Fragt den Priester: Freundschaft mit Ungläubigen


 

Ein Zuhörer des Radiosenders "Radio Mir Medjugorje" stellte in der Rubrik „Fragt den Priester“ die Frage: „Darf ich ungläubige Freunde haben? Ist es eine Sünde?“ Pater Goran Azinović, ein Priester der Franziskanerprovinz Herzegowina, der derzeit im Missionsdienst in Zürich tätig ist, nahm sich dieser Frage an und gab eine ausführliche Antwort.

„Freundschaft ist immer kostenlos und Freundschaft ist etwas, das wir geben. Wir sollten nicht erwarten, dass andere unsere Freunde sind, aber wir können die Freunde anderer sein.“

Eine einfache Frage ...

Pater Goran begann seine Antwort mit der Feststellung, dass diese Frage eigentlich sehr einfach zu beantworten sei. Er erklärte, dass jeder Mensch nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen sei und daher jeder Mensch sein Freund sein könne. Er fügte hinzu, dass er in der Schweiz häufig Menschen aus verschiedenen Kulturen, Religionen und Glaubensrichtungen begegne, darunter auch Agnostikern und Atheisten.


Andere Bekehren? Nein- ein guter Freund sein!

„Die Menschen selbst bezeugen im Laufe ihres Lebens, dass Freundschaften zwischen Menschen, die sowohl religiös als auch kulturell völlig unterschiedlich sein können, sehr gut möglich sind.“, sagte Pater Goran Azinović. Pater Goran hob das Beispiel des seligen Carlo Acutis hervor, der einen seiner Freunde zur Konversion zum Katholizismus bewegte. Er nannte auch das Beispiel des Heiligen Charles de Foucauld, der während seiner Arbeit in der Sahara betonte, dass es nicht seine Absicht war, andere zu bekehren, sondern ihnen ein großer Freund zu sein. Er half ihnen in ihrer Not und gewann dadurch ihr Vertrauen und ihre Wertschätzung. Viele konvertierten zum Christentum, als sie sahen, dass er ihnen selbstlos half und nichts von ihnen verlangte.
 

Eine dynamische Freundschaft

„Menschen machen einen Fehler, wenn sie Freundschaft verabsolutieren und jemanden als ‚besten Freund‘ bezeichnen“, erklärte Pater Goran Azinović. „Die Formulierung ‚der Beste‘ ist problematisch, denn sobald man jemanden als den Besten bezeichnet, lastet man dieser Person eine Bürde auf und schließt andere Menschen und Beziehungen aus. Es kann viele Freundschaften geben, und jeder Freund kann ein Segen sein und helfen.“

Er führte weiter aus: „Während des Krieges waren viele Menschen in Lagern oder in der Armee zusammen. Obwohl sie sich heute vielleicht nicht mehr oft sehen, sind sie dennoch gute Freunde. Man spricht von Kriegsfreunden oder Schulfreunden, auch wenn der Kontakt heutzutage seltener ist. Wir Menschen schweben durch diese Welt, reisen, verändern uns und begegnen neuen Menschen. Deshalb ist Freundschaft etwas Dynamisches. Sie stirbt, wenn sie statisch und verschlossen ist.“
 

Fazit?

Deshalb sind solche Freundschaften möglich und Gott wirkt durch sie. Wir sollten uns diesen Beziehungen nicht verschließen, denn wir wissen nie, was Gott mit unserem Leben vorhat“, schloss Pater Goran Azinović.