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Dr. Mark Miravalle, Professor für Theologie und für Mariologie an der Universität der Franziskaner in Steubenville USA

Dr. Mark Miravalle, Professor für Theologie und Mariologie an der Universität der Franziskaner in Steubenville (USA) ist ständiger Diakon, verheiratet und Vater von acht Kindern. Unmittelbar nach den ersten Erscheinungen, als er noch an seinem Doktorat in Rom arbeitete, kam er nach Medjugorje, um die Ereignisse zu untersuchen.

Erste Begegnung mit Medjugorje und deren Auswirkungen 

Lidija Paris:Erzählen Sie uns etwas von Ihren ersten Begegnungen in Medjugorje und von den Auswirkungen…
Prof. Miravalle: Das war im September 1984. Ich war gerade bei meiner Dissertation auf der Päpstlichen Universität  „Angelicum“ in Rom. Zu der Zeit waren gerade zwei Bücher über Medjugorje erschienen: eines davon von den beiden Autoren Rene Laurentin und Ljudevit Rupcic und das zweite von Robert Faricy. Als ich in einer Bücherei in Rom diese beiden Bücher zu lesen bekam, spürte ich in meinem Herzen eine brennende Sehnsucht, hin zu fahren und diese Ereignisse zu untersuchen. Damals hatten wir, meine Gattin und ich, zwei Kinder. Wir beschlossen, vier Tage lang, während wir unterwegs waren, zu beten und zu fasten. Sollte in Medjugorje nicht die Gottesmutter sein, so werden wir dieses Opfer zur Heiligung unserer Familie und unserer Kinder bringen. Wenn es aber doch die Gottesmutter sein sollte, werden wir doppelten Segen empfangen!    

Das erste Mal kam ich am 7. Dezember 1984 nach Medjugorje. Ich übernachtete in der unbeheizten Pfarrkirche mit weiteren zehn Pilgern aus der Umgebung. Am darauf folgenden Tag hat mich eine Familie aufgenommen. Während ich das erste Mal als Pilger den Kreuzberg erklomm, betete ich für meine Dissertation zum Thema „Heiligung des Laien“. Das Material dazu nahm ich aus den Schriften verschiedener Kirchenlehrer; von der hl. Katharina von Siena, vom hl. Franz von Sales, vom hl. Alfons Liguori…. Je mehr ich betete, umso klarer wurde es mir, dass es anmaßend sei zu glauben, eine bessere Struktur zur Heiligung der Laien zu finden, als uns die Gottesmutter sie anbietet. Da habe ich beschlossen, meine Dissertation über die Botschaften der Muttergottes zu schreiben.

Ich kehrte nach Rom zurück. Das neue Thema wurde nicht angenommen, weil es von Privatoffenbarungen handelte. Jedoch mein nachfolgendes Thema wurde angenommen. Die Überschrift lautete nun: Die Botschaften von Medjugorje im Lichte der hl. Schrift, der Kirchenväter und des II. Vatikanischen Konzils im Vergleich zu Lourdes und Fatima. Am 31. Mai 1985 gelang es mir, meine Dissertation über die Botschaften von Medjugorje zu verteidigen.

Damals war ich der Meinung, dass ich mein Leben damit verbringen könnte, über Medjugorje zu reden, aber ein Jesuit hat mir geraten, dass ich für Medjugorje viel mehr tun kann, wenn ich als Professor an einer bekannten Universität wirke. Ich habe seinen Rat angenommen und begann mit den Vorlesungen an der Universität der Franziskaner in Steubenville. Dort trage ich schon seit 21 Jahren Theologie und Mariologie vor.

Das waren meine Anfänge mit Medjugorje. In den ganzen Vereinigten Staaten sprach ich über die Botschaften von Medjugorje. Ich schrieb einen Artikel über Medjugorje für die NeueKatholische Enzyklopädie und ein Büchlein Einführung über Medjugorje, welches sich auf die Botschaften stützt, und auch einen Artikel mit der Überschrift Medjugorje und die Familie. Das habe ich geschrieben, weil viele Familien sagten: „Wir versuchten Medjugorje zu leben, einen Tag, zwei, und dann haben wir es wieder aufgegeben! Wir beteten, fasteten – obwohl wir früher nie gefastet haben – wir versuchten auch den Rosenkranz zu beten, jedoch am Ende eines solchen Medjugorje-Tages, war unsere Familie zerstritten wie nie zuvor! Wir haben es nicht geschafft und haben wieder aufgehört!“ Da entschloss ich mich, ein Buch zu schreiben.

An der Franziskanischen Universität habe ich neben den Vorträgen über die Botschaften der Gospa für die Familien gehalten und über die Notwendigkeit, sie entschlossen aber schrittweise im nötigen Einvernehmen und mit der nötigen Sensibilität den Kindern und der ganzen Familie gegenüber zu verwirklichen.

Die Botschaften von Medjugorje in der Familie leben

Lidija Paris:Viele sind gegen Medjugorje, weil sie meinen, dass hier zu viel gefordert wird…  
Prof. Miravalle: Das ist sicher nicht zu viel!  Ich kann bezeugen, dass es möglich ist, die Botschaften zu leben, weil ich hier gesehen habe, wie die Leute das machen. Sie machen das klug mit Gefühl für ein pastorales Maß. Die Familien habe am Abend gemeinsam gebetet; ihre erste Sorge war immer die Verantwortung für ihre Familie: die Erziehung der Kinder und die eheliche Liebe. Das heißt nun in der Praxis, mittwochs und freitags gibt es keine Süßigkeiten, aber die älteren Kinder können schon etwas mehr fasten. Die Gottesmutter hat wie ein guter Hirte, entschlossen auf ihre Anweisungen verwiesen. Am Anfang hat sie nur freitags zum Fasten aufgerufen. Zuerst hat sie nur zu einem Rosenkranz aufgerufen, viel später dann zu drei Rosenkränzen täglich. Wenn schwere Arbeiten auf den Feldern waren, sagten die Leute: „Wir können nicht nur bei Brot und Wasser fasten“. Die Gottesmutter sagte ihnen, sie sollen etwas Obst essen…  Die Gottesmutter hat ihre Aufrufe schrittweise aufgebaut. Sie fing mit dem Glaubensbekenntnis und mit sieben Vaterunsern an.

Es ist nicht richtig, Medjugorje zu verurteilen, wenn man nämlich heute, nach 26 Jahren den schrittweisen und entschlossenen mütterlichen Aufbau großherziger in Gebet und Fasten zu leben beginnt. 

Lidija Paris:            Leben Sie die Botschaften in Ihrer Familie?
Prof. Miravalle: Wir versuchen es. Vor allem aber gehen wir jeden Tag zur hl. Messe. Wir sind überzeugt, dass die Messe ein tägliches Geschenk für Gläubige ist, wie es die Gottesmutter sagt. Wir glauben, wenn uns während des Tages nichts Anderes gelingt, so haben wir doch das Größte vollbracht, denn wir waren bei der hl. Messe und wir -  als Eltern und die älteren Kinder – haben das Brot des Lebens empfangen. Wenn kein Unterricht ist, wenn wir keine Arbeit haben und wenn man nichts Anderes erreicht, so glauben wir doch, dass wir für unsere Heiligung und für unsere Kinder das Größte getan haben.

Außerdem versuchen wir jeden Morgen den Rosenkranz zu beten, aber ganz sicher jeden Abend. Wir versuchen jeden Tag zwei Rosenkränze zu beten, und wenn es möglich ist, auch um 15 Uhr nachmittags den Barmherzigkeits-Rosenkranz. Jeden Samstag versuchen wir zur Beichte zu gehen. Wir fühlen, dass ein gemeinsames zur Beichte gehen sehr wichtig ist, denn die Versöhnung in der Familie verlangt die Mitarbeit eines jeden Familienmitglieds. Wenn viele in der Familie zur Beichte gehen, aber ein Mitglied versäumt es, kann das dem bösen Feind Zugang verschaffen. Mittwochs und samstags fasten wir, wenigsten ohne Fleischspeisen und Süßigkeiten.

Ich erinnere mich daran, als ich noch in Rom war: Es war gegen 19 Uhr abends und ich sagte zu meiner Frau: „Bitte, nimm dich du der Kinder an, denn ich verspüre zunehmende Nervosität und ich möchte das Fasten nicht abbrechen.“ Und so begab ich mich zu Bett. Aber ich merkte, dass ich im Unrecht war! Ich habe das Fasten höher eingestuft als die Familie, anstatt das Fasten als Mittel zur Heiligung der Familie zu verwenden! Gewöhnlich haben wir ein gemeinsames Abendmahl als Familie. Bis zum Abendmahl faste ich bei Brot und Wasser, wir versuchen aber die persönlichen Nöte jedes Kindes zu merken. Nun, wir sind noch weit davon entfernt, die Botschaften radikal zu leben!

In einer säkularisierten Welt die Botschaften leben

Lidija Paris:   Meinen Sie, dass Ihr eine normale Familie seid? Meinen Sie, dass andere Menschen, die nicht in einer so behüteten Umgebung arbeiten, wie es die katholische Universität von Steubenville ist, auch berufen oder bereit sind, die Botschaften zu leben?
Prof. Miravalle:  Zuerst möchte auf die zweite Frage antworten. Die Gottesmutter hat ihre Botschaften für sechs Milliarden Menschen gegeben. Wenn für sechs Milliarden Menschen Botschaften gegeben werden, dann heißt das, dass alle die Gnaden bekommen, die Botschaften im Einklang nach ihren Möglichkeiten zu leben. Wenn zum Beispiel jemand sagt: „Ich kann mittwochs und freitags nicht fasten, denn ich bin Diabetiker“, dann ist er berufen, auf andere Art zu fasten: Verzicht auf das Fernsehen, Verzicht auf Widersprechen, was vielen schwerer fällt, als auf Speisen zu verzichten. Der Diabetiker ist sicher gezwungen, auf Süßigkeiten oder auf ähnliche  Dinge zu verzichten! Eine Schwangere wird anders fasten als ein gesunder, junger Mann. Es gibt keine einzige Sichtweise der Botschaften, die nicht alle leben könnten. In einem Vortrag sagte Pater Jozo, dass die Gospa Rezepte gibt. Wir gehen zum Arzt und wollen Medikamente, die nehmen wir mit Hingabe und Regelmäßigkeit. Die Gottesmutter aber gibt uns geistige Rezepte für unsere heutigen Nöte! Wenn wir die Medikamente nicht einnehmen, dürfen wir nicht den Arzt verantwortlich machen. Die Botschaften von Medjugorje sind Medikamente für jeden Menschen. Wenn wir sie vernünftig und aufrichtigen Herzens einnehmen, kann sie jeder leben.

         Ob wir eine normale Familie sind?  Das wird davon abhängen, was sie unter „normal“ verstehen. Es ist eher die Frage, ob wir eine „normale“  Familie sein müssten. Wenn „normal“ heißt, eine gewöhnliche Familie, wo das Fernsehen und Videospiele dominieren…

Ich glaube, dass die Familie nie so bedroht war wie heute. Der verstorbene Papst Johannes Paul II. sagt das in seinem Schreiben über den Rosenkranz. Die Krise der heutigen Menschheit ist die Krise des Friedens und die Krise der Familie. Ich glaube, Jesus ruft uns zur Umkehr auf. Haben wir keine Furcht davor, anders zu sein. Wir sind uns dessen bewusst, wie wichtig es für die Kinder ist, dass sie erleben, wie wir die Botschaften leben. Unsere ersten zwei Kinder waren zwei Jahre beziehungsweise fünf Monate alt, als wir 1984 das erste Mal nach Medjugorje kamen. Unsere Kinder sind bei Fasten mittwochs und freitags herangewachsen. Das ist für sie eine Selbstverständlichkeit geworden. Sogar wenn sie nicht zu Hause sind, betrachten sie das als merkwürdig, wenn man mittwochs und freitags nicht fastet. Das ist für sie ganz natürlich.

Lidija Paris:   Gibt es Probleme mit Freunden, wenn Sie unter Menschen sind, die das so nicht leben?
Prof. Miravalle:Das ist schwierig, besonders für die Heranwachsenden. Die kleineren Kinder haben weniger Probleme. Über diese Dinge reden sie mit heroischer Offenheit. „Heute ist Freitag, heute gibt es keine Süßigkeiten!“ Warum? Weil die Gottesmutter sagt, wir sollen auf Süßigkeiten verzichten. Für die Heranwachsenden ist das schwerer. Einer unserer Söhne geht in eine katholische Schule, wo selbst in der Fastenzeit an einem Freitag nicht gefastet wird. Das war schwer für ihn. Er rief zuhause an und sagte: „Ich bin enttäuscht! In einer katholischen Schule wird an Freitagen in der Fastenzeit nicht gefastet. Die Begründung ist: mit erst 13 Jahren müssen wir nicht fasten!“ Mit Pubertierenden müssen wir besonders geduldig, aber unnachgiebig sein. Nun, sie brauchen das, selbst wenn sie es nicht verstehen. Die Gottesmutter ruft uns auf, dass wir mit großem Glauben die Gnaden annehmen, welche die Familie schützen, weil sie in Gefahr ist. Jesus hat gesagt, dass uns nichts vor dem Satan besser schützt als das Gebet und Fasten.

Die Botschaft ist sehr tief verwurzelt in der katholischen Tradition

Lidija Paris:  Nach dem Konzil hat die Kirche in dem bekannten „aggiornamento“ Abstand von vielen alten Gepflogenheiten genommen. Manche hatten sogar den Eindruck, dass nun „alles“ verloren sei. Medjugorje hat eine Bewegung glühender Menschen hervorgebracht, die ihren Glauben auf radikale Weise leben wollen. Manche sagen sogar, dass Medjugorje ein Modell sei, das  alle Pfarreien übernehmen können, andere können damit nichts anfangen. Ist Medjugorje im Allgemeinen eine Erneuerung der Familien und der Pfarreien, oder ist es nur für einige eine Einladung, mehr zu tun als andere?
Prof. Miravalle:  In meiner Dissertation habe ich Medjugorje nach Kategorien analisiert. Die erste Kategorie sind Grundthemen: Glaube, Gebet, Fasten, Bekehrung und Friede. Ich denke, dass die Botschaften von Medjugorje mit diesen Grundthemen sowohl in der hl. Schrift als auch bei den Kirchenvätern zu finden sind.
Der zweite Teil der Dissertation handelt von einigen Entwicklungsthemen wie zum Beispiel die Ökumene. Auch diese Themen habe ich in den Dokumenten des II. Vatikanischen Konzils gefunden. Ich würde sagen, dass Medjugorje ein zeitgemäßer Aufruft zur Heiligkeit und gleichzeitig eine Rückkehr zur tiefsten Tradition des katholischen Glaubens ist. Was die Gottesmutter in Medjugorje sagt, bedingt eine Rückkehr zu den ältesten Wurzeln der Gepflogenheiten der ersten Christen. In der Urkirche ist die Glut bis zum Martyrium gegangen. Die Gottesmutter lädt uns heute zu derselben Begeisterung ein. Ihre Botschaften beinhalten die Ursprünge unseres Glaubens, sie ist vollkommen im Einklang mit der Lehre der Kirche, sie spricht mit zeitgemäßen Worten. Das ist eine neuer Aufruf zur Heiligkeit und zur Radikalität des Evangeliums, was in der tiefsten Tradition des Katholizismus gegründet ist. 

Lidija Paris:   Warum sind so viele Bischöfe so zurückhaltend, wenn das doch so gut ist?
Prof. Miravelle: Es besteht eine gewisse Angst vor allem, was mit Privatoffenbarungen zu tun hat, manchmal wird auch der Standpunkt der Kirche über solche Dinge zu wenig verstanden. Ich lese gerade, was Papst Benedikt XVI. über Prophetie und Privatoffenbarungen geschrieben hat. Herrlich verbindet er den Unterschied zwischen überlieferten Botschaften, der Offenheit gegenüber dem Heiligen Geist, dem Prophetie und den übernatürlichen Auffassungen. Zum Beispiel in Fatima: Den örtlichen Priestern war es ab 1917 bis zur Anerkennung 1930 verboten, Fatima zu besuchen. Inzwischen waren schon zehn Jahre vor Anerkennung von Fatima zwei Seher gestorben. Papst Johannes Paul II. hat lediglich die zwei Kinder seliggesprochen, die einzigen, die keine Märtyrer waren, sondern weil sie die privaten Offenbarungen gelebt haben, noch bevor die Kirche sie anerkannt hatte! Das sagt uns, dass der Standpunkt der Kirche verschieden ist, jedoch aber auch offen gegenüber dem Heiligen Geist.

Müssen denn die Seher Heilige sein?      

Lidija Paris:  Was können Sie uns über die Heiligkeit von Sehern sagen? Oft kann man von verschiedenen Sehern in der Vergangenheit lesen, in Wirklichkeit wissen wir aber nicht viel über sie. Die Informationen über sie sind außerordentlich „filtriert“. In unserer Zeit aber sind die Seher von Medjugorje der Öffentlichkeit in der ganzen Welt ausgesetzt… Was ist nun mit ihrer Heiligkeit?
Prof. Miravalle: Wenn wir die Seher befragen, müssen wir uns wiederum an die Kriterien halten, die uns die Kirche in ihrer Authentizität vorgibt. Von einigen Sehern verlangt die Kirche keine Heiligkeit. Die Kirche verlangt die vollständige Integrität vom Augenblick der Anfänge der Erscheinungen an. Es gibt Fälle von Sehern und Heiligen, die eine besonders heiligmäßige Vergangenheit hatten. Dann gibt Fälle von Sehern und Heiligen, die vor den Erscheinungen nicht zeigen, dass sie für das Evangelium gelegt haben - wie z.B. der Heilige Augustinus.

Aber auch viele andere: Maria Magdalena, der Zöllner Matthäus! Es wäre nicht aufrichtig, wenn man von den Sehern von Medjugorje mehr verlangte als Jesus von seinen Aposteln verlangt hatte. Von den Sehern erwartet man, dass sie die Glaubwürdigkeit und die allgemeine Integrität leben, aber eine besondere Heiligkeit kann man nicht verlangen. So hat zum Beispiel einer der Seher von Knock in Irland die Kirche verlassen, nachdem er sich mit seinem Pfarrer gestritten hatte. Vor seinem Tode hat er bekannt: „Die Erscheinungen waren Wirklichkeit und dennoch zürne ich noch immer dem Pfarrer“!  Ebenso bekannt ist, was der hl. Pfarrer Johannes Vianney (Pfarrer von Ars) den Sehern von La Salette gesagt hat: „Das kann nicht wahr sein, denn die Seher strahlen keine Heiligkeit aus“. Nun, kaum hatte die Kirche La Salette anerkannt, hat auch Johannes Vianney seine Haltung geändert und gesagt: „Ich beuge mich dem, was die Kirche sagt.“ Daher stützt sich das Kriterium über die authentische Wirklichkeit nicht auf die Heiligkeit der Seher, sondern auf deren Unbescholtenheit und auf die Ehrlichkeit der Seher. Ich möchte noch hinzufügen, dass ich persönlich die Seher von Medjugorje als ausgenommen hochherzig betrachte in der Aufopferung ihres privaten Lebensbereiches für die Gottesmutter. Ich halte sie für ehrlich und das spricht (für mich) für die Echtheit der Erscheinungen. Sie täuschen nicht, sie sprechen mit klaren und natürlichen Worten. Sie versuchen niemanden zu beeindrucken. Mir gefällt an ihnen am meisten ihre Glaubwürdigkeit.

Lidija Paris:Viele Pilger möchten die Seher zu ihren kleinen Idolen machen, auch viele Katholiken. Die Seher von Medjugorje lehnen das entschieden ab.
Prof. Miravalle: Auch bei glaubwürdigen Erscheinungen ist immer die Gefahr gegeben, dass sich eine gewisse Frömmigkeit zu den Sehern breitmacht. Die Verantwortung dafür tragen nicht in erster Linie die Seher, außer sie machen etwas, was das fördert. So etwas sehe ich nicht in Medjugorje. Selbst wenn es geschieht, dass die Leute die Seher auf ein Podest stellen. Da muss man sich aber fragen: Lenken die Seher die Aufmerksamkeit auf sich selbst oder auf Jesus, auf die Eucharistie und auf die Gottesmutter? Eine Frau sagte einst zu Pater Pio: „Ich muss gestehen, dass ich euch zu sehr liebe.“  Er gab ihr zur Antwort: „Gehe in Frieden, du liebst in Wirklichkeit nicht mich, sondern Jesus“. Das ist letztendlich eine Frage des Herzens. Der Seher ist Gottes Werkzeug. Der hl. Benedikt sagte: “Gott, ich bin dein Werkzeug. Wenn du die Arbeit mit mir vollendet hast, stelle mich in den Winkel“. Das sollte die Haltung der Seher sein und aller Menschen, die die Botschaften annehmen.

Medjugorje hat sich verändert, aber die Mutter ist dieselbe

Lidija Paris:  Sie waren schon einige Male in Medjugorje…  Wie sehen Sie die Entwicklung von Medjugorje in den vergangenen 26 Jahren?
Prof. Miravalle:  Viermal war ich schon in Medjugorje: zweimal im Jahr 1984, dann 1992 und jetzt. Die vergangenen 15 Jahre haben eine große Veränderung mit sich gebracht. Immer hört man Klagen wegen der Kaufläden. „Die Kaufläden haben Medjugorje überschwemmt“, so sagt man. In Fatima oder Lourdes ist doch auch alles voll von Geschäften. Ich wiederhole: Man soll sich nicht mit den Kaufläden beschäftigen, sondern vielmehr mit dem eigenen Herzen! Es ist nichts Böses dabei, wenn man einen Rosenkranz mit nach Hause nimmt, der noch dazu von der Gottesmutter gesegnet ist. Wenn wir aber mehr Zeit in den Geschäften als auf dem Erscheinungsberg verbringen, dann sind unsere Herzen in Unordnung geraten! Als es 1984 noch nichts gab, was uns abgelenkt hätte, so war das eine Zeit der Einfachheit, aber die Mutter, die kommt, ist dieselbe auch heute. Es ist notwendig, dass wir etwas mehr auf unsere Herzen achten. Wir sollten uns es immer vergegenwärtigen, dass wir nicht zum Shopping , sondern auf einer Pilgerreise sind. Ich halte die Entwicklung von Medjugorje für positiv. Ich sehe 35 Millionen Pilger als ein Zeugnis der Früchte. Was aber die Gegenargumente betrifft; diese wird es diese immer geben, gerade dort, wo die Gottesmutter ist. Ich halte dafür, dass die geistigen Früchte für sich allein sprechen und das ist, um mit den Worten des Kardinal Ratzinger zu sprechen – endgültiges Kriterium, das man betrachten muss, wenn man vermutliche Erscheinungen beurteilen will.

Kirchliche Kriterien zur Entscheidung


Lidija Paris:
Können Sie uns wiederholen, welche die kirchlichen Kriterien zur Entscheidung sind?
Prof. Miravalle: Die Kirche untersucht einige Erscheinungen, dbei hat sie drei Untersuchungsbreiche.

     1. Der Inhalt der Botschaften. Sind die Botschaften im Einklang mit dem Glauben und mit der Lehre der Katholischen Kirche? Gerade das war ja das Thema meiner Dissertation: Zu beweisen, dass es keine Botschaft in Medjugorje gibt, die in irgendwelcher Weise im Gegensatz zum Lehramt der Kirche stehen. Lesen Sie die Botschaften und Sie werden drei Worte finden, die öfter als andere vorkommen: Friede, Liebe, Gebet. Das ist gesunde, rechtgläubige katholische Botschaft, die allen Menschen offen steht.

     2.  Das zweite, was die Kirche untersucht, ist selbst das Phänomen der Ekstase der Seher. Die Seher von Medjugorje wurden von zwei Ärzteteams untersucht: eines aus der Universität von Montpellier (Frankreich) und eines aus Mailand (Italien). Ihre Schlussfolgerungen waren, dass sich die Seher im Einflussbereich eines Wesens  befinden, das nicht in ihrem Bereich von Raum und Zeit ist, und sie haben eine Halluzination ausgeschlossen.

     3.   Die Kirche untersucht geistige Früchte und lehnt sich dabei an das Wort Jesu. „Den Baum erkennt man an seinen Früchten“. Die Kirche sucht bleibende geistige Früchte, nicht irgendwelche oberflächliche Bekehrungen, vielmehr eine Rückkehr zur Kirche nach 40 oder 50 Jahren. Betrachten Sie nur die Reihen der Beichtenden! Wie viele Bischöfe, Priester und Ordensleute sind an diesen Ort gepilgert! Man kann eine Rückkehr zum Gebet feststellen und zum sakramentalen Leben der Kirche, in Medjugorje mehr als an irgendeinem anderen Ort, wo es in unserer Zeit Erscheinungen gibt. Die Reihen der Beichtenden, der Messbesucher, das Rosenkranzgebet, geben ein beredtes Zeugnis, das sich auf die hl. Schrift stützt und dass Jesus tatsächlich seine Mutter nach Medjugorje sendet. Jemand sagte einmal: „Wenn sich hinter Medjugorje der Satan verbirgt, dann ist das eine der größten Sünden, die er je begangen hat“.

         Den Kriterien zufolge, welche die Kirche 1978 veröffentlicht hat, hat daher Medjugorje alle drei Unterscheidungen erfüllt. Medjugorje hat die bestmöglichen Beurteilungen aus theologischer und wissenschaftlicher Sicht.

Lidija Paris   Wie lange müssen wir noch auf die kirchliche Anerkennung warten?
Prof. Miravalle:  Das Ziel der Privatoffenbarungen ist unsere Hingabe an die Heilige Schrift, die Überlieferung und das Lehramt. Wenn wir die Kirche in der heutigen Welt betrachten, finden wir unzählige Zeichen zur notwendigen Erneuerung. Warum benötigt die Welt eine geistige Botschaft für Frieden, ja Frieden in der Familie bis hin zum globalen Frieden? Wir brauchen ja nur in die Zeitungen zu schauen und wir werden sehen, wie es überall an Frieden mangelt: Terrorismus in der Welt, aber auch unter dem Herzen der Mütter. Solange diese zwei Terrors bestehen, werden wir keinen Frieden in dieser Welt haben. Wir sollten dankbar sein, dass die Gottesmutter immerfort kommt. Wie lange wir noch auf die Anerkennung warten müssen? Ich denke da immer an die Schwester Luzia aus Fatima. Sie musste 70 Jahre lang warten, bis es zur Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens kam. Wir müssen geduldig sein und unseren Betrag leisten, damit es zur baldigen Anerkennung kommen kann. Eines ist sicher, je mehr wir beten und fasten, umso rascher werden wir den Einladungen von Medjugorje entsprechen, umso schneller wird Medjugorje anerkannt sein.                                                                                                                               

von Lidija Paris, Medjugorje

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