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Monatsbotschaft vom 25. Juli 2022

Interview mit Msrg. Joseph Vianney Fernando, Vorsitzender der Bischofskonferenz von Sri Lanka

Msrg. Joseph Vianney Fernando, Bischof der Diözese Kandy auf Sri Lanka und Vorsitzender der Bischofskonferenz von Sri Lanka war im Juli 2006 auf einer fünftägigen Pilgerreise in Medjugorje. Am Freitag, dem 21. 07., war er Hauptzelebrant in der Messe für englisch sprechende Pilger und hielt die Predigt. Er traf mit den Franziskanern im Pfarrhof zusammen und sprach mit ihnen auch über die Ereignisse in Medjugorje. Vor seiner Abreise gab er uns ein Interview, in dem er über seine Diözese, über sein Land und über seine Eindrücke von Medjugorje sprach. (Das Gespräch führte Lidija Paris)

          Msrg. Fernando, danke dass Sie gekommen sind und dass Sie sich für dieses Interview bereit erklärt haben. Seien Sie so freundlich und berichten Sie uns etwas von sich, von Ihrer Diözese und von Ihrem Land.

          Ich komme aus einem Land, das südöstlich von Indien liegt. Das ist zwar eine große Insel, aber dennoch hat es als kleines Land etwa 20 Millionen Einwohner. Die Mehrzahl der Einwohner - etwa 74% - sind Buddhisten. 7% sind Christen und 7% Moslems, der Rest -  um die 14% - sind Hinduisten. In unserem Land sind alle wichtigen Religionen vertreten. In Sri Lanka gibt es neben anderen zwei wichtige Sprachen: Singhalese und Tamilisch. Was die Kirche betrifft, so haben wir 11 Diözesen und 13 Bischöfe.

         Das Christentum besteht hier schon seit dem fünften Jahrhundert. Als  Sri Lanka 1505 portugiesische Kolonie wurde, haben die Portugiesen eine Amtskirche eingeführt. 150 Jahre danach haben die Holländer dieses Land besetzt. Sie wiederum waren Presbyterianer. Sie haben den Katholizismus verboten, denn sie haben ihn mit den Portugiesen gleichgesetzt. Sie haben alle Katholiken umgetauft. Das war für die Katholiken in Sri Lanka eine arge Prüfung. Wir wurden 150 Jahre lang verfolgt, aber die Leute haben ihren Glauben bewahrt. Als dann die Holländer geschwächt waren, besetzte 1806 das Britische Imperium Sri Lanka. Die Briten sind wohl Anglikaner, aber sie waren zu den Katholiken nicht so unnachgiebig und gaben ihnen die Glaubensfreiheit. Daraufhin hat die Kirche begonnen, im ganzen Land  Schulen zu errichten. Dank dieser Erziehungseinrichtungen bekam die Kirche immer mehr Einfluss. Nach der Unabhängigkeitserklärung im Jahre 1948 gewann der Buddhismus die Oberhand. Der Höhepunkt dieser Bewegung war 1960, da wurden unsere Schulen alle verstaatlicht. Die Leute regten sich auf, es gab auch Gewaltanwendungen, aber wir haben nachgegeben. Wir haben nicht gekämpft. Unser Dienst an der Nation auf dem Gebiet der Erziehung und der Unterweisung war verloren gegangen. Zehn Jahre danach kam es im Süden des Landes unter dem Einfluss neuer Wertvorstellungen des Marxismus und ähnlichem zu ersten Unruhen. 1975 kam es zu einer gewalttätigen Revolution….

          Dieser Krieg dauerte lange; seit drei Jahren herrscht Waffenstillstand, aber die Gefahr des Krieges ist noch nicht gebannt. Ein Guerillakrieg zwischen Aufständischen, die eine Minderheit in der Regierung haben, ist jederzeit möglich. Seit wir von den Briten die Unabhängigkeit erhalten haben, herrscht das ständige Gefühl vor, dass die Tamilen in ihrer Minderheit diskriminiert werden. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit. Die Menschen mit tamilischer Sprache machen etwa 12% der Bevölkerung aus und die Hälfte von ihnen lebt im Süden unter den Singhalesen. In meiner Diözese leben 85.000 Katholiken, von denen mehr als die Hälfte tamilisch sprechen. Ich selbst spreche beide Sprachen (tamilisch und singhalesisch). Alle meine Priester sind zweisprachig. Sri Lanka ist ein wunderschönes Land. Im Süden herrscht ein wunderbares Klima, der Norden ist allerdings sehr trocken. Industrie gibt es keine. Es gibt Gegenden, in denen eine Diskriminierung geradezu herausgefordert wird. Das ist die derzeitige Situation von Sri Lanka.

Was tut die Kirche in dieser Situation?

          Die Kirche ist in einer sehr schwierigen Lage, was die ethnischen Zerwürfnisse betrifft, denn nur die Kirche, nur die Christen haben in ihren Reihen beide Völkerschaften. Die Buddhisten sind alle Singhalesenund die Hindus sind Tamilen. Auch die Moslems sind in ihrer Mehrheit Tamilen.In der KatholischenKirche haben wir 3 Bischöfe, die Tamilen sind und 8, die  Singhalesen sind.Unsere Zusammenarbeit ist ohne Probleme. 1993 hat die Bischofskonferenz von Sri Lanka ein Pastoralschreiben über die derzeitige Situation, über die Nation und ihre Krise verfasst.Wir analysierten die gesamte Situation, besonders die geistige Vorstellungswelt der Singhalesen so wie der Tamilen. Wenn wir dieses Problem lösen wollen, müssen wir von der Realität ausgehen und nichtvon der geistigen Vorstellung einzelner Volksgruppen. Wir vertraten den Standpunkt – alle Bischöfe gemeinsam – dass dieses Problem nur im Rahmen eines souveränen Staates mit maximaler Dezentralisation zur Peripherie und zu den Provinzen zu lösen ist. Das sind die Streitigkeiten der jüngsten Vergangenheit. Die Geschichte unseres Landes beginnt um das Jahr 2500 v. Chr. Auch die Singhalesen und die Tamilen kamen vor einigen tausend Jahren aus Indien. Beide Gemeinschaften sind hier eingewurzelt mit ihren Traditionen, mit ihrer Kultur und mit ihren Religionen.

          Wie ich gesagt habe, die Bischöfe stehen auf dem Standpunkt, dass dieses Problem wegen der gerechtfertigten Beschwerden der Tamilen von Sri Lanka aufgeflammt ist. Die Ungerechtigkeiten können nur durch die Delegierung der Verwaltung an die Peripherie gebessert werden.

Was führt Sie nach Medjugorje?

            Lange schon hege ich den Wunsch hierher zu kommen, seit die Erscheinungen angefangen haben. 1983 wurde ich Bischof, also zwei Jahre nach dem Beginn der Erscheinungen. Ständig höre ich von Menschen, die in Medjugorje waren, wie wunderbar sie sprechen, was das für eine große und gewaltige Erfahrung ist. „Sie müssen dorthin gehen, Sie müssen es sehen…“ Viele Pilgeragenturen haben mich eingeladen. Hätte ich zugestimmt, wäre ich anstatt Bischof in der Diözese Kandy zu sein, Bischof außerhalb der Diözese Kandy gewesen. Ein Freund, ein Priester aus Palestrina in der Nähe von Rom, hat zu mir gesagt: „Wenn Du das nächste Mal nach Europa kommst, musst du gehen, die Gospa will, dass du nach Medjugorje kommst.“ Das hat mich tief ergriffen, ich hatte zwar insgesamt nur 6 Tage für Rom, aber er sagte mir, wir brauchen mindestens 3 Tage für Medjugorje. Er sorgte dann für alles andere.

Was haben Sie in Medjugorje gemacht?

            Wir gingen auf den Berg der Erscheinungen und beteten den Rosenkranz. Wir haben dann zwei Stunden an verschiedenen im Gebet verbracht. Ich habe auch bei einer hl. Messe konzelebriert und war bei der Anbetung…  Ich glaube, dass Gott diesen Ort berührt hat. Im übrigen, es ist kaum zu begreifen, diese außergewöhnliche geistige Atmosphäre, die man hier bei jedem Atemzug erfahren kann. Das sage ich als einfacher Pilger und nicht als Bischof.

In der Tat, es gibt keinen Widerspruch zwischen diesen beiden Dingen! Haben Sie den Pilgern die Beichte abgenommen?

            Eine von diesen Ankündigungen, die man mir machte, war, dass ich Beichte hören werde. Ein gewaltiges Erlebnis. Darum sage ich, das ist das Verdienst der Gospa. Der Heilige Geist verbreitet sich rasch. Werte ändern sich. Die Gospa spricht in ihren  Botschaften immer von Bekehrung und vom Opfer. Ich glaube, dass wir das notwendig gebraucht haben.

Hier in Medjugorje nennt sich die Gospa Königin des Friedens und der Versöhnung.

          Betrachten sie, was sich in der Welt alles ereignet: Israel, Palästina, Libanon, Indien, Kaschmir, Sri Lanka, Osttimor…  Gott ist sicher sehr besorgt wegen dieser Situation. Am Kreuze hat uns Jesus seine Mutter gegeben…

Jesus sagt: „Den Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch… nicht so wie die Welt ihn gibt...“  Worin liegt der Unterschied?

             Jesus hat uns deutlich gesagt, dass Frieden nicht mit Gewalt herbeizuführen ist, nur durch Teilen, durch brüderliche Liebe. Er verspricht uns den Frieden im wahrsten Sinne des Wortes. Es gibt ein schönes englisches Lied, das da sagt: „Friede sei der Erde und er beginne zuerst in mir“.