Zum Hauptinhalt springen

Gründung des Vereins Medjugorje Deutschland e.V.

Für Hubert Liebherr war die Umkehr mit dem besonderen Anruf Gottes verbunden, seinen bisherigen Weg als Mitgesellschafter des Familienunternehmens, das er zusammen mit seinem Vater und seinen Geschwistern geleitet hat, zu verlassen und sich ganz in den Dienst Gottes zu stellen. Dass er dieser Berufung gefolgt ist, bildete für den gesamten zukünftigen Weg des Medjugorje Deutschland e.V. das Fundament und beseelte alle Unternehmungen des Vereins.

Während Albrecht Graf von Brandenstein-Zeppelin bereits im Jahr 1984 zusammen mit seinem Bruder Medjugorje zum ersten mal besucht hatte, besuchte Hubert Liebherr den Gnadenort zum ersten Mal 1987.

Im Oktober 1988 organisierten Albrecht und Hubert bereits zusammen einen ersten Pilgerflug nach Medjugorje. Um diese Wallfahrt vorzubereiten, luden sie zu einer ersten Informationsveranstaltung in die Stadthalle ihrer Heimatstadt Biberach ein, auf der sie den ersten Medjugorje-Film von Hans Schotte vorführten.

Die Namen der beiden Unternehmer übten eine solche Anziehungskraft aus, dass sich der Saal bis über das Foyer hinaus füllte und über 100 Besucher auf der Straße vergeblich auf Einlass warteten. Dies führte dazu, dass einige Wochen später in Biberach ein zweiter Vorführabend organisiert wurde.

Überwältigt von dem gewaltigen Interesse der Menschen setzten sich Hubert und Albrecht noch vor dem Abflug nach Medjugorje mit interessierten Freunden zusammen, um sich Gedanken darüber zu machen, auf welchem Fundament ein vertieftes Medjugorje-Apostolat aufgebaut werden könnte.

Dabei wurde die Gründung eines Vereins ins Auge gefasst, die bereits zwei Tage nach der Rückkehr von Medjugorje am 27. Oktober 1988 vollzogen wurde.

Albrecht lud die Gründungsmitglieder in sein Schloss nach Mittelbiberach ein. Das Treffen begann mit einem gemeinsamen Rosenkranzgebet in der Schlosskapelle. Im Rittersaal fand anschließend die Gründungsversammlung statt. Zu Beginn stand auf der Tagesordnung der Vorschlag für die Bezeichnung des Vereins "Medjugorje-Gebetskreis Mittelbiberach e.V.". Im Lauf des Gesprächs aber erkannten die Teilnehmer als Aufgabe des Vereins das große Anliegen, Medjugorje in ganz Deutschland bekannt zu machen. So wählten sie in ihrer Begeisterung und ersten Liebe zur Gospa "Medjugorje Deutschland" als ihren Namen.

Richtungsweisend für die Entwicklung des Vereins war von Anfang an, dass Richard Sohler aus Heimenkirch im Allgäu zu den Gründungsmitgliedern zählte. Nachdem 1986 seine Mutter wie auch sein Bruder tief beeindruckt aus Medjugorje zurückkehrten, fuhren er und seine Schwester zum Jahreswechsel 1986/87 mit einem von Jugendlichen aus Vorarlberg organisierten Jugendbus nach Medjugorje mit. Diese Fahrt war für Richard Sohler innerhalb seiner bisherigen Erfahrungen in der Jugendarbeit ein Schlüsselerlebnis, sodass er zusammen mit seinen Geschwistern und Freunden von Ostern 1987 bis zur Gründung des Medjugorje Deutschland e.V. kurzentschlossen fünf eigene Jugendfahrten durchführte. Bereits einen Tag nach der Gründungsversammlung brach er mit einem weiteren Jugendbus zur Königin des Friedens nach Medjugorje auf.

In den kommenden Jahren wurden daraus jährlich bis zu sechs Jugendbuswallfahrten, die nun innerhalb des Medjugorje Deutschland e.V. als offiziellem Träger weitergeführt wurden. Damit waren die Weichen für den Schwerpunkt "Jugend" in der Tätigkeit des Vereins gestellt, aus dem die "Marianische Jugendbewegung" und die "Jugend 2000" hervorgingen. 

Inzwischen hatte sich der Verein nach einer Geschäftsstelle umgeschaut. Zunächst war geplant, einen Teil des ehemaligen Klosters Bad Buchau für diesen Zweck anzumieten. Am 31. Januar 1988 jedoch, dem Fest des Hl. Don Bosco, zerschlug sich dieses Vorhaben. Dankbar blickt man heute zurück auf die in dieser Zeit genossene Gastfreundschaft durch die Fatima-Aktion der Brüder Müller in Kißlegg.

Durch eine besondere Fügung wurde der Verein an die Gebetsstätte Marienfried geführt.

Eigentlich begann dieser Weg bereits auf der Gründungsversammlung. Damals nämlich hatten die Teilnehmer beschlossen, als Antwort auf den Film „Die Letzte Versuchung Christi” vor den Kinos ein öffentliches Sühnegebet durchzuführen. Neben München wurde dieser Film ausgerechnet in Biberach uraufgeführt. So begann das Gebet in Biberach, wo die Vereinsmitglieder zusammen mit hunderten von Betern während der Filmvorführung auf der Straße drei Stunden lang Abend für Abend über drei Wochen hinweg bei Wind und Wetter zubrachten. Fortgeführt wurde es anschließend in Friedrichshafen, Augsburg und Ulm. Vor dem Ulmer Kino lernte die Gruppe den damaligen Benefiziaten der nahegelegenen Stadt Weißenhorn, Erich Maria Fink, kennen. Während sie nebeneinander knieten, wurden sie insbesondere durch das Gebet der "Frau aller Völker" aufeinander aufmerksam. Aus dem Austausch, der sich an das Gebet anschloss, ergab sich eine Weggemeinschaft, die die apostolische Tätigkeit bis heute prägt.

Benefiziat Erich Maria Fink war bereits damals mit der Gebetsstätte Marienfried und ihrem Gründer, Geistlicher Rat Pfarrer Martin Humpf, sehr eng verbunden. Als die Beter vor dem Kino nach der Beendigung des Films ihre Gebetsgemeinschaft fortführen wollten, entstand die Idee eines wöchentlichen Gebetsabends. Er sollte etwa die Zeit von 20:00 bis 23:00 Uhr umfassen, um so an die wochenlangen Gebetszeiten vor dem Kino zu erinnern. Erich Maria ebnete den Weg nach Marienfried und leitete von Anfang an die Gebetsabende, die seither jeden Donnerstag stattfanden und immer mehr Gläubige anzogen. Pfarrer Humpf hatte von Anfang an ein offenes Herz für die Medjugorjebewegung.

So wagten wir es bereits am 2. Februar 1988, Pfarrer Humpf das Anliegen unserer Suche nach einem geeigneten Sitz für unsere Geschäftsstelle vorzutragen. Ohne dass uns bewusst war, wie sehr ihm an Medjugorje gelegen war, stellte er nun von sich aus Nachforschungen an. Eine Woche später meldete sich plötzlich Pfarrer Humpf mit der Nachricht über ein aussichtsreiches Projekt.

Uns wurde die ehemalige Gaststätte „Zur Blauen Traube” in Beuren vorgestellt, die nur einen guten Kilometer weit von der Gebetsstätte Marienfried entfernt liegt. Es handelt sich um die bekannte Raingasse 5, die bis zum heutigen Tag unsere Heimat geblieben ist.

Als wir Mitte Februar das Gebäude besichtigten, waren die privaten Räume bereits vollständig ausgeräumt. Doch als wir durch die erste Etage gingen, stießen wir im ehemaligen Schlafzimmer auf ein großes Marienbild, das als einziger Gegenstand in der Wohnung zurückgeblieben war. Es war, als hätte uns die Gottesmutter in diesem Haus begrüßt. Mit großer Freude nahmen wir dieses Zeichen auf. Schon bald konnte der Kaufvertrag zwischen Albrecht und der Erbengemeinschaft abgeschlossen werden.

Der Verein übernahm das Gebäude im Mietverhältnis und leitete umgehend die Renovierungsarbeiten ein. Zusammen mit Freunden aus Medjugorje-Gebetskreisen machten wir uns eigenhändig an die Instandsetzung und Einrichtung der ersten Büro- und Wohnräume.

Die erste Gemeinschaft im Haus setzte sich aus den drei hauptamtlichen Mitarbeitern des Vereins, Richard Sohler, Wolfgang Albrecht und Gisela Weiß zusammen. Es dauerte keinen Monat, bis ein kleiner Gebetsraum eingerichtet war und sich die kleine Gemeinschaft eine gemeinsame Tagesordnung mit festen Gebets- und Arbeitszeiten gab.

Im Mittelpunkt stand das Bemühen, die Botschaften der Gospa selbst zu leben und weiterzugeben.

Auch Hubert Liebherr schloss sich von Anfang an der Gemeinschaft an, übernachtete jedoch während der Woche bis zum Tod seiner Mutter im Mai 1989 in seinem Heimatort Biberach. Tagsüber widmete er sich ausschließlich dem Aufbau des Vereins. Bis heute aber behielt er seinen Hauptwohnsitz in der Schweiz, wohin er jedes Wochenende heimkehrt, wie er es auch zur Zeit seiner Unternehmertätigkeit pflegte.

In den Jahren 1989 und 1990 traten der Arbeits- und Gebetsgemeinschaft in Beuren immer mehr junge Leute bei: Mit Ulrike Gegenbauer, Lisa und Gerhard Sommer, Klaus Probst,Gerhard Knöpfle, Veronika Flatz, Tobias Braun, Ulla Barcik, Jürgen Hicker, Petra Weber, Klaus Einsle und Hans Sohler entwickelten sich die "Beurener" immer mehr auch zu einer echten Lebensgemeinschaft.

Einen Meilenstein für den Weg der Gemeinschaft in Beuren bildete die Begegnung mit der "Marianischen Gemeinschaft - Oase des Friedens", die der italienische Passionistenpater Prof. Gianni Sgréva auf dem Fundament der Spiritualität Medjugorjes gegründet hat. Richard lernte Padre Gianni auf einer Medjugorje-Tagung Ende November 1989 in Paderborn kennen. Daraufhin knüpfte Erich Maria Fink, der sich seinerzeit als Diözesanpostulator in Rom aufhielt, einen engen Kontakt mit der Oase des Friedens, die damals ihren Hauptsitz in San Polo (Sabina) in Italien hatte. Wir entdeckten eine so enge geistliche Verwandtschaft, dass ein reger Austausch entstand.

Als Frucht gingen mehrere Berufungen für die Oase des Friedens aus der Beurener Gemeinschaft hervor. Bisher sind es Tobias als Bruder David Peter, Gisela als Schwester Sara, Uli als Schwester Debora, Jürgen als Bruder Thaddäus, Karin als Schwester Rebecca und Veronika als Schwester Michaela. Wolfgang Albrecht und Klaus Einsle traten bei den Legionären Christi bei und bereiteten sich auf das Priestertum vor, während sich Hans Sohler der Gemeinschaft "Pro Deo et Fratribus - Familie Mariens der Miterlöserin" anschloss.

In den Jahren 1991 bis 1998 folgten an die 30 weitere Mitarbeiter, die der Gottesmutter ihre Zeit in Beuren unterschiedlich lang zur Verfügung gestellt haben.

Viele haben sich also für eine begrenzte Zeit in den Dienst der Apostolate in Beuren gestellt und sind danach in die Weiterbildung oder wieder ins Berufsleben zurückgekehrt. Rückblickend betrachten sie die Zeit in Beuren als wertvolle Grundlage für ihren persönlichen Lebensweg, gerade auch weil sie diese Jahre mit einem geringen Apostolatsgehalt zu einem Geschenk an Gott machen konnten.

In all den Jahren war der Hauptschwerpunkt unserer Arbeit der Dienst an Medjugorje, wobei über das Medjugorje-Apostolat hinaus noch zahlreiche weitere Initiativen aus Beuren hervorgingen - siehe Entwicklung des Vereins.

Quelle: Zeitschrift "medjugorje aktuell".