- von Bernadette Lang, Loretto Gemeinschaft -

Der durchschnittliche Christ geht Sonntagvormittag in den Gottesdienst und zahlt ohne Widerwillen den Kirchenbeitrag. Ab und zu eine Spende nach Afrika oder Südamerika für die Ärmsten ist auch drin. An und für sich nicht schlecht. Was aber unterscheidet den „normalen“ Christen vom „durchschnittlichen“ Christen?

Ein Blick in den 2. Korintherbrief zeigt den hohen Anspruch des christlichen Daseins: „So versuchen wir, erfüllt von der Ehrfurcht des Herrn, Menschen zu gewinnen.“ (2 Kor 5,11) Und ein paar Verse weiter wird dann auch die Motivation genannt: „Denn die Liebe Christi drängt uns.“ (2 Kor 5,14)

Mission? Abenteuerlich – und unkomfortabel!?

Meine Entscheidung, vom „durchschnittlichen“ in den „normalen“ Modus zu wechseln, begann mit meiner ersten Gotteserfahrung in Medjugorje und war ein Prozess, der Zeit brauchte. Ein Wendepunkt war eine sechsmonatige Jüngerschaftsschulung mit „Jugend mit einer Mission“ in Australien: drei Monate Lernen über Gott, gefolgt von drei Monaten Missionseinsatz. Anfangs hatte ich Vorbehalte gegenüber Evangelisation, da ich dachte, es bedeute, anderen Jesus aufzuzwingen. Doch ich erkannte, dass Gott sich leidenschaftlich nach Seinen Kindern sehnt. Durch uns kann Er Menschen nahe sein – indem wir zuhören, helfen, trösten, lachen und, wenn es passt, auch beten.

Gott sprengte mein Verständnis von Ihm

Mein erster „Missionseinsatz“ begann damit, dass wir ein Video von Jugendlichen sahen, die auf der Straße für Heilung beteten, und dann eingeladen wurden, dasselbe zu tun. Ich hielt das zunächst für unmöglich – vielleicht woanders, aber nicht hier. Doch an diesem Tag sprengte Gott mein bisheriges Verständnis von Ihm. In Teams gingen wir auf die Straße, führten wunderbare Gespräche und sahen sogar eine Heilung von jahrelangen Knieschmerzen.

Als die Dame von ihren Schmerzen erzählte, spürte ich einen Stich im Herzen und fragte Gott: „Was sollen wir tun? Kannst Du ihr helfen?“ Wir beteten, und sie sagte nach ein paar Minuten mit Tränen in den Augen, die Schmerzen seien fast verschwunden. Das war nur eine von vielen Heilungen, die ich erleben durfte, begleitet von tiefgehenden Gesprächen über Gott.

Das geschah nicht, weil ich besonders wäre, sondern weil Gott einfach jemanden braucht, der auf Seine leise Stimme hört und zu den Menschen geht, die Ihn am meisten brauchen. Nicht jeder ist berufen, auf der Straße zu sein, aber jeder ist berufen, ein „normaler Christ“ zu sein, der tut, was Gott sagt – gedrängt von der Liebe Christi.

Wo ist dein Platz?

Je mehr wir Gott kennen, desto stärker spüren wir Seinen Herzschlag und Seinen tiefsten Wunsch, dorthin zu gehen, wo die Not am größten ist. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Kinder, zerbrochene Familien, Arme, Freunde, Verwandte, Nachbarn, Kollegen, Menschen am Rand der Gesellschaft – wir alle brauchen Jesus und sehnen uns existenziell nach Ihm.

Gott schenkt uns unzählige Möglichkeiten, für andere da zu sein und Seine Liebe weiterzugeben. Ein Chorleiter möchte einen Obdachlosen-Chor gründen, eine Studentin schreibt Ermutigungen an Fremde im Zug, ein junger Sänger bekennt sich mit seiner Band zu Jesus. In einem Projekt essen Jugendliche täglich mit Ausgegrenzten, um ihnen ihre Würde zurückzugeben. Ein Unternehmer sammelt Geld für ein Gebetshaus, und in durchbeteten Nächten tragen Jugendliche das Licht Christi in Clubs und Bars.

Wo ist dein Platz? Wer die Liebe Christi erfahren hat, kann nicht ruhig auf der Ofenbank sitzen bleiben. Das Abenteuer wartet draußen.
 


Foto: ICMM
Quelle: Medjugorje aktuell


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