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Fasten im Leben der Heiligen

Es ist bekannt, dass Heilige gebetet und gefastet haben. In den Ordensregeln aller Männer- und Frauenorden werden Mittwoch und Freitag als besondere Fasttage, und die Fastenzeit als eine längere Fastenperiode angeführt. Nach den Aussagen aber, die ich gesammelt habe, ist Fasten sogar aus den strengsten Ordensgemeinden verschwunden.

Der Kirche sind solche Personen bekannt, wie es der heilige Niklaus von Flüe, Theresia Neumann und in der neuesten Zeit Marthe Robin waren, die nur von der Eucharistie gelebt haben. Sie haben besondere Gnaden vom Herrn erhalten. Durch ihr Beispiel wurden auf eine besondere Weise die Worte bestätigt: "Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern" (Joh 6, 3 5),

Es ist nicht meine Absicht, im weiteren Text auf die Einzelheiten des Fastens bei einzelnen Heiligen einzugehen, ich möchte aber wenigstens das Fasten im Leben vom hl. Benedikt und hl. Franz von Assisi darstellen.

Der heilige Benedikt
Der heilige Benedikt wird als Gründer des westlichen Ordenswesens angesehen. In seinem Leben, wie auch im Leben seiner Söhne kam dem Fasten eine sehr wichtige Rolle zu. Sie haben in der Fastenzeit gefastet, indem sie nur einmal täglich, oder manchmal nur zweimal oder dreimal wöchentlich Nahrung zu sich nahmen. Vom heiligen Benedikt stammt der Satz, der zu einer goldenen Regel geworden ist: "Fasten lieben!"

Fasten ermöglicht auch alle anderen Tugenden, besonders die Keuschheit. Nur für die Keuschheit hat er das Gleiche gesagt: "Keuschheit lieben!". Für den heiligen Benedikt besteht ein tiefes Verhältnis zwischen Fasten und Keuschheit. Für einen Mönch bedeutet Keuschheit, sexuelle Begierde zu bewältigen, und das kann er auch durch Verzicht auf Nahrungsgenuss erreichen. Jeder Mönch muss Fasten und Keuschheit lieben, weil er so sich selbst entsagt und sich für eine tiefe Gemeinsamkeit mit Gott öffnet. So wird er zur Liebe zu Gott und zu seinem Nächsten befähigt, wozu wir von Christus aufgerufen werden. Fasten reinigt die Seele und den Körper und verleiht dem menschlichen Wesen Freude und Freiheit. Das ist nicht so leicht zu erreichen, aber alle, die fasten, werden erfahren, wie gut Fasten ist.

Im Laufe der Zeit ist Fasten aus der allgemeinen Kirche und aus den Ordensgemeinschaften, sogar bei den Benediktinern verschwunden.

Adalbert de Vogüe behauptet in seinem Buch To Love Fasting, dass in den Benediktinerklöstern nicht mehr gefastet wird, und dass die Benediktiner drei Mahlzeiten pro Tag einnehmen. Er hat nur eine Benediktinergemeinschaft in Abaqueqe (New Mexiko) gefunden, wo so gefastet wird, wie es vom heiligen Benedikt vorgeschrieben wurde. Es handelt sich um eine Gemeinschaft, die sehr ärmlich, weit weg von der Zivilisation lebt. Die Brüder erhalten sich selbst mit ihrer Arbeit und beten siebenmal pro Tag.

Es werden viele Gründe erwähnt, warum Fasten in Vergessenheit geraten ist, keiner von ihnen kann aber die Vernachlässigung der kirchlichen und mönchischen Praxis rechtfertigen.

Der heiligen Franz von Assisi
Das Leben des heiligen Franz nach den evangelischen Räten wurde vielen Menschen zur Inspiration, besonders Jugendlichen, und zwar nicht nur katholischen, sondern auch aus anderen christlichen Bekenntnissen. Er begeistert und inspiriert sogar die Nichtchristen. In der christlichen Tradition wird er für den Menschen gehalten, der in seinem Leben Christus am ähnlichsten geworden ist. Der Grund für diese Behauptung liegt nicht nur in der Tatsache, dass in La Verna am 17. September 1225 auf seinem Körper Wundmale Christi erschienen sind, sondern auch in seiner Lebensweise und seiner Beziehung zu den Menschen, der Natur und zu Gott. Sein Sonnengesang drückt seine große Liebe zu den Geschöpfen und zu Gott, dem Schöpfer, aus.

Der heilige Franz begeistert viele durch sein Leben. Durch sein Beispiel, ruft er zur Veränderung unserer Lebensweise auf, weil eine alte Regel sagt, dass wir die Heiligen nicht nur bewundern, sondern auch ihrem Beispiel folgen sollten. Sie halten Fürsprache für uns, rufen uns aber auch dazu auf, ihnen ähnlich zu werden.

Ganz gewiß, ist es viel einfacher, jemanden zu bewundern, als seinem Beispiel zu folgen. Der heilige Franz hat viel gebetet; er wurde deshalb "das Gebet selbst" genannt, aber auch viel gefastet. In der "Bestätigten Regel" schreibt er im dritten Kapitel:

"Sie sollen auch vom Allerheiligenfest bis zu Weihnachten fasten. Denjenigen, die freiwillig die heiligen vierzig Tage fasten, die mit dem Dreikönigsfest beginnen, vierzig Tage ununterbrochen dauern vom Herrn durch sein heiliges Fasten begnadet wurden (vgl. Mt 4,2), möge der Herr besondere Gnaden geben. Aber diejenigen, die es nicht wollen, sind dazu nicht verpflichtet. Die anderen vierzig Tage bis zu Ostern sollen sie aber fasten. In der anderen Zeit müssen sie außer an Freitagen nicht fasten."

Es ist bekannt, dass der heilige Franz außer den drei erwähnten vierzigtägigen Fastenperioden noch vierzig Tage vor dem Fest des heiligen Erzengel Michaels am 29. September fastete. Während solch eines Fastens in La Verna hat er auch die Stigmata bekommen und wurde so Christus ähnlicher. In der "Unbestätigten Regel" schreibt er im 3. Kapitel:

"Genauso sollen alle Brüder vom Allerheiligstenfest bis Weihnachten und vom Dreikönigsfest, als unser Herr mit dem Fasten begonnen hat, bis Ostern fasten."

In dieser "Unbestätigten Regel" wird vierzigtägiges Fasten ab dem Dreikönigsfest nicht zur freien Wahl gestellt, wie in der "Bestätigten Regel".

Alle, die vom Beispiel des heiligen Franz begeistert sind und nicht nur bei der Begeisterung bleiben wollen, werden mehr beten und fasten, weil man sich dadurch der Gande Gottes öffnet und Christus ähnlicher wird. Man erreicht so die innere Freiheit, und nur in Freiheit kann man in Liebe wachsen und die Schönheit des Lebens und der Geschöpfe Gottes entdecken. Erst dann kann man den anderen vergeben und sogar Probleme und Schwierigkeiten froh und liebevoll ertragen, wie auch den Tod "sein Brüderchen" nennen und ihn willkommen heißen. Das Verhältnis des heiligen Franz zur Natur kann besonders heutzutage inspirieren, wo die Natur so gefährdet ist, dass verschiedene Umweltschutzbewegungen in immer größerem Maße um die Rettung der Umwelt und dadurch auch um die Rettung der Menschen kämpfen. Immer wenn wir uns für die Geschöpfe einsetzen, erweisen wir Liebe und Achtung auch unserem Schöpfer gegenüber.

Der heilige Augustinus (354-430)
Wird dein Fasten dem Herrn gefallen, wenn du deinen Bruder vergisst? Fasten und Teilen: Das Gebet, getragen auf diesen beiden Flügeln, bekommt so seinen Aufschwung. Faste also, damit ein anderer statt deiner essen kann, und auch du sollst dich freuen, dass du deine Mahlzeit einnehmen kannst. Derjenige, der keine Nahrung hatte, wollte, dass man anstatt seiner einem Armen Nahrung gibt. Wir müssen darauf achten, dass wir im Bedürftigen unseren Gott nicht verachten, der in ihm seinen Hunger stillen will.

Das Gespräch zwischen einem Lehrer und einem Schüler über das Fasten
"Was tust du, mein Kind, während des Fastens?"
Der Bruder antwortet: "Am Morgen flechte ich Palmenzweige und während der Arbeit denke ich über die Psalmen nach. Nachdem ich mit einem Korb fertig bin, bete ich und mittags schlafe ich ein bisschen. Dann stehe ich auf, gehe ins Zimmer und arbeite aufs neue, solange ich drei Körbe nicht  angefertigt habe. Am Abend bete ich und nach hundert Verbeugungen, gehe ich in die Offizien. Am nächsten Tag koche ich bis neun Uhr und esse micht satt." Der alte Mann erwiderte: "Das ist kein Fasten, mein Kind. Wenn du der Nahrung entsagst und dabei den anderen Menschen Böses nachsagst, über sie richtest, dich den schlechten Gedanken überlässt, oder dich danach sehnst, etwas anderes zu machen, wäre es besser gewesen, dass du an diesem Tag gegessen und all das vermieden hättest. Denn wozu dient der Verzicht der Nahrung, wenn der Mensch dabei allen anderen Begierden erliegt? Jeder, der seine Wünsche in Gedanken erfüllt, er isst und trinkt, ohne Nahrung einzunehmen. Wenn du aber enthaltsam leben und ein gottgefälliges Fasten vornehmen willst, sollst du dich vor allen bösen Worten allen üblen Nachreden, jedem Urteil über andere hüten und auf das böse Reden nicht hören. Du sollst dich von aller Unreinheit des Leibes und des Geistes (vgl. 2 Kor 7,1), von allem Streben nach Rache und von allem Neid reinigen."

Quellenangaben: Text aus dem Buch "Mit dem Herzen fasten" von Pater Slavko Barbaric. Das Buch können Sie gerne bei der Gebetsaktion Wien (www.gebetsaktion.at/shop/pater-slavko-barbaric-mit-dem-herzen-fasten/) bestellen.