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Ich versuche, meine Freude mit den anderen zu teilen

Interview mit der Seherin Marija Pavlovic-Lunetti.

In diesem ausführlichen Interview anlässlich des 22. Jahrestages der Erscheinungen der Gottesmutter in Medjugorje gibt uns die Seherin Marija Pavlovic Lunetti ein bewegendes Zeugnis vom Wirken Gottes, vom Weg des Friedens und des Gebetes und von der Freude, die sie durch die täglichen Begegnungen mit der Gottesmutter erfährt und mit allen teilen möchte.

Marija, du siehst seit 22 Jahren täglich die Gottesmutter. Zugleich bist du Mutter von vier Kindern und hast somit täglich eine große Herausforderung. Sind die Erscheinungen nach so langer Zeit für dich noch etwas Besonderes?
Immer ist es etwas Besonderes. Jedes Mal, wenn ich die Gottesmutter sehe, ist es so, als wäre es das erste Mal. Durch die Liebe, mit der mir die Gottesmutter begegnet, erlebe ich eine tiefe Gotteserfahrung. Ich fühle, als ob eine Quelle in mir jeden Tag stärker fließen würde, da ich die Liebe der Gottesmutter zu mir immer stärker spüre.

Seit dem März 1984 erhältst du regelmäßig Botschaften für die Pfarrei und für alle, die in ihr leben - zuerst an jedem Donnerstag, seit 1987 an jedem 25. des Monats. Diese Botschaften sind wie eine Schule des Betens und des Liebens. Wie siehst du über einen so langen Zeitraum diese Botschaften?
Die Botschaften sind immer sehr tief, wenn sie auch sehr einfach sind. Sie sind immer sehr konkret und man sieht, dass uns die Muttergottes auf einem Weg führt, für den wir uns jeden Tag neu entscheiden müssen und auf dem unsere Gotteserfahrung immer tiefer und unser Blick immer weiter wird - nicht nur für die Welt und die Menschen, sondern auch für den Himmel. Wir sollen immer offener werden für alles, was himmlisch und geistlich ist. Die Muttergottes will uns dazu führen, immer mehr Zeit für Gott und das geistliche Leben zu haben. In einer Botschaft hat die Muttergottes gesagt, wir sollen schon auf der Erde den Himmel zu leben beginnen, d.h., dass wir schon jetzt die Freude und den Frieden Gottes entdecken, all das, was Gott uns schenkt.

Am dritten Tag der Erscheinungen sagte dir die Gospa: „Friede, Friede, Friede. Zwischen Gott und den Menschen soll Friede sein.“ Wie siehst du diesen Weg des Friedens heute?
Ich denke, dass wir und auch alle Medjugorje - Pilger am Anfang mit viel Enthusiasmus und schnell auf diesem Weg gewachsen sind und dann vielleicht irgendwann begonnen haben, müde zu werden. In dem Moment, wo wir diese Müdigkeit beim Beten und Fasten spüren, sagt uns die Gottesmutter, wir sollen diese Situation überwinden, indem wir die Liebe zum Gebet entdecken. Sie sagt wörtlich: „Das Gebet soll euch zur Freude werden.“ Wenn wir die Freude im Gebet gefunden haben, sind wir dankbar für all das, was Gott uns schenkt.

Das Wort „Beten“ ist in jeder Botschaft zu finden. Es scheint der Schlüssel zum Frieden zu sein, an den uns die Gottesmutter erinnern will.
Die Gospa sagt, unser Leben soll zum Gebet werden. Wir versuchen mehrere Male im Leben, Gott näher zu kommen. Aber es fällt uns schwer, das Gebet anzunehmen. In dem Moment, in dem wir das Gebet angenommen haben, haben wir Gott angenommen und damit auch das Anliegen der Muttergottes.


Es ist von zehn Geheimnissen die Rede, die jeder der sechs Seher erhalten soll. Offenbar ist noch keines der Geheimnisse eingetreten.

Die Gottesmutter hat mir gesagt, dass man über die Geheimnisse bis zu dem Moment zu niemanden sprechen darf, in dem sie es uns erlaubt. Jakov, Ivanka und Mirjana haben bereits alle zehn Geheimnisse erhalten. Wir anderen wissen nicht, wann wir das zehnte Geheimnis bekommen und ob die täglichen Erscheinungen damit aufhören. Jakov teilte die Muttergottes z. B. einen Tag vorher mit, dass am nächsten Tag für ihn die letzte tägliche Erscheinung sein wird. Wir wissen also nicht, wann wir das letzte Geheimnis bekommen, und zugleich dürfen wir nicht darüber sprechen.

Die Gottesmutter hat auch von einem Zeichen auf dem Erscheinungsberg gesprochen, das für alle sichtbar sein wird und von Menschenhand nicht gemacht werden kann.
Das Zeichen ist unter den Geheimnissen.

Viele Menschen auf der ganzen Welt sind in diesen 22 Jahren nach Medjugorje gekommen und haben begonnen, die Botschaften zu leben. Welchen Weg will die Gottesmutter mit uns gehen?
Das Ziel der Gospa ist, dass wir beten und denen helfen, die die Liebe Gottes noch nicht erfahren haben. Wir sollen für sie zu ausgestreckten Armen werden und sie Gott näher bringen, besonders in einer Welt, die ohne Gott gebaut wird.
Wir sehen, wie die Menschen ohne Gott leben. Ich denke, wenn wir beten und glauben, beginnen wir die neue Welt zu bauen. Wir reden über die Katastrophen der Geschichte, z.B. über Auschwitz, und übersehen die Tragödien der heutigen Tage, z. B. die Abtreibung von Kindern im Mutterleib. Die Menschen reden und schreiben, dass sie das Leben schätzen und lieben, aber sie vernichten es durch Abtreibung und andere Gewalt.

Die Muttergottes lädt uns ein, dass wir mit unserem Leben die Liebe Gottes zu bezeugen beginnen und dass wir zu Trägern des Friedens für die werden, die den Frieden noch nicht kennen. Und dass wir denen, die noch nicht wissen, was die Liebe Gottes ist, diese Liebe schenken. Die Muttergottes ermuntert uns wirklich jeden Tag, dass wir konkret in unserem einfachen täglichen Leben ihre ausgestreckten Arme werden. Um dazu zu werden, lädt uns die Gottesmutter zum Weg der Heiligkeit ein. Sicher ist das schwer, sich für die Heiligkeit zu entscheiden. Aber in dem Moment, in dem wir Ja sagen, wird Gott durch uns wirken. Und in dem Moment, in dem wir Ja zum Gebet sagen, wird Gott uns durch das Gebet erleuchten und uns zeigen, was wir zu tun haben.

Wie siehst du dein persönliches Apostolat?
Es ist sicher nicht immer leicht, weil die Menschen von den Sehern erwarten, dass sie mit ihrem Leben ein Zeugnis geben. Zugleich sind wir wie alle anderen Menschen, obwohl wir ein ganz besonderes Geschenk bekommen haben. Natürlich spüre ich manchmal die Last dieser Auserwählung durch die Gottesmutter, zugleich aber auch die Freude. Wenn man von Menschen eine Verantwortung auferlegt bekommt, will man sich dem entziehen. Zugleich spüre ich, wenn ich den Menschen begegne, in meinem Herzen so etwas wie eine Quelle, aus der immer stärker Wasser strömt. Ich spüre ein großes Bedürfnis, diese Freude, die mir Gott schenkt, weiter zu schenken.
Die Gospa sagt, das Zentrum unseres Lebens soll Gott sein. Wenn Gott für mich früher weit weg im Himmel war, so spüre ich ihn jetzt in mir. Wenn ich früher Angst vor Gott hatte, so spüre ich jetzt von Tag zu Tag mehr, dass er die Liebe ist und wie groß diese Liebe Gottes ist, und ich freue mich, dass ich ein Geschöpf von ihm bin. Und das ist für mich ein Grund, Gott zu danken - auch für all das, was ich machen darf. Ich denke, dass jeder Christ diese Freude spüren sollte. Ich durfte das durch die Erscheinungen erfahren, wo ich - sozusagen - „süchtig“ nach der Gottesmutter geworden bin. Nach und nach, durch die Einladungen der Gottesmutter, ist so Gott das Zentrum meines Lebens geworden.

Hast du einen persönlichen Wunsch oder ein Ziel?
Mein Ziel ist die Heiligkeit. Es ist nicht wichtig, wo ich bin. Wenn ich mit Freunden rede, versuche ich immer, meine Freude mit ihnen zu teilen, eine Freude, die ich verspüre, obwohl ich ein normales Alltagsleben führe und mich oft dabei auch beeilen muss. Jeden Morgen fühle ich in mir den Wunsch, alles gut zu machen, und ich versuche, so zu leben, als wäre das, was ich gerade mache, das Letzte, was ich tun kann.

Marija, danke für dein Zeugnis, nicht nur in Worten, sondern auch mit deinem Leben. Mögen noch viele Menschen durch dich die Freude Gottes kennen lernen.

Quellennachweis: www.oasedesfriedens.at/ -  Juli 2003