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"Seid frohe Zeugen des Wortes und der Liebe Gottes und mit Hoffnung im Herzen, die alles Böse besiegt."

Monatsbotschaft vom 25. Juli 2022

Auszug aus dem Buch "Der Gottmensch" von Maria Valtorta

Die Niederschriften der Visionärin Valtorta beschreiben das gesamte Leben und Wirken Jesu aus einer menschlichen Perspektive und helfen somit die Geschehnisse in der Heiligen Schrift besser zu verstehen.

Diese Niederschrift dient der persönlichen Erbauung. Es ist dem Leser überlassen, sie als übernatürlichen Ursprungs anzuerkennen.

Kapitel 461 In Betanien, Band VII

[…] Der Sommer kennt keine Gnade. Mehr noch wütet der Hass. Die Felder sind öde und versengt und gleichen Backöfen, aus denen einem die Gluthitze entgegenströmt. Aber die Herzen der Feinde Jesu sind noch öder; sie sind nicht nur der Liebe, sondern jeglicher Rechtschaffenheit und menschlicher Sittlichkeit bar und von Hass ausgebrannt ... Es gibt nur noch ein Haus, eine Zuflucht für Jesus: Betanien. Dort erwarten ihn Liebe, Erquickung, Schutz und Treue ... Dorthin begibt sich der verfolgte Pilger im weißen Gewand, mit seinem schmerzerfüllten Antlitz und dem müden Schritt dessen, der sich nicht aufhalten darf, weil ihm die Feinde auf den Fersen sind. Er schreitet einher mit dem fügsamen, widerspruchslosen Blick eines Mannes, der schon den Tod vor Augen hat, der jede Stunde und bei jedem Schritt näherkommt und den er im Gehorsam gegen Gott angenommen hat ...

[…] Thomas macht sich mit seiner kräftigen Baritonstimme bemerkbar. Ein Vorhang wird zur Seite geschoben, und ein Gesicht guckt hervor ... dann ertönt ein Ruf:

„Der Meister!“ […] „Rabbuni!“ -„Mein Meister!“, Marta und Maria grüßen von weitem, schon verneigt und bereit, sich vor ihm niederzuwerfen. Sie tun dies, sowie die Gartentür offen ist und nichts mehr sie vom Herrn trennt.

„Maria, Maria, der Friede sei mit euch und eurem Haus.“

„Der Friede sei mit dir, Meister und Herr ... Aber wieso zu dieser Stunde?“, fragen die Schwestern und entlassen die Diener, damit Jesus ungestört mit ihnen reden kann. „Um Leib und Seele an einem Ort, an dem man mich nicht hasst, Ruhe zu gönnen... “ sagt Jesus traurig und breitet seine Arme aus, als wolle er sagen: „Ihr nehmt mich an.“ Er zwingt sich zu lächeln, aber es ist ein sehr trauriges Lächeln, dem der schmerzliche Ausdruck seiner Augen widerspricht.

„Hat man dir ein Leid zugefügt?“, fragt Maria, glühend vor Erregung.

„Was ist dir zugestoßen?“, fragt Marta und fügt mütterlich hinzu: „Komm und erquicke dich. Seit wann bist du unterwegs, dass du so müde bist?“

„Seit der Morgendämmerung ... und ich kann sagen: ohne Unterbrechung, denn der kurze Aufenthalt im Haus des Hilkija, des Synedristen, war anstrengender als ein langer Marsch.“

 „Haben sie dich dort bedrängt?“

„Ja ... und zuerst im Tempel ... “

„Aber warum bist du zu dieser Schlange gegangen?“, fragt Marta.

„Wäre ich nicht hingegangen, dann hätte ihm das dazu gedient, seinen Hass zu rechtfertigen, und mich anzuklagen, dass ich die Mitglieder des Hohen Rates verachte. Aber ... ob ich gehe oder nicht, das Maß des Hasses der Pharisäer ist voll, und es wird keine Ruhe mehr geben ... “

„Sind wir schon so weit? Dann bleibe bei uns, Meister. Hier werden sie dir nichts Böses antun ... “

„Ich würde gegen meine Sendung fehlen ... Viele Seelen warten auf ihren Erlöser. Ich muss gehen ... “

„Aber sie werden dich hindern, zu gehen!“

„Nein, sie werden mich verfolgen und jeden meiner Schritte beobachten; sie werden mich veranlassen zu reden, um jedes Wort zu zerpflücken; sie werden mich wie Spürhunde überwachen, um irgend eine Schuld an mir zu finden ... und alles wird ihnen dann dienen ... “

 

Die immer so zurückhaltende Marta ist so von Mitleid gerührt, dass sie die Hände erhebt, als wolle sie seine abgemagerte Wange liebkosen, aber sie beherrscht sich, errötet und spricht:

„Verzeih! Du hast mir dieselbe Pein verursacht wie unser Lazarus! Verzeih mir, Herr, dass ich dich geliebt habe wie einen leidenden Bruder!“

„Ich bin der leidende Bruder ... Liebt mich mit reiner Schwesterliebe ... Aber Lazarus, was macht er?“

„Er siecht dahin, Herr ... “, antwortet Maria und lässt ihren Tränen freien Lauf bei diesem Bekenntnis, das sich zu der Pein gesellt, ihren Meister so betrübt zu sehen. „Weine nicht, Maria. Weder meinet- noch seinetwegen. Wir tun den göttlichen Willen. Weinen muss man über den, der diesen Willen nicht zu erfüllen vermag ... “

Maria neigt sich, um Jesu Hände zu ergreifen, und küsst die Fingerspitzen.

Jesus neigt sich über den so sehr abgezehrten Lazarus und küsst ihn lächelnd, um ihm in seiner Traurigkeit Erleichterung zu bringen.

„Meister, wie sehr du mich liebst. Nicht einmal den Abend hast du abgewartet, um zu mir zu kommen. Bei dieser Hitze ... “

„Mein Freund, ich freue mich über dich, und du freust dich über mich. Alles andere zählt nicht.“

„Das ist wahr. Auch mein Leiden bedeutet mir nichts mehr ... Jetzt weiß ich, weshalb ich leide und was ich durch mein Leiden wirken kann“, und Lazarus hat ein inniges, vergeistigtes Lächeln auf seinem Antlitz.

„So ist es, Meister. Man könnte fast sagen, unser Lazarus betrachte sein Leiden mit Wohlgefallen und ... “, Marta unterbricht sich mit einem Schluchzen und schweigt. „Ja, sag es nur: und auch den Tod. Meister, sag ihnen, dass sie mir helfen sollen, wie die Leviten den Priestern.“

„Wobei, mein Freund?“

„Das Opfer zu vollenden ... “

„Und doch hast du noch vor kurzem vor dem Tod gezittert! Liebst du uns also nicht mehr? Liebst du den Meister nicht mehr? Willst du ihm nicht dienen ... ?“, fragt Maria eindringlicher und bleich vor Schmerz, während sie die gelbliche Hand ihres Bruders streichelt.

„Das fragst du, ausgerechnet du, du glühende, hochherzige Seele? Bin ich nicht dein Bruder? Bin ich nicht von demselben Blut und habe ich nicht dieselbe heilige Liebe für Jesus, für die Seelen und auch für euch, geliebte Schwestern ... ? Aber am Paschafest hat meine Seele ein großes Wort aufgenommen, und nun liebe ich den Tod. Herr, ich biete dir mein Leben an nach deiner Meinung.“

„Du bittest mich also nicht mehr um Heilung?“

„Nein, mein Rabbuni. Ich bitte um deinen Segen, um leiden und ... sterben zu können ... und, wenn ich nicht zu viel verlange, um erlösen zu können ... Du hast es gesagt ... “

„Ich habe es gesagt und ich segne dich, um dir die nötige Kraft zu geben.“ Er legt ihm die Hände auf und küsst ihn.

„Bleiben wir zusammen, dann kannst du mich unterweisen ... “

„Nicht jetzt, Lazarus. Ich kann mich nicht lange aufhalten. Ich bin nur für einige Stunden gekommen. Sobald es dunkel wird, breche ich wieder auf.“

„Aber warum?“, fragen die drei Geschwister enttäuscht.

„Weil ich mich nicht aufhalten kann ... Im Herbst werde ich wiederkommen. Und dann ... werde ich öfters hier sein und wirken ... hier und in der Umgegend ... “

Es folgt ein trauriges Schweigen. Dann bittet Marta:

„So ruhe dich wenigstens ein bisschen aus und erquicke dich ... “

„Nichts erquickt mich mehr als eure Liebe. Lasst meine Apostel ruhen und mich hier bei euch bleiben, in diesem Frieden ... “

 

Marta geht weinend hinaus, um kurz darauf mit Tassen kalter Milch und frischen Erstlingsfrüchten zurückzukehren ...

„Die Apostel haben gegessen und sind vor Müdigkeit eingeschlafen. Mein Meister, willst du wirklich nicht ruhen?“

„Bestehe nicht darauf, Marta. Noch vor der Morgendämmerung werden sie mich hier suchen, in Getsemani, bei Johanna, in jedem gastlichen Haus. Aber um diese Zeit werde ich schon weit fort sein.“

„Wohin gehst du, Meister?“, fragt Lazarus.

„In Richtung Jericho, aber nicht auf dem gewöhnlichen Weg ... Ich werde auf Tekoa zugehen und dann nach Jericho zurückkehren.“

„Das ist ein beschwerlicher Weg in dieser Jahreszeit ... “ murmelt Marta.

„Gerade deswegen ist er so einsam. Wir werden bei Nacht wandern. Die Nächte sind hell, schon bevor der Mond aufgeht ... und das Morgengrauen lässt nicht lange auf sich warten ... “

„Und dann?“, fragt Maria.

„Dann werde ich in das Gebiet jenseits des Jordan gehen, und nördlich davon, auf der Höhe von Samaria, werde ich den Fluss überqueren und auf diese Seite kommen.“

„Geh schnell nach Nazareth, du bist müde ... “, sagt Lazarus.

„Zuerst muss ich die Küste des Meeres erreichen, dann erst gehe ich nach Galiläa. Aber auch dort werden sie mich verfolgen ... “

„Dort wirst du aber deine Mutter haben, die dich tröstet ... “, sagt Marta.

„Ja, arme Mutter!“

„Meister, Magdala ist dein. Du weißt es“, erinnert Maria.

„Ich weiß, Maria ... Alles Gute und alles Böse weiß ich ... “

„So getrennt zu sein ... Für so lange Zeit! Wirst du mich lebendig wiedersehen, Meister?“

„Zweifle nicht daran. Weint nicht ... Auch an die Trennungen muss man sich gewöhnen. Sie dienen dazu, zu prüfen, wie stark eine Zuneigung ist. Man versteht die geliebten Herzen besser, wenn man sie aus der Ferne mit dem geistigen Auge betrachtet. Wenn man nicht durch die menschliche Freude über die Nähe eines geliebten Menschen beeinflusst wird und über seinen Geist und seine Liebe nachdenken kann, dann versteht man das „Ich“ des Fernen besser ... Ich bin sicher, dass ihr euren Meister noch besser verstehen werdet, wenn ihr mein Wirken und meine Zuneigung in Ruhe betrachten könnt.“

„O Meister, aber wir zweifeln nicht an dir!“

„Noch ich an euch. Ich weiß Bescheid. Aber ihr werdet mich noch besser verstehen. Ich brauche euch nicht zu sagen, dass ihr mich lieben sollt, denn ich kenne eure Herzen. Ich sage nur: Betet für mich.“

Die drei Geschwister weinen ... Jesus ist so traurig! ... Wie könnte man da nicht weinen?

„Was wollt ihr? Gott hat den Menschen die gegenseitige Liebe gegeben. Aber die Menschen haben sie durch den Hass ersetzt ... Und der Hass trennt nicht nur die Feinde, sondern schleicht sich auch ein, um Freunde zu trennen.“

Es folgt ein langes Schweigen. Dann sagt Lazarus:

„Meister, verlasse Palästina für einige Zeit ... “

„Nein, mein Platz ist hier. Hier muss ich leben, die Frohe Botschaft verkünden und sterben.“

„Aber du hast doch für Johannes und die Griechin auch vorgesorgt. Geh zu ihnen.“

„Nein, sie mussten gerettet werden, ich aber muss retten. Das ist der Unterschied, der alles erklärt. Der Altar ist hier, und hier ist auch der Lehrstuhl. Ich kann nicht anderswo hingehen, und überhaupt ... glaubt ihr, es würde etwas an dem ändern, was bestimmt ist? Nein, weder auf Erden noch im Himmel. Es würde nur das Bild von der geistigen Reinheit des Messias trüben. Ich wäre „der Feige“, der sich durch die Flucht rettet. Ich muss der gegenwärtigen und zukünftigen Menschheit ein Beispiel geben, dass man in den Dingen Gottes, in den heiligen Dingen, nicht feige sein darf ... “

„Du hast recht, Meister“, seufzt Lazarus.

Marta schiebt den Vorhang beiseite und sagt: „Du hast recht ... Es wird Abend. Die Sonne scheint nicht mehr ... “

Maria beginnt bitterlich zu weinen […]

„Warum weinst du so?“, fragt Marta.

„Weil du die Wahrheit gesagt hast, Schwester! Die Sonne scheint nicht mehr ... Der Meister geht fort ... und für mich ... für uns gibt es keine Sonne mehr ... “

„Seid gut. Ich segne euch, und mein Segen möge über euch bleiben. Und nun lasst mich allein mit Lazarus, der müde ist und der Stille bedarf. Während ich über meinen Freund wache, ruhe ich mich aus. Sorgt für die Apostel und sagt ihnen, sie sollen sich für die Nacht bereithalten.“

Die Jüngerinnen ziehen sich zurück und Jesus bleibt schweigend und in sich selbst versunken neben seinem kranken Freund sitzen, der, beruhigt durch seine Anwesenheit, mit einem leichten Lächeln auf dem Antlitz einschläft.

 

Wir danken dem Parvis Verlag für die Bereitstellung des Textes zur Veröffentlichung!

Maria Valtorta: Der Gottmensch - Leben und Leiden unseres Herrn Jesus Christus. Parvis-Verlag
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Die einzelnen Kapitel der Niederschriften von Maria Valtorta sind auch kostenlos als Hörbuch hier anzuhören! Jeden Tag wird ein neues Kapitel dieses umfassenden Werkes auf YouTube veröffentlicht.