Erzbischof Giorgio Lingua
feiert eine Hl. Messe in Medjugorje
Am Sonntag, den 14. Juli 2024, feierte die Abendmesse am Außenaltar der Kirche des Hl. Jakobus in Medjugorje der Erzbischof und Apostolische Nuntius in der Republik Kroatien Giorgio Lingua. Es konzelebrierten der Apostolische Visitator mit einer besonderen Bedeutung für die Pfarre Medjugorje, der Erzbischof Aldo Cavalli, und der Bischof der Diözese Limerick in Irland, Msgr. Brendan Leahy, weiters der Provinzial der Franziskanerprovinz Herzegowina, Pater Jozo Grbeš, der Guardian des Antonianum, eines internationalen Institutes in Rom, Pater Miljenko Šteko, der Pfarrer von Medjugorje, Pater Zvonimir Pavičić und 34 weitere Priester.
Geh, prophezeie meinem Volk Israel!
In seiner Predigt bezog er sich auf die Messlesungen und sprach über Amos, der wegen seiner Weissagungen ins Exil geschickt wurde. Amos verteidigte sich mit den Worten: „Ich bin kein Prophet und auch kein Prophetensohn, sondern ein Hirte und Züchter wilder Feigen. Doch der Herr nahm mich von der Herde und sagte zu mir: 'Geh, prophezeie meinem Volk Israel!'“
„Amos verließ alles, weil der Herr ihn berufen hatte. „Es war nicht seine Aufgabe, es war seine Mission“, sagte Erzbischof Lingua und betonte zwei Realitäten.
Die Beziehung zu Gott
„Amos' Predigt verursacht Probleme der öffentlichen Ordnung, sät Panik unter den Menschen und missfällt den zivilen und religiösen Autoritäten, die daraufhin seine Vertreibung anordnen. Die zweite Realität ist innerlich und betrifft die Beziehung von Amos zu Gott, die ihm die Gewissheit gab, dass Gott ihn berufen und gesandt hat. Diese innere Realität, die für Amos sehr offensichtlich ist, wird von anderen nicht wahrgenommen und lässt sich nicht überprüfen; es gibt keine objektiven Kriterien und sichtbaren Zeichen, die dies bestätigen könnten“, sagte Msgr. Lingua und betonte, dass auch in unserem eigenen Leben diese beiden Realitäten präsent sind.
„Einerseits gibt es die Worte und Taten, die wir sagen und tun, die jeder sehen und die er bewerten kann. Andererseits hat jeder Mann und jede Frau etwas Persönliches, Intimes, eine geheimnisvolle Beziehung zu Gott. Es ist ein Dialog, der im eigenen Bewusstsein mit dem ewigen Geheimnis verankert ist, das unsichtbar, aber nicht weniger real ist. Deshalb ist vor dem Gewissen eines jeden Menschen Demut notwendig, größter Respekt, eine Haltung der Ehrfurcht, denn die Beziehung zu Gott ist einzigartig und unwiederholbar für jeden und geschieht im Verborgenen“, sagte Erzbischof Lingua und betonte, dass „dieses Denken eine tiefe Bedeutung hat für das, was hier in Medjugorje gelebt wird.“
Zwei Realitäten
„Es gibt eine äußere, objektive, sichtbare Realität, die niemand leugnen kann, wie etwa den Zustrom von Pilgern aus aller Welt, von denen viele ihren Glauben wiederentdecken, ihr Leben ändern und beginnen, Gott und ihren Nächsten zu lieben. In gewisser Weise ist dies auch verwirrend, ähnlich wie die Predigt von Amos, die das Volk verstörte und die Behörden beunruhigte.
Dann haben wir die innere Realität, verborgen, die nur dem bekannt ist, der sie erlebt, und nur er weiß, woher sie kommt. Und wenn wir darüber reden, gelingt es uns nie, sie vollständig zu vermitteln. Wir alle sind also aufgefordert, Gottes Werk mit Demut und Ehrfurcht zu betrachten, ohne Vorurteile im Herzen und Verstand.“
Nihil obstat in der Kirche
„Die Kirche, die Mutter und Lehrerin ist, hat wie keine andere die Pflicht und die anspruchsvolle Aufgabe der Unterscheidung, damit niemand getäuscht wird, auch nicht in gutem Glauben. Die Gläubigen haben das Recht auf Führung, denn sie fragen sich: Ist das, was sie mir sagen, wahr oder nicht wahr? Ist das, was ich sehe und höre, Realität oder Illusion? Entspricht es der Glaubensverkündigung oder handelt es sich um eine Täuschung?“, sagte Nuntius Lingua und bezog sich dabei auch auf die Normen zum Umgang mit übernatürlichen Phänomenen, die das Dikasterium für die Glaubenslehre im Mai veröffentlichte.
Er sagte: „Das höchste Maß an Anerkennung, das die Kirche geben kann, ist nihil obstat, was bedeutet, dass nach sorgfältiger und langfristiger Untersuchung der sichtbaren Erscheinungen festgestellt wird, dass es keine Elemente gibt, die gegen die Lehre und Moral der Kirche verstoßen. Damit gibt es also kein Hindernis für eine freie und persönliche Bindung an solche Phänomene und die Botschaften, die sie mit sich bringen.“ Er fügte hinzu, dass er, als er dieses Dokument zum ersten Mal las, dachte, die kirchliche Autorität wolle sich die Hände waschen, um sich nicht zu solch sensiblen Themen äußern zu müssen.“
Respekt vor dem Gewissen und die Offenbarung Christi
„Dann wurde mir klar, dass dies im Gegenteil eine Haltung großen Respekts gegenüber dem Gewissen des Einzelnen ist, das, wie das Zweite Vatikanische Konzil sagt, der geheimste Kern und das Heiligtum des Menschen ist, wo er allein mit Gott ist, dessen Stimme in seinem Innersten widerhallt. Niemand sonst kann also eindringen und das individuelle Gewissen beurteilen. Nur Taten und äußere Phänomene können gesehen und beurteilt werden, aber nicht die persönliche Beziehung dieser Menschen zu Gott", sagte Erzbischof Lingua und betonte, dass es nur eine endgültige und sichere Verkündigung gibt, und zwar diejenige, die im Sohn Gottes geschah. „Das Leben und die Worte Christi sind das einzige universelle und endgültige Kriterium für die Offenbarung Gottes an den Menschen. Doch wenn alles in dem fleischgewordenen Wort gesagt ist, bedeutet das nicht, dass bereits alles verstanden wurde“, sagte Erzbischof Lingua.
Quelle: Medjugorje.hr