Ein Werk der unendlichen Liebe Gottes!
- von Frater Thomas Maria Höflich, CP, Schwarzenfeld -
Leiden. Sterben. Kreuz. Das sind Begriffe, die im heutigen Sprachgebrauch gerne ausgelassen werden. Sie stören in der heutigen „Spaßgesellschaft“. Diese Worte beinhalten nämlich, dass es noch etwas anderes gibt als das sog. „süße Leben“. Aber dennoch sind es Begriffe, die nicht aus unserem Leben wegzudenken sind. Leiden, Sterben und Kreuz ist etwas, was jeder Mensch in seinem Leben erfahren wird – ob er will, oder nicht.
Wie verhält es sich für uns Christen? Sind wir uns bewusst, dass Leiden, Sterben und Kreuz die zentralen Begrifflichkeiten unseres Glaubens sind? Es sind die Begriffe, die durch unseren Herrn Jesus Christus geheiligt sind – für alle Zeiten.
Die göttliche Liebe war Sein Antrieb
Das Leiden und Sterben Jesu ist ein Werk der unendlichen Liebe Gottes zu den Menschen. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass Er Seinen Sohn zu uns sandte. Er war sich bewusst, was wir Menschen mit Seinem Sohn machen würden. Aber die Liebe zu uns Menschen, zu sehen wie wir in die Sünde verstrickt sind und keinen Ausweg mehr finden, hat Ihn dazu gedrängt. Mehrmals hat Jesus Sein Leiden und Sterben gegenüber Seinen Jüngern angekündigt. Auch Er war sich also Seiner Sendung bewusst. Es war aber keineswegs so, dass es Ihm aufgrund Seiner Göttlichkeit leicht gefallen wäre diesen Weg des Leidens zu gehen. Jesus war nicht nur wahrer Gott, sondern eben auch wahrer Mensch. Er ist in allem uns gleich geworden – außer der Sünde. Das bedeutet: Er hat als Mensch gelitten wie wir. Die göttliche Liebe war Sein Antrieb. In Seiner Passion ist der Herr allen möglichen Abgründen des menschlichen Daseins begegnet. Er wurde verraten, verleumdet, ungerecht verurteilt, gegeißelt, angespuckt, angeschrien, entblößt, ans Kreuz genagelt. Letztendlich wurde Er auch noch von allen Seinen Jüngern, außer einem, verlassen und erfuhr den einsamen Tod am Kreuz. Bei all dem kommt in uns die Frage auf: Warum hat Gott diesen Weg der Erlösung gewählt? Die Antwort darauf ist wiederum in Seinem Wesen zu finden – Gott ist die Liebe. Aus Liebe stieg Gott in jeden Bereich menschlicher Abscheulichkeiten hinab um uns daraus zu befreien. Dadurch sind wir imstande in unseren menschlichen Leiden, egal wie tief wir sie erfahren, immer den leidenden Herrn zu finden. Je tiefer wir die Passion Jesu betrachten und meditieren, desto tiefer werden wir erkennen, wie uns Seine Liebe im Leiden tragen kann.
Er kam um die Gefangenen zu befreien
Für den Orden der Passionisten, dem ich angehöre, ist die tägliche Betrachtung der Passion Jesu die Mitte der Ordensspiritualität und das Fundament der passionistischen Lebensweise. Unser Stifter, der hl. Paul vom Kreuz, sah in der Passion des Herrn „das Wunder der Wunder der göttlichen Liebe“. Er war ergriffen von dem Gedanken, dass Gott aus Liebe Seinen Sohn für uns dahingab. So wichtig sind wir für Gott! Der hl. Paul erkannte im Kreuz den Kern der christlichen Botschaft. Dennoch geht es nicht darum, bei der Betrachtung der Passion „hängenzubleiben“, sondern es geht darum, dass hinter dem Kreuz bereits das Licht der Auferstehung leuchtet. Die Befreiung des Menschen aus der Gefangenschaft der Sünde ist der eigentliche Sinn der Passion Jesu. Durch Seinen Gehorsam gegenüber dem Vater bis in den Tod und Seiner glorreichen Auferstehung ist die Sünde ein für alle Mal entmachtet. Wenn wir das Kreuz als das Zeichen des Sieges in unserem Leben anerkennen und Jesus nachfolgen, werden wir ebenso zum Licht der Auferstehung gelangen.
Im Kreuz finden wir die Liebe
Was aber bedeutet diese Nachfolge Jesu? Sie bedeutet in erster Linie, sich frei zu machen von der Illusion, es gäbe dabei keine Leiden mehr. Das hieße Nachfolge ohne Kreuz. Jesus aber mahnt uns: „Wenn einer hinter Mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir nach“. (Mt. 16,24) Jesu Nachfolge bedeutet Kreuzesnachfolge! Das Kreuz nicht annehmen bedeutet, die Liebe Gottes nicht anzunehmen. Im Kreuz (auch in unserem eigenen) finden wir diese unendliche Liebe. Natürlich ist es in jedem menschlichen Leben so, dass wir uns gegen das Kreuz sträuben und es am liebsten loswerden wollen. Das ist menschlich und nicht „unheilig“. Es geht aber darum, sich zu bemühen, diese – manchmal auch sehr schweren Leiden – anzunehmen und sich darin von der Liebe Gottes getragen zu wissen. Der Blick auf das Leiden und Kreuz Jesu Christi gibt uns dabei die Hoffnung, dass sich dahinter das Licht der Auferstehung – und somit das Heil, verbirgt. Aber eben dahinter und nicht davor! Bei all diesen Gedanken wird eines sehr deutlich: Liebe und Leid gehören untrennbar zusammen. Alles andere wäre Utopie und Schwärmerei. Gerade das zeigt, dass das Kreuz Jesu Christi für unsere heutige Zeit eine fundamental wichtige Botschaft der Hoffnung enthält: Jesus hat durch Seine Passion den drei Begriffen Leiden, Sterben und Kreuz noch einen vierten hinzugefügt; nämlich Liebe.
Quelle: Medjugorje aktuell
Foto:ICMM