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Was für ein Sieg!

Eine Osterbetrachtung von Kaplan Christian Walch, Tirol.

Das Fußball-WM-Halbfinale Brasilien gegen Deutschland 2014 ist sicher noch einigen von uns in Erinnerung. In unglaublicher Manier besiegte die deutsche Nationalmannschaft Brasilien mit 7:1. Was für ein Sieg! Wer hat sich nicht schon einmal danach gesehnt, dass der Sieg Gottes so richtig deutlich sichtbar würde, damit es alle eindeutig sehen könnten, mindestens ebenso deutlich, wie dieser Sieg der DFB-Nationalmannschaft? Die Menschen haben damals an Jesus mit den Worten gezweifelt: „Wenn Du Gottes Sohn bist, hilf Dir selbst (...)." (Mt 27,40) Oder mit anderen Worten: Wenn Du Gottes Sohn bist, dann zeig‘ es! Jesus hatte die erstaunlichsten Wunder getan, aber viele konnten den Sieg Gottes nicht sehen …

Im Johannes-Evangelium lesen wir: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass Er Seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat" (Joh 3,16). Jesus starb für uns am Kreuz, strich den Schuldschein, der gegen uns sprach, durch, besiegte den Tod, die Sünde, den Teufel. Ein unglaublicher und einzigartiger Moment in der Geschichte der Menschheit, ja seit Bestehen der Welt. Was für ein Sieg!! Weil wir es in Seinen Augen wert sind, weil Du es in Seinen Augen wert bist, hat Er dies alles getan! Doch wie oft empfinden wir in unserem Alltag, im gewöhnlichen Leben das Gegenteil: Müdigkeit und Trägheit einerseits, verschiedenste Ablenkungen und Versuchungen andererseits begleiten unseren Weg der Nachfolge; wo ist da dieser Sieg des Herrn? Wo ist der Sieg Gottes, wenn viele der Kirche den Rücken zukehren? Das kann verunsichern, beunruhigen.

Lass zu, dass die Glaubensfreude in Dir erwacht!
Wir müssen diesen Sieg Jesu immer wieder als Ansporn begreifen - in einem Schritt des Glaubens - indem wir uns für Jesus entscheiden, unabhängig davon, wie die Umstände sind. Papst Franziskus bringt es mit diesen Worten auf den Punkt: „Es gibt Christen, deren Lebensart wie eine Fastenzeit ohne Ostern erscheint. Doch ich gebe zu, dass man die Freude nicht in allen Lebensabschnitten und -umständen, die manchmal sehr hart sind, in gleicher Weise erlebt. Ich verstehe die Menschen, die wegen der schweren Nöte, unter denen sie zu leiden haben, zur Traurigkeit neigen, doch nach und nach muss man zulassen, dass die Glaubensfreude zu erwachen beginnt, wie eine geheime feste Zuversicht, auch mitten in den schlimmsten Ängsten." (Evangelii gaudium, 6)

Lass dich nicht vom Teufel "einlullen"!
Der Teufel hat verloren, aber er hat immer noch ein großes Mundwerk: „Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen? (…) Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: „Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf" (Gen 3,1-4). Hier zeigt er sein großes Mundwerk, wenn er den Menschen einredet, dass Gottes Aussage gar nicht wahr ist und sie etwas Köstliches bekommen, wenn sie sich das Verbotene nehmen. Auch heute macht es der Widersacher so, wenn er vielen einimpft, dass es im Leben nicht um mehr geht, als Unterhaltung und Geld, und man nicht darauf schauen muss, ob Gott etwas verbietet oder gebietet. Damit setzt der Widersacher eine ganz verständliche Strategie ein: Wenn man einem übermächtigen Gegner (die Menschen, die an Gott glauben) im Kampf zusetzen will, muss man ihn ablenken und ihm einreden, dass es gar keinen Kampf gibt, denn dann lässt er seine Waffen sinken. Wenn die Menschen also überzeugt sind, dass es nur um Unterhaltung und Geld geht und man sich nehmen darf, was man will, dann scheint es ihnen tatsächlich überflüssig, um das Gute zu kämpfen und zu beten.

Der Sieg Gottes!
Wir Menschen sind berufen, mit Gott zu herrschen, daher gibt es in uns so etwas wie eine tiefe Sehnsucht, einen innigen Wunsch, dass der Sieg Gottes schon voll und ganz sichtbar sei. Gleichzeitig belastet uns noch die Sünde, sodass wir diesen Sieg nicht so sehen können, so wie Gott ihn sieht. Wie sieht dieser Sieg also aus? Wenn wir das mit dem Aufruf Jesu vergleichen: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge Mir nach" (Lk 9,23), dann werden wir uns wohl erstaunt fragen: Das Kreuz tragen? So soll ein Sieger aussehen? Ist das nicht eher etwas für Schwächlinge, für Verlierer? Wir Menschen denken die Kategorie „Sieg" in Raum und Zeit, Jesus aber denkt „Sieg" von der Ewigkeit her und auf die Ewigkeit hin. So kann man das folgende Schriftwort verstehen: „Er (Jesus) hat angesichts der vor Ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt." (Hebr 12,2) Im Moment ist es zwar demütigend, erniedrigend, ist es Schmerz und Schande, aber das ist nicht alles, das ist nur für kurze Zeit. Was bleibt, ist die Freude, die Schönheit, das Leben in Fülle – für ewig! Das ist der Sieg Gottes. „Darum werden wir nicht müde; wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, der innere wird Tag für Tag erneuert. Denn die kleine Last unserer gegenwärtigen Not schafft uns in maßlosem Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit, uns, die wir nicht auf das Sichtbare starren, sondern nach dem Unsichtbaren ausblicken; denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig." (2 Kor 4,16-18)

Ist es nicht erstaunlich, was Paulus schreibt? „Die kleine Last unserer gegenwärtigen Not schafft uns in maßlosem Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit." Der Sieg Gottes über den Tod, die Sünde, das Böse ist viel eindeutiger als das 7:1 gegen Brasilien, auch wenn wir es jetzt noch nicht sehen können. Darauf verweist auch der 1. Johannesbrief: „Denn alles, was von Gott stammt, besiegt die Welt. Und das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube! Wer sonst besiegt die Welt außer dem, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?" (1 Joh 5,4)

Quelle: Zeitschrift "medjugorje aktuell", Heft 109.