Das Fastenseminar – eine Schule des Vertrauens
- Zeugnis von Waltraud, München -
Es ist spät abends, als wir in Medjugorje ankommen. Mein erstes Fastenseminar beginnt. Die Teilnehmer stellen sich vor, Mann, Frau, jung und alt und dabei erfahre ich, dass wir auch schweigen, das ist mir bei der Anmeldung gar nicht aufgefallen. Ich bin irritiert, aber ich bin hierher gekommen, um anzunehmen, was kommt. Eine Ordensschwester, die uns die nächsten Tage begleiten wird, erklärt den Tagesablauf, unter anderem auch, dass wir für morgens keinen Wecker zu stellen brauchen, da sie uns mit ihrer Gitarre und einem Lied aufwecken wird. Sollten wir nicht wach werden, so bedeutet es, dass Körper und Geist Schlaf brauchen und wir uns diesen auch gönnen sollen. Das gefällt mir sehr gut, obwohl ich gestehen muss, dass ich den Wecker gestellt hatte und ihn dann aber doch ausgeschaltet habe, um zu sehen, was passiert!
Und: Ich wurde aufgeweckt!
Das Programm und wie’s uns geht
Jeder Morgen beginnt in unserer Hauskapelle mit einer Heiligen Messe und der Vorbereitung auf den Tag, mit der Überlegung: Für was möchte ich heute bewusst beten, fasten und schweigen. Anschließend war das Frühstück, mit den verschiedensten Tee- und Brotsorten, Salz und Zitronen! Die Tagesprogramme beinhalten Fastenvorträge, Bibel teilen, gemeinsames Mittagessen, Ausflüge zum Kreuz- und Erscheinungsberg, das Abendprogramm in der Kirche, Abendessen und abschließend Anbetung. Die ersten Tage bin ich müde, unendlich müde und ich nehme jede Gelegenheit zwischen dem Programm wahr, um mich aufs Bett zu legen und zu schlafen. Wir erfahren, dass Kopfschmerzen und Übelkeit erscheinen können. Das bleibt mir erspart, aber eine Erkältung kommt hoch.
Ich kann mich fallen lassen
Ich freue mich, wenn mich der Gitarrenklang und die Stimme der Ordensschwester aufweckt. Es ist ein wunderschönes und für mich neues Empfinden, morgens auf nüchternen Magen gemeinsam zu singen, zu beten, die Anliegen meiner Mitfaster zu hören, die mich tief berühren. Ich kann mich fallen lassen, brauche mich um nichts zu kümmern, nur zuzuhören und zu spüren. Es geht mir sehr gut dabei. Ich liebe mittlerweile das Schweigen und möchte gar nicht mehr aufhören. Auch das Fasten ist kein Problem, nur das Leben außerhalb des Hauses irritiert mich, die lauten Menschen, das unnötige Gerede. Ich lerne die nächtlichen Anbetungen in unserer Hauskapelle kennen (später nennt sie jemand die Schatzkammer), das ist es. Einen Schatz, den man findet, ein Geschenk, das man öffnet und nicht weiß, was sich darin befindet.
Das Gefühl, nahe bei Gott zu sein. Ich habe Raum, unendlich viel Zeit und Stille, erlebe wie es ist, wenn ich mich vor Gott hinlege und mich ihm offenbaren kann und Er sich mir. Gott spricht zu dir, auch das war eine Ankündigung der Schwester! Es war ungefähr der vierte Fastentag für mich, wir waren auf dem Kreuzberg und ich kann es schwer in Worte fassen, welche Liebe und Freude mich erfüllt hat, wieviele Tränen ich die nächsten Tage weinen konnte, wie mancher Schmerz aus mir herausbrach und wie dankbar ich war, das erleben zu dürfen. Welche Kraft Gott mir auf den kommenden Weg mitgegeben hat, das merkte ich erst viel, viel später. Mein Leben hat sich verändert, und es ist nichts mehr, wie es früher war.
Inzwischen habe ich das dritte Fastenseminar erlebt, und keines ist wie das Vorhergegangene. Immer ist eine Veränderung dabei, nur die Liebe zu Gott wächst, und mein Vertrauen zu Ihm ist grenzenlos.
Quelle: Medjugorje aktuell
Die Texte in diesem Artikel wurden gekürzt. Den vollständigen Text finden Sie in der oben genannten Zeitschrift.