Subjekts spielen dabei eine wichtige Rolle. Die persönliche Heiligkeit und die Tatsache, dass das Subjekt im Stand der Gnade ist, tragen dazu bei, sind aber nicht unentbehrlich. Sogar große moralische Schwächen sind prinzipiell kein Hindernis für die Echtheit der Offenbarung. Der moralische Heroismus des Subjekts der Vision trägt positiv zur Feststellung der Echtheit der Wahrheit bei. Die begleitenden Umstände haben auch eine Bedeutung, obwohl die begleitenden Irrtümer nicht unbedingt als negatives Unterscheidungszeichen betrachtet werden. Diese internen Kriterien sind von externen Kriterien begleitet: Wunder und die Anerkennung der Kirche. Die Einmischung in Streitfragen und in politische Angelegenheiten sprechen gegen die Echtheit der Vision, weil die Visionen dem Reich Gottes, und nicht der Neugierde und den weltlichen Zwecken dienen.
Die außerbiblischen Offenbarungen bringen im allgemeinen keine neue Wahrheit, sondern vielleicht nur ein besseres Verständnis der biblisch offenbarten Wahrheiten. Sie fördern sicherlich eine bessere und dringende Anwendung der biblischen Offenbarung an eine bestimmte Situation der Kirche oder gewisser Gruppen in ihr. Sie wollen allgemein zum Glauben und zur Bekehrung anregen, und dadurch die Gläubigen zur Erlösung führen. Sie sind eher Forderungen und Ansporn als Behauptungen. Ihr Ziel ist es, die Menschen zu Gott auszurichten. Diesbezüglich sagt der Heilige Thomas von Aquin: „Wenn es keine Offenbarungen mehr gibt, wird das Volk ohne Führung sein.“ (Summa II-II q 174 a 6) Aus diesem Grund gab es in der Kirche immer Propheten, die keine neuen Lehren verkündigt haben, sondern der menschlichen Aktivität eine Richtung gaben. Der selbe Hl. Thomas von Aquin hebt hervor: „Die Offenbarung ist gegeben für das Wohl der Kirche.“ (Summa II-II q 172 a 4) Sie ruft zu einem echteren christlichen Leben auf und zeigt die Prioritäten und die Mittel. Sie ist die Antwort des Himmels auf bestimmte Fragen der Zeit und hilft dabei mehr als alle intellektuellen oder theologischen Bestrebungen.
Da die außerbiblischen Offenbarungen außergewöhnlich und auffallend sind, rufen sie mehr Aufmerksamkeit hervor als das gewöhnliche Verkünden von biblischen Wahrheiten und von den Richtlinien der Kirche, und wirken als „Schocktherapie“. Es ist bekannt, dass die Erscheinungen von Lourdes, Fatima und Medjugorje die Frömmigkeit intensiviert haben und das geistige Leben in der ganzen Welt aufgeweckt haben. Sie haben sehr zum Neuaufleben der Beichte beigetragen und zur Eucharistischen Frömmigkeit.
Eine zu große Betonung der außerbiblischen Offenbarung zuungunsten des Evangeliums wäre weder gesund noch normal. Die biblische Offenbarung ist immer vorzuziehen, aber die außerbiblische soll auch nicht zurückgewiesen werden, einfach, weil auch diese von Gott kommt, und weil Gott dadurch dem Menschen etwas sagen will. Deshalb ist das Wort Gottes hier und überall bindend.
Die Erscheinungen und Visionen von Medjugorje
Vom 24. Juni 1984 bis zu diesem Tag bezeugen sechs Seher von Medjugorje einhellig, (Ivanka Ivankovic-Elez, Mirjana Dragicevic-Soldo, Vicka Ivankovic, Marija Pavlovic-Lunetti, Ivan Dragicevic und Jakov Colo) dass ihnen die Muttergottes erscheint. Vier darunter sehen sie noch jeden Tag, und Ivanka und Mirjana nur einmal im Jahr: Ivanka am Jahrestag der Erscheinungen und Mirjana an ihrem Geburtstag. Schon seit Beginn der Erscheinungen versuchte man auf verschiedene Weisen die Bestätigung der Echtheit dieser Erscheinungen und Visionen zu erhalten. Nebst der beharrlichen Behauptung der Seher, versuchte man auf mehr oder weniger wissenschaftliche und theologische Weise zu objektiven Beweisen der Echtheit der Erscheinungen heranzukommen. Schon in den ersten Tagen versuchte das damalige kommunistische Regime, aus ideologischen und atheistischen Gründen, sich den Erscheinungen der Muttergottes zu widersetzen. Durch die Ärzte von Citluk und vom Mostar versuchte es zuerst zu beweisen, dass alles nur ein Kinderspiel und Geschwätz kranker Kinder sei. Als die Ärzte aber bezeugt haben, dass die Kinder vollkommen gesund seien, haben die Kommunisten eine Kommission von 12 Ärzten und Psychiatern gebildet, mit dem Auftrag, die Kinder für geisteskrank zu erklären. Es ist bedeutend, dass die Mitglieder der Kommission dies trotz Druck nicht taten, da es offenbar war, dass die Kinder gesund waren.
Es folgten zahlreiche offizielle und inoffizielle Kommissionen, die mit etwas mehr Ehrlichkeit, zur Wahrheit zu gelangen versuchten. Die Ausnahme bilden die beiden Kommissionen, die vom lokalen Bischof Pavao Zanic einberufen wurden. Er verlangte von ihnen, nicht das Phänomen von Medjugorje zu überprüfen, sondern seine eigene negative Meinung zu bestätigen, die in den Erscheinungen selbst keine Stütze hatte. Um sich des „Ergebnisses“ sicher zu sein, ernannte er sich selbst zum Präsidenten der Kommission und beauftragte die Mitglieder über die Frage so zu denken und zu sprechen, wie er dachte und sprach, ohne dafür Argumente zu haben. Anders als Bischof Zanic und seine Kommissionen, haben andere die Seher und die Tatsachen von Medjugorje sachverständig überprüft. Nach dem die Glaubenskongregation, mit Kardinal Josef Ratzinger als Vorsitzenden, die „Ergebnisse“ der Zanic-Kommissionen als unkompetent und unbegründet zurückgewiesen hat, beauftragte sie die Jugoslawische Bischofskonferenz eine eigene Kommission zu gründen, die sich ernsthafter mit den Erscheinungen von Medjugorje beschäftigen sollte. Obwohl diese Kommission die obengenannten Erscheinungen auch nur oberflächlich studiert hat, war ihre Stellung etwas verantwortungsvoller: sie hat nicht behauptet, dass die Erscheinungen falsch seien, sondern hat eine salomonische Lösung gefunden und erklärt, dass sie noch zu keinen Beweisen über die Übernatürlichkeit der Erscheinungen gekommen sei. Diese Stellung hat auch die Jugoslawische Bischofskonferenz angenommen. Aufgrund der immer allgemeineren Überzeugung, dass die Erscheinungen echt seien, und besonders wegen der außerordentlichen und weltweit sichtbaren geistlichen Früchte, musste sie Medjugorje als Heiligtum anerkennen und sich verpflichten, mehr um die rechte Entwicklung der Frömmigkeit und um den geistlichen Dienst an den Pilgern in Medjugorje zu sorgen.
Die internationale italienisch-französische theologisch-wissenschaftliche Kommission unter dem Namen: „Über außerordentliche Ereignisse, die sich in Medjugorje abspielen“ hat die Erscheinungen von Medjugorje mit höchster Kompetenz und besten Fachkenntnissen geprüft. Siebzehn berühmte Wissenschaftler, Ärzte, Psychiater und Theologen kamen am 14. Januar 1986 in Paina, bei Mailand, zu folgender Schlussfolgerung ihrer Untersuchungen, die in den folgenden Punkten besteht:
- Auf Grund von psychologischen Untersuchungen, können bei allen Sehern zusammen und bei jedem Einzelnen, jeder Betrug und jede Fälschung mit Sicherheit ausgeschlossen werden.
- Auf Grund von medizinischen Untersuchungen, Tests, klinischen Beobachtungen usw., können für alle Seher zusammen und für jeden Einzelnen pathologische Halluzinationen ausgeschlossen werden.
- Auf Grund der Ergebnisse der Untersuchungen, kann für alle Seher zusammen und für jeden Einzelnen eine rein menschliche Erklärung dieser Phänomene ausgeschlossen werden.
- Auf Grund von Informationen und dokumentierbaren Unterlagen über die Beobachtungen, kann für alle Seher zusammen und für jeden Einzelnen ausgeschlossen werden, dass diese Phänomene unter dämonischem Einfluss stehen.
- Auf Grund von Informationen und dokumentierbaren Unterlagen über die Beobachtungen, besteht eine Übereinstimmung zwischen diesen Phänomenen und denjenigen, die gewöhnlich in der mystischen Theologie beschrieben werden.
- Auf Grund von Informationen und dokumentierbaren Unterlagen über die Beobachtungen ist es möglich, von geistigen Fortschritten und Fortschritten in den theologischen und moralischen Tugenden der Seher zu sprechen, seit dem Beginn der Erscheinungen bis heute.
- Auf Grund von Informationen und dokumentierbaren Unterlagen über die Beobachtungen kann man ausschließen, dass die Seher etwas lehren, was im klaren Gegensatz zum christlichen Glauben und christlicher Moral stehen würde, oder sich so benehmen.
- Auf Grund von Informationen und dokumentierbaren Unterlagen über die Beobachtungen kann man von guten geistlichen Früchten bei den Personen sprechen, die unter dem Einfluss dieser Phänomene stehen, oder sich ihnen zuneigen.
- Nach mehr als vier Jahren, sind durch Medjugorje verschiedene geistliche Strömungen und Bewegungen entstanden. Sie beeinflussen das Volk Gottes in der Kirche im vollkommenen Einklang mit der katholischen Lehre und Moral.
- Nach mehr als vier Jahren, kann man von dauerhaften und objektiven geistlichen Früchten der Bewegungen, die in Medjugorje geboren sind, sprechen.
- Dem zufolge kann man schließen: nach gründlichen Untersuchungen der Protagonisten, der Tatsachen und ihrer Folgen, nicht nur auf lokaler Ebene, sondern auch hinsichtlich der allgemeinkirchlichen Resonanz, ist es gut für die Kirche, den übernatürlichen Ursprung und folglich den Sinn der Ereignisse von Medjugorje anzuerkennen.
Dies war bis jetzt die gewissenhafteste und die vollkommenste Untersuchung über die Phänomene von Medjugorje. Deswegen ist es auch das positivste, was auf wissenschaftlich-theologischer Ebene darüber gesagt wurde.
Eine andere ernsthafte Arbeit der Untersuchung der Seher hat eine Gruppe von französischen Experten unternommen, geleitet von Herrn Dr. Henri Joyeux. Diese Gruppe hat die internen Reaktionen der Seher vor, während und nach den Erscheinungen untersucht, mit Hilfe der modernsten Ausstattung und mit Kompetenz. Sie hat auch die Synchronisation ihrer Reaktionen von Augen, Ohren, Herz und Gehirn gemessen. Die Ergebnisse dieser Kommission waren sehr bedeutend. Sie haben gezeigt, dass das Objekt der Beobachtung außerhalb der Seher ist, und dass jede Manipulation von außen, wie auch jede Verabredung unter den Sehern, ausgeschlossen ist. Die Ergebnisse der individuellen Elektroenzephalogramme und anderer Reaktionen wurden gesammelt und in einem Buch bearbeitet. (H. Joyeux - R. Laurentin : Etudes médicales et scientifiques sur les apparitions de Medjugorje, Paris 1986)
Die Ergebnisse der obengenannten Kommission haben die Beschlüsse der internationalen Kommission bestätigt. Sie haben auch bewiesen, dass die Erscheinungen, von denen die Seher reden, ein Phänomen sind, das die moderne Wissenschaft übertrifft, und dass all dies auf eine andere Ebene hinweist.
Im Bezug auf die wissenschaftlichen Untersuchungen der Erscheinungen ist es wichtig hervorzuheben, dass in der ganzen Geschichte der Erscheinungen keine so umfangreich und so streng wissenschaftlich untersucht worden sind, wie die Erscheinungen von Medjugorje. Wenn man die Untersuchungen von Lourdes oder Fatima mit denen von Medjugorje vergleicht, bemerkt man, dass zwischen ihnen fast keine Ähnlichkeit besteht: die anderen Seher wurden weder so streng noch so grundlegend untersucht. Dies war auch nicht möglich, weil die wissenschaftlichen und technischen Mittel zu der Zeit nicht so entwickelt waren. Es ist auch bedeutungswert daran zu erinnern, dass es in Lourdes nur eine Seherin gab, Bernardette Soubirous, in Fatima drei, und in Medjugorje sechs. Die Manipulation ist bei einem einzigen Seher eher möglich als bei mehreren. Genauso ist die Bestätigung einer Gruppe wertvoller als eine individuelle Bestätigung. Über Bernardette hat der Arzt gesagt, dass sie krankhaft war, und bei den Sehern von Medjugorje wurde eine hervorragende Gesundheit festgestellt. Wenn man dazu die positiven moralischen Eigenschaften und die Übereinstimmung der Zeugnisse zufügt, bleibt kein bedeutender Zweifel mehr daran, dass die Erscheinungen, von denen die Seher in Medjugorje Zeugnis geben, wirklich übernatürlich und glaubwürdig sind.
Das bestätigt auch der Inhalt der Botschaften von Medjugorje. Nebst den fünf Hauptbotschaften, über welche sich alle Seher einig sind, gibt die Muttergottes über Marija Pavlovic jeden Monat besondere Botschaften für die ganze Welt. Obwohl diese Botschaften schon ein Büchlein ausmachen, kann man in ihnen nichts finden, was der christlichen Lehre und dem Glauben im geringsten widerspräche. Im Gegenteil: sie bilden – zusammen mit den Grundbotschaften - eine wahre Schatzkammer handlicher und praktischer Theologie, dessen Niveau 80% der heutigen Priester nicht erreichen würden. Dies ist umso bedeutsamer, weil die Seherin Marija, wie auch alle anderen Seher, ganz durchschnittliche Christen sind, die nicht einmal den Religionsunterricht regelmäßig besucht haben, und sich keine praktisch-theologische Ausbildung angeeignet haben. Die Vorwürfe des Bischofs und anderer Gegner von Medjugorje, die Franziskanerpatres selbst hätten die Botschaften geschrieben, sprechen nur zugunsten ihres außergewöhnlichen Inhalts und bestätigen ihre Außerordentlichkeit.
Wunder
Von Anfang an waren die Erscheinungen von Medjugorje von zahlreichen ungewöhnlichen Zeichen im Himmel oder auf der Erde begleitet, besonders aber von wunderbaren Heilungen. Gemeinsam mit ungefähr tausend Pilgern habe ich persönlich einen ungewöhnlichen Tanz der Sonne gesehen. Dieses Phänomen war so ungewöhnlich und deutlich, dass es alle ausnahmslos als ein Wunder bezeichnet haben. Keiner der Anwesenden blieb gleichgültig; davon überzeugte ich mich, indem ich sie befragte. Die Freude, die Tränen und die Aussagen der Anwesenden haben es stark bestätigt. Aus ihren Worten wurde offenbar, dass sie dieses Phänomen als Bestätigung der Echtheit der Erscheinungen verstanden haben, und als ein Anstoß, auf die Botschaften von Medjugorje zu antworten und sie anzunehmen. Dies ist auch der wahre Sinn der Wunder: den Menschen helfen zu glauben, und aus dem Glauben zu leben, weil sie im Dienst des Glaubens und der Erlösung stehen.
Was die Lichtphänomene in Medjugorje betrifft hat ein Professor, der in Wien arbeitet und auf diesem Gebiet Experte ist, zugestanden, dass er sie in Medjugorje während einer ganzen Woche untersucht hat. Am Schluss sagte er mir: „Die Wissenschaft hat keine Antwort darauf.“ Obwohl das Urteil über die Wunder weder der Naturwissenschaft noch der Wissenschaft schlechthin zukommt, sondern der Theologie und dem Glauben, ist der Standpunkt der Wissenschaft dennoch sehr wichtig:
Wo die Wissenschaft aufhört, beginnt der Glaube.
Sehr bedeutend ist auch die Tatsache, dass die Gläubigen viele Ereignisse als echte Wunder verstanden haben. Sie haben ihre Bedeutung verstanden, und egal ob sie direkte oder indirekte Zeugen davon waren, fühlten sie sich gebunden, die Botschaften von Medjugorje anzunehmen. Die Zahl der wunderbaren Ereignisse in Verbindung mit den Erscheinungen von Medjugorje ist schwierig festzustellen; es ist aber bekannt, dass mehrere Hunderte davon angegeben und bezeugt wurden. Manche wurden gründlich geprüft und wissenschaftlich und theologisch bearbeitet, und es besteht kein ernsthafter Grund an ihre Übernatürlichkeit zu zweifeln. Es ist genügend nur einige darzustellen.
Frau Diana Basile, geboren in Platizza, Cosenza, am 5. Oktober 1940, litt seit 1972 bis zum 23. Mai 1984 an Multiple Sklerose, einer unheilbaren Krankheit. Trotz der Hilfe von Professoren und Ärzten der Klinik von Mailand, wurde sie immer kränker. Aufgrund ihres Wunsches kam sie nach Medjugorje, wohnte einer Erscheinung im Seitenzimmer der Kirche bei, und wurde plötzlich geheilt. Die Heilung war augenblicklich und vollständig, und sie ging am folgenden Tag 12 km barfuss vom Hotel in Ljubuski, wo sie wohnte, bis zum Erscheinungsberg, um der Muttergottes zu danken. Von diesem Tag bis heute ist sie gesund geblieben. Nach ihrer Rückkehr nach Mailand haben die Ärzte, erstaunt über ihre Heilung, unverzüglich eine ärztliche Kommission hervorgerufen, um ihren vorherigen und gegenwärtigen Zustand gründlich zu untersuchen. Zum Abschluss haben 25 Professoren, Spezialisten und andere Ärzte (aufgrund von 143 Dokumenten) ein Buch über ihre Krankheit und ihre Heilung geschrieben. Dort bestätigen sie, dass Diana Basile wirklich an Multiple Sklerose litt, dass sie jahrelang erfolglos behandelt wurde und dass sie nun vollständig geheilt war, und all das nicht aufgrund von Therapien oder Medikamenten. Damit haben sie angegeben, dass die Ursache der Heilung auf einem nichtmedizinischen Gebiet liegt.
Ein anderes Wunder geschah Rita Klaus, Lehrerin und Mutter von drei Kindern, geboren am 25.01.1940 in Pittsburgh, Pennsylvania, USA. Während 26 Jahren litt sie an Multiple Sklerose. Auch ihr konnten weder die Ärzte noch Medikamente helfen. Während sie das Buch von Laurentin-Rupcic "Erscheint die Muttergottes in Medjugorje?" las, entschied sie sich, die Botschaften der Muttergottes anzunehmen. Als sie einmal am 23. Mai 1984 den Rosenkranz betete, spürte sie innerlich eine ungewöhnliche Wärme. Danach fühlte sie sich gesund. Seit da an ist sie völlig gesund und ist fähig, alle häuslichen und schulischen Arbeiten zu erledigen. Über ihre Krankheit und die erfolglose Therapie besteht eine solide ärztliche Dokumentation, nebst der Bescheinigung der Ärzte über ihre plötzliche, unerklärliche, völlige und dauerhafte Heilung.
Es gibt noch weitere unerwartete und gründliche Heilungen, die in Verbindung mit Medjugorje geschehen sind. Sie sind mehr oder weniger fachlich untersucht worden. Manche wurden noch überhaupt nicht analysiert. Es ist nicht auszuschließen, dass unter ihnen weitere wichtige Fälle vorliegen, wie die bereits analysierten. Für die Wunder ist es wichtig, dass sie von Gott kommen und dem Glauben dienen, und es ist nicht wichtig ist ob sie "groß" sind. Menschen guten Willens und offen für die Wahrheit werden sie eher anerkennen als einseitige Wissenschaftler und vielseitige Kritiker, die sich oft in Grenzen verschließen, in denen ein Wunder nicht vorkommen "darf" oder nicht vorkommen "kann".
Das Urteil der Kirche über die Erscheinungen
Da die Erscheinungen, Visionen und Botschaften von Medjugorje zu den außerbiblischen Offenbarungen gehören, ist die Zuständigkeit der Kirche im Urteil über ihre Echtheit etwas anders als bei den biblischen Offenbarungen. Das Magisterium der Kirche hat eine direkte Garantie der Unfehlbarkeit was die biblische Offenbarung betrifft, und nur eine indirekte, was die außerbiblischen Offenbarungen betrifft. Wenn die außerbiblischen Offenbarungen den biblischen entgegenstehen würden, wären sie sicherlich falsch. In anderen Fällen gibt es andere Kriterien, die erlauben, die Wahrhaftigkeit der Übernatürlichkeit des Phänomens zu bewerten. Diese Kriterien sind in erster Linie wissenschaftlich: was für den Verstand falsch ist, kann auch in der Offenbarung nicht wahr sein. Ernsthafte und fachkundige Arbeiten der Wissenschaftler (vor allem der internationalen medizinisch-theologischen Kommission und anderer sachverständigen Expertenteams) haben klar festgestellt, dass es in den Erscheinungen von Medjugorje nichts gibt, was der Wissenschaft widersprechen würde. Sie widersprechen nicht dem Verstand, sondern gehen über den Verstand hinaus. Genauso hat keine der theologischen Kommissionen in den Erscheinungen von Medjugorje etwas gefunden, was dem Glauben widersprechen würde. Die letzte, von der Jugoslawischen Bischofskonferenz eingesetzte Kommission, hat nur erklärt, dass sie die nötigen Beweise für die Übernatürlichkeit der Erscheinungen von Medjugorje noch nicht gefunden hätte, und dass sie deshalb mit der Untersuchung weiterfahren würde. Damit hat sie erklärt, dass sie dabei nichts gefunden hat, was gegen die biblische Offenbarung oder gegen den Glauben wäre. Wenn Gott eine biblische oder eine außerbiblische Offenbarung gibt, gibt er den betroffenen Personen immer die Fähigkeit sie zu erkennen, oder wenigstens die moralische Sicherheit, dass diese Offenbarung echt ist. Es ist sehr wichtig, dass das einfache Volk in den Erscheinungen von Medjugorje die Offenbarung Gottes leicht erkannt hat und nicht nur theoretisch, sondern auch im praktischen Leben. Das Wort Christi verwirklicht sich hier: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht ins Reich Gottes kommen“. (Mt 18,3) Diese notwendige Qualität eines Kindes ist vor allem die Offenheit für die Wahrheit. Diejenigen aber, die die Wahrhaftigkeit der Beweise von Medjugorje abweisen, erkennen diese, wenn auch unbeabsichtigt, indem ihre Position und ihre Argumentation zeigen, dass ihre Beweise aus einem anderen Interessengebiet kommen. Im weiteren sind die Gegner von Medjugorje nur eine kleine leicht erkennbare Gruppe. Ihre Argumente bestehen vor allem in Unterstellungen, Lügen und Unkenntnis der Sachen, über die sie urteilen. Ihnen gegenüber stehen Millionen von Personen, die die Beweise der Echtheit der Erscheinungen von Medjugorje in ihrer persönlichen Erfahrung der Begegnung mit Gott finden, wie auch im offensichtlichen Mangel der entgegengesetzten Argumentation. Hier kann man von sensus fidelium sprechen, der ein locus theologicusder Offenbarung und des Glaubens ist. Die augenfälligen und reichlichen Früchte wie Glauben, Bekehrung, Gebet und eine tiefe und massenhafte geistige Erneuerung haben eine besondere Beweiskraft zugunsten der Erscheinungen von Medjugorje. Das können nicht einmal die Gegner von Medjugorje in Frage stellen. Sie schreiben es aber dem Glauben allein zu und nicht den Erscheinungen von Medjugorje. Es gibt kein Zweifel daran, dass es sich hier um Früchte des Glaubens handelt. Warum sind aber diese Früchte ungewöhnlich und warum sind sie ausgerechnet mit Medjugorje verbunden? Warum begegnen wir ihnen nicht an anderen Orten und in anderen Heiligtümern oder Kathedralen? Es geht gerade um diese Außergewöhnlichkeit und die große Zahl der Früchte des Glaubens, die einen Grund haben müssen. Diesbezüglich verhalten sich die Gegner wie die Juden aus dem Evangelium, die die Austreibung des bösen Geistes nicht Jesus, sondern dem Beelzebub zuschreiben. Wenn sie die Tatsache schon nicht verneinen können, weil sie augenscheinlich ist, verneinen sie ihren wahren Grund.
In dieser ganzen Sache, neben dem Kriterium aus dem Evangelium, und zwar dass ein guter Baum an seinen guten Früchten erkannt wird, ist die Stellung des Papstes entscheidend. Und diese ist völlig klar. Er hat sie bei zahlreichen Gelegenheiten ausgedrückt, als er viele Bischöfe nicht nur ermunterte, nach Medjugorje zu gehen, sondern sie auch aufforderte, dort für ihn zu beten, als sie ihn fragten, ob sie als Pilger nach Medjugorje gehen dürften. Angesichts seines ad limina Besuches, hat der Erzbischof Kim, Präsident der Südkoreanischen Bischofskonferenz, Papst Johannes Paul II. mit folgenden Worten begrüßt: "Heiliger Vater, dank Ihnen konnte sich Polen vom Kommunismus befreien." Der Papst hat ihn zurechtgewiesen indem er sagte: "Nein, nicht dank mir; dies ist ein Werk der Jungfrau, wie sie es in Fatima und in Medjugorje bestätigt." („Catholic News“, katholische koreanischeWochenzeitschrift, 11. November 1990) Alles was der Papst und die Kirche über die Erscheinungen von Medjugorje sagen können ist hier beinhaltet. Daraus ist zu lesen, dass die Muttergottes in Medjugorje ist, und dass sie dort den Niedergang des Kommunismus angekündigt hat. Alle anderen Geschichten sind mehrfach unernst; aus nichtreligiösen Gründen wollen sie die Wahrheit über Medjugorje verdunkeln und die Welt davon abhalten, die evangelischen Botschaften der Muttergottes anzunehmen.
Pater Ljudevit Rupcic, OFM
Pater Ljudevit Rupcic – wurde 1920 in Hardomilje, Ljubuski geboren. 1939 trat er in den Franziskanerorden in der Provinz Herzegowina ein und wurde 1946 zum Priester geweiht. Er beendete sein Theologiestudium am Priesterseminar in Zagreb. Er erhielt seinen Doktortitel 1958 und habilitierte 1971 an derselben Fakultät. Von 1958 bis 1988 unterrichtete er die neu-testamentarische Exegese an der Franziskanertheologie in Sarajevo und am Priesterseminar in Zagreb. Während der ehemaligen kommunistischen Herrschaft wurde Pater Rupcic zweimal eingekerkert, und zwar von 1945 bis 1947 und von 1952 bis 1956. Von 1968 bis 1981 war er Mitglied der Theologischen Kommission der ehemaligen jugoslawischen Bischofskonferenz. Er übersetzte das Neue Testament aus dem Original in die kroatische Sprache und diese Übersetzung wurde häufig neuaufgelegt. Seine zahlreichen Bücher, Studien und Artikel wurden in kroatischer, englischer, deutscher und italienischer Sprache veröffentlicht, und er nahm als Vortragender an zahlreichen Konferenzen in Europa und Amerika teil.
Quellennachweis
www.medjugorje.hr