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Fasten und Eucharistie

Obwohl es eine Tatsache ist, dass Jesus die Eucharistie nach dem festlichen Paschamahl gestiftet hat, also nach dem Festmahl zum erstenmahl den Aposteln seinen Leib als Nahrung und sein Blut als Getränk gereicht hat, haben sich die Gläubigen seit Bestehen der Kirche auf die Begegnung mit Christus in der Eucharistie durch das sogenannte eucharistische Fasten vorbereitet.

In der ursprünglichen kirchlichen Tradition, die noch heute in den kirchlichen Gemeinschaften des Ostens zu erkennen ist, und die ihrer geographischen Lage nach den Anfängen der Kirche näher liegen, ist der am Anfang vorherrschende Geist ersichtlich. Diese Vorbereitungsweise kann man auch in der Tradition der Orthodoxen Kirche erkennen. Wer sich auf die Kommunion vorbereitet, hat die ganze Woche über ein Fastenprogramm. Dieses Programm wird umso strenger, je näher der Kommuniontag rückt. Sie empfangen aber zu selten die Kommunion.

Man soll aber nicht vergessen, dass die alltägliche Kommunion nicht immer erlaubt war. Nach kirchlichen Gesetzen musste man jährlich wenigstens einmal beichten und an Ostern die heilige Kommunion empfangen. Als die Möglichkeit eines öfteren Empfanges der heiligen Kommunion eingetreten war, galt die Regel, das man ab Mitternacht bis zur heiligen Kommunion nicht einmal Wasser zu sich nehmen durfte. Zugelassen waren eventuell nur Medikamente. Durch die Erneuerung der Liturgie, die während des Papstes Pius XII. angefangen hat, wurde erlaubt, die heilige Messe auch am Nachmittag zu feiern, und das eucharistische Fasten wurde aus praktischen Gründen auf drei Stunden reduziert. Nach dem II. Vatikanischen Konzil wurde das eucharistische Fasten auf eine Stunde vor der heiligen Kommunion reduziert. Auf diese Weise ist Fasten als die Vorbereitung auf die Eucharistie praktisch verschwunden.

Ganz bestimmt stellt das Reduzieren des eucharistischen Fastens kein Problem an sich dar; das Problem liegt darin, dass keine geeignete Vorbereitung auf die Begegnung mit Christus in der Eucharistie vorhanden ist. Es besteht eine wirkliche Gefahr, dass man die tiefe Ehrfurcht vor Christus verliert, der in der Eucharistie anwesend ist, somit auch den Unterschied zwischen den gewöhnlichen und eucharistischen Brot nicht erkennen kann. Der heilige Paulus spricht von der eucharistischen Feier der Gemeinschaft in Korinth und schreibt, unter anderem auch:

"Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt" (1 Kor 11, 28-29).

Ich bin überzeugt davon, dass gerade das eucharistische Fasten eine Pforte war, durch die man mit tiefer Ehrfurcht in das Geheimnis der Anwesenheit Christi eintreten und das gewöhnliche Brot vom Leibe Christi unterscheiden konnte. Wie wichtig war doch für die Kinder - die Erstkommunikanten - die Erfahrung, die Begegnung mit Christus zu erwarten, auf die sie sich durch strenges Fasten von Mitternacht bis zum Moment der Kommunion vorbereitet haben! Durch dieses Fasten wurden die Gläubigen in die geheimnisvolle und herrliche Anwesenheit Christi eingeführt, und so konnte die Gefahr vor einer oberflächlichen Begegnung mit Christus in der Eucharistie leichter vermieden werden. Wenn ein Gläubiger beginnt, Christus in der Eucharistie zu begegnen, ohne dass er sich auf diese Begegnung vorbereitet hat, geht das richtige Verhältnis zwischen Christus, der mit seinem Volk im Brot geblieben ist, und dem Menschen, der die heilige Kommunion empfängt, verloren.

Die Tatsache, dass uns die Muttergottes aufgerufen hat, zwei Tage zu fasten, und zwar mittwochs und freitags, spricht auf eine bestimmte Weise von der Vorbereitung auf die Begegnung mit Christus in der Eucharistie. Donnerstag war schon immer ein Tag der Eucharistie und der Priesterschaft. Deshalb ist Fasten am Mittwoch, vom eucharistischen Standpunkt, eine Vorbereitung auf Donnerstag, den Eucharistietag, und Freitag ein Tag der Danksagung für die Eucharistie und für die Möglichkeit, mit Christus in der Eucharistie das ganze Leben hindurch zu bleiben.

Indem sich der Mensch in einer würdigen Weise auf die Begegnung mit Christus in der Eucharistie vorbereitet, bereitet er sich auf das ewige Festmahl im Himmel vor. Eucharistie stellt auf eine gewisse Weise die Vorbereitung und den Vorgeschmack des ewigen Festmahls im Reich Gottes dar.

Quellenangaben: Text aus dem Buch "Mit dem Herzen fasten" von Pater Slavko Barbaric. Das Buch können Sie gerne bei der Gebetsaktion Wien (www.gebetsaktion.at/shop/pater-slavko-barbaric-mit-dem-herzen-fasten/) bestellen.