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Fasten und Gebet, ein Prozess der Reinigung

Fasten erfordert nicht eine vollkommene Abstinenz von Nahrung und Getränken. Im Gegenteil, die Botschaften erläutern eindeutig, dass wir an Fasttagen zumindest Brot essen und Wasser trinken sollen. Damit unser Fasten leicht und "süß" wird, sollen wir an solchen Tagen viel beten. Gebete an Fasttagen sind als Orientierungspunkte entlang des Weges, den wir gehen müssen, gedacht. Vom ersten Anbeginn an befreit das Fasten den Körper von negativen Kräften; es erlaubt die Elimination von ungenützten Reserven und von Überschüssen, die den Körper ersticken und schwer auf ihm lasten. Das Gebet schützt uns gegen die Spannungen und die Nervosität, die durch diesen Prozess der Elimination hervorgerufen werden.

Fasten selbst macht uns nicht ängstlich. Sobald sich der Körper seiner Überschüsse bewusst wird, die ihn ersticken, beginnt er zu reagieren. Es ist nicht ungewöhnlich und durchaus verständlich, dass ein Raucher, der begonnen hat, beim Rauchen zu fasten, sich der Fesseln bewusst wird, die ihm der Tabak anlegt. Auf andere Weise würde er diese Wahrnehmung überhaupt nicht machen können. Gleichzeitig neigen Herz und Gemüt mehr dazu, ein Gleichgewicht zwischen den Kräften des Geistes und des Körpers zu suchen und den Körper mehr und mehr dem Geist unterzuordnen. Dies ist immer ein sehr harter Kampf und das Gebet ist dafür eine nötige Hilfe. Aus all diesen Gründen singt die vorösterliche Liturgie davon, dass Fasten den Geist erhebt und die Laster zerstört. Indem sein Geist gestärkt wird, wird der Mensch widerstandsfähiger gegen psychologische und physische Krankheiten. Daher lebt er länger, da er von ungenützten Energien nicht mehr belastet ist.

Zahlreiche Erkenntnisse in Japan, Indien und vor allem in Tibet bekräftigen dies. Nur Fasten kann die Erklärung für die Geisteshaltung der Meister des geistigen Lebens in diesen Ländern sein, die ihre geistigen Aktivitäten eher spät im Vergleich zu unseren westlichen Standards beginnen, ja häufig erst, nachdem sie das Alter von sechzig Jahren erreicht haben.
Indem er seinen Geist stärkt, macht sich der Mensch selbst empfänglich für einen Freiraum in seinem Herzen, der für Gott und für den Nächsten offen ist. Das ist sehr wichtig. Wenn wir nämlich nicht genügend innere Stärke haben, ein Unrecht zu vergeben oder eine Ungerechtigkeit zu vergessen, kann eine fürchterliche Verbitterung sowohl unseren Geist als auch unseren Körper beeinträchtigen. Mit anderen Worten, Fasten leitet uns an, zwischen Wichtigem und Unwichtigem leichter zu unterscheiden, und so werden wir leichter zu einer Einstellung gelangen, die mit jeder Situation fertig wird. Im Zustand, in dem unser Körper gereinigt und von allen Zwängen befreit ist, ist unser Geist offen für positive Einflüsse. Es ist gut, wenn wir bemerken, dass unsere menschliche Natur genauso negativen Einflüssen aufgeschlossen ist und dass es nötig ist, zu beten, um dagegen anzukämpfen.

Wir sollten das Gebet und das Fasten Jesu in der Wüste in diesem Licht sehen. (vgl. Mt4, 1-11; Lk 4,1-13) Im Gebet und Fasten war es, dass Er einen Konflikt mit Satan ausfocht, der vergeblich versuchte, Ihn vom Willen Seines Vaters abzubringen. Zu der Bemerkung, dass die Versuchung Jesu genau während Seines Fastens stattfand, sollten wir antworten, dass Er gerade durch Sein Fasten die Kraft bekam, dieser Versuchung zu widerstehen.

Quellenangaben: Text aus dem Buch "Fasten" von Pater Slavko Barbaric
Buch kann bei der Gebetsaktion Wien unter (www.gebetsaktion.at/shop/pater-slavko-barbari/)bestellt werden.