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Die Muttergottes lehrt uns, unser Herz Gott zu öffnen

Pater Marinko, aus tiefem Herzen sprechen Sie zum Volk über die Botschaften der Muttergottes. Was bedeuten Ihnen Medjugorje und die Gospa?
Medjugorje ist für mich eine Schule des Lebens, eine Schule des Evangeliums. Ohne Medjugorje würde ich das Evangelium nicht kennen; ohne Medjugorje hätte ich mir viele Fragen des Lebens nicht gestellt, ich hätte vieles nicht verstanden; auch nicht die Problematik, die mit Medjugorje verbunden ist; ohne Medjugorje hätte ich über gewisse Dinge nie nachgedacht über wichtige Dinge im eigenen Leben, über kirchliche Fragen – wie zum Beispiel die Frage des Kreuzes, die Frage der Beziehung zu den anderen. Wenn es Medjugorje und die Schule der Muttergottes nicht gäbe, wäre ich mit gewissen Themen nie in Kontakt ge-kommen. Aber hier in Medjugorje haben wir ständig neue Gelegenheiten: Hier begegnet man durch die vielen Pilger jeden Tag neuen Lebenssituationen – man begegnet Menschen mit ihren vielfältigen Problemen, sodass ich Gott dankbar bin für Medjugorje und für die Schule der Gospa, in der uns die Muttergottes lehrt. Ich denke, dass Medjugorje wirklich ein Ruf zu einem Weg nach innen ist; ein Ruf zum Nach-innen-Gehen; ein Ruf ins Herz  zum Herren zu gehen. Wir wissen als Christen, wie man betet; wir wissen vieles davon, aber oft bleiben wir irgendwie an der Oberfläche. Wir tun alles, was wir tun sollen – wir beten, wir gehen zur Heiligen Messe, wir empfangen die Sakramente. Aber wir bleiben an der Oberfläche und berühren nicht das Wichtige, das, was uns Jesus sagt: „Kommt zu mir und lernt von mir. Denn ich bin demütig und sanftmütig von Herzen.“ Medjugorje ist das Kennenlernen des Herzens Jesu, des Herzens Mariens und unseres Herzens. Das ist für mich Medjugorje: ein Ruf, zum Herzen Jesu, zum Herzen Mariens hinzu wachsen; es ist aber auch der Ruf zum Wachstum des eigenen Herzens.

Wie ist die gegenwärtige Situation in Medjugorje? Es war der Gesandte aus dem Vatikan hier. Haben Sie schon etwas Konkretes aus dem Vatikan erfahren?
Wir machen hier weiter wie bisher. Es hat sich nichts verändert. Wir sind unserem Papst Franziskus dankbar, dass er uns diesen guten Menschen, Erzbischof Hoser aus Warschau geschickt hat. Er ist ein Mensch, der gern zuhört, der verstehen möchte, der sich alles anschaut, und das genügt. Alles andere überlassen wir unserem Papst. Als die Kommission im Jahr 1991 die Erklärung von Zadar abgegeben hat, ist Bischof Komarica nach Medjugorje gekommen. Pater Slavko sagte damals: „Wenn Medjugorje anerkannt sein wird, wird sich nichts verändern. Es wird alles gleich bleiben. Wir werden auch danach weitermachen, wir werden beten, fasten, umkehren, die Worte der Muttergottes befolgen. Das ist das Wichtigste.“ Das ist der Weg der Gospa. Sie spricht nie über die Anerkennung. Sie lädt uns nur ein: Betet und sucht Gott im Gebet! Dann werdet ihr den Frieden finden. Sie lädt uns also zu einem geduldigen Weg ein; zu keiner Blitz-Entscheidung, sondern zu einem geduldigen Weg, auf dem wir beim Wachstum im Gebet Ausdauer und Geduld lernen. 

Heute in der Früh war der Friedensmarsch. Wie haben Sie diesen erlebt?
Der Friedensmarsch war für mich eine sehr schöne Erfahrung. Priester kommen mit den Pilgergruppen mit, und hier treffen wir sie dann alle. Wir sind gegangen und haben dabei gebetet. Das ist das Bild des Lebens: der Weg von einem Ort zum anderen. Für uns war es der Weg von Humac nach Medjugorje. Das Gebet ist ein Weg. Das Gebet kann man nicht von einem Moment auf den anderen lernen. Das Bild des Gebetes ist das Bild von den zwei Jüngern, die aus Jerusalem unterwegs nach Emmaus sind. Auf diesem Weg mit Jesus geschieht in ihnen eine Veränderung. Es ist das Bild von dem, was sich die Muttergottes wünscht: dass wir mit Jesus durchs Leben gehen. Auf diesem Weg verwirklicht sich dann die Lektion in der Spiritualität: wie man das Herz öffnet. Diese wichtigste Lektion lehrt uns die Gospa hier. Sie lehrt uns und hilft uns, wie wir unser Herz im Gebet öffnen sollen. Das ist nicht einfach. Es ist schwer, weil der Mensch ein Wesen ist, das überzeugt sein kann davon, dass etwas richtig ist, dass nur er richtig denkt und sieht, obwohl das nicht so ist, und dann geht er in die falsche Richtung; der Mensch kann überzeugt sein, dass etwas richtig ist, obwohl es falsch ist, so wie das bei den Pharisäern der Fall war. Die Schule der Gospa ist wunderschön, weil sie uns hilft, unser Herz zu öffnen.

Wie schaffen wir es, unser Herz zu öffnen?
Die Gospa lädt uns ein, dass wir in Gebetsgruppen beten sollen, weil der Mensch ein Gemeinschaftswesen ist und das ist im Gebet wichtig. Ich höre die Erfahrungen der anderen, und das kann mir helfen. Denn der Mensch ist ein Wesen, das in die Irre gehen kann und sich dabei denken kann, dass es richtig geht. So wie der Pharisäer, der sagte: „Herr, ich danke dir, dass ich nicht bin wie dieser Sünder hier...“ Das heißt, er war überzeugt davon, dass auch Gott so denkt wie er, dass Gott auf seiner Seite ist. Deshalb ist es notwendig, die Meinung und die Erfahrung der nderen zu hören. Das kann uns helfen, damit wir korrigiert werden. Die Erfahrung im Gebet von einem Mitglied der Gebetsgruppe kann für mich ein Ansporn sein. Deswegen ist es wichtig, in einer Gebetsgruppe zu sein. Die Gospa lädt uns ein, dass wir Zeugen werden. Zuerst lädt sie uns ein, dass wir uns selber verändern. Der Weg des Herrn ist so: Verändere zuerst dich selbst und nicht die anderen. Deshalb lädt sie uns ein, dass wir an unseren Herzen arbeiten – denn ohne Arbeit an unserem Herzen können wir nicht wachsen. Das ist es, was Jesus sagt: Blicke auf dich und entdecke den Balken in deinem Auge. Erst dann wirst du demütig sein, denn du wirst sehen, dass es vieles gibt, woran du arbeiten musst. Und dann wirst du es kleinweise ausbessern. Dann wirst du die Liebe Gottes erkennen, du wirst begreifen, dass Gott dich liebt – das ist das Wachstum nach innen; dass etwas vom Kopf in das Herz geht. Das ist das Wachstum. Ohne dieses Wachstum bleiben wir an der Oberfläche, wir erfüllen alles, aber es geht nicht in die Tiefe. Die Gebetsgruppe ist sehr wichtig. Natürlich braucht es in der Gebetsgruppe einen Leiter, der Erfahrung hat, und die Menschen sollten offen sein, das heißt, sie sollten nicht die Einstellung haben: ich weiß schon alles, sondern: Ich muss mich ändern und wachsen.

Was möchten Sie unseren Lesern zum Abschluss sagen?
Dass wir glauben, dass wir eine Mutter haben, die uns liebt; dass wir ihr glauben, dass wir ihr vertrauen, dass wir ihrem Ruf folgen und mit dem Gebet beginnen. Wie der verlorene Sohn, der den Vater verlassen hat, der dann erkannt hat, dass er den falschen Weg eingeschlagen hat, und dann vertraut, dass ihn der Vater nicht zurückweisen, sondern wieder aufnehmen wird. So sollen auch wir glauben, dass es eine Mutter gibt, die uns liebt, die uns helfen kann und die das Gute für uns möchte, und dass wir mit kleinen Schritten beginnen können.

Quellenangaben: Interview, Gebetsaktion Wien Ausgabe 126 (2017)