„Das ist die Zeit und der Ort der Bekehrung. Hier leben wir die Neuevangelisierung.“
In einem Interview mit Radio Mir Medjugorje sprach Erzbischof Henryk Hoser, der Apostolische Visitator für Medjugorje, über seine Zeit in Afrika, er verglich dabei das Marienheiligtum Kibeho mit Medjugorje und erwähnte die guten Früchte, die er durch Medjugorje erfahren darf.
Wir alle in der Pfarre sind so froh und dankbar, das Sie nach Medjugorje entsandt wurden und dass Ihnen der Heilige Vater diese Mission anvertraut hat. Wie erleben Sie selbst Medjugorje?
Ich empfinde die selbe Freude und kann nur sagen, dass ich sehr froh bin, hier zu sein. Das ist bereits meine zweite Mission hier. Vergangenes Jahr war ich als besonderer Delegat des Heiligen Vaters in Medjugorje und dieses Mal als dauerhafter Apostolischer Visitator. Diese beiden Missionen unterscheiden sich sehr voneinander. Denn jetzt soll ich nicht nur die Situation kennen lernen, sondern auch die Probleme und Herausforderungen dieses Ortes, und gemeinsam mit meinen Mitarbeitern Lösungen dafür finden.
Jesus kommt zu Weihnachten als Kind in einer Familie zu uns. Die Familie war immer Angriffen ausgesetzt, besonders aber heute. Wie können wir die Familie schützen und wie kann uns das Vorbild der Heiligen Familie dabei helfen?
Zuerst müssen wir verstehen, dass der Mensch von Anfang an innerhalb des Rahmens einer Familie geschaffen wurde. Die Verbindung von Mann und Frau wurde gesegnet in ihrer Fruchtbarkeit. Die Familie ist das Abbild der Heiligen Dreifaltigkeit auf Erden und die Familie ist die Keimzelle der Gesellschaft. Um den Sinn für die Familie auch heute zu bewahren, müssen wir die Mission der Familie in der Welt betonen. Sie ist Quelle und Weg zu einem erfüllten menschlichen Leben.
Sie sind Arzt, Pallottinerpater, ein Missionar, der 21 Jahre in Afrika verbrachte. Können Sie uns Ihre Erfahrungen aus der Mission mitteilen?
Es ist schwer, das in einigen Worten auszudrücken. Es war vor allem eine Erfahrung der verschiedenen Kulturen, denen ich begegnet bin. Den Großteil meines religiösen Lebens verbrachte ich im Ausland, fern meiner Heimat. Zusammenfassend könnte ich sagen, dass die menschliche Natur überall die selbe ist. Als Menschen sind wir uns alle ähnlich. Die Unterschiede zwischen uns sind kultureller Natur, sowohl in positiver, als auch in negativer Hinsicht. Jede Kultur hat positive und aufbauende Elemente, die der Entwicklung des Menschen dienen, aber sie kann genauso Elemente enthalten, die den Menschen zerstören. Leben wir deshalb mit all den positiven Elementen unserer Kultur in der Fülle unserer menschlichen Natur.
Sie waren auch Apostolischer Visitator in Ruanda. Wie würden Sie das Heiligtum von Kibeho mit Medjugorje vergleichen?
Ja, da gibt es viele ähnliche Elemente. Die Ereignisse begannen dort 1981. Die Muttergottes wollte die Menschen vor künftigen Ereignissen, die sich dann als Genozid erwiesen, warnen. Das war die Mission der Königin des Friedens, und es ist gewiss die Fortsetzung der Ereignisse von Fatima. Kibeho ist heute ein anerkanntes Heiligtum, das sich entwickelt. Zugleich ist es der einzige anerkannte Erscheinungsort Afrikas. Die Erscheinungen in Medjugorje begannen ebenfalls 1981, einige Monate vor Kibeho und es zeigte sich, dass sie eine Bedeutung für den Krieg in Ex-Jugoslawien hatten. Die Verehrung der Königin des Friedens entwickelt sich hier in Medjugorje und wir finden viele Ähnlichkeiten mit den Erscheinungen von Fatima. Die Anrufung „Königin des Friedens“ in der Lauretanischen Litanei wurde von Papst Benedikt XV. 1917, im Jahr der Erscheinungen von Fatima, in der Zeit des I. Weltkrieges und der Russischen Revolution eingefügt. Wir können auf diese Weise Gott als den in der menschlichen Geschichte „immer Gegenwärtigen“ erkennen, der uns die Gottesmutter sendet, um uns nahe zu sein.
Heiligtümer erfüllen in der heutigen Zeit eine wichtige Aufgabe. Und so hat Papst Franziskus die Kompetenzen über sie von der Kleruskongregation auf den Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung übertragen. Findet in Medjugorje diese Neuevangelisierung statt?
Darüber gibt es keinen Zweifel. Wir leben hier die Neuevangelisierung, wo sich die Verehrung der Gottesmutter so dynamisch entfaltet. Hier ist die Zeit und der Ort der Bekehrung. Hier entdeckt man die Existenz Gottes in seinem Leben und Gottes Sehnsucht, im Herzen des Menschen gegenwärtig zu sein, in einer Gesellschaft, die so lebt, als ob es Gott nicht gäbe. Das ist allen Marineheiligtümern eigen.
Sie haben bereits einige Monate hier in Medjugorje verbracht. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Früchte von Medjugorje?
Das sind die Früchte der tiefgreifenden Bekehrung. Ich denke, dass die reifste und wichtigste Frucht das Phänomen der Umkehr durch die Beichte, den Frieden und die Versöhnung ist. Das alles ereignet sich hier, es ist das wichtigste Element.
Papst Franziskus hat Sie am 31. Mai 2018 zum Apostolischen Visitator für die Pfarre Medjugorje ernannt. Es ist eine pastorale Aufgabe, um eine dauerhafte und solide Seelsorge für die Pfarre und die Gläubigen, die hierher kommen, sicherzustellen. Was sind Ihre Eindrücke vom pastoralen Leben in Medjugorje?
Das pastorale Leben kann sich hier noch entfalten und soll geeignete Rahmenbedingungen erhalten. Pilger zu empfangen bedeutet nicht nur, ihre materiellen Bedürfnisse zu erfüllen und ihnen geeignete Unterkünfte und Verpflegung bereitzustellen. Das alles existiert hier und funktioniert. Über all dem sollte das pastorale Angebot den Pilgern, die hierher kommen, gerecht werden. Zwei Hürden, die ich beobachtet habe, möchte ich dabei betonen: Manchmal, wenn die Zahl der Pilger steigt, gibt es nicht genügend Beichtpriester für verschiedene Sprachgruppen. Pilger kommen aus 80 verschiedenen Ländern hierher. Das andere Hindernis ist das Fehlen von Möglichkeiten, die Heilige Messe in verschiedenen Sprachen zu feiern. Wir müssen solche Möglichkeit schaffen, damit die Menschen in ihrer Sprache die Heilige Messe feiern können. Und über all dem sollten wir in der Lage sein, die Immerwährende Anbetung des Allerheiligsten Altarsakraments anzubieten.
Sie kommen aus Polen und es ist uns bekannt, dass die Gläubigen in Ihrer Heimat eine besondere Verehrung für die Gottesmutter haben.
Die Rolle von Maria ist fürwahr groß. Polnische Gottesverehrung ist immer marianisch geprägt. Vergessen wir nicht, dass die Gottesmutter Mitte des 17. Jahrhunderts zur Königin von Polen ernannt wurde. Das war auch eine politische Geste, die vom König und vom Parlament dieser Zeit bestätigt wurde. Man findet das Bild der Gottesmutter in jedem christlichen Haus in Polen. Das älteste religiöse Lied in polnischer Sprache aus dem Mittelalter wurde zu Ehren der Gottesmutter komponiert. Und alle polnischen Ritter trugen das Bild der Jungfrau Maria auf ihrem Schild.
Den Menschen fehlt der Friede, der Friede des Herzens, der Friede unter den Völkern und in der Welt. Zugleich bezeugen viele Menschen hier einen Frieden, den sie auf diese Weise sonst nirgendwo erfahren können. Welche Rolle hat Medjugorje Ihrer Meinung nach heute?
Jesus ist in unserer menschlichen Natur als König des Friedens zu uns gekommen. Gott bringt uns den Frieden, den wir so dringend auf allen verschiedenen Ebenen benötigen, und die Schule des Friedens, die wir hier erleben, scheint uns sehr zu helfen, wie viele Menschen, die an diesen Ort kommen, bezeugen. Zugleich finden sie hier die Bereiche der Stille und des Gebetes, Orte der Sammlung. Das alles sind Elemente, die uns zum Frieden mit Gott und mit anderen Menschen führen.
Möchten Sie den Hörern dieses Interviews abschließend etwas sagen?
Ich möchte allen frohe Weihnachten wünschen mit den Worten des Engels: Friede den Menschen seiner Huld! Die Gospa sagt uns, dass Gott uns liebt. Eines der Fundamente unseres Glaubens ist der Wille Gottes, alle Menschen, ohne Ausnahme, zu retten. Und wenn das nicht geschieht, dann liegt es an uns. Wir sind deshalb auf dem Weg, der uns in eine lichte Zukunft führt.
Quellennachweis: www.medjugorje.hr
01. Januar 2019