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Katechismus der Katholischen Kirche über das Fasten

Aus dem Katechismus der katholischen Kirche ist es ersichtlich, welche Bedeutung heutzutage dem Fasten zufällt. Die Einsicht in die biblischen und theologischen- moralischen Themen zeigt, dass Fasten seine Stelle, seinen Sinn verloren hat und dass es vor allem nicht mehr praktiziert wird. Während dem Thema Gebet (ganz berechtigt) im Katechismus der Katholischen Kirche etwa 70 Seiten gewidmet werden, wird Fasten nur nebenbei, und zwar auf nur 9 Stellen erwähnt.

In der Nr. 575 wird es zum erstenmal erwähnt, und zwar in Klammern, bei der Anführung der Frömmigkeitsformen "Almosengeben, Fasten und Gebet".

In der Nr. 1387 wird Fasten als Vorbereitung auf den Empfang der heiligen Kommunion empfohlen, im Rahmen der vorgeschriebenen Vorschriften der lokalen Kirche. Es wird aber nicht auf die Einzelheiten, die Dauer oder den Sinn dieser Vorbereitung eingegangen.

In der Nr. 1430 wird davon gesprochen, dass "der Ruf Jesus zu Umkehr und Buße zunächst nicht auf äußere Werke, "Sack und Asche", Fasten und Abtötungen zielt, sondern auf die Bekehrung des Herzens, die innere Buße", und besonders betont, dass Taten der Buße ohne die innere Bekehrung des Herzens unfruchtbar und falsch sind.

Schon die Propheten haben davon gesprochen, dass die Taten eines Menschen und das Innere seines Herzens und seiner Seele miteinander in Einklang stehen müssen. Dies ist heute fast völlig in Vergessenheit geraten, und dadurch wurde der prophetischen Botschaft unrecht getan. Außerdem werden die Worte Jesu in einem solchen Kontext gedeutet, wo Fasten selbst als unnötig erscheint. Man kann sich dem Eindruck nicht entziehen, dass Fasten auf eine sehr oberflächliche Weise interpretiert wird. Die Bekehrung des Herzens ist eine Folge des Gebets und des Fastens und auch ein Kriterium für ihre Richtigkeit. Sie stehen immer in einer tiefen Verbundenheit, wie z.B. das Lernen mit der Zensur sehr eng verbunden ist. Hier gewinnt man aber den Eindruck, die Zensur sei wichtiger als Lernen. Die Zensur ist zwar wichtig, weil das Lernen ohne die Zensur wenig Sinn hätte; um aber eine Zensur bekommen zu können, muss man lernen.

In der Nummer 1434 wird betont, dass die innere Buße "in sehr verschiedener Weise Ausdruck finden kann" und zwar in Fasten, Beten und Almosengeben, die "Äußerungen der Buße gegenüber sich selbst, gegenüber Gott und gegenüber Mitmenschen", darstellen. Fasten, Beten und Almosengeben sind die Versöhnung mit seinem Nächsten und die tätige Nächstenliebe erlangen kann.

Auch in diesem Kapitel bekommt man den Eindruck einer oberflächlichen Interpretation des Fastens, besonders wenn wir uns daran erinnern, dass Jesus aus keinem der angegebenen Gründen gefastet hat. Fasten besitzt seinen tiefen Sinn, den es nie unter keinen Umständen verliert. Alle Menschen, seien es Reiche oder Arme, Heilige oder Sünder müssen fasten und beten, weil Fasten und Gebet die grundlegende Bedingung für ein Verhältnis zu Gott, zu sich selbst und zu anderen ist.

In der Nr. 1438 werden die Zeiten der Buße im Laufe des Kirchenjahres angesprochen: Fastenzeit und Freitage. Diese Zeiten eignen sich besonders zu Exerzitien, Bußliturgien und Bußwallfahrten. Fasten wird als freiwilliger Verzicht zugunsten des Nächsten dargestellt.

Wenn die Absicht des Katechismus ist, die vollkommene Offenbarung -  die Tradition und die Praxis der Kirche  darzustellen, dann sind diese Erläuterungen nicht ausreichend; wenn aber nur Beschlüsse aufgrund  der heutigen Praxis gefasst werden sollen, bedarf es keiner weiteren Erklärung - heute wird Fasten nämlich in der Kirche überhaupt nicht mehr praktiziert.

In der Nummer 1755 befindet sich der Begriff Fasten wieder in Klammern, als ein Beispiel für die Handlung, die mit guter Absicht gemacht werden muss. Eine schlechte Absicht macht die Handlung zu etwas Schlechtem, selbst wenn der Gegenstand an sich gut ist (Beten oder Fasten, um von den anderen Menschen gesehen zu werden)

Aus diesem Kontext könnte man schließen, dass es gefährlicher ist zu fasten, um von den anderen Menschen gesehen zu werden, als vor denselben Menschen unmäßig zu essen und zu trinken!

In der Nr. 1969 wird betont, dass "das neue Gesetz die Akte der Gottesverehrung Almosengeben, Beten und Fasten vollbringt", und zwar "im Blick auf den Vater, der im Verborgenen sieht".

Aus der Praxis geht die Frage hervor: Existiert ohne Gebet und Fasten überhaupt eine aufrichtige Absicht des Herzens? Es ist genauso ungerecht, die Gefahr des Fastens als äußere Form der Buße überzubetonen, wie auch die Absicht des Fastens in den Vordergrund zu stellen. Sie müssen ständig als Mittel und Ziel angesehen werden. Das Ziel kann man ohne Mittel nicht erreichen, und Mittel sind ohne Ziel sinnlos.

In der Nr. 2043 wird erwähnt, dass man sich durch Fasten auf die liturgischen Feste vorbereitet und dass sie dazu beitragen, dass man die Freiheit des Herzens und die Herrschaft über seine Triebe erringt.

Durch Fasten und Beten wird tatsächlich die Freiheit des Herzens erreicht, mit der der Mensch erfolgreicher gegen das Böse in sich und um sich kämpft. Gerade deshalb ist Fasten so wichtig.

In der Nr. 2742 wird das Zitat aus dem Werk Capita practica ad Anatolium von Evagrius angeführt, das sich auf die Forderung bezieht, immer ohne Unterlass zu beten. "Es wurde uns nicht vorgeschrieben, beständig zu arbeiten, zu wachen und zu fasten. Doch ist es für uns ein Gesetz, unablässig zu beten."

Die Praxis hat bestätigt: Wenn man fastet, betet man besser, und wenn man betet, fastet man leichter und besser.

Vielleicht muss auch hier gesagt werden: Was Gott vereinigt hat, soll der Mensch nicht trennen!

Quellenangaben: Text aus dem Buch "Mit dem Herzen fasten" von Pater Slavko Barbaric. Das Buch können Sie gerne bei der Gebetsaktion Wien (www.gebetsaktion.at/shop/pater-slavko-barbaric-mit-dem-herzen-fasten/) bestellen.