Osterbotschaft des Provinzials
P. Jozo Grbes
Liebe Freunde!
der Mensch lebt in einer Welt der Trennungen und des Abschieds. Früher oder später muss jeder von uns seinen „Garten“ verlassen – wir können hier nicht bleiben. Irgendwann erkennen wir: Leben und Tod, Licht und Schatten, Freude und Schmerz – all das gehört untrennbar zusammen. Alles lebt und stirbt zugleich. Wir müssen uns von den Menschen verabschieden, die wir lieben. Und dieser Abschied führt uns auf einen Weg der Trauer, der Dunkelheit, der Liebe – und auch der Zerbrechlichkeit unseres Lebens, das sich in Erinnerungsfragmente auflöst. Abschiede bereiten uns auf die größte Trennung vor: die von uns selbst. Schmerz und Leid, Wunden und Vergebung – sie werden zu einem Schatz, der uns innerlich reifen lässt.
Der Mensch sehnt sich nach Unsterblichkeit. Diese Sehnsucht drückt sich aus im Wunsch nach Nachkommen, im Streben nach bleibendem Einfluss, im Traum vom ewigen Namen. Doch weil der Mensch in sich selbst keine Beständigkeit trägt, sucht er sein Fortbestehen im Anderen – doch auch der vergeht. Alles vergeht. Nur einer bleibt: Der Ewige. „Ich bin, der Ich bin“ (Ex 3,14). Er entsteht nicht, sondern ist – jenseits der Welt, in der Vergänglichkeit das Grundprinzip ist. Jesus wusste das. Darum sagte Er Seinen Jüngern, sie irrten, wenn sie weder die Schrift noch die Kraft Gottes verstanden. „Er ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden. Ihr irrt euch gewaltig.“ (Mk 12,24.27). Lassen wir uns also nicht vom Schein des Vergänglichen täuschen. Denn wer sich täuscht, täuscht weiter.
Das Kreuz kann nur durch die Auferstehung verstanden werden. Sie ist der Schlüssel zum Sinn des Leidens. Der Spätere versteht den Früheren. Früher oder später begegnen wir Jesus – Dem, Der dort einen Weg ging, wo es keinen gab. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch Mich.“ (Joh 14,6). Ohne Ihn wissen wir den Weg nicht. Ohne Ihn kommen wir nicht ans Ziel. Ohne Ihn irren wir durch die Welt – beschäftigt, aber ohne Richtung, redend, aber ohne Tiefe. Doch Er ist da! Die Auferstehung ist nicht nur eine Frage des Glaubens, sondern auch der Bereitschaft, dieses irdische Leben loszulassen, in Vergessenheit zu geraten, ja sogar zu akzeptieren, dass niemand sich an uns erinnert. So wird es sein – wenn nicht mit Ihm. Darum bedeutet Ostern:
Ich glaube, dass es mit Ihm anders ist. Ich lebe aus diesem Glauben. Ich lasse los – alles außerhalb dieser Hoffnung. Und ordne mein Leben nur noch der Liebe unter. Nichts anderem!
Papst Benedikt XVI. brachte es auf den Punkt:
„Es ist sehr vernünftig, an die Liebe zu glauben, die den Tod besiegt hat.“
Der Weg ist uns gezeigt...
Frohe Ostern!
Quelle: Radio Mir Medjugorje
Foto: ICMM