Advent – Gott ist im Kommen ... und Du ?


Sind wir zuhause wenn Gott kommt? Diese Frage stellt uns Jugendpfarrer Daniel Rietzler in der folgenden Adventsbetrachtung. Möge sie uns helfen, den Advent in diesem Jahr noch bewusster und inniger zu leben.

Ich erinnere mich an keine andere Predigt von Benedikt XVI. in der Weise, wie an jene, die er am Vorabend zum 1. Advent im Petersdom gehalten hat. So lade ich Euch ein, dass wir uns von den Worten von Papst Benedikt inspirieren lassen und so bewusst und dann eben auch gewinnbringend die heilige Zeit des Advents begehen.

Gott kommt ...

Ausgehend vom Leitwort des ersten Psalms „Verkündet unter den Völkern: Seht, Gott kommt, unser Retter“ hebt der emeritierte Papst hervor, worin die Verkündigung besteht, die der Kirche für alle Menschen aufgetragen ist, nämlich in der gewaltigen Aussage zweier Wörter: GOTT KOMMT! Er lädt daraufhin ein, für einen Augenblick inne zu halten. Gott kommt …, d.h. Sein Handeln wird nicht als abgeschlossen in der Vergangenheitsform präsentiert, auch nicht als noch ausstehend in die Zukunft aufgeschoben, sondern als „Hier und Jetzt- Ereignis“ beschrieben. „Gottes Kommen ist eine Handlung, die sich andauernd vollzieht: Sie ist geschehen, sie geschieht jetzt und sie wird weiter geschehen. »Gott kommt« jederzeit. Es geht so um eine wesentliche und Ihn auszeichnende Eigenschaft: die Eigenschaft, der „Gott-der-kommt“ zu sein. Zu Seinem „Kommen“ drängt Ihn Sein Wille, uns vom Bösen und vom Tod
zu befreien, von allem, was unser wahres Glück verhindert. Gott kommt, um uns zu retten.“

Papst Benedikt gibt uns daraufhin einen Verständnisschlüssel für die Lesungstexte der ganzen Adventszeit an die Hand, wenn er von einer zweifachen Weise vom „kommenden Gott“ spricht. „In den ersten Tagen liegt die Betonung auf der Erwartung des endgültigen Kommens des Herrn, wie auch die Texte der heutigen Vesper (1. Advent) zeigen. Mit dem Herannahen des Weihnachtsfestes wird hingegen die Erinnerung an das Ereignis von Bethlehem überwiegen, und man wird in Ihm die „Fülle der Zeit“ erkennen.“ In Anlehnung an den hl. Bernhard benennt der bayrische Pontifex dann ein drittes Kommen, das man »dazwischenliegend« und »verborgen« nennen könnte; es ereignet sich in der Seele der Gläubigen, und vielleicht kann es sich in dieser Adventszeit 2016 gerade in uns neu ereignen. Anfang wäre eine innere Sehnsucht nach dem Kommen Gottes in unser Leben, die vielleicht durch die tiefen Worte des hl. Bernhard geweckt werden kann: „Im ersten Kommen war Christus unsere Erlösung, im letzten wird Er sich als unser Leben offenbaren; in diesem ist Er unsere Ruhe und unser Trost“.

... bist Du Zuhause?

Wenn nun der allmächtige Gott, der Herr des Himmels und der Erde, in Seiner Sehnsucht den Menschen aufsucht und ihn mit Seinem Kommen aus Sünde, Abhängigkeit, Verzweiflung und Angst erretten will,dann stellt sich die Frage nach unserer Bereitschaft, nach unserer Anwesenheit, ohne die es nicht zu einer wirklichen Begegnung kommen kann. Kann Er etwa bei uns ankommen, wenn wir beständig auf Achse sind? Findet Er uns in unserem Leben vor, wenn wir ständig in anderen Welten (auch digitalen) unterwegs sind? Vielleicht kann uns der bayrische Komiker Karl Valentin, den auch Papst Benedikt sehr schätzt, und den er auch in seinem kürzlich erschienenen Interview „Letzte Gespräche“ zitiert, weiter helfen: „Morgen gehe ich mich besuchen, hoffentlich bin ich zu Hause“. Ein genialer Satz zum Schmunzeln, aber auch zu einer ehrlichen Selbstbesinnung, gerade in diesem Advent, gerade angesichts eines Gottes, der kommt. Vielleicht hat ihn der bayrische Komiker aber auch von Meister Eckhart, einem der bekanntesten mittelalterlichen Mystiker Deutschlands geklaut, der es ganz ähnlich ausdrückte: „In unserem tiefsten Innern, da will Gott bei uns sein. Wenn Er uns nur daheim findet und die Seele nicht ausgegangen ist mit ihren fünf Sinnen.“ Diese Gedanken liefern uns einen weiteren Tipp, um uns in dieser Adventszeit gut vorzubereiten.

Fünf Sinne

Es geht um unsere fünf Sinne, die uns die Wirklichkeit erfahren lassen und uns doch auch vom erfüllten Leben entfremden können, uns in die Verbannung führen können, wenn wir uns von ihnen in unserem Leben bestimmen lassen. Welch ein Feuerwerk an Sinneseindrücken wird uns doch jeden Tag geboten, fast muss man sagen, ob wir wollen oder nicht, gerade auch in der Adventszeit. Und doch haben wir als freie Menschen darauf Einfluss, wie sehr uns die zahlreichen Eindrücke bestimmen oder eben nicht. Ein Spaziergang in winterlicher Landschaft könnte ein Umfeld eröffnen, um mal in Ruhe darüber nachzudenken, welche Sinneseindrücke uns im Alltag prägen, ja vielleicht sogar so bestimmen, dass wir nur noch „auswärts“ leben bzw. gelebt werden und so in uns, in innerer Ruhe, gar nicht mehr angetroffen werden können. In diesen Tagen des Advents kommt Gott also von neuem, Er will Sein Geschöpf, dich
und mich in Jesus Christus in besonderer Weise besuchen, hoffentlich sind wir da zu Hause!