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In der Gebetsschule der Gospa!

"In der Gebetsschule der Gospa" gibt Dr. P. Slavko Barbaric, OFM (verst. im Nov. 2000) Tipps zum gemeinsamen Gebet auf Grundlage seiner Beobachtungen der Gebetsgruppen von Medjugorje im Jahr 1988 für die OASE des Friedens, Wien. In ihrer erfrischenden Einfachheit und Klarheit haben diese Anleitungen nichts von ihrer Gültigkeit und Aktualität verloren.

Interview mit Pater Slavko

Die Muttergottes wünschte sich im Sommer 1983 durch Jelena eine Gebetsgruppe. Dadurch wurden viele angespornt, begannen zu beten und suchten eine Gebetsgruppe oder gründeten selbst eine. Beten zu wollen ist die erste Bedingung für eine Gebetsgruppe. Viele fragen auch nach einer konkreten Form des Gebetes, wobei die Muttergottes das Rosenkranzgebet, das Lesen der Hl. Schrift, die Mitfeier der Hl. Messe und die Beichte selbst empfohlen hat. In den Botschaften betont die Muttergottes auch, dass dem Familiengebet, aus welchem man eines Tages die Früchte sieht, hohe Priorität beigemessen werden soll. Denn durch das Gebet wächst die Familie im Frieden, in der Liebe und Gemeinschaft. Mit der Einladung zum gemeinsamen Gebet wünscht die Muttergottes, dass sich das verwirklicht, was Jesus gesagt hat. Er selbst verspricht dem gemeinsamen Gebet besondere Früchte, Gnaden und Erhörungen. Nicht umsonst hat Er gesagt, dass alles, was zwei oder drei in Seinem Namen erbitten, von ihrem himmlischen Vater erhalten werden. (vgl. Mt 18,19)

In Medjugorje finden wir die folgenden drei Gebetsorte: den Erscheinungsort (Podbrdo), der durch die erste Begegnung der Muttergottes mit den Sehern zu einem solchen wurde; dann den Kreuzberg (Krizevac) sowie die Kirche, wo das Gebet auf eine sakramentale Weise erlebt wird und auch gemeinsam der Rosenkranz gebetet wird. Es ist wichtig für jede Gebetsgruppe, Orte zu wählen, an denen sie sich regelmäßig treffen und ungestört beten und singen kann. Die Kirche erweist sich als der beste Ort für das Gebet, wobei man sich auch andernorts treffen kann. In diesem Fall ist es aber nötig eine Atmosphäre zu schaffen, die uns hilft, zu innerer Sammlung und zu einem tiefen Erleben des Gebetes zu finden. Dazu ist es wichtig äußere Ablenkungen (Fernsehgerät etc.) beiseite zu lassen und so zum Ausdruck zu bringen, dass Gott jetzt den ersten Platz erhält und wir mit Ihm ungestört reden wollen, so können wir Gott unser Innerstes öffnen.

Die Muttergottes betont in einer Botschaft, dass man im Gebet aktiv sein soll. Dies beginnt schon in der Schaffung eines Ortes und schließlich bei der Vereinbarung einer geeigneten Zeit. Die Jugendgebetsgruppen in Medjugorje treffen sich gewöhnlich zur Abendmesse, beziehungsweise schon vorher zum Rosenkranzgebet. Danach besteht die Möglichkeit zur Anbetung und anschließend den dritten Rosenkranz zu beten. Statt diesem treffen sich die Jugendlichen manchmal zum Gebet in der Gruppe. In der Regel ist dafür der Abend eine günstige Zeit, weil die Pflichten des Tages wegfallen, wir im Gebet Erholung finden können und neue Kraft für den nächsten Tag bekommen. Die Gruppen von Marija und von Jelena gehen auf Wunsch der Muttergottes oft spät abends auf einen der Berge, wo sie auch häufig den Sehern erscheint. Manchmal bittet die Muttergottes sie, morgens zeitig zum Gebet zu kommen. Hierdurch werden wir auf den Gebetsrhythmus der Mönche und Einsiedler in früheren Jahrhunderten aufmerksam, die in der Nacht und zeitig am Morgen gemeinsam beteten. Oder auf Jesus selbst, welcher oft nachts oder früh am Morgen auf einen Berg ging, um zu beten. Dazu rief Jesus auch Seine Jünger auf, wenn Er sagte: „Wachet und betet!“ (Mk 14,38) Dies kann ein Impuls sein, sich zu unterschiedlichen Zeiten zum Gebet zu treffen. Die Gebetsgruppen in Medjugorje beten täglich drei bis vier Stunden, wobei die Muttergottes an die Gruppe um Jelena die Bedingung stellte, täglich drei Stunden zu beten. Es ist empfehlenswert, je nach Gruppengröße, wenigstens eineinhalb bis zwei Stunden für das gemeinsame Gebet einzuräumen. Auch auf die Häufigkeit der Gebetstreffen sollte man achten. Die große Gruppe in Medjugorje trifft sich dreimal wöchentlich, wobei dies sicher nicht für alle möglich sein wird. Es ist aber wichtig, dass eine Regelmäßigkeit der Treffen festgelegt wird, die von allen Mitgliedern eingehalten werden kann.

Die Gruppe soll so beten, wie sie beten kann; entscheidend ist es, mit dem Gebet zu beginnen. Man kann den Rosenkranz beten, einen Abschnitt aus der Hl. Schrift lesen, Lieder singen usw. Das Gebet kann durchaus sehr einfach sein. In dem Maß, in dem die Gruppe innerlich wächst, können neue Elemente eingefügt werden: Stille, Betrachtung, freies Gebet. Nach und nach kann man auch charismatische Elemente aufnehmen. Wichtig ist, bei jedem Treffen zu erfassen, für welche Gebetsarten die Gruppe offen ist. Allerdings soll nie nur eine Form zur einzig bestimmenden werden und dadurch eine Blockade bei den Gruppenmitgliedern hervorrufen. All dies bezieht sich auf Gruppen ohne Priester, begleitet jedoch ein Priester eine Gruppe, sollte im Zentrum die Hl. Messe stehen. Es ist gut sich darauf, z. B. durch das Rosenkranzgebet, vorzubereiten, um gesammelter die Messfeier beginnen und tiefer erleben zu können. Die Muttergottes wünschte, dass wir auch nach der Hl. Messe im Gebet verbleiben. Eine Gruppe ohne Priester kann gemeinsam die Hl. Messe besuchen und anschließend am vereinbarten Ort weiterbeten. Alle Treffen, werden sie von einem Priester begleitet oder nicht, sollen zur Hl. Messe hinführen.

Auch wenn die Muttergottes Hilfe und Führung versprochen hat, schließt dies nicht aus, dass jemand die konkrete Leitung übernimmt; der vorschlägt, wann und wo gebetet wird usw. Dieser Gruppenleiter soll jedem Einzelnen, wie auch der Gruppe als Gemeinschaft gegenüber, sensibel sein und Einfühlungsvermögen und Offenheit mitbringen. Der Leiter sollte erkennen können, wo sich die Gruppe und der Einzelne im Gebet befinden, um dies bei der äußeren Vorbereitung und Organisation zu berücksichtigen. Eine Regel besagt, dass eine Gruppe so schnell vorankommt wie ihr letztes Mitglied. Schreitet ein Teil zu schnell voran, bleiben viele zurück; wenn die Gruppe zu langsam vorankommt, beginnen sich viele zu langweilen, weil die Dynamik ihrer Entwicklung gestört wird. Eine weitere Aufgabe des Leiters ist es, Hindernisse in der Gruppe zu erkennen und mit den Einzelnen oder der Gruppe zu besprechen. Jeder darf offen äußern, wenn er einmal nicht singen oder ein Gebet sprechen möchte, da er müde, traurig etc. ist. Somit können Missverständnisse, die das Wachstum und die Einheit gefährden könnten, ausgeschlossen werden. Der Leiter soll die einzelnen Gruppenmitglieder zur aktiven Beteiligung im Gebet, zum Rosenkranz vorbeten, zur Liedauswahl etc., motivieren. Dadurch ist eine gewisse Dynamik innerhalb der Gruppe gesichert, es bewirkt eine Vielfalt in der Mitwirkung, und ich sehe in der Aufgabenteilung eine Erziehung zur Selbstständigkeit, die notwendig ist, damit die Gruppe nicht von einer Person abhängig wird. So sind einige vielleicht eines Tages fähig und motiviert, eine weitere Gebetsgruppe zu bilden. Die Beziehung des Einzelnen zur Gruppe ist als eine Interkommunikation zu verstehen; das heißt, je mehr jeder beiträgt, umso mehr kann er auch empfangen und mitnehmen. Die Gruppe kann und soll auch Hilfe sein, wenn jemand Schwierigkeiten hat, aber es wäre falsch, die Gruppe ständig als Ort zu sehen, wo man sich erholen und auftanken kann und dann wieder nach Hause geht. Dies könnte die Gruppe sehr belasten und zu Konflikten führen. Konflikte sollten vom Leiter offen zur Sprache gebracht werden. Dabei kann er sich auch an ein Mitglied wenden, das zu den meisten einen guten Kontakt hat, und zu dem die anderen Vertrauen haben. Weiter möchte ich noch über die Beziehung der Gruppenmitglieder zueinander sprechen. Die Muttergottes hat von der großen Gebetsgruppe in Medjugorje verlangt, sich zweimal wöchentlich zum Gebet und ein drittes Mal zum Gespräch zu treffen. Der Dynamik der Gruppe entsprechend sagte sie, dass sich manchmal die ganze Gruppe treffen solle, manchmal nur vier oder weniger. Das heißt, dass sich die Methode, wie man Erfahrungen austauschte und über Schwierigkeiten sprach, veränderte. Das Gespräch fand zuerst in einer kleinen und später in einer größeren Gruppe statt. Manchmal traf man sich auch, etwa im Advent, zu zweit, um außerhalb der Gruppe miteinander zu beten, spazieren zu gehen und sich dadurch menschlich besser kennenzulernen. Hohe Priorität soll auch der Verschwiegenheit über das Besprochene in der Gruppe beigemessen werden, damit das gegenseitige Vertrauen nicht zerstört wird, denn das Vertrauen unter den Mitgliedern ist Voraussetzung, damit die Gruppe in jeder Hinsicht wachsen kann. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob eine Gruppe geschlossen oder für neue Mitglieder offen sein soll, wobei beide Arten notwendig sind. Will eine Gruppe im Vertrauen zueinander in der Tiefe und Weite wachsen, erfordert dies zumindest eine gewisse Zeit der Geschlossenheit, denn jedes neue Mitglied würde eine neue Dynamik in das Gebet und Gespräch der Gruppe bringen.

Die Gruppe in Medjugorje machte Einkehrtage. Dadurch konnten die Gemeinschaft, die Freundschaften und auch das Gebet vertieft werden. Eine andere Form sind Einzelexerzitien. In diesen betete jeder allein acht bis vierzehn Tage hindurch und ging unabhängig von den anderen zur Hl. Messe. Danach trafen sie sich, um die gemachten Erfahrungen dieser Zeit auszutauschen. Das Ziel ist, dass die Gruppenmitglieder im Gebet unabhängig voneinander werden, weil sich sonst krankhafte Beziehungen entwickeln können. Durch vermehrtes persönliches Gebet in den Gebetsgruppen-Pausen werden die gegenseitigen Beziehungen zudem vertieft. Es ist bedeutend, etwa ein- oder zweimal im Monat, in den Gruppen sogenannte Versöhnungsfeiern zu organisieren, wo das Gewissen durch Betrachtung und Gebet erforscht wird und die Möglichkeit zur Beichte besteht. Dazu sollten auch Priester eingeladen werden. Auch durch das Beten von Novenen für ein bestimmtes Anliegen wird der Zusammenhalt gestärkt. All das Gesagte soll eine praktische Anregung und Hilfe sein, Schwierigkeiten innerhalb der Gruppe besser zu erkennen und zu lösen, damit die Gnade Gottes in uns leichter zum Wirken kommt. Entscheidend ist jedoch unser Wunsch zu beten und geistig zu wachsen, denn unsere erste Aufgabe als Christ soll es sein, uns ganz nach diesem Wachstum zu sehnen. Dann wird durch einen jeden von uns offenbar, was wirkliches Christsein bedeutet.

(Aus Platzgründen haben wir das Interview sinnerhaltend gekürzt. Das gesamte Interview finden Sie unter: www.oasedesfriedens.at)