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Näher zu Jesus durch Maria

von P. Slavko Barbaric

Hinweis: Der folgende Text ist die überarbeitete Fassung eines Vortrags, den P. Slavko am 26. Februar 1998 in der Bürgersaalkirche in München gehalten hat.

Da wir in der Schule Mariens sind, möchte ich einmal hervorheben, dass Maria wirklich nur einen Wunsch hat: Uns näher zu Jesus näher zu bringen. Ihm sollen wir begegnen. 

In der www.medjugorje.de/botschaften/betrachtung/?tx_medjumessage_pi1%5Bmessage%5D=566&tx_medjumessage_pi1%5Bcontroller%5D=Message&cHash=ff6e1618cd8dd6bfbadd7a5accbba552 hat sie zweimal ein Wort ausgesprochen, das uns wirklich helfen kann: Wir sollen über unser Gebet noch einmal nachdenken und es womöglich auch korrigieren. Sie sagt: Betet und kommt mir näher durch das Gebet. Damit aber sollen wir auch dem leidenden Jesus näherkommen, indem wir über ihn meditieren und sein Leiden und Tod betrachten.

Ich nehme dieses Wort „Näherkommen” eigentlich jetzt als Kriterium für unser Gebet überhaupt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Eine Gefahr für unser Gebet ist es, wenn wir nur dann beten, wenn wir etwas brauchen oder wenn wir Probleme haben. Damit allein kommen wir nicht Maria oder Jesus näher. Denn wir beten in diesem Fall nicht, weil es uns um die Begegnung mit Gott geht, sondern um die Lösung unserer Probleme. 

Selbstverständlich ist es nicht verboten, zu bitten - um Heilung und Lösung der Probleme. Im Gegenteil, wir sollen darum bitten. Jesus selbst nennt das Beispiel von der Witwe, die um Mitternacht klopft, bis der gottlose Rechtsanwalt aufsteht und ihr tatsächlich hilft, damit er sie endlich loshat - also nicht aus Liebe oder Ehrfurcht, sondern um sich von ihr zu befreien.

Aber wenn man nur in solchen Situationen betet, dann beten wir zwar wirklich - Aber es besteht die Gefahr, dass in unserem Leben nichts Geistliches geschieht, dass sich unser Herz nicht verändert, dass wir nicht Menschen des Friedens werden. Wenn wir nur für uns bitten, können wir nicht zu Menschen werden, die fähig sind zu verzeihen. Da sagen dann die anderen Leute: Der geht in die Messe, aber es ist nichts davon zu sehen in seinem Leben. Wenn wir es so anstellen, dass zwischen uns und Gott ständig Berge unserer Probleme sind, dann begegnen wir Gott nicht wirklich, sondern wir versuchen ihm unsere Probleme unterzuschieben, dass er sie womöglich löst, weil er allmächtig ist.

Das ist es, worauf uns Maria eigentlich aufmerksam machen möchte. Wir sollen zunächst versuchen, im Gebet Gott näher zu kommen. Maria näher zu kommen. Dann werden wir fähig sein, die Dinge zu begreifen, und dann werden wir - wie es in der Botschaft hieß - auch feinfühliger für das Wort Gottes werden und auch unsere  Herzen werden sich zum Besseren verändern.

In der www.medjugorje.de/botschaften/betrachtung/?tx_medjumessage_pi1%5Bmessage%5D=567&tx_medjumessage_pi1%5Bcontroller%5D=Message&cHash=996a6a29664b4e5da3754c98c675b03e sagt die Gospa im letzten Satz: „Ich bin euch nahe und bitte Gott für jeden von euch, damit er euch Kraft gebe, das Herz zu verändern.” - Sie sagt: Kommt mir näher durch das Gebet. Das soll jetzt wirklich eine Aufgabe für uns sein.

Wenn wir die Schule Mariens ernst nehmen wollen, dann lassen wir uns von ihr zu Jesus führen. So ergibt sich der zweite Wunsch der Gottesmutter: Jesus näher zu kommen in seinem Leiden. Dazu muss auch noch ein Wort gerechnet werden, das in der Botschaft auch vorkommt: „Entsagung”. So haben wir das Wort übersetzt, das auf Kroatisch etwa diesen Sinn hat, vielleicht auch „Verzicht”.

Ich weiß, dass wir uns nicht unbedingt freuen werden und sagen: „Gott sei Dank, Maria hat uns wieder zu Verzicht und Entsagung aufgerufen!” Leider sind da viel zu viele Missverständnisse zu finden. Gleiches gilt beim Fasten. Weil beim Fasten das Fasten für viele nur ein Verzicht ist auf etwas (man darf nicht essen oder man darf nicht genug essen), deshalb wartet man dann mit Spannung darauf, dass der Tag endlich mal zu Ende ist und man wieder alles essen darf. So wird Verzicht und Entsagung allgemein aufgefasst. Aber in der Tiefe der Sache selbst ist Verzichten und Entsagen ein Prozeß der Befreiung!

Ich hoffe, dass Sie wenigstens einmal in Ihrem Leben eine ähnliche Situation wie die folgende erlebt haben: Stellen Sie sich vor, sie arbeiten, und ihre Hände sind voll beschäftigt. Auf einmal kommt jemand, den sie gar nicht erwartet haben. Es ist ein Mensch, den sie liebhaben, den sie mit Sehnsucht erwarten. Nur in diesem Moment haben sie nicht auf ihn gewartet. Was geschieht? Sie werfen alles weg - vielleicht fallen ihnen wichtige Sachen aus der Hand -, und sie laufen, um der Person zu begegnen und sie zu begrüßen. Das ist ein Beispiel für die richtige Auffassung von Verzicht und Entsagung: Ich lasse weg, damit ich dann umso freier begegnen kann.

Was hindert uns, den anderen Menschen näher zu kommen? Wenn wir das finden, dann sollen wir wirklich um die Kraft des Hl. Geistes bitten, dass wir befreit werden. Aber dass es solche Situationen gibt, braucht man, denke ich, nicht hervorzuheben. Immer wieder gibt es Missverständnisse: in den Familien und überhaupt in der Welt. Ich habe neulich jemanden fast etwas sarkastisch gefragt: Welche Sprache spricht deine Frau? Weil er mit gesagt hatte, er verstehe sich nicht mit seiner Frau. „Wieso, - welche Sprache?”, fragt er mich. „Wieso nicht?” sagte ich. „Wieso versteht ihr euch nicht? Entweder ihr sprecht eine andere Sprache oder etwas anderes liegt dazwischen, so dass ihr einander nicht hört und euch nicht mehr versteht.

Wie oft hört man über dasselbe Problem zwischen Eltern und Kindern: „Ich versteh nicht mehr meine Eltern”, „Ich versteh nicht mehr meine Kinder”. Was ist das? Es ist nicht so, dass das Elternherz schlechter geworden ist oder auch Kinderherz. Aber oft sind Sachen zwischen uns, dass wir einander nicht mehr näher kommen können. Wir brauchen deshalb wirklich unbedingt die Reinigung - eine tiefe Reinigung unserer Herzen. Dann können auch unsere Worte rein werden; auch unsere Gedanken, unsere Taten, unser Verhalten. Die Fastenzeit ist dazu besonders geeignet.

Habt keine Angst, zu fasten! Habt keine Angst zu verzichten auf Sachen, die ihr gerne habt. Nicht aus einem negativen Verhältnis dazu, sondern aus der Freude, dass Ihr dann befreit werdet, dass Ihr fähiger werdet, den anderen Menschen und Gott zu begegnen. Die Sache auf die man im Moment verzichtet, verliert man ja nicht. Oft fragen mich Eltern: Sollen auch die Kinder fasten? „Von mir aus”, sage ich, „Ja, aber auf eine andere Weise: Wenn ein Kind in der Fastenzeit von einer guten Tante eine Schokolade gerade am Mittwoch oder Freitag bekommt, sagen Sie dem Kind: `Laß die Schokolade für morgen. Sie gehört dir, aber verzichte heute darauf. Weil damit deine innere Freiheit eingeübt wird.`

Dass man nicht sofort greift und essen muss, dass man wirklich diese innere Freiheit bewahren kann - darum geht es bei dem, was uns Maria sagt; wenn sie uns den Rosenkranz vorschlägt, und auch das Gebet und die Hl. Messe und die Beichte. Und wenn wir Gott begegnen können, dann wird er uns alles andere einfach schenken. So möchte ich, dass dieser Abend uns allen hilft und uns einen neuen Impuls gibt, den Weg mit Maria zu gehen. Sie kennt den Weg. Sie ist ihn mit Jesus, ihrem Sohn, mitgegangen bis zum Kreuz und Tod - und schließlich auch bis zur Auferstehung.

Deswegen nennt der Papst in seiner Enzyklika von 1987 „Redemptoris mater” Maria die Mutter Jesu und seine Lehrerin. Sie hat Jesus auch gelehrt. Sie kennt Jesus besser als alle anderen Heiligen zusammen, weil sie seine Mutter ist. Daher kann sie uns helfen, ihm näher zu kommen, besser als alle anderen Heiligen. Sie kennt den Weg und ermutigt uns, mit ihr zu gehen.

Quelle: medjugorje aktuell, Heft 34 S. 7f