Über den tieferen Sinn des Fastens im Sinne von Medjugorje
- von Pater Slavko Barbaric † 2000 -
Fasten – für viele die Botschaft von Medjugorje, die am schwierigsten anzunehmen und zu verwirklichen ist. Doch oft beruht dies auf einem Missverständnis dessen, was die Muttergottes wünscht. Die Botschaft vom Fasten in Medjugorje zielt nicht auf „hungern“ hin, sondern darauf, dass der Mensch unserer Zeit wieder lernt, einfach zu leben. Pater Slavko sprach im Rahmen des Jugendfestivals 1997 in Medjugorje verschiedene gute Gründe für das Fasten an und gab daneben noch einige praktische Tipps. Diese wertvollen Ausführungen sind hier wiedergegeben.
Medjugorje ist eine Gebetsschule, in der oft betont wird: „Betet, betet, betet!“. Das Gebet ist eine Begegnung mit Gott, auf die sich der Mensch vorbereiten muss. Dabei spielt das Fasten eine entscheidende Rolle. Es hat eine tiefere Bedeutung auf verschiedenen Ebenen. Einige dieser Aspekte werde ich nun ansprechen, um euch zu ermutigen, das Fasten zu entdecken.
Fasten als biblische Botschaft und in der Tradition der Kirche
Das Fasten ist eine biblische Botschaft. Die Propheten und Christus selbst haben gefastet und dazu aufgerufen – oft, um Katastrophen abzuwenden oder aus ihnen herauszukommen. Auch in Medjugorje heißt es: „Betet, fastet!“, denn Gebet und Fasten können sogar Kriege und Naturkatastrophen verhindern. In der Hl. Schrift fastete der Pharisäer zwei Tage pro Woche, doch sein Fehler war, sich über andere zu erheben. Don Cosimo erinnerte uns daran, uns nicht zu vergleichen – Gott soll der Mittelpunkt unseres Gebets sein. Das Fasten hatte Tradition: Im Alten Testament wurde montags und donnerstags gefastet, vermutlich auch von der Gospa. In der frühen Kirche setzte sich das Fasten mittwochs und freitags fort – Mittwoch als Erinnerung an den Verrat durch Judas, Freitag wegen des Todes Jesu. Diese Praxis wurde weitgehend vergessen, doch die Gospa ruft uns auf, zur Hl. Schrift und den Wurzeln der Kirche zurückzukehren.
Fasten als Vorbereitung auf die Begegnung mit Jesus im eucharistischen Brot
Das Fasten war von Anfang an mit der Eucharistie verbunden. Früher durfte die Hl. Kommunion nur empfangen, wer ab Mitternacht nüchtern blieb. Diese Regel wurde gelockert, bis nur noch eine Stunde Fasten vorgeschrieben war – doch bei vielen ist diese Praxis heute ganz verschwunden. Oft sieht man Menschen vor der Messe essen, kauen oder rauchen, ohne sich bewusst auf die Eucharistie vorzubereiten. Dabei ist es wichtig, dass auch der Körper sich auf die Begegnung mit Christus einstellt. Es geht nicht um starre Regeln, sondern um eine bewusste innere und äußere Vorbereitung.
Warum Brot und Wasser? Die Gospa möchte uns zu Jesus führen. Die Hl. Messe geschieht „an zwei Tischen“: dem Tisch des Wortes und dem Tisch des Brotes. Jesus sprach über das Brot, vermehrte es und nahm es schließlich beim Letzten Abendmahl in die Hände: „Das ist mein Leib!“ Maria lädt uns ein, zwei Tage mit Brot zu leben, um uns das tägliche Brot neu bewusst zu machen und uns langsam zum eucharistischen Brot zu führen. Viele erleben an Fasttagen die Kommunion als besonderes Fest – das kleine Stück Brot wird kostbar. So hilft uns das Fasten, Brot wertzuschätzen, Dankbarkeit zu empfinden und die Eucharistie tiefer zu erleben.

Das Wasser beim Fasten – Symbol von Leben und Reinheit
Wasser steht am Anfang allen Lebens – unser Körper besteht zu 70 % daraus, und ohne Wasser gibt es kein Leben. Es ist nicht nur lebensnotwendig, sondern auch ein Symbol der Reinheit und das Element, durch das wir in der Taufe in die Kirche eintreten. Das Fasten mit Brot und Wasser hat daher eine tiefere Bedeutung. Es bringt nicht nur spirituelle Erneuerung, sondern auch einen bewussteren Umgang mit der Schöpfung. Weniger Konsum an zwei Tagen in der Woche bedeutet weniger Abfall – ein Beitrag zum Schutz der Natur und des Menschen. Neben diesen äußeren Aspekten gibt es noch tiefere, persönliche Gründe für das Fasten, die jeder für sich entdecken kann.
Fasten ist nicht gleich „Diät“ – Fasten hilft uns, heil und gesund zu werden
Das Fasten ist wichtig für Geist und Körper. Heute gibt es viele Diäten, doch sie sind oft teuer und können der Gesundheit schaden. Die Gospa hingegen ruft uns zu einem einfachen Fasten auf – nicht zum Nicht-Essen, sondern zum bewussten Essen von Brot. Jeder gesunde Organismus verträgt dieses Fasten gut, da wir normalerweise mehr essen, als wir brauchen. Ein ständiges Zuviel an Nahrung stört unser inneres Gleichgewicht und kann Krankheiten verursachen. Oft essen wir nicht aus Hunger, sondern aus Gewohnheit oder weil uns etwas optisch anspricht. Die Gospa handelt wie eine liebevolle Mutter: Sie erinnert uns daran, Maß zu halten, unseren Körper zu schonen und ihm Ruhe zu gönnen. So fördert das Fasten nicht nur unsere geistige, sondern auch unsere körperliche Gesundheit.
Schwierigkeiten beim Fasten
Unser Körper verträgt das Fasten gut – die eigentliche Herausforderung liegt in unserem Kopf. Oft sind wir abhängig vom Essen und lassen uns davon beeinflussen. Wie oft ärgern wir uns, wenn etwas nicht unserem Geschmack entspricht? Streit und Unzufriedenheit entstehen nicht, weil unser Körper das Essen nicht verträgt, sondern weil wir es im Kopf zu wichtig nehmen. Wer schon einmal gefastet hat, kennt das Phänomen: Am Vorabend wird mehr gegessen, um den Fastentag „besser zu überstehen“. Doch genau das führt dazu, dass man am Morgen besonders hungrig ist. Interessanterweise fehlt dieser Hunger am Tag nach dem Fasten. Das zeigt: Es ist nicht der Körper, der das Fasten schwer macht – sondern unsere Gedanken.
Das Leben und seinen Sinn neu entdecken durch das Fasten
Das Fasten schafft Raum – nicht nur im Körper, sondern auch in der Seele. Viele junge Menschen leiden heute nicht an Mangel, sondern an einem Überfluss an materiellen Dingen, der sie den eigentlichen Sinn des Lebens vergessen lässt. Sie sind es gewohnt, alles sofort zu bekommen, während ihnen das fehlt, was ihre Seele wirklich braucht: innere Stärke, Hoffnung und Liebe. Wenn man sich zu sehr an materielle Dinge klammert, verliert man das große Ganze aus den Augen. Es entstehen Unzufriedenheit, Neid und Eifersucht. Doch wer fastet, lernt, sich innerlich zu befreien und Prioritäten neu zu setzen. Fasten und Gebet gehen dabei Hand in Hand – wer fastet, betet leichter, und wer betet, fastet leichter. Die Muttergottes ruft nicht dazu auf, sich zu quälen, sondern dazu, durch Fasten Klarheit zu gewinnen. Wer als junger Mensch das Fasten lernt, wird später im Leben gefestigt und glaubwürdig sein. Er wird nicht vom Materiellen beherrscht, sondern erkennt den wahren Sinn des Lebens – so wie jemand, der einen Schritt zurücktritt, um ein gesamtes Bild zu sehen, anstatt sich nur auf ein kleines Detail zu fixieren.
Fasten: Keine Ausreden ...!
Viele Menschen finden Ausreden, warum sie nicht fasten können – sei es Nervosität oder andere Gründe. Doch das Fasten macht nicht nervös, es zeigt nur, was bereits in uns ist. Nervosität und Unruhe sind oft schon Teil unseres Lebens, und Fasten bringt diese Gefühle ans Licht.
Ein Mann erzählte einmal, dass er sich beim Fasten „böse“ fühle – selbstsüchtig, nervös und wütend. Der Priester antwortete ihm: „Ich gratuliere dir dazu!“ Der Mann war verwirrt und fragte warum. Der Priester erklärte, dass er nur zwei Tage in der Woche „böse“ ist, während viele Menschen sieben Tage lang schlecht sind und es nicht einmal merken. Fasten kann uns helfen, uns selbst besser zu verstehen und zu erkennen, was in uns steckt.
Fasten mit Maß und Ziel
Fasten, in seinen gesunden Grenzen, ist eine wertvolle Praxis, die uns hilft, uns selbst zu erkennen und zu verändern. Es deckt auf, wie wir wirklich sind, und ermöglicht es uns, gegen das anzukämpfen, was uns negativ beeinflusst. Durch Gebet und Fasten werden wir physisch und geistig stärker und lernen, auf das Wesentliche zu hören.
Ein Beispiel, das oft genannt wird, ist die Bedeutung des Fastens in der Familie: Wenn das Kind satt ist, hört es nicht, aber wenn es hungrig ist, kommt es von alleine. Fasten öffnet unsere Ohren für das Wichtige und hilft uns, innerlich klarer zu werden.
Darüber hinaus hat Fasten positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Manche stellen fest, dass sie durch Fasten sogar schöner werden. Für die Jüngeren ist es eine Gelegenheit, sich in Gebet und Fasten zu üben, was sich positiv auf ihr Leben auswirkt – sei es in der Familie, in der Schule oder später im Beruf.
Auch für Frauen ist das Fasten ein Zeichen der Befreiung: Zwei Tage in der Woche für sich selbst, ohne die tägliche Last der Hausarbeit. Es wird empfohlen, um das Recht zu kämpfen, diese Auszeiten zu haben und sich auf die spirituelle Praxis des Fastens zu konzentrieren.
Fasten ist also nicht nur eine körperliche Übung, sondern eine geistige und spirituelle Quelle der Kraft. Man muss es lernen und dafür beten, aber es ist eine Praxis, die sich lohnen wird. Jede Woche gibt es die Gelegenheit, an einem Mittwoch und Freitag zu fasten – also einfach anfangen!
Quelle: Medjugorje aktuell
Dieser Artikel wurde gekürzt. Den vollständigen Text könnt ihr in unserer Zeitschrift Medjugorje Aktuell nachlesen.