Zum Hauptinhalt springen

Fasten in der Bibel - Neues Testament

Das Fasten Jesu
Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt werden. Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger.

Da trat der Versucher an ihn heran und sagte:"Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird". Er aber antwortete: "In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt."

Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: "Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab, denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt." Jesus antwortete ihm: "In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen."

Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: "Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest." Da sagte Jesus zu ihm: "Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen."

Darauf ließ der Teufel von ihm ab, und es kamen Engel und dienten ihm (Mt 4,1-11)

Jesus und Adam
Die Versuchung Jesu in der Wüste geschah vor dem Beginn seines Wirkens. Jesus geht in die Wüste und dort betet er und fastet.

Die erste Versuchung bezieht sich auf das Materielle. Die zweite Versuchung besteht darin, dass Jesus den Vater auf die Probe stellen soll, um zu sehen, ob Gott, sein Vater, etwas macht, um ihn beim Absturz zu retten. Jesus lehnt es ab, Gott auf die Probe zu stellen. Mit anderen Worten: Wenn seine Taten einen Menschen in den Abgrund führen, wird Gott darauf antworten? Jesus sagt, der Mensch darf Gott nicht auf die Probe stellen, sondern soll sich an die von Gott in die Natur gelegten Gesetze halten.

Die dritte Versuchung bezieht sich auf die Macht. Jesus soll sich vor dem Teufel niederwerfen und ihn anbeten; als Belohnung wird er die Macht bekommen. Jesus widersteht allen Versuchungen; erst dann kommen die Engel und dienen ihm.

Nicht zufällig stellt der heilige Matthäus gerade so den Anfang des Wirkens Jesu dar. Jesus ist gekommen, um die Sünde von Adam und Eva zu sühnen. Sie besaßen alles, haben aber alles verloren, weil sie blind geworden waren gegenüber dem, was sie besaßen, haben aber die Augen geöffnet für all das, was ihnen verboten war, also für das, was sie nicht besaßen. Indem sie nach dem Verbotenen gegriffen haben, wollten sie das besitzen, was ihnen nicht gehört hat, und auf diese Weise haben sie alles verloren und sind in die Wüste vertrieben worden. "Die Wüste" bezieht sich dabei auf ihr Verhältnis zu Gott und ihr Verhältnis zueinander. Plötzlich befanden sie sich in der Wüste, weil sie das Paradies, ein geordnetes Verhältnis zwischen dem Menschen, Gott und der Natur verlassen mussten. 

Jesus ist gekommen, um alle zu retten, die gefallene Welt zu erneuern und ihr den Weg der Rettung zu zeigen. Deshalb musste er in die Wüste gehen, die als eine Folge der Sünde betrachtet werden kann, um so eine neue Welt, die Welt des Gottesreiches zu stiften und dem Menschen den Weg der Rettung zu öffnen. Jesus hat der Versuchung nicht nachgegeben, so wie Adam und Eva, und deshalb kommen die Engel, die das Wahrzeichen des wiederhergestellten Paradieses - des Gottesreiches - darstellen, und dienen ihm.

So betritt Jesus persönlich das neue Königreich und öffnet den Weg der Erlösung für alle.

Dieser Prozess läuft immer wieder bei allen Menschen ab. Wenn der Mensch alles hat, dann verliert er oft auch alles, weil man im Glück leicht Gott vergisst und an seine Anwesenheit nicht denkt. Erst wenn der Mensch Gott verliert, geht er auf die Suche nach Ihm, weil die "Wüste" im Verhältnis Gott - Mensch für den Menschen unerträglich ist.

Aus diesem Bild geht klar hervor: der Mensch kann erst dann im Frieden und Glück leben, erst wenn er durch die völlige Übergabe seines Lebens an Gott seine Wüste überwindet, das Materielle und die Ruhmsucht besiegt und aufhört, Gott auf die Probe zu stellen.

Da Fasten im Leben Jesu so wichtig und eine Bedingung für die Öffnung für Gottes Weg war, müssen wir auch die Bedeutung entdecken. Derjenige, der fastet, begibt sich in seine Wüste und entschließt sich dort von neuem für Gott, und durch diesen Entschluss entsteht eine neue Welt, die Welt des Gottesreiches.

Die neue Welt kann nicht wiederhergestellt werden, ohne dass sich der Mensch in der Wüste aufhält, weil er dort das Böse und den Bösen besser erkennen und auch erfolgreich für das Gute kämpfen kann.

Jesus spricht vom Fasten
"Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du fastet, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastet, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten."(Mt, 6,16-18)

Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: "Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens." Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete. "Gott, sei mir Sünder gnädig!" Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden" (Lk 18, 10-14)

Die Jünger Jesu werden fasten
Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sagten. "Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten?" Jesus antwortete ihnen: "Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein, dann werden sie fasten"(Mt 9,14-15)

Da die Jünger des Johannes und die Pharisäer zu fasten pflegten, kamen Leute zu Jesus und sagten: "Warum fasten deine Jünger nicht, während die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer fasten?" Jesus antwortete ihnen: "Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; an jenem Tag werden sie fasten" (Mk 2,18-20)

Sie sagten zu ihm: "Die Jünger des Johannes fasten und beten viel, ebenso die Jünger der Pharisäer; deine Jünger aber essen und trinken." Jesus erwiderte ihnen: "Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; in jenen Tagen werden sie fasten" (Lk 5,33-35).

Fasten und Beten festigt den Glauben
"Weil euer Glaube so klein ist. Amen, das sage ich euch: Wenn euer Glaube auch nur so groß ist wie ein Senfkorn, dann werdet ihr zu diesem Berg sagen: Rück von hier nach dort!, und er wird wegrücken. Nichts wird euch unmöglich sein. Diese Art kann nur durch Beten und Fasten ausgetrieben werden" (Mt 17,20-21)

Durch Fasten und Gebet im Kampf gegen den Satan
Als Jesus sah, dass die Leute zusammenliefen, drohte er dem unreinen Geist und sagte: "Ich befehle dir, du stummer und tauber Geist: Verlass ihn, und kehr nicht mehr in ihn zurück!" Da zerrte der Geist den Jungen hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Der Junge lag da wie tot, so dass alle Leute sagten: "Er ist gestorben." Jesus aber fasste ihn an der Hand und richtete ihn auf, und der Junge erhob sich. Als Jesus nach Hause kam uns sie allein waren, fragten ihn seine Jünger: "Warum konnten wir den Dämon nicht austreiben?" Er erwiderte ihnen: "Diese Art kann nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben werden" (Mk 9,25-29)

Fasten und Gebet vor dem Gottesdienst
Als sie zu Ehren des Herrn Gottesdienst feierten und fasteten, sprach der Heilige Geist. "Wählt mir Barnabas zu Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie mir berufen habe!" Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen (Apg 13, 2-3).

Als sie in dieser Stadt das Evangelium verkündet und viele Jünger gewonnen hatten, kehrten sie nach Lystra, Ikonion und Antiochia zurück. Sie sprachen den Jüngern Mut zu und ermahnten sie, treu im Glauben festzuhalten; sie sagten: Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen. In jeder Gemeinde bestellten sie durch Handauflegung Älteste und empfahlen sie mit Gebet und Fasten dem Herrn, an den sie nun glaubten (Apg 14, 21-23)

Das Fasten des heiligen Paulus
"Niemand geben wir auch nur den geringsten Anstoß, damit unser Dienst nicht getadelt werden kann. In allem erweisen wir uns als Gottes Diener: durch große Standhaftigkeit, in Bedrängnis, in Not, in Angst, unter Schlägen, in Gefängnissen, in Zeiten der Unruhe, unter der Last der Arbeit, in durchwachten Nächten, durch Fasten, durch lautere Gesinnung, durch Erkenntnis, durch Langmut, durch Güte, durch den Heiligen Geist, durch ungeheuchelte Liebe, durch das Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit in der Rechten und in der Linken, bei Ehrung und Schmähung, bei übler Nachrede und bei Lob" (2 Kor 6,3-8)

"Dreimal wurde ich ausgepeitscht, einmal gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag trieb ich auf hoher See. Ich war oft auf Reisen, gefährdet durch Flüsse, gefährdet durch Räuber, gefährdet durch das eigene Volk, gefährdet durch Heiden, gefährdet in der Stadt, gefährdet in der Wüste, gefährdet auf dem Meer, gefährdet durch falsche Brüder. Ich erduldete Mühsal und Plage, durchwachte viele Nächte, ertrug Hunger und Durst, häufiges Fasten, Kälte und Blöße" (2 Kor 11, 25-28)

Eschatologische Dimension des Fastens
Ein Christ folgt Christus nach. Christus ist ein Pilger, der dem Mensch entgegenkommt, welcher in Gefahr ist, sich auf dem Weg zu verirren oder stehenzubleiben. Seitdem Jesus auf den Menschen zugekommen ist, werden auch der Weg und das Leben des Menschen zu einer Pilgerfahrt. Alles wandelt sich zum Guten. Jesus begleitet den Menschen und ist dessen Weg, Wahrheit, Leben, Licht und Nahrung.

An sich ist der Mensch ein Pilger, der in allem nach Gott als Antwort auf alle seine Fragen trachtet. Er muss dagegen kämpfen, auf diesem Weg von Irdischem aufgehalten oder gefangengenommen zu werden. Wenn sich ein Christ für das Fasten entscheidet und fastet, bezeugt er dadurch seinen Glauben an Endgegebenheiten, die endlos lange dauern. Fasten bedeutet, sich vom Irdischen zu befreien und den irdischen Gegebenheiten nicht zu erlauben, den Blick auf die Ewigkeit zu trüben.

Es genügt auch nur ein flüchtiger Blick in die biblische Offenbarung, um zu sehen, wie oft verschiedene menschliche und heilige Festmahle und im Neuen Testament Festmahle Jesu und das eschatologische Fest erwähnt werden. Über achtzigmal werden Berichte über Feste in verschiedenen Situationen erstattet. Das bekannteste, unter diesen Festen ist das Paschafest, zum Gedächtnis an die wunderbare Liebe, mit der sich Gott für die Israeliten eingesetzt und sie aus Ägypten herausgeführt hat. Dieses Fest darf und kann kein Israelit je vergessen. (vgl. Ex 12 und 13)

"Am Zehnten dieses Monats soll jeder ein Lamm für seine Familie holen, ein Lamm für jedes Haus. Ist die Hausgemeinschaft für ein Lamm zu klein, so nehme er es zusammen mit dem Nachbarn, der seinem Haus am nächsten wohnt, nach der Anzahl der Personen. Bei der Aufteilung des Lammes müsst ihr berücksichtigen, wie viel der Einzelne essen kann. Nur ein fehlerfreies , männliches, einjähriges Lamm darf es sein" (Ex 12,3b-5a)

Es wird auch genau vorgeschrieben, wie man essen soll:
"So aber sollt ihr es essen: eure Hüften gegürtet, Schuhe an den Füßen, den Stab in der Hand. Esst es hastig! Es ist Paschafeier für den Herrn" (Ex 12,11)

Abgesehen von seiner geschichtlichen Realität, hat dieses Festmahl ganz gewiss auch eine eschatologische Bedeutung, weil es das eucharistische Festmahl symbolisiert. Jesus isst das Paschamahl mit seinen Jüngern und reicht ihnen Eucharistie als Gabe. Er ist das Lamm Gottes, das sich nicht nur für das Leben des israelitischen Volkes, sondern auch für die ganze Welt aufopfert (Vgl. Lk 22, 7-18 und and.).

Das vom Propheten Jesaja im 25. Kapitel beschriebene Festmahl ist auf eine eigenartige Weise auch eschatologisch:
"Der Herr der Heere wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen. Er zerreißt auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen. Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt, und die Decke, die alle Völker bedeckt. Er beseitigt den Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt er von seinem Volk die Schande hinweg. Ja, der Herr hat gesprochen. An jenem Tag wird man sagen: Seht, das ist unser Gott, auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, er wird uns retten. Das ist der Herr, auf ihn setzen wir unsere Hoffnung. Wir sollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat. Ja, die Hand des Herrn ruht auf diesem Berg!" (Jes 25, 6-10)

Jesus hat über das Reich Gottes in Bildern und Gleichnissen gesprochen und dabei oft Festmahle erwähnt. Gleichzeitig spricht er vom ewigen Festmahl im Reich Gottes. Der heilige Lukas hat die Worte Jesu niedergeschrieben:

"In allen meinen Prüfungen habt ihr bei mir ausgeharrt. Darum vermache ich euch das Reich, wie es mein Vater mir vermacht hat. Ihr sollt in meinem Reich  mit mir an meinem Tisch essen und trinken, und ihr sollt auf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten" (Lk 22, 28-30).

Nachdem er die Eucharistie gestiftet hat, spricht Jesus:
"Ich sage euch: Von jetzt an werden ich nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich mit euch von neuem davon trinke im Reich meines Vaters" (Mt 26,29).

An diesem Festmahl werden die Urväter des Glaubens teilnehmen:

"Ich sage euch: Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; die aber, für die das Reich bestimmt war, werden hinausgeworfen in die äußerste Finsternis; dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen" (Mt 8,11-12).

Unter welchen Bedingungen kann man am Festmahl teilnehmen?

"Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der die Hochzeit seines Sohnes vorbereitete. Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen...Als sie sich gesetzt hatten und der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Mann, der kein Hochzeitsgewand anhatte. Er sagte zu ihm: Mein Freund, wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen?" (Mt, 22,2-3. 11-12).

Das Festmahl wird vorbereitet, alle sind eingeladen, aber nicht alle wollten kommen. Unter denjenigen, die gekommen sind, zeigten sich aber nicht alle zur Teilnahme am Festmahl bereit.

Das Festmahl kann aber ohne den Bräutigam nicht beginnen. Deshalb spricht Jesus vom Warten auf den Bräutigam. Die Jungfrauen warten auf den Bräutigam, um mit ihm in den Hochzeitssaal zu gehen. Da er nicht kommt, werden sie müde und schlafen ein. Fünf von ihnen sind in den Hochzeitssaal eingetreten, weil sie Öl in ihren Lampen hatten; fünf andere wurden töricht genannt, weil sie zur Hochzeit nicht vorbereitet waren (vgl. Mt 25,1).

Man muss wach sein und warten. Denkt der Knecht, dass sich sein Herr verspäten wird, ist er nicht mehr bereit zu warten. Wenn er sich beim Warten nicht auf die Zukunft ausrichtet, wendet er sich zu sich selbst, zum Essen und zum Trinken, und so kommt es zu Missverständnissen, Konflikten, Kriegen (Mt, 24,45).

Fasten macht den Menschen fähig zu warten und dabei nicht müde zu werden und wird zum direkten Zeugnis von der Erwartung des ewiglichen Festmahles im Reich Gottes. Alles, was in der Offenbarung des Johannes gesagt wurde, wird sich verwirklichen:

"Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir" (Offb 3,20)

Brot und Wasser - Nahrung für Pilger
Der Aufruf zum Leben bei Brot und Wasser ist in erster Linie der Aufruf zur Vorbereitung auf die Begegnung mit Christus in der Eucharistie. Durch diesen Aufruf sollten wir uns auch unserer lebenslangen Wallfahrt auf der Erde bewusster werden. Das ganze menschliche Leben und sein ganzes Wirken können als eine Wallfahrt betrachtet werden.

In der Geschichte des menschlichen Denkens, und besonders in den letzten Jahrzehnten sind Theorien entstanden, nach denen der Mensch auf dieser Erde ein Vagabund ist, der weder seine Herkunft noch sein Ziel kennt. Der christliche Standpunkt über den Menschen ist ganz anders. Seiner Natur nach ist jeder Mensch ein Gottsuchender. In sich selbst trägt er die Fragen nach dem ewigen Leben, nach Freude, nach Frieden. Die Antwort auf diese Fragen ist Gott. Der Mensch irrt nicht: Er geht seiner Erfüllung und der endgültigen Wahrheit entgegen, die er nur in Gott finden kann. Deshalb ist der Mensch in seinem Inneren ein Pilger, und ein Pilger verlässt sein alltägliches Leben, seine Arbeit, seine Sicherheit und begibt sich auf den Weg zu den Orten und Personen, wo er Gott leichter begegnen kann, weil er sich dort durch besondere Zeichen offenbart hat.

In alten Zeiten waren keine modernen Verkehrmittel vorhanden, mit Hilfe derer man schnell und bequem von einem Ort zum anderen reisen konnte, und deshalb haben die Wallfahrten über ganze Wochen, Monate und Jahre gedauert. Ein Wallfahrer hatte nur das Wichtigste zum Überleben bei sich, und das waren Brot und Wasser. Indem er seinen Alltag hinter sich gelassen und dabei nur die Tasche mit Brot und Wasser mitgenommen hatte, wurde er von jeder Last und jedem Überfluss frei. In solch einem Zustand konnte er sich weiter zu den Orten und Personen begeben, wo er die Begegnungen mit Gott suchte. Diese Orte waren aber nur vorübergehende Stationen, die er wieder verlassen hat oder zu seinem Alltag zurückgekehrt ist. Seine Rückkehr ins normale Leben hat auch weiterhin alle Kennzeichen einer Wallfahrt beibehalten, weil der Mensch auf dieser Welt keinen ständigen Aufenthaltsort hat; er pilgert seiner ewigen Heimat entgegen, wo Frieden, Freude, ewiges Leben und Gemeinsamkeit herrschen.

Indem der Mensch heutzutage bei Brot und Wasser lebt, wird er imstande sein, seine Freiheit zu bewahren, und zu keinem Sklaven des Materiellen oder zu einem Opfer falscher Versprechungen zu werden. In seiner Freiheit wird er bereit sein zu lieben und zu vergeben, Konflikte zu überwinden und im Frieden zu leben. Immer wenn der Mensch seine Wallfahrt vergisst, bleibt er auf dem Weg stehen und wird von Ängsten und Sorgen dieser Welt zerstört.

Gott hat dem Menschen auch das Himmelsbrot, seinen Sohn gegeben, der sein ständiger Begleiter bei der Wallfahrt geworden ist. Deshalb trägt der Messias den Namen Emmanuel, was die Bedeutung: Gott mit uns hat. Wenn es passiert, dass der Mensch vergisst, dass sein Gott ihn im Brot auf seiner Wallfahrt begleitet, dann wendet er sich weltlichen Dingen zu, und ohne Gott kann man sich in der Welt nicht wohl fühlen.

Darin besteht auch der Sinn des Fastens. Fasten ist also nicht nur ein Heil-, Beruhigungs- oder Befreiungsmittel, sondern neben Gebet und Almosengeben das Hauptmittel zur Erzielung einer religiösen Erfahrung, bzw. zur Bewusstmachung der Wahrheit von sich selbst und zur Öffnung des Menschen für Gott, der sich völlig für den Menschen entschieden hat.

Das in Vergessenheit geratene Fasten
Wenn wir uns der biblischen Fastenpraxis (sei es im Alten oder im Neuen Testament), der Kirchentradition und der Heiligenerfahrung bewusst werden, und dessen was heutzutage vom Fasten übriggeblieben ist, kann man mit Recht behaupten: " DAS FASTEN IST IN VERGESSENHEIT GERATEN." Anselm Grün schreibt:

"Wo wird heute gefastet? Kaum noch dort, wo man es am meisten erwarten würde, in den Klöstern. Es werden viele Gründe angegeben, warum man heute nicht mehr nach der Regel vom heiligen Benedikt fasten kann, oder so wie es Franz von Assisi praktiziert hat: Heute soll man mehr als früher arbeiten, das sei nicht mehr gesund, vieles soll zeitabhängig sein."

Dem kirchlichen Gesetz nach gibt es nur noch zwei Fasttage: Aschermittwoch und Karfreitag. Wenn man dem Rat folgt, an diesen Tagen dürfte man sich einmal satt essen und zweimal weniger essen, ist es ersichtlich, dass Fasten eigentlich nicht mehr vorhanden ist, weil jeder vernünftige Mensch normalerweise gerade so essen sollten: sich einmal pro Tag satt essen und zweimal weniger essen, weil alles andere dem Organismus nicht gut tut.

Freitag war früher der Tag, an dem die Christen kein Fleisch gegessen haben. Jetzt können die Gläubigen nach eigener Wahl darüber entscheiden, was gewiss als ein großer Verlust sowohl für die geistige als auch für die körperliche Gesundheit angesehen werden kann. Fasten als Vorbereitung für die Festtage ist auch verschwunden.

In der letzten Zeit ist es klar geworden, dass der Sinn des Fastens völlig verlorengegangen ist, weil man nach offiziellen Erklärungen Fasten durch gute Taten, oder ein anderes Opfer, bzw. durch Verzicht ersetzen kann, was völlig falsch ist. Derjenige, der nicht fasten kann, kann das Fasten auch durch nichts anderes ersetzen, wie auch ein Kranker durch kein Gebet die Teilnahme an der heiligen Messe ersezten kann, obwohl ihn seine Krankheit dabei rechtfertigt. Wenn jemand z.B. auf Zigaretten und Alkohol in der Fastenzeit verzichtet, ist das zwar sehr nützlich, aber hier handelt es sich nicht um Fasten. Wenn jemand gute Taten verrichtet, ist das auch gut, kann aber Fasten nicht ersetzen.

Alle sind zum Fasten aufgerufen
Gesunde und Kranke, Junge und Alte, Reiche und Arme, Heilige und Sünder, alle müssen fasten, obwohl die Ergebnisse verschieden sein können.

Gesunde werden durch Fasten und Gebet mehr Mitleid mit den Kranken bekommen. Kranke werden leichter ihr Kreuz ertragen können, und nach Erfahrungen vieler auch schneller gesund werden.

Jugendliche werden durch das Fasten und Gebet ihre Freiheit bewahren, den schlechten Gewohnheiten besser widerstehen, sie besser erkennen und erfolgreicher gegen sie kämpfen können. Ältere Menschen werden durch Fasten und Gebet ihren Frieden erhalten, großzügiger und dankbarer werden und ihre Tage mit mehr Freude leben.

Den Reichen wird durch Gebet und Fasten eher bewusst, was sie besitzen, so dass sie für ihre armen Brüder und Schwestern einen Teil ihres Besitzes leichter abgeben können. Fasten und Gebet kann sie von Hochmut und ungerechtem Verhalten den anderen gegenüber bewahren und ihnen helfen, für ihren Besitz Dankbarkeit zu zeigen.

Den Armen können Fasten und Gebet beim Tragen ihres Kreuzes helfen, so dass sie durch ihre Armut nicht verbittert werden und damit sie der Versuchung widerstehen, das Materielle als wichtigstes Kriterium für das menschliche Glück zu betrachten.

Einem Sünder helfen Fasten und Gebet, seine Sündhaftigkeit zu erkennen, die Verantwortung dafür zu übernehmen, seine Sünden von Herzen zu bereuen und eine neue Kraft im Kampf gegen das Böse zu bekommen.

Den Heiligen können Fasten und Gebet bei ihrem Wachstum in Liebe, Glauben, Hoffnung, Hingabe und Vertrauen in Gott helfen.

Auch die Umwelt könnte man durch Fasten und Gebet leichter schützen. Es gäbe weniger Abfall, und wir wären fähig, die allgemeine Gefahr zu überwinden, die darin besteht, dass wir die Naturschätze so ausbeuten, als gäbe es keine weitere Generation nach uns auf dieser Welt.

In der Zeit der Entstehung dieses Buches wird immer wieder vom dritten Jahrtausend gesprochen und es werden viele Fragen danach gestellt, was es mit sich bringen wird. Es wäre angebrachter zu fragen, als welche Menschen werden wir das dritte Millenium betreten? Wenn wir auch im neuen Jahrtausend mit unserem Hochmut, unserer Habgier, unmäßigem Essen und Trinken und unserem unablässigen Rennen nach materiellen Dingen nicht aufhören, werden wir wegen unserer Selbst- und Habsucht ständig Unglück hervorrufen und so unsere Familien, die Kirchengemeinschaft und die ganze Welt gefährden.

Fasten und Gebet neu zu entdecken bedeutet im biblischen Sinne, die Bedingungen für ein neues Leben zu schaffen.

FASTEN DARF NICHT VERGESSEN UND MISSVERSTANDEN WERDEN. ES MUSS EINE ENTSPRECHENDE  STELLE IN UNSEREM LEBEN BEKOMMEN WEGEN UNS SELBER, DER NATUR, ANDERER MENSCHEN UND SCHLIESSLICH WEGEN UNSERER BEZIEHUNG ZU GOTT!

Der kanadische Benediktiner Adalbert de Vogüe gesteht in seinem Buch To Love Fasting, dass der Aufruf zum Fasten aus Medjugorje der Kirche geholfen hat, zum Fasten zurückzukehren.

"Das religiöse Fasten ist nicht völlig verschwunden. Die neuesten Erscheinungen der Muttergottes in Medjugorje haben aufs Neue dieser alten Frömmigkeitsform - Fasten bei Brot und Wasser mittwochs und freitags - Ehre erwiesen. Das westliche Christentum hat aber lebendige Bräuche und geistige Motive vernachlässigt..."

Quellenangaben: Text aus dem Buch "Mit dem Herzen fasten" von Pater Slavko Barbaric. Das Buch können Sie gerne bei der Gebetsaktion Wien (www.gebetsaktion.at/shop/pater-slavko-barbaric-mit-dem-herzen-fasten/) bestellen.