Advent – Zeit der Sehnsucht!
Von Mag. Frank Cöppicus-Röttger, Stadtpfarrer von Radstadt / Salzburg.
Ist der Advent für uns eine Zeit vorweihnachtlichen Brauchtums oder Ausdruck unserer tiefsten Sehnsucht, unser Herz für den Heiland der Welt zu bereiten? Mit folgenden Gedanken zum Advent möchte uns Pfr. Frank Cöppicus-Röttger helfen, uns auf das Wesentliche auszurichten.
Wieder, „alle Jahre wieder“, treten wir ein in den Advent, der in diesem Jahr kalendertechnisch besonders kurz ist. Viele mögen den Advent, aber ich glaube aus sehr unterschiedlichen Gründen: Einerseits wegen der romantischen, sinnlichen Veranstaltungen oder wegen der Adventsfeiern die oft schon Weihnachtsfeiern sind, wegen der Christkindlmärkte oder ganz einfach, weil man im Advent wieder enger zusammenrückt und sich nicht selten an die Kindheit erinnert. Viele können die Adventszeit aber kaum noch von der Weihnachtszeit unterscheiden und die Adventslieder, wenn sie überhaupt noch bekannt sind, werden nicht selten schon mit den Weihnachtsliedern vermischt. Strenger eingestellte Katholiken ärgern sich nicht selten darüber, dass im Advent oft die Glühweinstimmung überwiegt und dass diese Zeit, die eigentlich eine stille Zeit sein sollte, doch meist eine Zeit der Hektik und des Stresses ist, dem kaum jemand entfliehen kann.
Was aber ist der Advent wirklich?
Zunächst einmal ist der Advent zeitlich eingeordnet vor dem Weihnachtsfest und dient damit der Vorbereitung für eine würdige Feier der Geburt unseres Herrn. Wenn wir uns aber die liturgischen Texte in dieser Zeit anschauen, finden wir zunächst einmal sehr wenige weihnachtlich anmutende Bibelstellen und Gebete. Erst ganz kurz vor Weihnachten wird dieser Aspekt stärker in den Blick genommen. Vielmehr geht es in den Bibelstellen um apokalyptische Themen wie: die Wiederkunft Christi, das letzte Gericht und die Sehnsucht nach dem Kommen des Messias in den alttestamentlichen Schriften, wobei das Buch Jesaja dort einen besonderen Schwerpunkt bildet. Jene Katholiken, deren religiöses Leben eher brauchtumsorientiert ist, sind nicht selten über diese Tatsache verwundert oder gar irritiert. Zumindest können viele mit diesen Themen des Advents nicht viel anfangen. Auf den Straßen wird die Weihnachtsdekoration angebracht und oft sind Häuser, Wohnungen und Fenster mehr geschmückt als im übrigen Jahr. Wenn wir aber den offiziellen liturgischen Anweisungen für den Advent folge leisten, dann wird in der Kirche der Schmuck in dieser Zeit deutlich reduziert: Der Altarraum wird weitgehend vom Blumenschmuck befreit und die liturgische Ausstattung wird so schlicht wie möglich gehalten, weil wir uns durch die vielen Äußerlichkeiten nicht vom Wesentlichen ablenken lassen wollen. Die liturgische Farbe ist Violett, die Farbe der Buße und der Erwartung (gleichwie in der Fastenzeit). Das Gloria wird im Sonntagsgottesdienst nicht – wie sonst üblich – gesungen. Der einzige Schmuck ist der Adventskranz, dessen wachsendes Licht ein Bild für unsere wachsende Sehnsucht sein soll und symbolisch darstellt, dass mit dem Hellerwerden auch das Kommen Christi näher heranrückt. Damit sind wir nun beim eigentlichen Thema des Advent: Es ist die Sehnsucht nach dem Herrn; die Sehnsucht nach Seinem Kommen in Herrlichkeit; die Sehnsucht dass Er alles neu macht; die Sehnsucht, dass wenn Sein Reich erscheint, alle Wunden heilen werden, alle Kriege und aller Unfriede ein Ende nehmen und alle Menschen in der Fülle der Freude leben können. Das mag sich zunächst realitätsfremd anhören. Aber in der Offenbarung des Johannes 21,5 lesen wir: „Er der auf dem Thron saß, sprach: Seht Ich mache alles neu.“ Wenn wir Jesus immer mehr kennen lernen und Seine Liebe immer tiefer empfangen und erleben, werden wir uns von selbst nach Ihm sehnen. Wir erkennen, dass das Leben in dieser Welt zwar viele schöne Seiten hat, aber letztendlich ein Kampf ist, ein Kampf, an den wir uns gewöhnt und mit dem wir uns arrangiert haben. Jesus zeigt uns aber, dass wir uns mit dem nicht begnügen müssen, sondern für etwas anderes geschaffen sind. Die Muttergottes in Medjugorje hört in ihren Botschaften, die sie uns schon so viele Jahre schenkt, nicht auf, uns daran zu erinnern. Sie möchte unbedingt, dass wir nicht den Blick auf den Himmel und die Sehnsucht nach ihm verlieren.
Komm Herr Jesus – Maranatha!
Ein Christ der Seinen Herrn Jesus Christus wirklich kennt, ist von selbst ein adventlicher Mensch, denn er wird sich von selbst nach Seinem Herrn und Seiner Wiederkunft in Herrlichkeit sehnen. Im Advent leben wir diese Sehnsucht liturgisch und rufen voller Sehnsucht nach dem Kommen des Herrn. Der Advent ist der existenzielle Ausdruck der Grundberufung der Kirche, die die Braut Christi ist und sich nach dem Bräutigam sehnt. Steigen wir wieder ein in diese Grundberufung und finden wir dabei auch die Freude, denn der Herr wird Sein Versprechen wahr machen und bald wiederkommen. In der Urkirche war das Wort „Maranatha“ ein ganz wichtiges Wort, denn „Maranatha“ heißt übersetzt: „Komm Herr Jesus“. Die Sehnsucht nach der Wiederkunft Christi war in der Urkirche besonders stark und lebendig. Lassen wir uns in dieser Adventszeit wieder davon inspirieren!
Quelle: Zeitschrift "medjugorje aktuell", Heft 112.