Was Jesus für uns getan hat
- von P. Florian Kerschbaumer, O.J.S.S. -
Das habe Ich dir getan, weil Ich dich liebe und damit du an Meine Liebe zu dir glaubst!
Wenn wir die Wahl hätten, welchen Satz wir in goldenen Lettern als unfehlbare Wahrheit in unser Herz eingemeißelt haben wollten, ohne an dessen Wahrheitsgehalt jemals zweifeln zu müssen, dann könnte es wohl jener Satz aus dem ersten Johannesbrief sein: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in Ihm“. (1 Joh 4,16) Eigentlich beschreibt er in Kürze unseren Daseinsgrund: die Liebe Gottes, unser Daseinsziel: ebenso die Liebe Gottes, und zugleich die Mitte unseres christlichen Glaubens: 1 die Liebe Gottes!
Wir können uns der Liebe Gottes sicher sein!
Dass jeder von uns von Gott persönlich, unendlich und einzigartig geliebt wird – das ist die große Botschaft Jesu Christi. Im Triduum Sacrum, vom Letzten Abendmahl bis zum Ostermorgen, offenbart Er diese Liebe durch die Einsetzung der Sakramente und die Gründung der Kirche. Nichts quält den Menschen mehr als die Unsicherheit, ob er geliebt ist. Wer als Kind Liebe erfahren durfte – besonders im Glauben an Gottes Liebe – ist stark fürs Leben. Doch was, wenn diese Erfahrung fehlt?
Die entscheidende Frage lautet: Können wir sicher sein, geliebt zu sein? Für uns Christen ist die Antwort ein klares Ja! Denn wir müssen diese Sicherheit nicht selbst herstellen – sie ist uns in Jesus Christus geschenkt. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen einzigen Sohn hingab.“ (Joh 3,16) Jesus hat durch Sein Leiden, Sterben und Auferstehen bezeugt, dass wir von Gott geliebt sind – und Er hat uns mit der Eucharistie ein bleibendes Zeichen Seiner Liebe hinterlassen. Durch das Priestertum sorgt Er dafür, dass diese Liebe sichtbar und greifbar bleibt. „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20)
Nicht wir haben Gott zuerst geliebt – „sondern Er hat uns geliebt und Seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt.“ (1 Joh 4,10) Diese Liebe ersetzt, was uns fehlt, heilt, was krank ist, und schenkt uns Sicherheit – selbst mitten in einer verletzten Welt.
Glauben wir an Gottes unendliche Barmherzigkeit
Das Heilige Triduum – mit Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag – ist der Höhepunkt der Liturgie und die Vollendung der Liebe der Dreifaltigkeit zu uns. Wenn wir diese heiligen Tage mit dankbarem und wachem Herzen betrachten, wird unsere Liebe zu Gott vertieft und gefestigt. So erhalten wir eine Sicherheit, die selbst unsere Unzulänglichkeiten und die Weltprobleme nicht erschüttern können. Die Dienerin Gottes, Schwester Louise Marguerite Claret de la Touche, schrieb an ihren Seelenführer, dass sie, wenn sie an Gottes Liebe zweifeln würde, die größte Sünde ihres Lebens begehen würde. Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit bringt Ihm große Freude – Missvertrauen jedoch verletzt Seine Liebe. Jesus offenbarte der hl. Schwester Faustyna: „Das Misstrauen der Seelen zerreißt Mein Inneres. Mehr noch tut Mir das Misstrauen einer auserwählten Seele weh; trotz Meiner unerschöpflichen Liebe trauen sie Mir nicht; sogar Mein Tod reicht ihnen nicht aus. Wehe der Seele, die Meine Liebe missbraucht.“
Gott hat sich für uns verwundbar gemacht
Jesus Christus hat uns die Liebe des Vaters offenbart, indem Er das Leben der Menschen lebte, die Er als freie Wesen erschaffen hatte. Er nahm das Kreuz auf sich, um uns von allem Bösen und den Folgen der Sünde zu befreien. Lieben heißt, sich in einer sündigen Welt verwundbar zu machen und sich dem Leiden aus Liebe auszusetzen, um die Menschen zur Liebe zurückzuführen. Christus wurde in Armut geboren, verspottet, verwundet und am Kreuz getötet. Er strebte nicht nach dem Kreuz, sondern nach der Liebe. Diese Liebe führte Ihn zum Kreuz, aber dort siegte sie über die lieblose Welt. Das Ostermysterium, das die Kirche in besonderer Weise an Ostern feiert, ist der Ursprung und die Quelle der Eucharistie. Diese ist das größte Sakrament der göttlichen Liebe – ein Ausdruck der persönlichen Liebe Gottes zu jedem Menschen: „Das habe Ich dir getan, weil Ich dich liebe und damit du an Meine Liebe glaubst.“

Gott schenkt uns sich selbst um in uns zu wohnen...
Die selige Anna Katharina Emmerich beschreibt die Erhabenheit der Einsetzung der Heiligen Eucharistie auf eindrucksvolle Weise: Jesus gab sich ganz aus in Liebe und wurde für die Apostel durchdrungen von Licht, während Judas in Dunkelheit verharrte. Dieses Sakrament ist keine Masse, sondern wird von jedem Gläubigen individuell empfangen, der sich durch das Sakrament der Beichte vorbereitet hat. Jeder Einzelne empfängt nicht nur Christus, sondern auch Christus empfängt jeden Einzelnen und schließt mit ihm Freundschaft.
Die Enzyklika Ecclesia de Eucharistia betont, dass das Sakrament der Eucharistie zur Quelle unsagbarer Freude und Freundschaft mit Gott wird. Gott sehnt sich danach, uns zu empfangen und in Sein Reich der Liebe aufzunehmen. Die selige Maria vom Göttlichen Herzen Droste zu Vischering, die ihr Leben der Weltweihe an das Herz Jesu widmete, berichtete, dass Jesus ihr sagte: „Hätte Ich das Heiligste Sakrament des Altares noch nicht eingesetzt, so täte Ich es jetzt für dich, so groß ist Mein Verlangen in deinem Herzen zu wohnen.“
... damit wir an Seine Liebe glauben
Der Erlöser hat uns in den heiligen Tagen von Ostern unfassbare Geschenke gemacht. Es lohnt sich, diese noch einmal zu betrachten:
Er hat den Jüngern die Füße gewaschen, ihnen durch die Vergebung ein reines Herz geschenkt und ihnen im Voraus ihre Untreue vergeben.
Er hat sie nach der Auferstehung befähigt, im Namen Jesu als „Alter Christus“ wahre Sündenvergebung zu wirken.
Das Sakrament der Heiligen Eucharistie und das Priestertum hat er eingesetzt, um sein eucharistisches Gedächtnis fortzusetzen.
Durch sein sterben am Kreuz hinterließ er uns als Testament seiner Liebe und gab uns in seiner vorausschauenden Fürsorge Maria zur Mutter, mit der Einladung, uns ihrem Unbefleckten Herzen zu weihen.
Nach der Auferstehung schenkte er den Jüngern seinen österlichen siegreichen Frieden.
Vor der Gründung der Kirche bei Pfingsten war das Gebet der Jünger über vierzig Tage mit Maria, der Mutter der Kirche, von entscheidender Bedeutung. Der Heilige Geist, der sich in Form einer Feuerzunge auf jeden einzelnen Jünger niederließ, zeigt, wie persönlich die Liebe Gottes ist.
Gott liebt uns nicht als eine Masse, sondern als einzigartige und unverwechselbare Individuen, die durch seine Liebe berufen sind. Jesus tat all dies, weil er uns liebt und damit wir an seine Liebe glauben.
Was bin ich bereit für Jesus zu tun?
Die Frage, die uns bleibt, ist: Was sind wir bereit zu tun, um Jesus zu zeigen, wie dankbar wir für seine Liebe sind? Wie die Heiligen und Märtyrer, die ihr Leben für Ihn hingegeben haben, sind auch wir dazu berufen, unsere Liebe zu Christus zu bezeugen und in unserem täglichen Leben als Zeugen seiner Liebe zu leben.
In einer Welt, die zunehmend liebloser und entmenschlichter wird, bleibt die Begegnung mit der barmherzigen Liebe Gottes die einzige Rettung für die Menschheit. Diese Liebe ist immer bei uns und erfasst jede Regung unseres Herzens. Es ist nicht nur für die Großen oder Heiligen möglich, Gott zu lieben, sondern für jeden von uns. Jeder Moment, den wir Gott in Gebet, in der Teilnahme an den Sakramenten oder in einem Akt der Liebe schenken, ist eine Möglichkeit, ihm unsere Liebe zu zeigen. Jeder Schritt auf dem Weg der Reue und jede Träne über seine Leiden sind Zeichen einer tiefen und wahren Hingabe an Ihn.
Johannes vom Kreuz erinnert uns daran, dass wir am Ende unseres Lebens nach der Liebe gerichtet werden. Deshalb ist es wichtig, schon heute zu lernen, Gott zu lieben, so wie er es verdient. Nur dann kann auch unser „Abend des Lebens“ in der Liebe Gottes vollendet werden.
Quelle: Medjugorje aktuell
Die Texte in diesem Artikel wurden gekürzt. Den vollständigen Text finden Sie in der oben genannten Zeitschrift.