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Monatsbotschaft vom 25. Juli 2022

Beichte ist etwas sehr Großes

Pater Johannes Maria, Mitglied der Gemeinschaft der Seligpreisungen, im Jahr 2005 zum Priester geweiht, ist als Hirte verantwortlich für die Niederlassung der Gemeinschaft in Bad Driburg. Er gibt einige interessante Denkanstösse zum Thema "Beichte".

 

Was unterscheidet eigentlich die Beichte von einer therapeutischen Beratung?
P. Johannes Maria:
Es stimmt, dass die Beichte leider im heutigen Verständnis, auch innerhalb der Kirche, zu oft gleichgesetzt wird mit einem Therapiegespräch. Tatsächlich ist die Beichte ein Sakrament, das heisst, dass unsichtbare Gnade, Heil durch ein sichtbares Zeichen geschenkt wird. Christus selber ist der Handelnde in diesem Sakrament. Er selbst ist unser Arzt! Das ist also viel mehr als ein zwischenmenschlicher Dialog, mit einem anschliessenden Rat aufgrund einer besonderen Qualifikation oder Erfahrung. Meine Erfahrung ist: Selbst dann, wenn ich in einer Beichte keinen Rat, keine Hilfe geben kann, erfahren der Priester und der Beichtende durch die Lossprechung eine spürbare Gnade. Es geschieht Befreiung und Heilung. Insofern kommt es nicht darauf an, dass ein Priester eine besondere psychologische Kompetenz hat. Zum Glück: Denn Gott selber wirkt, auch wenn ich noch so armselig bin!

Gehört das Beichthören für dich wesentlich zu deinem priesterlichen Dienst?
Es ist etwas sehr Grosses, wenn ich im Namen Christi sagen darf: „Deine Sünden sind dir vergeben!“ Es ist ja eine objektive Wirklichkeit! Die Sünden sind vergeben! Es gibt nichts Grösseres und tatsächlich nichts Wichtigeres auf der Erde und im Leben jedes Menschen, als das Geschenk zu empfangen: „Deine Sünden sind dir vergeben!“ Deswegen gibt es auch nichts Grösseres im Leben des Priesters. Das heisst nicht, dass der priesterliche Dienst nur aus dem Spenden des Sakramentes der Beichte besteht. Ganz und gar nicht! Aber der gesamte priesterliche Dienst ist darauf ausgerichtet, die Menschen zu Gott zu führen und mit ihm zu versöhnen.

Was erlebst du mit und für die Menschen in der Beichte?
Oft erlebe ich, dass ich selbst sehr gesegnet werde, wenn echte Befreiung geschieht. Diese ist gegeben, wenn der Beichtende mit einer echten Haltung der Reue und Demut kommt, oder wie der Psalmist sagt: mit einem zerknirschten Herzen. Dann kann die Beichte ihre volle Frucht entfalten, die Person wird wirklich von ihrer Last und Dunkelheit befreit. Das ist für mich selber teilweise körperlich spürbar. Einmal, bei einem Jugendfestival, habe ich acht Stunden durchgehend Beichte gehört. Erschöpft und mit Kopfschmerzen habe ich begonnen; frisch, in Freude und körperlich gestärkt habe ich aufgehört – es war zwei Uhr morgens! Auf der anderen Seite bleibt auch in mir als Priester, manchmal regelrecht körperlich spürbar, eine grosse, bedrückende Last zurück, wenn der Beichtende nicht mit Reue beichtet oder kein wirkliches Sündenbewusstsein gegeben ist, so dass die Fülle des Sakramentes nicht richtig greifen kann. Ich wurde auch schön öfter Zeuge der Befreiung von Abhängigkeiten und habe auch schon körperliche Heilungen als Ausdruck seelischer Heilung erlebt. Und immer freue ich mich mit!

Du hast als Priester Erfahrungen mit der Beichte an grossen Wallfahrtsorten wie Kevelaer oder Medjugorje gesammelt. Was ist an diesen Orten besonders?
Aus der heiligen Schrift wissen wir, dass Gott immer wieder bestimmte Orte oder auch Personen erwählt, um seine Gnade den Menschen zu schenken. Man kann tatsächlich feststellen, dass an den Wallfahrtsorten die Beichten häufiger von stärkerer Einsicht der Schuld und tieferer Reue, eine Gnade des Heiligen Geistes, geprägt sind. Medjugorje nimmt in dieser Hinsicht sicher eine besondere Rolle ein. Gott schenkt an diesem Ort anscheinend (dies ist eine von vielen Priestern erfahrene Tatsache) in besonderer Weise Erkenntnis der Sünden und Fehler. Er schenkt eine besondere Gnade der Reue und stärkt den Willen und die Entscheidung zur Besserung. Dies habe ich noch nirgendwo so stark erlebt wie in Medjugorje. Es kommen auch sehr viele Menschen, die jahrzehntelang nicht mehr gebeichtet haben oder sehr schwere Sünden tragen. Gott schenkt ihnen eine besondere Gnade des Vertrauens, zu ihm in der Beichte zu kommen. Das ist wirklich aussergewöhnlich. Dieses Beichtphänomen ist wie ein Kreislauf, der sich schliesst: Man sieht dort lange Schlangen vor den Beichtstühlen und freudige Gesichter, wenn die Beichte vorbei ist. Viele sagen sich dann vielleicht auch unbewusst: „Ich möchte auch diese Freude und diese Befreiung erleben!“ Und sie probieren es aus! Und wieder ist es einer mehr, der anschliessend strahlt...

Auch ein Priester beichtet. Kannst du uns sagen, was die Beichte für dich persönlich bedeutet?
Ich könnte ohne Beichte meinen priesterlichen Dienst gar nicht ausüben! Nur wer die Barmherzigkeit Gottes selber empfängt, kann sie auch an andere weitergeben. Ich fürchte, ein Priester, der selber nicht beichtet, wird hart und eng. Wie jeder, so bleibt man auch als Priester hinter dem Anspruch Jesu, die Liebe zu leben, zurück. Deshalb brauche ich es, durch die Beichte immer wieder ganz hinein gestellt zu werden in die Gnade. Ich bin ja aus Gottes Liebe ausgewählt für meinen Dienst, nicht aufgrund meiner Fähigkeiten. Also will ich immer wieder diese Erneuerung seines Rufes durch die Gnade der Versöhnung bei Ihm empfangen!

Oft hört man: Ich gehe nicht zur Beichte, sondern zum Bussgottesdienst. Was kannst du dazu sagen?
Eigentlich ist es ja heute eher so: Die Menschen gehen weder zur Beichte noch zum Bussgottesdienst. Die eigentliche Hoch-Zeit des Bussgottesdienstes ist auch schon wieder stark am Abflauen. Es war die Zeit, wo der Bussgottesdienst wirklich ein Ersatz sein sollte zur eigentlichen Beichte. Man erhoffte sich dabei, die Menschen durch diese Form wieder vermehrt für die Heilsdimension von Sünde und Erlösung zu sensibilisieren. Dies ist dann doch nicht in erhoffter Weise erfolgt. Ich habe sehr positive Erfahrungen mit gemeinsamen Bussgottesdiensten gemacht, in denen parallel von mehreren Priestern die hl. Beichte angeboten wurde. Verbunden mit einer Katechese und Eucharistischer Anbetung kann eine solche Gebetszeit für die Gläubigen eine intensive gemeinschaftliche Erfahrung der Versöhnung sein. Tatsächlich muss man sagen, dass es verschiedene Wege gibt, von Gott die Verzeihung zu erlangen. Der Bussgottesdienst ist einer davon. Allerdings kann eine schwere Sünde ausschliesslich durch das Sakrament der hl. Beichte versöhnt und geheilt werden. Die persönliche Beichte hat auch pädagogische Funktion: Der Priester ist auch barmherziger Richter im Namen Gottes. In seinem Namen ist der Priester gerufen, die Schwere der Schuld zu beurteilen und dem Beichtenden erfahrbar zu machen, um ihm Gottes Vergebung und Befreiung in der Lossprechung schenken zu dürfen. Im Bussgottesdienst ist dieser individuelle Gnadenweg nicht gangbar. Man kann hier nie auf die ganz persönliche Situation des Einzelnen eingehen, so wie dieser sie nicht mitteilen kann.

Auszug aus einem Interview mit Pater Johannes Maria
Interview realisiert von Wilderich von Boeselager Aus dem Heft „Feuer und Licht“ Nr. 175, März 2010

Quellennachweis: aus "Medjugorje Schweiz", Mai/2010