- FRAGEN SIE EINEN PRIESTER -

„Kann ich die Kommunion empfangen, wenn ich die Messe sprachlich nicht verstehe?“ – Diese Frage stellte ein Hörer in der Radiosendung „Fragen Sie den Priester“ (Radio Mir Medjugorje). P. Slaven Tomić, Franziskaner und Pfarrvikar in Čitluk, gab eine klare Antwort: Ja. Warum das so ist und was das Wesen der Eucharistie wirklich ausmacht, erklärt er in diesem Beitrag.

Glaube kennt keine Sprachgrenzen

„Die Heilige Messe besteht aus zwei Hauptteilen: dem Wortgottesdienst und der Eucharistiefeier – und beide sind gleich wichtig“, sagte P. Slaven. Die Grundlage dafür findet sich bereits im Lukasevangelium, in der bekannten Emmaus-Geschichte. Zwei Jünger sind nach dem Tod Jesu enttäuscht auf dem Heimweg, als Der Auferstandene sich ihnen anschließt und ihnen die Schrift erklärt.

„Später erkannten sie Ihn beim Brechen des Brotes und erinnerten sich, wie sehr ihr Herz brannte, als Er zu ihnen sprach. Jesus hatte sie zuvor noch zurechtgewiesen: ‚Ihr Unverständigen, wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben!‘Daraus wird deutlich, wie wichtig das Wort Gottes ist – und dass es mehr ist als nur eine Einleitung zur Eucharistie“, so der Franziskaner. Er betonte, dass alles, was Gott in der Heiligen Schrift offenbart hat, von der Kirche getragen wird – auch in ihren offiziellen Dokumenten. Als Beispiel nannte er die dogmatische Konstitution Dei Verbum des Zweiten Vatikanischen Konzils, insbesondere das sechste Kapitel, das die Bedeutung der Heiligen Schrift für die Kirche hervorhebt.

Dort heißt es etwa: „Die Kirche hat die Heiligen Schriften ebenso wie den Leib des Herrn immer in Ehren gehalten. Denn sie reicht den Gläubigen unaufhörlich das Brot des Lebens vom Tisch des Wortes Gottes wie vom Tisch des Leibes Christi.“

Entscheidend ist die innere Haltung

Anschließend erinnerte P. Slaven an die Konstitution Sacrosanctum Concilium über die Liturgie, die auf dem gleichen Konzil beschlossen wurde. Diese ermöglichte den Gebrauch der Volkssprache in der Liturgie, sah jedoch ausdrücklich vor, dass einige Teile – besonders im römischen Ritus – weiterhin in der universellen Sprache der Kirche, dem Latein, gefeiert werden dürfen. So heißt es dort:

„§1. In den lateinischen Riten soll der Gebrauch der lateinischen Sprache – unter Wahrung der Privilegien des Sonderrechts – erhalten bleiben.
§2. Da jedoch in der Messe, bei der Spendung der Sakramente und in anderen Teilen der Liturgie die Volkssprache für das Volk oft sehr nützlich ist, soll ihr ein größerer Platz eingeräumt werden […].“

Die Kirche empfiehlt also, das Wort Gottes möglichst in der Sprache zu verkünden, die die Gläubigen verstehen – und doch bleibt die Gültigkeit der Messe unberührt, auch wenn man selbst die Sprache nicht spricht.

„Gerade bei Auslandsaufenthalten begegnet man oft der Haltung: ‚Wenn die Messe nicht auf Kroatisch ist, gehe ich nicht hin‘ oder ‚Das ist keine Messe für mich‘. Das ist ein Missverständnis – und manchmal leider auch eine Ausrede, um nicht hinzugehen“, betonte P. Slaven. Heute gebe es zahlreiche Möglichkeiten, sich vorab mit den Lesungen des jeweiligen Tages vertraut zu machen – etwa über liturgische Internetportale wie über Webseiten mit Tagesevangelien und Auslegungen.

„Oft reicht es, zwei Minuten mit dem Handy sinnvoll zu nutzen, um das Wort Gottes zu lesen und sich auf die Messe vorzubereiten – auch wenn sie in einer Sprache gefeiert wird, die wir nicht verstehen. Denn die Heilige Messe ist mehr als nur Sprache – sie ist ein Geschehen“, so P. Slaven. Er erinnerte daran, dass viele Gläubige sich nach der Messe eher an einen Gedanken aus der Predigt erinnern als an die gelesenen Schriftstellen – und das sei menschlich. Entscheidend sei die innere Haltung.

„Nicht die fremde Sprache ist das eigentliche Hindernis, sondern oft unsere eigene Unaufmerksamkeit und mangelnde innere Beteiligung“, betonte er. „Sind wir bei der Messe wirklich präsent? Sind wir offen für das, was geschieht – oder vielmehr für den, der geschieht?“

Zum Abschluss zitierte Pater Slaven eine Strophe aus dem eucharistischen Hymnus des Heiligen Thomas von Aquin:
„Sehen, Tasten, Schmecken täuschen sich in dir; doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir. Was Gott Sohn gesprochen, nehm’ ich glaubend an – er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.“

Mit diesen Worten machte er deutlich: Was zählt, ist der Glaube – nicht das Verstehen jeder Silbe.


Quelle: Radio Mir Medjugorje
Foto:ICMM