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Durch Seine Wunden sind wir geheilt!

Eine Betrachtung von Pfr. Hanspeter Milz.

Als Jesus an das Kreuz genagelt wurde, hat man Seine Hände und Füße durchbohrt. Die Leiden, welche mit diesem Martyrium verbunden waren, sind wohl nicht zu beschreiben. An den Folgen der Geißelung, der Dornenkrönung und schließlich durch die Kreuzigung selbst starb der Herr um 15.00 Uhr am Kreuz. Sie haben Jesus gewaltsam den Tod aufgedrängt. Der Soldat Longinius stieß nach Eintritt des Todes mit seiner Lanze in die Seite des Herrn; sogleich floss Blut und Wasser daraus hervor. Was damals nur wenige Menschen ahnten, war, dass durch die Wunden Jesu unsere seelischen und körperlichen Wunden geheilt werden können.

Wunden gehören zu unserem Leben. Bereits in der Kindheit ziehen wir uns durch das wiederholte Hinfallen Wunden und Verletzungen zu. Stürze und Unfälle verursachen Wunden und hinterlassen nicht selten ihre Narben. Abertausende von Menschen leiden ein Leben lang an ihren körperlichen und seelischen Wunden, ob durch eigene Schuld oder durch die Schuld der Mitmenschen. Viele leiden ein Leben lang an den Folgen von Terroranschlägen und Krieg; sie wurden verletzt und entstellt. Besonders tiefgehend sind oft die Wunden, welche wir Menschen uns gegenseitig durch Worte, Gesten, falsche Verhaltensmuster, durch Stolz und Nichtbeachtung des Mitmenschen oder durch den seelischen und sexuellen Missbrauch zufügen. Wunden welche oft ein Leben lang immer wieder aufbrechen und bluten, die Leid und Schmerz verursachen, und wo die Erinnerung an das Vergangene nicht wenige Menschen immer wieder einholt und beschäftigt. Auch unserem Herrn Jesus Christus fügen wir Wunden zu, indem wir Seine Liebe nicht annehmen und Seine Worte nicht befolgen. Es verletzt Jesus immer wieder von Neuem, wenn wir Ihn nicht lieben und Seinen Willen nicht erfüllen.

Geheilt – durch die Berührung der Hl. Wunden Jesu!
Können diese Wunden geheilt werden, welche wir in uns haben? Ja, sie können Heilung finden durch Jesus Christus, aus dessen Wunden uns das Heil zufließt! Denken wir dabei an den Apostel Thomas. Aus Angst lief er davon und hat Jesus in der Nacht zum Karfreitag nicht verteidigt. Thomas fühlte seine Schuld und sein menschliches Versagen. Er konnte nicht mehr glauben. Er konnte nicht glauben, was geschehen war. Er wollte nicht wahrhaben, dass Jesus, der am Kreuz starb, von den Toten auferstanden war und lebte. Er konnte nicht glauben, dass Jesus ihn und die anderen Apostel trotz allem liebte und dass Er ihnen verzeihen konnte. Thomas wollte einen sichtbaren Beweis dessen, was seine Brüder Ihm erzählten. Deswegen wollte er, der bei der ersten Erscheinung Jesu bei den Aposteln nicht mit dabei war, Ihn selber sehen, Seine Wunden berühren und seine Hand in Seine Seite legen. Er brauchte Zeichen des Glaubens. „Wenn ich nicht die Male der Nägel an Seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in Seine Seite lege, glaube ich nicht“ (Joh 20,25). Der Herr schenkte Thomas dieses Zeichen Seiner Liebe und des Glaubens. Als Beweis Seiner Auferstehung kam der Herr zu Seinen Aposteln und forderte Thomas auf, Seine Wunden zu berühren und seine Hand in Seine Seite zu legen. Indem Thomas Jesus gehorchte, kam er zum Glauben und seine eigenen Wunden der vergangenen Tage wurden durch die Berührung der Wunden Jesu geheilt. Sein Unglaube und seine Verzweiflung wichen von ihm, er konnte wieder aus ganzem Herzen glauben, dem Herrn vertrauen und sagen: „Mein Herr und mein Gott“ (Joh 20,28).

Legen wir unsere Wunden in die Wunden des Herrn!
Wie gerne würde man sich des Öfteren solch eine Situation wünschen, in der man den Herrn von Angesicht zu Angesicht sehen dürfte und Seine Wunden berühren könnte, um von eigenen Leiden geheilt zu werden. Wenn wir diese Möglichkeit, wie der hl. Thomas, nicht haben, so können wir uns vor dem Kreuz niederknien, Seine Hl. Wunden betrachten und verehren, das Kreuz küssen und den Herrn darum bitten, dass Er die eigenen Wunden und Verletzungen heilen möge. Der hl. Bruder Konrad von Altötting betrachtete das Kreuz oft Stunden lang und durfte dadurch vielen Menschen unzählige Gnaden der Heilung erbitten. Auch das Gebet des Wundenrosenkranzes, in dem die Hl. Wunden Jesu betrachtet und verehrt werden, enthält für den Beter und seine Anliegen viele Gnaden der Heilung und Befreiung bereit. „Durch Seine Wunden sind wir geheilt“ (Jes 53,5). Wer an den auferstandenen Herrn glaubt, dessen verwundetes Herz kann Heilung erhoffen und wahrhaft heil werden an Leib und Seele.

Quelle: Zeitschrift "medjugorje aktuell", Heft 109.