Fragen Sie einen Priester:
P. Renato Galić zur Papstwahl
In den Medien wird aktuell viel über die Papstwahl berichtet – von möglichen Kandidaten bis hin zu Spekulationen über den zukünftigen Papst. Doch wie viel Einfluss hat der menschliche Wille, und wie spürbar ist der Geist Gottes in diesem Prozess? In einer spannenden Antwort erklärt P. Renato Galić, Franziskaner aus Herzegowina, wie der Papst gewählt wird und was hinter dem Verfahren steckt.
„In diesen Tagen richtet sich die Aufmerksamkeit der Welt auf Rom, wo Papst Franziskus am Samstag beerdigt wurde. Die Medien spekulieren bereits über den möglichen Nachfolger, und immer wieder taucht die Frage auf, wie der Papst eigentlich gewählt wird und wie der Wahlprozess abläuft. Daher lohnt es sich, einen Blick auf den Ablauf der Papstwahl zu werfen. Dabei stütze ich mich ausschließlich auf kirchliche Dokumente, die das Verfahren regeln: die Apostolische Konstitution „Universi Dominici gregis“ von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1996 und das Apostolische Schreiben von Benedikt XVI. „Normas nonnullas“ von 2013, das bestimmte Änderungen am Wahlprozess vornahm."
Wer wählt den Papst und wann beginnt der Prozess?
„Der Papst wird ausschließlich von Kardinälen unter 80 Jahren gewählt – andere Mitglieder der Kirche haben kein Stimmrecht. Ein Konklave beginnt frühestens am 15. Tag nach der Vakanz des Papstamts und spätestens am 20. Tag.
Der Ort der Wahl ist der Vatikan, wo die Kardinäle in geschlossenen Räumen vor äußeren Einflüssen und öffentlichem Druck geschützt sind. Die Sixtinische Kapelle, in der die Wahl stattfindet, wird während des Konklaves für die Öffentlichkeit geschlossen. Auch die Kardinäle dürfen mit der Außenwelt nicht kommunizieren und ihre täglichen Pflichten nicht nachgehen. Sie übernachten im Dom Santa Marta, und den Kardinälen stehen Priester für Beichte und medizinische Versorgung zur Verfügung – alle müssen einen Eid zur Verschwiegenheit ablegen."
Die Eucharistiefeier „pro eligendo Papa“
„Was ist der erste Akt im Wahlprozess? Der Prozess beginnt mit einer feierlichen Eucharistiefeier „pro eligendo Papa“, in der für die Wahl eines neuen Papstes gebetet wird. Danach ziehen die wahlberechtigten Kardinäle in einer Prozession in die Sixtinische Kapelle, während sie den Hymnus „Veni Creator“ singen, um den Heiligen Geist anzurufen. Beim Einzug legt jeder Kardinal seine Hand auf das Evangelium und leistet den Eid. Nach der Eidesleistung ertönt der Befehl „extra omnes“, woraufhin alle, die keine Kardinäle sind, die Kapelle verlassen müssen. Nur noch der Zeremonienmeister und ein Bischof bleiben, um den Kardinälen eine Meditation über die Bedeutung ihrer Aufgabe und den Zustand der Kirche zu halten."
Der Abstimmungsprozess: Drei Phasen der Wahl
„Wie läuft der Abstimmungsprozess ab? Der Prozess umfasst drei Phasen. Am ersten Tag gibt es nur eine Abstimmung, an den folgenden Tagen finden je zwei Abstimmungen morgens und nachmittags statt. Vor jeder Wahl werden neun Kardinäle gewählt, die die Stimmen zählen, die der erkrankten Kardinäle sammeln und die Rechnungsprüfung übernehmen.
Der Stimmzettel besteht aus zwei Teilen: Oben steht „Eligo in Summum Pontificem“, unten können die Kardinäle den Namen des Kardinals eintragen, den sie für den nächsten Papst halten. Nachdem die Kardinäle ihre Stimme abgegeben haben, liest das Team der Zählenden öffentlich die Namen vor und zählt die Stimmen. Die Stimmzettel werden auf eine Nadel gesteckt. Ist nach der Abstimmung keine Zweidrittelmehrheit erreicht, wird der Vorgang wiederholt."
Pausen und Wiederholungen bei Nichtwahl
„Ist nach dem dritten Tag keine Wahl stattgefunden, gibt es eine eintägige Pause für Gebet, Gespräche und geistliche Beratung. Diese Pausen wiederholen sich nach jeweils sieben Abstimmungen ohne Wahl. Nach dreimaligem Wiederholen kommen nur noch die beiden Kardinäle zur Wahl, die bis dahin die meisten Stimmen erhalten haben."
Die Wahl des Papstes und seine Annahme des Amtes
„Sobald ein Papst gewählt wurde, wird er gefragt, ob er das Amt annimmt und welchen Namen er annehmen möchte. Sollte der gewählte Kardinal kein Bischof sein, muss er zuerst geweiht werden."
Die Verkündung des neuen Papstes
„Schließlich wird der neue Papst der Weltöffentlichkeit verkündet und tritt auf den Balkon des Petersdoms, um sich zu zeigen."
Quelle: Radio Mir Medjugorje