„Die ersten Erscheinungen sind glaubwürdig"
- Kardinal Camillo Ruini für Corriere della Sera -
Die italienische Tageszeitung Corriere della Sera veröffentlichte ein ausführliches Interview mit Camillo Ruini, der sein siebzigjähriges Priesterjubiläum feiert. Zu Beginn des Interviews sprach er darüber, wie er sich nach dem Abitur dazu entschloss, Priester zu werden und auf diese Weise „dem Gott zu dienen, an den ich immer geglaubt und dem ich mein ganzes Leben gewidmet habe“.
-Heute ist die Unbefleckte Empfängnis. Sie waren Vorsitzender der internationalen Untersuchungskommission zu Medjugorje. Was für ein Bild hast du bekommen?
„Dass die ersten Erscheinungen glaubwürdig sind. Es war wirklich Unsere Liebe Frau, die sprach. Im Übrigen verschiebe ich mein Urteil.
„Ich glaube."
Ruini gab offen zu, dass er im Laufe seines Lebens viele Versuchungen gegen den Glauben erlebte, aber nie an der Existenz Gottes, dem ewigen Leben oder der Auferstehung des Körpers zweifelte. Versuchungen, so sagte er, kämen nicht nur von Satan, sondern auch durch das Studium und das Lesen von Büchern. Dennoch seien sie für ihn stets ein Ansporn gewesen, zu bekennen: „Ich glaube.“
Er fügte hinzu: „Je mehr man sich mit Theologie beschäftigt, desto besser kennt man die Schwierigkeiten. Aber jetzt, im hohen Alter, habe ich fast keine Versuchungen mehr.“
Ein Treffen mit Papst Johannes Paul II.
Im Verlauf des Interviews sprach Kardinal Ruini auch über die Auferstehung des Körpers, seinen Werdegang als Priester, die italienische Politik und seine Beziehungen zu den Päpsten. Besonders erinnerte er sich an sein erstes Treffen mit Papst Johannes Paul II.:
„Es war im Herbst 1984. Zu meiner großen Überraschung lud er mich zum Abendessen ein und stellte mir einige Fragen zur italienischen Bischofskonferenz und zur Konferenz in Loreto, die gerade vorbereitet wurde. Ich antwortete sehr offen, ohne meine Bedenken zu verbergen. So entstand eine tiefe Beziehung, die bis zu seinem Tod andauerte.“
„Es war wirklich die Muttergottes, die sprach..."
Über Papst Benedikt XVI. sagte Ruini, dass dieser erkannt habe, dass die praktische Führung der Kirche nicht zu ihm passe. Dennoch habe Benedikt mit seiner Lehre und seinem Gebet viel Gutes für Kirche und Gesellschaft bewirkt. Zu Papst Franziskus bemerkte Ruini, dass er aufgrund seines Alters und Ruhestands bei dessen Wahl 2013 kein ähnliches Verhältnis zu ihm habe wie zu seinen Vorgängern. Dennoch betonte er, dass er die positiven Aspekte von Franziskus' Pontifikat anerkenne und nicht mit jenen übereinstimme, die ausschließlich Kritik äußern.
Im Jahr 2010 ernannte Papst Benedikt XVI. Kardinal Ruini zum Vorsitzenden der Internationalen Kommission zur Untersuchung des Phänomens von Medjugorje. Im Interview wurde Ruini gefragt, welches Bild er von den Erscheinungen gewonnen habe. Seine Antwort: „Ich halte die ersten Erscheinungen für glaubwürdig. Es war wirklich die Muttergottes, die sprach. Über die späteren Ereignisse möchte ich kein Urteil abgeben.“
Abschließend sprach Ruini über die Krise des Glaubens und der Berufungen, die Zukunft des Katholizismus und aktuelle Herausforderungen in der Kirche. Er lehnte die Möglichkeit der Frauenordination, die Abschaffung des Zölibats und die Gleichstellung homosexueller Ehen ab, da dies seiner Ansicht nach dem ursprünglichen Konzept der Ehe widerspreche, die zwischen Mann und Frau geschlossen werde.
Quelle:Radio Mir Medjugorje