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Monatsbotschaft vom 25. Juli 2022

Der Rosenkranz ist das biblischste Gebet

Anlässlich des Rosenkranzfestes im Oktober 2009 veröffentlichte KIRCHE IN NOT ein Gespräch mit dem Zisterzienserpater Karl Wallner über die Wiederentdeckung des Rosenkranzgebets als Weg zu Gott.

Warum liegt Ihnen das Rosenkranzgebet so am Herzen?

Der Rosenkranz ist mir ein persönliches Anliegen, weil ich durch ihn als Jugendlicher selbst ganz tief den Zugang zum Glauben gefunden habe.

Was haben Sie damals erlebt?

Ich bin auf den Rosenkranz gestoßen, weil er immer am Freitagabend in unserer Dorfkirche gebetet wurde. Am Anfang empfand ich ihn als langweilig, aber mit der Zeit habe ich gerade dadurch richtig beten gelernt. Plötzlich ist ein “Du” vor mir aufgetaucht, wurde Jesus ein “Du” für mich. Durch die Vermittlung der Muttergottes bildete sich eine Beziehung zu Gott. Das war ein Schlüssel-Ereignis in meinem Leben, durch das ich erst richtig gläubig und richtig Christ geworden bin.

Was heißt Rosenkranzbeten?

Ich habe immer einen einfachen Rosenkranz aus Plastik bei mir. Es gibt sehr schöne Rosenkränze. Aber manche schönen Rosenkränze hängt man nur an die Wand, legt sie in Schubladen oder hängt sie hinter den Autospiegel. Meiner ist widerstandsfähig. Er ist ein geweihter Gegenstand, aber er dient vor allem dem Gebrauch. Er ist ganz leicht zu beten: Man lässt die Gebetsschnur durch die Hand gleiten. Wo das Kreuz ist, betet man das Glaubensbekenntnis, die größeren Perlen sind ein Vaterunser und die kleineren Perlen ein “Gegrüßet seist du Maria”. Im Ganzen besteht er aus fünf mal zehn “Gegrüßet seist du Maria”. Jedes der fünf Teile wird “Gesätzchen” genannt, bei jedem Gesätzchen meditiert man ein anderes Geheimnis aus dem Leben Jesu. An den Perlen eines Rosenkranzes werden bestimmte Gebete gesprochen. Was da gebetet wird, das Vaterunser und das Ave Maria, ist biblisch fundiert. Nur an einer Stelle im Ave Maria haben vor allem protestantische Christen Bedenken, wenn es heißt: “Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder.” Sie sagen, warum brauche ich die Gottesmutter Maria, die für mich bittet? Tatsächlich ist es so, dass der Rosenkranz vielleicht das biblischste Gebet ist, das wir Christen kennen. Denn das Vaterunser ist das Gebet, das uns die Heilige Schrift selbst als Lehrgebet Jesu überliefert, und der erste Teil des Ave Maria besteht aus zwei zusammengefügten Bibelworten. Die Marienverehrung ist keine Erfindung von Katholiken, sondern letztlich eine Erfindung Gottes, des Schöpfers, der uns erlösen wollte. Er lässt die Frau in Nazaret grüßen mit den Worten des Engels: “Gegrüßt seist Du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.” Das zweite biblische Wort ist der Gruß, den Elisabeth zu Maria sagt: “Du bist gebenedeit” – also gesegnet – “unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes.”

Warum braucht es diese Fürbitte Marias?

Gott wollte zu uns Menschen in diese Welt hinabsteigen. Er wollte in dieser Welt gegenwärtig werden, in einer menschlichen Weise, mit einem menschlichen Leib, in einer menschlichen Existenz als Jude, aus einer Frau geboren. Die älteste Marienstelle – Galater-Brief, Kapitel 4, Vers 6 – bezieht sich darauf. Dazu verwendet Gott gleichsam Stufen des Abstiegs, eine davon ist Maria. Und deshalb glauben wir, dass Maria der Weg ist, wie wir zu Gott aufsteigen können. Das ist keine Konkurrenz zu Jesus!

Woher kommt der Rosenkranz eigentlich?

Der Rosenkranz ist eine biblische Meditation, die aus dem Mittelalter stammt. Die spannende Geschichte beginnt bei uns Mönchen. In den Klöstern wurden immer die Psalmen gebetet. Gerade bei uns Zisterziensern kamen im Mittelalter viele Laienmönche dazu, die des Lateinischen nicht mehr so mächtig waren. Ihnen hat man dann erlaubt, nicht die 150 Psalmen, sondern zunächst einmal 150 Vaterunser zu beten, aufgeteilt in drei Teile, also dreimal fünfzig. Und dann ist man vom Vaterunser gewechselt auf das Ave Maria. So ist im 12.-14. Jahrhundert der Rosenkranz entstanden. Er ist schnell aus den Klöstern hinausgegangen und zu einer Frömmigkeitsform des Volkes geworden.

Den großen Durchbruch brachte ausgerechnet eine Seeschlacht…

Ja, das war im 16. Jahrhundert die Seeschlacht bei Lepanto, wo der heilige Papst Pius V. zum Gebet aufgerufen hat. Der Sieg über das türkische Heer wurde gerade am 7. Oktober errungen, der deshalb bis heute der Tag des Rosenkranzfestes ist. Sie haben in ihrem Kloster den Rosenkranz als Sturmgebet eingesetzt und um Novizen gebetet, um Neueintritte in den Orden: Wir beten, glaube ich, alle bei uns im Kloster jeden Tag den Rosenkranz. Dass wir so viele Berufungen haben, ist ein Wunder Gottes. Wir haben viele Eintritte. Ich glaube, das kommt daher, dass wir am Abend nach der Komplet vor dem Allerheiligsten knien und vor dem Allerheiligsten den Rosenkranz beten. Er ist einfach das wirksamste Gebet, das es überhaupt gibt. 

Abschreckend wirken die vielen Wiederholungen, obwohl man das bei den heute so beliebten fernöstlichen Gebetsformen ja auch kennt. Was gewinnt man durch das Wiederholen?

Es ist schwer, jemandem den Geschmack eines Wiener Schnitzels zu erklären, der noch nie eines gegessen hat. Den Geschmack lernt man nur kennen, wenn man mal herzhaft zubeißt. Und dasselbe rate ich beim Rosenkranz: einmal herzhaft zubeißen und sich ohne Scheu auf diese fünfzig “Gegrüßet seist du, Maria” einlassen. Jugendliche sollten vielleicht einmal mit zehn “Gegrüßet seist du, Maria” beginnen, also mit einem Gesätzchen. Dann zeigt sich, welch hohe Wirkung diese Wiederholungen haben. Aber indem man beginnt und sich dann Perle für Perle hineinziehen lässt, klärt sich Vieles. Man spürt hinterher fast immer eine höhere Energie, ohne dass ich das esoterisch deuten möchte; man erhält einfach mehr Gnade, Freude und Kraft durch dieses Gebet.

Das Rosenkranzbeten nimmt Zeit in Anspruch – und wir haben doch alle keine Zeit. Wie kann man dieses Gebet so in den Alltag einbauen, dass einem diese Ausrede nicht mehr zur Verfügung steht?

Zunächst einmal: Man muss sich für den Rosenkranz einfach Zeit nehmen. Viele Leute sagen, meistens als Ausrede: Ich bete etwas anderes. In Wirklichkeit beten sie oft überhaupt nichts. Du brauchst einfach auch eine bestimmte Zeit, die du dir nimmst für Gott. Und beim Rosenkranz ist das automatisch vorgegeben. Wir haben an unserer Schule mehrere Studenten aus Asien und Afrika, und mit einem Priester aus Nigeria habe ich beim Autofahren den Rosenkranz auf Englisch gebetet. Wir Deutschsprachigen neigen dazu, den Rosenkranz zu dehnen. Er gehört zügig gebetet, mit einem gewissen Rhythmus, damit wir hineingezogen werden in die Tiefe der Gottesbegegnung. Der Rosenkranz mit dem erwähnten Father Godwin dauerte sechzehn Minuten.

Aber der Rosenkranz ist ein Betrachtungsgebet. Man betrachtet die Geheimnisse Jesu. Das soll zügig und rhythmisch gebetet werden. Wie geht das zusammen?

Betrachtung ist ganz wichtig, es ist ein biblisches Gebet. Deshalb hat ja jedes Gesätzchen ein eigenes biblisches Geheimnis, was Papst Johannes Paul II. sogar erweitert hat im “Lichtreichen Rosenkranz”. Nehmen wir zum Beispiel das Geheimnis “Jesus, der von den Toten auferstanden ist”. Dann geht’s mir so, dass ich mir bei den ersten “Gegrüßet seist du, Maria” dieses Geheimnisses die Auferstehung der Toten vorstelle. Dann fallen mir meistens irgendwelche Leute ein, Situationen, die ich bewältigen muss. Diese Gedanken vertreibe ich nicht, sondern halte es mit Thérèse von Lisieux, die gesagt hat: “Wenn dir Personen einfallen und Gedanken kommen, dann nimm sie mit hinein ins Gebet!”

Vor einigen Jahren haben kubanische Bischöfe KIRCHE IN NOT gebeten, 400 000 Rosenkränze nach Kuba zu schicken. Sie sagten: Wir haben so wenige Priester, da bauen wir die Gemeinden um den Rosenkranz herum auf. Wäre das auch eine Anregung für uns, in Gegenden, in denen die Menschen nicht so leicht zum Gottesdienst können?

Ja. Mutter Teresa hat den Rosenkranz nie aus der Hand gegeben. Ich habe sie 1988 chauffiert. Mutter Teresa ist ins Auto gestiegen, und die Menschen haben sich um das Auto gedrängt. Sie saß neben mir. Ich war wirklich erst im zweiten Gang, da hat sie gesagt: “Lasst uns für Herrn Gorbatschow beten!” Ja, für Gorbatschow! Die Perestroika, die Ereignisse von 1989, waren damals nicht voraussehbar. Und sie hat dann mit ihren Schwestern, die hinter uns gesessen sind, den Rosenkranz gebetet. Ich glaube, dass der Rosenkranz für die ganze Welt geeignet ist, ganz besonders auch für Jugendliche. Es ist ein so simples Gebet. Wir müssen nur die drei Grundgebete können: das Vaterunser, das “Gegrüßet seist du, Maria”, das “Ehre sei dem Vater”, dann vielleicht noch das Fatimagebet. Jugendliche, die damit beginnen, haben etwas in der Hand, sie haben ein Zeitmaß.

Heute sieht man ja den Rosenkranz wieder öfter, nicht nur beim Gebet. Viele nehmen ihn als Mode-Artikel. Ist das gut?

Naja, einerseits freue ich mich, wenn ein religiöser, katholischer Gegenstand verbreitet wird. Aber natürlich ist ein Rosenkranz, den man nur als Schmuckstück trägt, genauso peinlich wie Claudia Schiffer mit einem großen Kreuz auf der Brust.

Was ist denn der Unterschied zwischen einem geweihten Gegenstand, den der Katholik in seinem Glaubensvollzug einsetzt, und einem Amulett, einem Glücksbringer?

Die Grundstruktur ist anders: Mit Amuletten und Steinen möchte man das Göttliche, das Jenseitige, bezwingen, man möchte es, ganz egozentrisch, instrumentalisieren. Unsere geweihten Gegenstände sind uns von Gott geschenkt, damit wir uns auch über unsere Sinne besser mit Gott verbinden. Gott bleibt es überlassen, auf unser Gebet so zu antworten, wie es Seiner Liebe zu uns entspricht. Da ist ein gewaltiger Unterschied.

Ein herzliches Vergelt`s Gott an Kirche in Not für die freundliche Abdruckgenehmigung. Das Interview ist ein Gesprächsauszug aus der Hör-CD “Christliche Spiritualität - der Rosenkranz”. Sie ist gegen Spende bei Kirche in Not erhältlich, oder auch in der Mediathek: www.katholisch.tv abrufbar.

Quelle: Zeitschrift "medjugorje aktuell", Heft 103.