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Kaplan Rainer Herteis

"Ich weiß nicht, ob ihr Martin Luther King kennt? Das war ein Mann, der seine ganze Kraft dafür eingesetzt hat, dass alle Menschen, egal welcher Hautfarbe, die gleichen Rechte haben. Sein wichtigster Satz im Leben war: „Ich habe einen Traum!” Habt ihr auch einen Traum? Ich denke, junge Menschen wie ihr haben Träume, der eine träumt davon, im Sport siegen zu können - “Ich bin der Champion”, und andere träumen davon, hinauszugehen in die Welt und die Schönheit der Natur zu bestaunen. Überlegt mal, ob ihr auch irgendwelche Träume und Wünsche in eurem Herzen habt - um ehrlich zu sein, alle diese Träume werden sich in meinem Leben wohl nie verwirklichen. Warum? Weil ich euch nicht sehen kann, ich bin blind.

Für Gott ist alles möglich...
Im Ferrari durch die Welt zu düsen, kannst du vergessen. Im Sport die Nr. 1 zu werden; die Schönheit der Welt zu sehen, z.B. einen schönen Sonnenuntergang in Medjugorje, - leider nicht. Und trotzdem hatte auch ich in eurem Alter einen großen Wunsch in meinem Herzen. Obwohl die Ärzte gesagt haben, dass ich aus medizinischer Sicht nicht heilbar bin, habe ich gesagt, ich möchte trotzdem wieder sehen können. Und meine Eltern und eine gute Bekannte von mir, die haben gesagt: Wende dich an Gott, für Gott ist alles möglich. Also bin ich mit meinen Eltern überall dort hingefahren, wo es Menschen oder Orte gab, die eine große Gebetskraft hatten. Um diese lange Geschichte kurz zu machen, will ich euch viele Details ersparen. Das, was mein Wunsch war, wieder sehen zu können, habe ich bis heute nicht bekommen. Denn wie ihr seht, sehe ich nichts. Aber bei Gott ist es so: Immer wenn man sich in seiner Not an Gott wendet, bekommt man etwas Wunderbares geschenkt, oft nicht das, was man will, aber dafür etwas viel Schöneres, viel viel Wertvolleres. Ich nenne euch einige Beispiele. Zum Beispiel hat jemand für mich um die Heilung meiner Augen gebetet, aber ich bekam ein anderes, wunderschönes Geschenk: Die Erfahrung der Liebe Gottes! Ich erkannte: Gott ist mein Vater. Er hat mich lieb! Und euch auch! Ein andermal hat wieder jemand für die Heilung meiner Augen gebetet. Es waren noch viele andere Kranke beisammen, und dieser hat Jesus gebeten, die Kranken zu heilen. Ich persönlich habe erlebt, wie Jesus viele Kranke geheilt hat, mich natürlich nicht. Aber das viel größere Geschenk war, ich habe verstanden, dass, Jesus lebt!Und schließlich eine gewaltige dritte kleine Erfahrung. Wieder hat jemand um Heilung meiner Augen gebetet und mir die Hände aufgelegt und plötzlich war mein Herz voller Freude. Ich war erstaunt, wo die Freude herkommt. Und ich habe den Priester gefragt: “Woher kommt diese Freude?” Er hat gesagt: “Der Hl. Geist ist lebendig! Der Hl. Geist, der Freude schenkt, der Hl. Geist mit seinem Frieden, der Hl. Geist, der dich mit Liebe erfüllt.” Nebenbei bemerkt: Egal, wo auch immer ich mit meinen Eltern hingefahren bin, egal wer auch immer für mich gebetet hat, ich habe etwas geschenkt bekommen. Auch wenn es nicht das war, was ich wollte - aber es war etwas viel Schöneres, viel Wertvolleres! Ich kann euch das nur empfehlen: Wenn ihr eine kleine Not habt, dann geht dorthin, wo Jesus die Nr. 1 ist. Geht dorthin, wo Menschen mit Vollmacht beten, und ihr werdet etwas geschenkt bekommen. Und das ist genau der Sinn meines Leidens: Ich sollte Gott kennenlernen. Gott als den liebenden Vater, als den Daddy. Gott als Jesus, der lebt und Wunder tut. Gott als den Hl. Geist, der mit Feuer vom Himmel fällt. Ihr seht, Gott nützt manchmal das Kreuz, manchmal nützt er das Leiden, um uns etwas zu schenken, was wir sonst nicht kennengelernt hätten. Er will, dass wir merken, dass es mehr gibt als nur die Internetwelt. Gott wünscht, dass wir merken, dass es mehr gibt als Ferraris und Autos. Gott will, dass wir merken, dass es etwas Schöneres gibt als der schönste Sonnenuntergang Medjugorjes: Gott und seine Liebe! Und ich bin Gott dankbar, dass ich Ihn kennenlernen durfte. Oft ist das der Sinn von Kreuz und Leid.

... obwohl er uns manchmal etwas anderes schenkt, als wir erwarten.
Aber nochmal zu dem Satz: “Ich habe einen Traum!” Mit 20 Jahren hatte ich immer noch den Wunsch, wieder sehen zu können, also habe ich gemacht, was mir eine gute Bekannte gesagt hat. Sie sagte: “Fahr doch mal an einen Ort, namens Medjugorje.” Ich habe gesagt: “Was ist das?” Meine Bekannte sagte, es ist ein Ort, an dem schon viele Menschen auch körperlich geheilt worden sind. Ich bin überzeugt, es gibt eine ganze Menge Leute, die bezeugen können, hier geheilt worden zu sein. Also, bin auch ich 1997 hierher gepilgert. Es war also genau vor dreizehn Jahren, als ich an Pfingsten nach Medjugorje gefahren bin. Ich war damals etwa 22 Jahre alt und mein Wunsch war immer noch: “Ich möchte sehen können!” Etwas anderes wollte ich gar nicht. Aber wiederum hatte Gott etwas anderes geplant. Gott der Vater will was viel Besseres für dich, Jesus will dich reich beschenken, der Hl. Geist möchte mit Feuer kommen. So saß ich also Pfingsten 1997 in der Hl. Messe. Und plötzlich, plötzlich war alles anders, als ich dachte. Ich kann es mit Worten schwer beschreiben, aber ich habe die Kirche und die Menschen um mich herum für einige Minuten nicht mehr wahrgenommen. Es war in meinem Herzen, als hätte ich mich total verliebt. Ich hatte plötzlich eine große Sehnsucht in mir. Ich konnte laut ausrufen: “Ich habe einen Traum” – aber der Traum hieß jetzt nicht mehr, sehen zu wollen, sondern jetzt war meine Sehnsucht eine andere. Meine Sehnsucht hieß jetzt: Ich möchte katholischer Priester werden. Plötzlich hatte ich einen neuen Wunsch in meinem Herzen. Und genau das nennt man Berufung. Wenn ihr euch fragt, wozu ihr berufen seid, wenn ihr euch fragt, was Gott von euch will. Dann kann ich euch nur eines empfehlen. Fahrt an einen Ort hin, wo Gott, wo Jesus angebetet und gepriesen wird und Maria verehrt wird. Fahrt zu Leuten, die eine Gebetsvollmacht haben, sucht euch richtig gute Gebetskreise und spürt einmal in euer Herz hinein, was ihr für eine Sehnsucht habt. Wonach brennt euer Herz? Wovon könnt ihr sagen: “Ich habe einen Traum?” Wenn ihr am Anfang auch andere Wünsche habt, es wird bei euch gehen wie bei mir. Je mehr ihr Jesus kennenlernt, je mehr Maria eure Mutter und Mama ist, je mehr ihr mit den Sakramenten der Kirche lebt, desto mehr wird der Wunsch in eurem Herzen genau das, was Gott von euch will. Es wird ein Feuer in euch brennen. Eine tiefe Sehnsucht. So war es bei mir auch.

Gott hat alle Schwierigkeiten und Probleme aus dem Weg geräumt!
Und so ging ich zurück nach Deutschland, um dort Theologie zu studieren. Es war sicherlich nicht immer leicht, gerade auch, wenn man blind ist. Schwierigkeiten gab’s genug. Aber ich habe bei jeder Schwierigkeit erst mal Lobpreis gemacht, weil ich wusste: Jede Schwierigkeit ist die Chance, dass Gott ein Wunder tut. Und so konnte ich tatsächlich in Eichstätt, in Südbayern, Theologie studieren. Gott hat alle Schwierigkeiten und Probleme aus dem Weg geräumt. Wollt ihr ein Beispiel hören? “Ja?” Ok, ihr wolltet es so: Ein Professor war an dieser Universität, er wollte nicht, dass ich mit meinem Computer - speziell für Blinde – mitschreiben durfte. Also habe ich gesagt, Jesus und Maria helft mir. Ich habe mir viele Freunde gesucht, die für mich und u.a. für diesen Professor gebetet haben. Die Lösung Gottes war: Der Professor hat beschlossen, in den Ruhestand zu gehen. So ist Gott. Halleluja! Ihr merkt, Gott tut heute noch Wunder. Das habe ich immer gemerkt, wenn ich wegen meiner Blindheit an Grenzen gestoßen bin. Und so hat mir meine Blindheit geholfen, Gott und seine Wunder kennenzulernen. Sie hat mir geholfen, meine Berufung zu finden. Und tatsächlich wurde ich vor vier Jahren zum Priester geweiht. Halleluja! Ich möchte euch noch von einer der schönsten Stunden meines Lebens erzählen. Es war im Jahre 2007, genau zehn Jahre nach meiner Berufung in Medjugorje, als ich hier zum ersten Mal eine Hl. Messe feiern durfte. Es war ein solches Glück, ich war den Tränen nahe. Ich kann euch sagen, wenn Gott einen Wunsch in euer Herz legt, dann wird Gott dafür sorgen, dass sich dieser Traum erfüllt. Diese Berufung, diese Sehnsucht wächst dann, wenn wir im Glauben treu bleiben. Eine Hilfe kann es sein, wenn wir immer wieder nach Medjugorje fahren. Hier ist ein Ort, wo viele Berufungen geschenkt werden, wo viele Menschen den Wunsch ihres Lebens erfahren. Und oft kommen wir mit einem ganz anderen Wunsch hierher. Gott will einen neuen - einen viel schöneren Wunsch in euer Herz legen. Er wird euch vielmehr beschenken, als ihr euch das denken könnt. Und so kann ich jeden Tag den Herrn für meine Blindheit loben und preisen. Mein Wunsch heißt jetzt nicht mehr: “Ich möchte wieder sehen können, mein Wunsch heißt auch nicht mehr, ich möchte Priester werden, sondern mein Wunsch ist: Ich möchte, dass alle Menschen Jesus kennenlernen! Das ist jetzt der Traum meines Lebens. Ich freue mich über jede Predigt, die ich halten darf, es ist ein solches Geschenk, die Hl. Messe feiern zu dürfen. Und es ist eine große Gnade, Beichte hören zu dürfen. Alle diese Wünsche, das tun zu wollen, habe ich hier in Medjugorje bekommen. Und immer, wenn ich nach Medjugorje komme, wird dieser Wunsch noch viel stärker, wächst die Berufung wieder neu - noch mehr. Deshalb danke ich dem Herrn für diesen neuen Wunsch, dass ich als Priester mitarbeiten darf, damit die Menschen überall so fröhlich feiern können wie hier in Medjugorje. Wollt ihr das auch? Wenn ihr diesen Wunsch im Herzen habt, und ihr immer wieder hierher zurückkommt, dann wird Gott viele von euch zu Aposteln für den neuen Frühling der Kirche machen! Ihr seid die Zukunft unserer Kirche, ihr seid die Apostel der Zukunft. Hört ruhig immer wieder nach dem Wunsch in eurem Herzen. Jeder von euch wird sagen können: “Ich habe einen Traum!” Und wenn ihr, wie ich, in euren Nöten bei Gott Hilfe sucht, dann werdet ihr eure wahre Berufung finden. Gott wird ein Feuer in euch entzünden. Wir brauchen nur hinein hören in unser Herz und zulassen, dass es brennt. Es brennt erst langsam und dann immer stärker. Wenn man Gott kennengelernt hat, dann werden auch Kreuz und Leid nicht mehr schlimm sein. Dann wird sogar dies euch dazu dienen, Gott und die Menschen noch mehr zu lieben. Denn durch meine Blindheit, durch mein Kreuz, habe ich den Sinn des Lebens kennengelernt. Er lautet: Ich will Gott näher kennenlernen, ich will Gott lieben und ich will Gott mein Leben lang dienen. Halleluja!

Ich möchte mit euch gemeinsam mit einem Gebet schließen: Jesus, ich danke dir von ganzem Herzen für das Geschenk meiner Blindheit, ich danke dir, dass ich dich als liebenden Vater kennenlernen durfte, ich danke dir Jesus, dass ich gemerkt habe, dass du lebst. Ich danke dir, Hl. Geist für die Freude in meinem Herzen. Ich danke dir, Maria, dass ich mit dir durchs Leben gehen darf, ich danke dir für die Berufung zum Priestertum, die du Gott mir geschenkt hast und ich danke dir von ganzem Herzen dafür, dass mein Wunsch jetzt wirklich lautet: Ich möchte, dass überall auf der Welt solche Jugendfestivals stattfinden. Danke für diesen Wunsch Jesus, den du mir ins Herz gelegt hast. Halleluja! Praised be Jesus Christ, now and forever. Gelobt sei Jesus Christus – in alle Ewigkeit. Amen!"

Kaplan Rainer Herteis

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Quellennachweis:  aus „medjugorje aktuell“, Nr. 83, Sept. 2010