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Fasten und Eucharistie

Jeden Mittwoch und Freitag lädt uns die Muttergottes in Medjugorje in besonderer Weise zum Fasten ein. In diesem „Jahr der Eucharistie“ erinnern wir an Gedanken von Pater Slavko, der zu Gott im Jahr 2000 heimgerufen worden ist.

Schon in ihren ersten Botschaften forderte uns die Muttergottes zum Fasten auf. Zuerst bezog sich diese Forderung nur auf einen Tag, den Freitag. Am 14. August 1984 erweiterte Maria die Forderung auch auf den Mittwoch. Marias Auftrag lautete, bei Brot und Wasser zu fasten. Auch wenn heute relativ wenig vom Fasten gesprochen und noch weniger gefastet wird, handelt es sich dabei um einen biblischen Auftrag, der in Verbindung mit dem Gebet von äußerster Wichtigkeit ist. Das Fasten erfüllt einen mehrfachen Zweck, da es sowohl für die Seele als auch für den Körper und Geist von Bedeutung ist. Es hat ebenso biblische Gründe wie auch historische und liturgische, und es entfaltet eine besondere Macht in Verbindung mit dem Gebet. Jesus sagte einmal zu den Aposteln, sie hätten deshalb nichts bewirken und die Menschen nicht vom bösen Geist befreien können, weil der böse Geist nur durch Fasten und Beten verbannt werden könnte (vgl. Mk 9,29).

Das Fasten an zwei Wochentagen ist Bestandteil der Erziehung, die uns Maria in Medjugorje angedeihen lässt. Das Hauptziel der Erziehung ist die Eucharistie. Während des dreistündigen abendlichen Programms in Medjugorje steht die Eucharistie im Mittelpunkt, das resultiert schon aus ihrer Wichtigkeit. Der marianische Geist fordert an sich schon das Fasten, da Maria die Königin der Propheten ist. Alle Propheten haben zum Beten, zum Fasten und zur Umkehr aufgerufen, um damit den Frieden zu erzielen. So fordert uns auch Maria zur Umkehr, zum Fasten und zum Beten auf, damit wir die Gnade des Friedens erhalten. Dem prophetischen Charakter des Fastens muss im marianischen Geist auch noch der eucharistische Charakter hinzugefügt werden. Maria hat bei ihrer Erziehung ein Ziel vor Augen: Uns zu Jesus zu führen. Sie will uns lehren, das Wort Gottes zu hören. Sie will uns die Fähigkeit vermitteln, im Brot Christus zu begegnen. Christus hat einst selbst Brot vermehrt und dann vom Brot gesprochen, um so seine Apostel und Jünger auf die Eucharistie vorzubereiten: Maria fordert uns auf, zuerst den Wert unseres täglichen Brotes zu erkennen, indem wir zwei Tage bei Brot fasten, um danach die Schönheit und die Wichtigkeit des göttlichen Brotes begreifen zu können. Maria fordert von uns nicht, dass wir hungern und Verzicht üben, sie will vielmehr, dass wir mit Brot leben, um mit der Eucharistie leben zu können. Brot ist immer auch Symbol des Lebens. Wenn wir durch das einfache Leben bei Brot das wahre Brot erkennen, wird sich uns auch die ganze Fülle des psychischen und physischen Lebens offenbaren.

Wer zwei Tage bei Brot fastet, wird in seinem Leben, dem Leben der Mitmenschen und im göttlichen Leben neue Ansatzpunkte finden. Das einfache Leben wird den Wunsch, immer neue Reichtümer zu scheffeln, entkräftigen, und der Mensch wird nicht mehr danach streben, alle Genüsse dieser Welt auszukosten. Sein Herz wird ihm den wahren Reichtum offenbaren und er wird erkennen, wie viel er tatsächlich zum Leben braucht. Durch das Fasten werden Körper und Geist wieder in Einklang gebracht, und der Mensch beginnt sich an einer neuen Wertskala zu orientieren. Wer ernstlich bereit ist, zwei Tage bei Wasser und Brot zu fasten, leitet damit einen wahren Reinigungsprozess ein. Dieses Fasten ist die beste Vorbereitung auf das Gebet, denn das Herz wird von allem Ballast befreit und fähig, sich ins Gebet zu vertiefen, was wiederum die beste Vorbereitung auf die Begegnung mit Christus in der Eucharistie ist.

Das Fasten lässt uns erkennen, wie viel wir besitzen und wie viel wir tatsächlich benötigen. Dadurch werden wir befähigt, mit anderen zu teilen, für andere ein Geschenk zu sein und ein Geschenk zu bringen. Das Fasten ebnet den Weg zur sozialen Gerechtigkeit, die ihrerseits zum Frieden führt. Wer durch das Fasten seine Seele reinigt, der wächst auch im Glauben, d.h. er erkennt tief in seinem Herzen, dass Gott der Schöpfer und Herr aller Dinge ist. Das Vertrauen in Gott wird neu gestärkt und Angst und Leid verfliegen. Der Auftrag Marias, mittwochs und freitags zu fasten, wurzelt nicht nur in der Geschichte, sondern hat auch eucharistische Gründe. Der Donnerstag ist der Tag des letzten Abendmahles bzw. der ersten Hl. Messe. Wer einen Tag vor und einen Tag nach dem Donnerstag bei Brot fastet, bereitet sich damit zuerst auf die Begegnung in der Eucharistie vor und lebt den Tag danach mit Christus, dem Brot desLebens. Einst wurde dem Fasten vor der Kommunion größere Bedeutung beigemessen. Man musste laut Kirchengebot von Mitternacht bis zum Zeitpunkt der Kommunion fasten, d.h. man durfte weder essen noch trinken. Das Fasten, also die Enthaltung von Speise und Trank war obligatorisch. Dieses eucharistische Fasten verringerte sich im Laufe der Zeit auf eine Stunde vor der Kommunion. Man sollte sich aber immer vor Augen halten, dass das Fasten nicht Selbstzweck ist, sondern ein Mittel, das dazu beiträgt, dass der Mensch, so wie er eben geschaffen ist, leichter zu sich selbst fi ndet. Er wird somit offen für die Begegnung mit andern und mit seinem Gott.

„Liebe Kinder! Heute rufe ich euch auf: Beginnt mit ganzem Herzen zu fasten! Es gibt viele Leute, die fasten, aber nur, weil alle fasten. Es ist ein Brauchtum geworden, das niemand unterbrechen möchte. Ich bitte die Pfarre, dass sie aus Dankbarkeit fastet, weil mir Gott erlaubt hat, so lange in dieser Pfarre zu bleiben. Liebe Kinder, fastet und betet von Herzen! – Danke, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid!“ (20. September 1984)

Es muss besonders auf den Wunsch der Gottesmutter, mit dem Herzen zu fasten hingewiesen werden. Das heißt sowohl mit Liebe, also ohne dabei ein Gefühl von Zwang und Traurigkeit zu verspüren, als auch mit dem Herzen und voll Freude. Und sollten Schwierigkeiten auftauchen, so sollten auch diese frohen Herzens überwunden werden.

Pater Slavko Barbaric
Quellenangaben: Medjugorje Aktuell/ Nr.61 im März 2005